Energie neu denken! Die aktuelle Energiebilanz der Stadt.

Donnerstag, 19.05.2022
Klimaschutz ist unbezahlbar:
Stadträtin Martina Berthold, Franz Huemer (Energie Experte) & Oskar Mair am Tinkhof (SIR) präsentieren die aktuelle Energiebilanz für Salzburg. Foto: WildBild

-5% bei ausländischer Energie - Stadt am richtigen Weg - notwendige Anstrengungen kraftvoll verstärken
Die dramatischen Entwicklungen der letzten Wochen zeigen, wie wichtig eine nachhaltige Energiepolitik auch für eine Stadtgemeinde ist. Die Stadt Salzburg arbeitet seit Jahren konsequent an der Planung und Umsetzung von Energie- einhergehend mit Klimaschutzmaßnahmen, um lokale Klimaziele zu erreichen. Seit Ausbruch der kriegerischen Handlungen in der Ukraine rückt der Aspekt der „Versorgungssicherheit“ stärker in den Fokus.

Die nun vorliegende Energiebilanz der Stadt zeigt, dass im Jahr 2020 der Endenergieverbrauch und die damit verbundenen Treibhausgas-Emissionen im Vergleich um rund 2% gesunken sind. In Zahlen ausgedrückt sprechen wir von einer Reduktion von 542 Kilotonnen CO2-eq. auf 532 Kilotonnen CO2-eq. Das entspricht bei dem derzeitigen CO2-Preis von 30 € pro Tonne einer Einsparung von rund 300.000 €. Zum Vergleich Eine Buche braucht 80 Jahre um 1 Tonne CO2 aufzunehmen. Um 532.000 Tonnen ausgestoßenen CO2 wieder aufzunehmen, müsste man einen Wald von 532.000 Buchen 80 Jahre wachsen lassen.   Stadträtin Martina Berthold dazu: „Wir stecken mitten in der lebensnotwendigen Energiewende, die bedeutet: Raus aus Gas und Öl. Dafür rein in nachhaltige und sanfte Energieformen. Gerade jetzt kommen vielversprechende Dynamiken auf vielen Ebenen in Gang. Diese Chance müssen wir für unser Salzburg nutzen.“

Die Energiebilanz im Check
Um die Wirkung der einzelnen Maßnahmen im Blick zu behalten, wird seit 2010 eine Energie- und Treibhausgasbilanz erstellt. Diese beinhaltet unter anderem eine zeitliche Entwicklung des Energieverbrauchs und der Treibhausgas-Emissionen für die Verwendungszwecke Wärme, Strom und Mobilität.

  • Im  Jahr 2020 sind rein rechnerisch rund 228 Gigawattstunden Energie und rund 31 Kilotonnen CO2 – somit also über 2% - eingespart worden. Diese Energiemenge entspricht rund dem 16-fachen Wert der erzeugten Energiemenge im Wasserkraftwerk Sohlstufe Lehen. Auch hier eine kurze Einordnung zu den Zahlen: Ein modernes Windrad mit drei Megawatt Leistung erzeugt pro Jahr in etwa sieben Gigawattstunden Energie. Das bedeutet, dass zur Deckung des jährlichen Energieverbrauchs in der Stadt an die 520 Windräder benötigen würden. Die erreichte Einsparung lässt sich vor allem durch gesteigerte Energie-Effizienz bei Geräten, aber auch durch verbesserte Wärmedämmung bei (Wohn)bauten zurückführen.
  • Am meisten Energie wurde im Sektor „Gewerbe“ nachgefragt (40%), gefolgt von den privaten Haushalten (37%) und dem Verkehr (23%). Bei den Verwendungszwecken dominiert klar die Raum- und Prozesswärme (50%) gefolgt von den elektrischen Anwendungen, wie Licht, EDV & IT (Unterschied?) mit 24%. Danach folgt der motorisierte Individualverkehr mit 17%.
  • Fast zwei Drittel (61%), des für die Deckung der Energienachfrage notwendigen Stroms wird im Bundesland direkt und somit „grün“ erzeugt. Der Rest wird aus Ländern wie Russland, Kasachstan oder dem Irak importiert. Der Anteil, der aus dem Ausland importierte Energiemenge ist dabei um rund 5% im Vergleich gesunken.
  • Von den im Jahr 2020 rund 530 tausend Tonnen CO2-eq. emittierten Treibhausgas-Emissionen entfällt der größte Teil auf die Energieträger „Erdgas“ (26%), „Fernwärme“ (18%) und Diesel (18%).
  • Die Energiebilanz 2020 zeigt auch, dass bei der Photovoltaik die Ziele bis 2025 sogar übertroffen werden können. Bei der Solarthermie benötigt es Anstrengungen hin zu großen Solarthermieprojekten mit Einspeisung in das Fernwärmenetz.
  • Gerade in den letzten Wochen und Monaten zeigte sich auch, dass der Energiebedarf- und -verbrauch auch ein lebenswichtiges finanzielles Thema ist. Aktuell „kauft“ die Stadt auf Grund mittelfristiger Lieferverträge noch günstig ein. Die Stadt Salzburg hat sich rechtzeitig die Preise für Strom (bis 2023) und Erdgas (bis 2024) durch Ausschreibungen und langfristige Lieferverträge preislich absichern können. Dadurch greifen die jetzt so deutlich spürbaren Preissteigerungen in den Budgetansätzen 2022 und 2023 noch kaum. Jedoch zeigen Prognosen der Smart-City Experten aus der städtischen Bauabteilung auf Grund der aktuellen Preisentwicklungen, dass in den nächsten fünf Jahren mit nahezu einer Verdoppelung der Kosten von knapp 6,4 Millionen Euro auf jährlich über zwölf Millionen zu rechnen ist. Hintergrund ist, dass die Energieträger Öl, Erdgas und Strom Börsenprodukte (sogenannte „Futures“) sind und  daher bei Krisensituationen oder Marktschwankungen immensen Preisveränderungen unterliegen. Ein Blick auf die Preissteigerungen gegenüber dem Vorjahr ergibt folgendes Bild: Öl + 70%, Strom + 170% und Erdgas + 600%.

