„Gemeinsam stark gegen Gewalt“: Lesung „Liebe und Tod im Patriarchat“ schließt „16 Tage gegen Gewalt“ ab

11.12.2024
Lesung "Liebe und Tod im Patriarchat"
Lesung "Liebe und Tod im Patriarchat"
Gut besuchte Lesung in der Aussegnungshalle im Kommunalfriedhof

Mit der Lesung „Liebe und Tod im Patriarchat“ fand am Dienstagabend in der Aussegnungshalle des Kommunalfriedhofs der Abschluss der Veranstaltungsreihe „16 Tage gegen Gewalt“ statt. Die Veranstaltung bot eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Femizid und Gewalt gegen Frauen, das durch literarische Werke eindringlich beleuchtet wurde. Über 80 Personen nahmen an der ausgebuchten Veranstaltung teil, die das Publikum tief bewegte und wichtige Impulse setzte.

„Femizide sind kein individuelles Schicksal, sondern Ausdruck tief verwurzelter patriarchaler Strukturen, die wir als Gesellschaft gemeinsam aufbrechen müssen. Diese Lesung verbindet literarische und sachliche Perspektiven und zeigt eindrücklich, wie notwendig es ist, Gewalt an Frauen sichtbar zu machen und konsequent dagegen vorzugehen. Nur gemeinsam können wir eine Gesellschaft schaffen, in der Frauen ohne Angst leben können. Unser Projekt“ Stadtteile ohne Partnergewalt“ in den verschieden Stadtteilen geht mit Nachbarinnen und Nachbarn genau dieses Thema an, Gespräche über Gewaltschutz sollen in jedem Stadtteil, in jedem Nachbarhaus und in jeder Freundschaft stattfinden“, so Stadträtin Andrea Brandner.

Literarische Auseinandersetzung mit Gewalt gegen Frauen

Drei Autorinnen präsentierten in einer (bewegenden) Lesung unterschiedliche Perspektiven auf Gewalt gegen Frauen:

  • Barbara Rieger las aus ihrem Roman „Eskalationsstufen“, der die schleichende Eskalation von Beziehungen hin zu Gewalt thematisiert.„Mit Eskalationsstufen erkunde ich die Grauzonen zwischen Liebe, Begehren, Obsession, Abhängigkeit & Kontrolle, Macht & Ohnmacht und Gewalt. Es ist mir wichtig zu zeigen, dass die Übergänge fließend sind,  dass häusliche Gewalt jede und jeden treffen kann – und dass wir als Gesellschaft genauer hinsehen müssen.“
  • Simone Hirth stellte ihr Werk „Malus“ vor, das patriarchale Strukturen und deren Auswirkungen auf Frauen beleuchtet.
    „Literatur kann Räume öffnen, in denen wir uns mit unbequemen Wahrheiten konfrontieren. Femizide sind eine solche Wahrheit, die wir nicht länger ignorieren dürfen.“
  • Yvonne Widler präsentierte ihr Sachbuch „Heimat bist du toter Töchter“, in dem sie reale Femizid-Fälle untersucht und mit Angehörigen sowie Expert:innen spricht, um die Hintergründe zu verstehen.
    „In einer Gesellschaft, die wegschaut, wenn Frauen sterben, ist es unsere Pflicht, laut zu sein und aufzudecken, wie diese Gewalt entsteht – und wie wir sie verhindern können.“

Im Rahmen der „16 Tage gegen Gewalt“ setzte die Stadt Salzburg erneut ein klares Zeichen gegen Gewalt an Frauen und unterstrich die Bedeutung von Prävention und Opferschutz. Neben der Lesung fand auch ein Symposium mit den wichtigsten Playern in diesem Bereich statt und in den O-Bussen wurde mit Hänge-Karten auf das Projekt „StoP Partnergewalt“ aufmerksam gemacht. Die Kampagne „16 Tage gegen Gewalt“ endet mit dieser Lesung, doch das Engagement für eine gewaltfreie Gesellschaft wird fortgesetzt.

Stadträtin Brandner fordert Einführung von Transmitter-Armbändern

Im Rahmen der Aktion betonte Stadträtin Andrea Brandner die Notwendigkeit, den Opferschutz zu verbessern. Sie erneuerte ihre Forderung nach der Einführung von Transmitter-Armbändern für weggewiesene Gewalttäter, die bei einer Einstweiligen Verfügung verpflichtend verordnet werden sollen. Diese Maßnahme soll die Sicherheitsbehörden alarmieren, wenn ein Betretungs- oder Annäherungsverbot verletzt wird, und somit den Schutz der Opfer erhöhen. Ein entsprechendes Forderungs-Schreiben – gemeinsam mit Landesträtin Gutschi – erging bereits mehrfach an die zuständige Bundesregierung.

Gewalt gegen Frauen bleibt ein drängendes Problem

Im Jahr 2024 wurden laut aktuellen Medienberichten bis zum 2. Dezember bereits 27 Femizide und 41 Fälle schwerer Gewalt an Frauen registriert. Diese alarmierenden Zahlen verdeutlichen die anhaltend hohe Gewaltbereitschaft gegenüber Frauen in Österreich. Auffallend ist, dass bei den meisten dieser Taten eine enge Beziehung zwischen Täter und Opfer besteht. Häufig handelt es sich um Partner, Ex-Partner oder Familienangehörige, was die besondere Dynamik dieser Gewalttaten und die Notwendigkeit zielgerichteter Schutzmaßnahmen unterstreicht.

Hilfe online finden

Bei Problem im eigenen Umfeld können sich Betroffene an Beratungsstellen wenden. Eine Auflistung und weitere Informationen finden sich unter

Hendrik Stoltenberg