Schitourentage in Innervillgraten Osttirol
Ehrenamtliche Organisation und Bericht: D.I. Michael Handl
Als wir am Mittwoch den 26.2.2020 mit dem VW Bus in Richtung Osttirol fuhren und uns wieder einmal auf 4 gemeinsame Tourentage freuten, ahnten wir noch nicht, wie schnell und abrupt die heurige Schitourensaison Mitte März aufgrund der heraufziehenden Covid 19 Pandemie endet und die damit verbundenen Einschränkungen die ganze Welt erfassen würde.
So gelangten wir gut gelaunt am Abend in Innervillgraten an und bemerkten bereits bei der Anfahrt, welche Schäden der massive frühe Wintereinbruch im Süden mit 4 Mittelmeertiefs in Folge in der Landschaft hinterlasse hatte. Murenabgänge, massenhaft umgeworfene Bäume und Nassschneelawinenkegel prägten das Bild ins Tal. Ja, und diesem Schnee aus dem November ist dann bis zu diesem Mittwoch unserer Anreise kaum nennenswerter Neuschnee in Osttirol gefolgt.
Der Trost für unsere 8 köpfige Gruppe: Lawinengefahr nahezu Null.
Unser traditionell geführtes Quartier erweist sich als sehr gute Entscheidung und wir werden von Anfang an sehr herzlich begrüßt und kulinarisch verwöhnt.
1.Tag: Eggeberg Kreuzspitze 2624 m und Pürgers Kunke 2500m von Kalkstein
Donnerstag 27.2.2020
Ein strahlend schöner Morgen weckte unsere Gipfelambitionen und so starten wir vom Parkplatz bei der Kirche Kalkstein, wo übrigens der über die Landesgrenzen hinaus durch eine langjährige Rachefehde bekannt gewordene Wilderer“Pius Walder“ begraben liegt.
Taleinwärts geht es gemütlich und wir freuen uns über eine leichte erste Neuschneeauflage des Vortages – gerade so viel, dass der harte Altschnee sich etwas weicher unter den Tourenschiern anfühlte. In einem großen Rechtsboden vorbei an schönen alten Almhütten erreichen wir den wunderbar breiten und weitläufigen Hang zum Gipfel der Kreuzspitze hinauf. Die letzte sehr steile Stufe erklimmen wir mit Harscheisen an der Bindung. Traumhaft ist der Rundblick, einerseits in die Dolomiten mit den markanten Drei Zinnen und andererseits in Richtung Hohe Tauern. Überall Schitourengelände vom Feinsten. Bei der Abfahrt genießen wir die 3 cm Neuschnee – kein Wiederstand beim schwingen – man glaubt zu schweben. Im Talboden angekommen entschließt sich ein Teil der Gruppe noch eine steile Rinne mit herrlichem Neuschnee hinaufzugehen und wir nehmen dabei auch gleich noch einen weiteren Gipfel mit, die Pürgers Kunke.
Nach 1600 Hm am ersten Tag schmeckt das alkoholfreie Franziskaner in der Almhütte beim Parkplatz umso besser. Ein kurzer Blick in die Kirche und zum kultig verzierten Grab des Pius Walder gehört abschließend dazu.
2.Tag: Rotes Ginggle 2763m
Freitag 28.2.2020
Über Nacht hat es wieder ein wenig dazu geschneit und langsam verziehen sich die Schneewolken. Nur mit Schneeketten gelangen wir mit dem VW Bus zum Parkplatz beim letzten Bauern. Vorbei an der wunderschönen Kamelisenalm mit ihren gut erhaltenen Almhütten und Kirchlein ziehen wir unsere Spuren durch das unverspurte Schigelände. Ideal reiht sich ein Pulverschneehang an den anderen und mit etwas Orientierungssinn und Kartenlesen finden wir den in weitem Bogen ausholenden Anstieg bis zum Schidepot. Von dort stapfen wir entlang eines Grates zum herrlichen Gipfel des Roten Ginggle – wohl ein Muss für jeden Schitourengeher im Villgratental, ob des traumhaften Tourengeländes. Bei wolkenlos blauem Himmel schweben wir mit ein paar herzhaften „Juchizan“ über ideale Schihänge zurück ins Tal und genießen den Nachmittag auf der sonnigen Terrasse unseres Gasthofes.
3.Tag: Hohes Haus 2784m
Samstag 29.2.2020
Wieder kündigt sich ein sonniger Tag an, auch wenn schon die ersten milchigen Wolken die Entscheidung nach der Stärke des Sonnenschutzes schwer machen. Direkt oberhalb von Innervillgraten startet diese Tour in ein herrliches Hochtal. Nach einem längeren Hatscher ins hintere Tal gelangen wir wieder zu traumhaft kupierten Schihängen und spuren wir in 20cm Pulverschnee zu einer Scharte der sog. Villponer Lenke auf 2550m. Die letzten 230 Hm gelangen wir über einen gemütlichen breiten Hang zum Gipfel des Hohen Haus. Die Abfahrt lässt dann keinen Wunsch eines idealen Pulver - Schitages unerfüllt. Das Tal hinaus lassen wir’s dann einfach „laufen“.
Nach drei so herrlichen Tagen kann uns das angekündigte Schlechtwetter für Sonntag kaum erschüttern – es gibt bei Schitouren ja kein Schlechtwetter sondern maximal nur schlechte Ausrüstung.
4.Tag: Marchkinkele 2545m
Sonntag 1.3.2020
Na gut, der Tag ist so wie angesagt: Schneefall und nebelverhangene Berge. Wir starten wieder in Kalkstein und wenden uns in Richtung der Staatsgrenze nach Südtirol, wo auch unser Ziel das Marchkinkele liegt. Die immer steiler werdende Aufstiegsroute kann man im Nebel nur erahnen, doch wir spuren Serpentine für Serpentine bergwärts, bis wir vor einem letzten Steilaufschwung zur Scharte zwischen Gannekofel und Marchkinkele gelangen. Die letzten Meter heißt es die Harscheisen anziehen und ein wenig aufpassen, denn es ist sehr abgeblasen und rutschig.
Fast Geschafft ! Nach ein paar Schluck Tee geht es im Nebel und Schneefall mit viel Orientierungssinn dem Grat entlang Richtung „vermutetem“ Gipfel. Es heißt achtsam sein, denn das rundum weiße Gelände lässt kaum eine Orientierung zu. Plötzlich reißen für wenige Augenblicke ein paar Nebelfetzen auf und wir erkennen, dass wir nur mehr wenige Meter vom Gipfelkreuz entfernt angekommen sind. Erleichtert und glücklich den Gipfel doch noch „gefunden“ zu haben fallen wir uns in die Arme. Jetzt heißt‘s nur noch heil runter finden und so fahren wir unseren Aufstiegsspuren entlang zurück zum Sattel, von wo aus die Sicht wieder besser wird und wir die herrlichen Hänge hinunterschwingen können.
Dieser letzte Tag und die vielen schönen Eindrücke der letzten Tage werden bei einer guten Jause in der Almstube von Kalkstein zufrieden und glücklich revue passieren gelassen.
„Schön war’s wieder und alle samma gsund wieder obi kommen“ – so der einhellige Tenor in der Gruppe – unser Motto: „ Auf a Neues im nächsten Jahr“