Stadt und Land Salzburg übernehmen Finanzierung von VinziDach – Housing First

Festakt und „Staffelübergabe“ heute, 20. Oktober, mit LH-Stv. Schellhorn und Stadträtin Hagenauer
Mittwoch, 20.10.2021

VinziDach – Housing First ist ein in dieser Form in Österreich erstmals umgesetztes Projekt. Gemäß dem „Housing First“-Konzept werden Personen wohnversorgt, die zuvor jahrelang obdachlos gewesen sind – sogenannte „rough sleepers“. Durch intensive individuelle Betreuung in der eigenen Wohnung soll eine selbstständige Lebensführung erreicht werden. Mit 2021 wäre die Finanzierung ausgelaufen. Dank der Unterstützung von Land und Stadt Salzburg wird das Projekt VinziDach nun nicht nur fortgeführt, sondern als vollwertige Einrichtung in die VinziWerke eingegliedert.

Symbolische Staffelübergabe
Zehn Jahre lang wurde VinziDach – Housing First über den mit einer Million Euro dotierten „Essl Social Prize“ betrieben. Dieser wurde VinziWerke-Gründer Pfarrer Wolfgang Pucher von Unternehmer Martin Essl verliehen. Zehn bis 15 Personen pro Jahr konnte so auf nachhaltige Weise zu einer Wohnung verholfen werden. Erst im September begleitete das Team von VinziDach den 100. Bewohner in ein neues Zuhause. Dank der tatkräftigen Unterstützung durch Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn und des Sozialressorts von Stadträtin Anja Hagenauer wird die Finanzierung nun durch Land und Stadt Salzburg übernommen. Bei einem Festakt heute, 20. Oktober, im Marmorsaal des Schlosses Mirabell wurde die „Staffelübergabe“ mit allen Beteiligten gefeiert.

VinziDach - Housing First durch Stadt und Land Salzburg.
Im Bild: Unternehmer Martin Essl, LH-Stv. Heinrich Schellhorn, Stadträtin Anja Hagenauer, VinziWerke-Gründer Pfarrer Wolfgang Pucher, Amrita Böker, Koordinatorin der VinziWerke und Bettina Neumayer, Leiterin VinziDach - Housing First Salzburg

Wichtiger Bestandteil der Salzburger Soziallandschaft

Landeshauptmann-Stellvertreter und Sozialreferent Heinrich Schellhorn: „VinziDach nimmt sozusagen langzeitobdachlose Salzburgerinnen und Salzburger an der Hand, versorgt sie mit einer Wohnung und betreut sie so lange, bis eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft gelungen ist. Es ist mir ein Anliegen, Vinzi Dach weiterhin zu unterstützen. Dies ist ein wirkungsvolles Projekt der Wohnungslosenhilfe und ein wichtiger Bestandteil der Salzburger Soziallandschaft. Mit intensiver, professioneller Betreuung und Unterstützung werden Menschen, die schon länger ohne Wohnung leben, direkt in eigene vier Wände zurückgebracht“.

VinziDach nun sozialer Dienst des Landes

Anja Hagenauer, Sozialstadträtin: „Gerade jetzt wo die sozialen Folgen der Corona-Krise immer mehr Menschen in der Stadt Salzburg besonders hart treffen, ist es mir ein Anliegen, niemanden der unsere Hilfe braucht, alleine zurückzulassen. Das Projekt VinziDach - Housing First ist schon lange ein verlässlicher Partner der Stadt, wenn es darum geht gemeinsam mit den Menschen die in Not geraten sind wieder ein Stück Zukunft zu gestalten. Dass VinziDach in Salzburg nun den nächsten Schritt macht und als sozialer Dienst des Landes fix in der Salzburger Soziallandschaft verankert ist, freut mich daher besonders. Gemeinsam mit dem Wohnservice der Stadt, das pro Jahr bis zu 15 Wohnungen für das Projekt bereitstellt, leisten die „Vinzis“ seit ihrem Bestehen wertvolle Arbeit für wohnungslose und suchterkrankte Salzburger:innen und wir können alle in der Stadt zu Recht stolz auf die Erfolge dieser Zusammenarbeit sein“.

