Schitourentage II 2025 im Val Müstair
vom 27.2. bis 3.3.2025
Teilgenommen: 14 Personen
Nachdem es in ganz Österreich heuer einen eher schneearmen Winter gegeben hat und die Sonne die Südhänge bis weit rauf schon ausapern ließ, hatte ich doch ein wenig Bedenken was uns hier im Dreiländereck Südtirol/Österreich/Schweiz erwarten wird.
Die Berge sind hoch und der Talboden liegt auch schon gut über 1000 m und so vertraute ich den Rückmeldungen unserer netten Gastgeber, dass es genug Schnee zum Tourengehen im Val Müstair gäbe.
Durch die längere Zeit ohne größere Neuschneezuwächse war die Lawinengefahr sehr gering und auf der Webseite des Alpenvereins mit 1 bis 2 für unsere Ziele angeben. So konnten wir uns durchaus auch in steileres Gelände wagen ohne allzu große Gefahren einzugehen.
Am Donnerstag den 27.2. reisten wir um 6 Uhr von Salzburg ab, um noch am selben Tag im Hochtal von Rojen am Reschenpass eine erste Tour zu gehen.
1.Tag: Äußerer Nockenkopf 2770m
Anstieg rund 900 Hm
Gegen 10 Uhr standen wir am Parkplatz vom Schilift Rojen und tatsächlich konnten wir gleich von den Autos aus mit den Tourenschiern wegstarten.
Es geht gleich über baumfreies Gelände am Weiler Rojen vorbei und dann steil durch einen breiten Graben auf eine schön kupierte Hochfläche. Der Gipfel ist schon in Sichtweite und im ersten Mittagsfirn geht’s in der Zick - Zack Spur dem Gipfel entgegen. Ein kurzer steiler Grat noch und wir sind alle beim Gipfelkreuz.
Was für eine Aussicht bei tiefblauem Himmel: Weißkugel im Osten, Ortler im Süden und im Norden der Piz Buin. Tief unten der noch zugefrorene Reschenstausee mit ein paar Eisläufern und Kite Eissurfer.
2.Tag: Piz Daint 2968m
Anstieg rund 1000 Hm
Ein Klassiker wartet auf uns und wir sind fast alleine im weiten Talboden des Ofenpasses. Hier ist noch reichlich Schnee und die Langlaufloipen gut gespurt. Uns zieht es jedoch bergan und nach einem längeren Durchschlupf durch einen wunderbaren Kiefernwald gelangen wir über einen kleinen Übergang ins Nachbartal auf die Schulter des Piz Daint. Die breite Schulter unseres Berges zieht sich wohl ein wenig, denn weit vor uns, ganz klein, sehen wir eine Gruppe Tourengeher am steilen Gipfelhang. Stetig aber doch machen wir Höhenmeter um Höhenmeter und legen am sehr glatt gefegten eisigen Gipfelhang vorsichtshalber die Harscheisen an.
Am aussichtsreichen Gipfel angekommen wird erst mal ausgiebig gerastet und die Aussicht Richtung Livigno und in die Engadiner Bergwelt genossen.
Am Horizont ist schon der Piz Bernina und Piz Palü mit seinen mächtigen Gletschern zu erkennen.
Nach längerer Gipfelrast beschließen ein paar sehr gute Schifahrer in die 45 Grad steile Nordrinne einzufahren, der Rest der Gruppe wählt sicherheitshalber die flachere Westabfahrt.
Die extrem steile Einfahrt in die Rinne benötigt von jedem volle Konzentration und einen Sturz in so steilem Gelände sollte man tunlichst vermeiden. Der Schnee in der Nordrinne ist dann leider schlechter als erwartet und erst im unteren Teil wieder ein Genuß, weiter oben hat der Wind leider eine härtere Schneeschicht gepresst.
Als es Gerda im Mittelteil der 600 Hm langen Rinne den Schi aufschlägt und dieser ungebremst talwärts saust, bleibt uns Allen erst mal für einen Moment das Herz stehen. Nach 200 Hm erst fängt der Schistopper den Schi wieder ab und so muss unsere Bergkameradin diese Höhendifferenz mit nur einem Schi (in der Hand) runterrutschen bzw. -gehen. Aber mit der nötigen Erfahrung und Routine geht alles gut und so meistern wir zu Fünft diese herausfordernde Steilabfahrt und blicken zufrieden retour.
Eine felsige Steilstufe bildet das abrupte Ende dieser langen und steilen Diretissima, weshalb wir etwas seitlicher einen gut fahrbaren Hang ansteuern und von dort problemlos bis zur Straße abfahren können.
Unsere Autolenker kommen rasch per Autostopp zurück zu den am Ausgangspunkt geparkten Autos und wir dürfen einstweilen nochmals in Ruhe unsere Steilrinne betrachten und dieses Abfahrtserlebnis Revue passieren lassen.