„Diese Zahlen und Fakten bestätigen, dass unsere Ziele und Vorgaben aus dem Smart City Masterplan die richtigen waren und sind. Jedoch verändern sich gerade viele Dinge rasch und wir alle müssen lernen umzudenken. Ein gesunder Energiemix ist das strategisch nachhaltige Thema, dass wir nur gemeinsam lösen werden. Klimaschutz und Energie sparen sind Themen, die zusammengehören und nicht nur für zukünftige Generationen unbezahlbar. Wir in der Stadt Salzburg müssen alle Kräfte bündeln. Nur so können wir den Umstieg schaffen“, so Baustadträtin Martina Berthold abschließend.

Über die Energiebilanz, -Bericht und Masterplan
Der Smartcity Masterplan ist die Energie-Roadmap der Stadt bis 2025. Dieser wird alle drei Jahre durch den Energiebericht evaluiert. Mit der jährlichen Energiebilanz wird der Datenbestand fortgeschrieben und seit Beginn an mit den Treibhausgasparametern ergänzt. Zu den Zahlen: Ende des Jahres bekommt die Stadt die validierten Zahlen zum Verbrauch des Vorjahres erst von der Statistik Austria.

Tipps der Energie-Experten, um den persönlichen CO2-Ausstoß zu reduzieren

  • Salzburg Stadt der Radfahrer:innen und Fußgänger:innen: Kurze Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen und dabei Kalorien statt Erdöl verbrennen.
  • Dort, wo es möglich ist, statt das Auto öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Pro 1.000 Kilometer, die statt mit einem durchschnittlichen Diesel-Pkw mit der Bahn gefahren werden, werden rund 200 Kilogramm CO2 vermieden.
  • Auch ein Auto mit anderen teilen trägt wesentlich zum Klimaschutz bei, weil auch bereits bei der Herstellung eines Pkw viele Ressourcen verbraucht und viel CO2 verursacht wird.
  • Gemeinsam fahren: Fahrgemeinschaften verringern den Spritverbrauch und damit den CO2-Ausstoß.
  • Vernünftig fahren: Wer mit dem Auto fährt, kann durch spritsparenden Fahrstil (Gleiten statt Rasen, vorausschauend fahren und öfters Motorbremse nutzen, rasch in den nächsthöheren Gang schalten, Motor bei längeren Wartezeiten (z.B. Ampeln) ausschalten, Klimaanlage nicht zu kalt einschalten) den Spritverbrauch, die Spritkosten und den CO2-Ausstoß senken.
  • Stressfrei in den Urlaub: Bei Urlaubsreisen möglichst das Motto „Zug statt Flug“ beherzigen.
  • Smart Einkaufen: Der Lkw-Verkehr kann durch ein bewusstes Kaufverhalten reduziert werden, wie z.B. langlebige Produkte aus der Region kaufen statt Wegwerfware aus anderen Kontinenten. Bei Lebensmittel saisonal und regional einkaufen.
  • Nutzen Sie das Repair-Cafe der Stadt: Reparieren statt wegwerfen trägt dazu bei, Verkehr zu reduzieren und Ressourcen zu schonen.
  • Oftmals helfen diese Tipps auch ein wenig Geld zu sparen.

Höfferer Jochen MA