Pfarrer Wolfgang Pucher, VinziWerke-Gründer: „Mit VinziDach haben wir in Österreich das allererste ‚echte‘ Housing-First-Projekt umgesetzt. Wir holten und holen bis heute Menschen von der Straße und bringen sie in ihrer eigenen Wohnung unter. Doch das reicht nicht. Ohne der individuell auf jede:n Bewohner:in abgestimmten Unterstützung, die wir jahrelang und solange es notwendig ist betreiben, würden diese Menschen wieder auf der Straße landen. VinziDach zeigt einen Weg vor, der Obdachlosigkeit nachhaltig beenden kann.“

Amrita Böker, Koordinatorin der VinziWerke: „Wir können sehr stolz auf das sein, was wir hier geschaffen haben. Aber ohne die Unterstützung von Martin Essl hätten wir ein solches Werk nicht auf die Beine stellen können. Ich möchte ihm an dieser Stelle im Namen der VinziWerke und im Namen aller von VinziDach betreuten Personen dafür danken! Ein herzliches Dankeschön möchte ich außerdem an das Land Salzburg und Landeshauptmann-Stellvertreter Schellhorn aussprechen. Nur mithilfe dieses Schrittes ist es uns möglich, unsere Arbeit in dieser Form fortzusetzen. Ebenfalls danke ich der Stadt Salzburg und Stadträtin Anja Hagenauer für die enge Zusammenarbeit und vor allem auch für Wohnungen, die unseren Bewohner:innen über das Wohnungsamt vermittelt werden.“

Bettina Neumayer, Leiterin von VinziDach: „Teilhabe ist ein wichtiges Thema für die Menschen, die wir begleiten. Umso mehr bedeutet uns diese Einladung, die auch an all unsere Bewohner:innen ausgesprochen wurde. Denn die eigenen vier Wände zu beziehen ist erst der erste Schritt zurück in ein menschenwürdiges, geordnetes Leben. Ohne die langjährige Arbeit unseres Teams aus Sozialarbeiter:innen wäre es nicht möglich gewesen, sie so gut unterstützen zu können. Dafür möchte ich ihnen danke sagen. Durch die Begleitung unserer Teilnehmer:innen in ihren eigenen Wohnungen wird es ihnen erst ermöglicht, sich nach und nach in die Gesellschaft wieder einzugliedern. Aus diesem Grund haben wir heuer einen Bewohner:innen-Beirat gegründet, über den unterschiedliche Aktionen, gemeinsame Ausflüge oder auch nur ein geselliges Beisammensitzen organisiert werden. Teil des Ganzen zu sein ist oft der größte Wunsch, den Menschen verspüren.“

Martin Essl, Gründer des Essl-Social-Prize: „So viele Menschen leben am Rande der Gesellschaft und ich bin der Meinung, das müsste nicht sein. Deswegen habe ich es mir gemeinsam mit meiner Frau und meinen Kindern zur Aufgabe gemacht, Menschen zu helfen, denen es nicht so gut geht. Deswegen freue ich mich heute sehr für die Vinzi-Familie. Aus einem Projekt wird eine Einrichtung. Und das verdientermaßen: In 97 Prozent der Fälle konnte das Vinzi-Team wohnungslosen Menschen zu einem selbstbestimmten Leben verhelfen. Diese Bilanz kann sich sehen lassen und dafür bedanke ich mich sehr herzlich“.

Über die VinziWerke

Die VinziWerke sind 1990 aus der Vinzenzgemeinschaft Eggenberg entstanden, die sich um jene Menschen kümmert, die aus der Bahn geraten sind und deshalb in Armut leben. In den mittlerweile 40 Institutionen der VinziWerke in der Steiermark, Wien und Salzburg finden täglich bis zu 450 Personen Unterkunft und 1.400 Personen werden mit Essen und Lebensmitteln versorgt.

VinziDach – Housing First Salzburg ist ein 2012 ins Leben gerufenes Projekt der VinziWerke. Gemäß des „Housing First“-Konzepts werden dabei Personen wohnversorgt, die bis zu diesem Zeitpunkt jahrelang obdachlos waren – so genannte „rough sleepers“. Durch intensive mehrstufige Betreuung durch Sozialarbeiter:innen in der eigenen Wohnung soll eine selbständige Lebensführung erreicht werden.

Christine Schrattenecker