Mit der restliche Gruppe treffen wir uns dann bei einem gemeinsamen Ausklang auf einer sonnigen Gasthausterrasse und man sieht nur zufriedene und glückliche Gesichter im Rückblick auf diese herrliche Schitour auf einen Fast - Dreitausender.
3.Tag: Piz Terza 2908 m
Anstieg ca. 1000 Hm
Heute gibt es leider ein paar Restwolken einer nächtlichen Kaltfront und so entscheiden wir uns für diese vermeintlich leichte Tour. Wie sich jedoch herausstellt ist der etwas verwinkelte Gipfel bei Nebel gar nicht so leicht auffindbar zu machen und so orientieren wir uns an einer noch halbwegs erkennbaren alten Aufstiegsspur. Die Mühe hat sich gelohnt, denn kaum am Gipfel angekommen reißt es, wie prognostiziert auf und die Sonne wärmt uns bei unserem Gipfelsieg.
Auch hier überlegen wir wieder, welche Abfahrtsvariante heute wohl am besten gehen möge und so fahren wir nach längerem Kartenstudium nordseitig in herrlichem Pulverschnee, zuerst sehr steil und dann über wunderbare Almen, bis zu einer Forststraße ab. Diese wird im Winter als Rodelbahn benutzt und so können wir im Schusstempo bis zum Ausgangspunkt zurückgleiten.
4.Tag: Piz Cotschen / Rötlspitze 3036 m
Aufstieg 1350 Hm
Stahlblauer Himmel lässt uns zu unserem „echten Dreitausender“ aufbrechen. Mit dem am Tag zuvor schon ausgeliehenen Schrankenschlüssel für die schmale Passstraße können wir die bis zu einem Sendemasten geräumte Straße rauffahren. Ab da heißt es dann Felle rauf auf die Schi und Abmarsch. Schnell kommen wir über einen kleinen Ziehweg auf eine wunderschön gelegene Hochalm von der aus uns ein längerer Talhatscher doch ein wenig fordert. Die herrlich weißen Schihänge unseres Gipfels immer im Auge ist auch das Tälchen bald überwunden und spuren wir dem Ziel entgegen. Entlohnt werden wir mit einem Gipfelausblick direkt im Antlitz des mächtigen Ortlers.
Unter uns ist die tief verschneite Stilferjoch - Straße erkennbar. Herrlicher Pulverschnee lässt bei der anschließenden fast endlosen Abfahrt unser aller Herzen noch einmal höher schlagen
5.Tag: Piz Turettas 2962m
Aufstieg 1300 Hm
Auch an unserem letzten Tag lassen wir uns nicht lumpen und starten nochmals zu einer 1300 Hm Tour. Vom Parkplatz geht es auf leider schon stärker verspurten Hängen über eine Almhütte hinweg zu einem langgestreckten Bergkamm. Unterwegs zieht sich die Spur durch große Felsbrocken und kleine klammartige Tälchen hindurch und bietet somit eine gute landschaftliche Abwechslung zu den gleichmäßigen Wiesenflächen der Almen zuvor. Linkerhand sieht man dann bald den Gipfel mit seiner imposanten rund 40 Grad steilen Gipfelflanke. Ein riesiger alter Schneebrettanriss entlang des Gipfelgrates, mit einem im Auslauf angehäuften gewältigen Lawinenkegel zeugen von dem bei schlechteren Verhältnissen hier nicht zu unterschätzenden Gefahrenpotential.
Diesem Lawinenhang seitlich ausweichend erreichen wir den herrlichen Gipfel. Mit ein wenig Wehmut, dass so wunderbare Schitourenerlebnisse wieder dem Ende zugehen, schwingen wir nochmals den tatsächlich sehr steilen Gipfelhang hinunter, fotografieren und filmen und müssen nach längerer kraftraubender Abfahrt über die harschigen und verspurten unteren Hänge dann doch wieder die an die Heimreise in den Alltag denken.
Fazit
Trotz beachtlicher Gruppengröße (14 Teilnehmer*Innen) waren es sehr erfolgreiche und erlebniserfüllte Schitouren in einem noch eher unbekannten Tal. Alle 5 Gipfel wurden von den Teilnehmern gemeistert und es gab dazu immer beste Stimmung und Kameradschaft in der Gruppe.
Das ist nicht selbstverständlich und so freut es mich immer wieder, derartige Tourentage ehrenamtlich für die Berg- und Schisektion der Gewerkschaft des Magistrat Salzburg zu organisieren und dabei selbst so viel Spaß und Freude mit dem gemeinsam Erlebten zu haben.
Bericht und Organisation:
D.I. Michael Handl
Stv. Obmann der Berg. und Schisektion der YOUNION Salzburg
