Stadtsiegel in Silber für Geologen Hermann Brandecker

02.09.2016

Für seine Verdienste um die Stadt Salzburg hat am Freitag, 2. September 2016, Bürgermeister Heinz Schaden dem Doyen der österreichischen Ingenieursgeologie, Dr. Hermann Brandecker, im Schloss Mirabell das „Stadtsiegel in Silber“ überreicht. Der freiberufliche Geologe feierte am 28. August seinen 94. Geburtstag.

„Ich habe tiefen Respekt vor den Leistungen ihrer Generation“, sagte Schaden. Und erinnerte daran, dass der Geehrte von Jugend an eine schwere Zeit durchleben musste, sich aber immer wieder „derrappelt“ habe und in seinem Beruf, sowohl angestellt als auch freiberuflich, höchst erfolgreich war. Unter anderem habe Brandecker bei der Sanierung der Festung, den Gasteiner Thermalquellen und dem Autobahnbau bei Mondsee mitgewirkt. „Sie sind da ja tagtäglich mit dem Fahrrad von Salzburg nach Mondsee gefahren. Eine beeindruckende Distanz“, merkte Schaden an und schenkte Brandecker als kleine Anerkennung ein Miniaturfahrrad aus seiner persönlichen Sammlung.

Von Anfang an dabei beim „Geomechanik-Kolloquium“

Nach Jugendjahren in seiner Heimat Windischgarsten musste Hermann Brandecker 1941 bis 1945 im Krieg verbringen. Den ersten Studienjahren an der heutigen Montanuniversität Leoben folgte das Geologiestudium in Graz. Nach der Promotion 1950 begann sein Berufsweg im soeben eröffneten Ingenieursbüro für „Geologie und Bauwesen" von Leopold Müller in Salzburg. Dabei erlebte Brandecker 1951 das erste „Salzburger Kolloquium", das sich in den Folgejahren zum jährlich stattfindenden und international renommierten „Salzburger Geomechanik-Kolloquium" entwickelte.

Konzentration auf boomendes Autobahnnetz

Ab 1952 folgte eine Zusammenarbeit mit dem 1964 an die Technische Universität Graz berufenen Christian Veder und schließlich die Tätigkeit beim Salzburger Energieunternehmen SAFE. 1957 machte sich Brandecker selbständig, wobei er den Schwerpunkt seiner Arbeit zunehmend auf das boomende österreichische Autobahnnetz konzentrierte. Beispielhaft seien der kritische Abschnitt Mondsee - Seewalchen der Westautobahn, die Innkreis-, Mühlkreis-, Pyhrn-, Süd- und Tauernautobahn sowie die Semmering-Schnellstraße erwähnt. Die innige Verflechtung von Ingenieurgeologie, Boden- und Felsmechanik sowie Erd- und Grundbau führte etwa im Liesertal an der Tauernautobahn in Kärnten zu international höchst beachteten technischen Lösungen.

Bis heute Vorliebe für Hydrogeologie

Neben der Geologie des Verkehrswegebaus gehörte Brandeckers Vorliebe der Hydrogeologie, der er bis heute in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Harald Brandecker frönt. Noch immer ist er in Salzburg die unbestrittene Autorität, wenn es um die Hydrogeologie des Salzachtales, des Salzburger Beckens und dessen Umrahmung geht. Damit hat er sich große Verdienste um den Wasserverband im Salzburger Becken erworben.

Trotz seiner intensiven freiberuflichen Tätigkeit verfasste Brandecker Werke, die heute bereits als „Klassiker" der Ingenieurgeologie gelten und wertvolle Nachschlagewerke bilden. Dies gilt auch für seine Gutachten mit informativen Handzeichnungen, „an die keine Computergraphik heranreicht“, wie ein Kollege in einer Laudatio anmerkte.

Karl Schupfer