Vladimir Vertlib

Zufällig in Salzburg
Vladimir Vertlib

Vladimir Vertlib ist 1966 in Leningrad, heute St. Petersburg, geboren und konnte 1971 mit seinen Eltern aus der UdSSR ausreisen. Das ursprüngliche Ziel war Israel. Wie er in seinem ersten, stark autobiographischen Roman Zwischenstationen (erschienen 1999) eindrucksvoll schildert, wurde die Emigration zur Odyssee. Die Familie verließ Israel wieder, emigrierte nach Österreich, Italien, in die Niederlande, in die USA und ein weiteres Mal nach Israel, bis sie sich 1981 endgültig in Wien niederließ. Vladimir Vertlib studierte in Wien Volkswirtschaftslehre, absolvierte den Zivildienst in der Geriatrie und arbeitete bei einer Versicherung und einer Bank. Seit 1993 ist er freiberuflicher Schriftsteller und Journalist sowie Mitherausgeber der Zeitschrift Zwischenwelt. Zeitschrift für Kultur des Exils und des Widerstands. Einige seiner weiteren Romane, wie Letzter Wunsch (2003) oder Shimons Schweigen (2012) thematisieren ebenfalls die Emigration „russischer Juden“ und deren Auseinandersetzung mit dem Judentum und Israel.

Anfang der 1990er Jahre zog Vladimir Vertlib aus privaten Gründen nach Salzburg, lebt aber teilweise auch in Wien. Er ist Mitglied der Salzburger Israelitischen Kultusgemeinde, nicht aus religiösen Gründen, sondern aus Solidarität mit der überalterten Gemeinde. Wenn seine Präsenz dringend erforderlich war, folgte er der Einladung von Rabbiner Nussbaum zur Teilnahme am Gottesdienst. 1994 nahm er an der Beerdigung von Robert Jungk teil. Insgesamt hat er aber kaum Kontakt zur jüdischen Gemeinde. Zugehörig fühlt er sich insbesondere einer „Gemeinschaft Gleichgesinnter“, die sich über mehrere Städte und Länder erstreckt und sowohl Juden als auch Nicht-Juden umfasst. Als 2015 in Salzburg Tausende Flüchtlinge eintrafen, engagierte er sich als Flüchtlingshelfer. Daraus entstand sein Buch Viktor hilft (2019).

Vladimir Vertlib (links) mit Julya Rabinowich (rechts), Sabine Gruber, Nadia Rida und Erich Fenninger, Bundesgeschäftsführer der Volkshilfe.
Die neue Plattform "solidART for refugees" forderte eine bessere Flüchtlingsbetreuung und Änderung in der Asylpolitik.

Vladimir Vertlib erhielt 1999 den Österreichischen Förderungspreis für Literatur und wurde 2001 mit dem Adelbert von Chamisso-Förderpreis und dem Anton-Wildgans-Preis ausgezeichnet.

Literaturhinweis:
Vladimir Vertlib, ,,Jude, wie interessant!", in: Helga Embacher (Hg.), Juden in Salzburg. Geschichte. History. Cultures, Fates, Geschichte, Salzburg 2002, 104-111.
Zu den zahlreichen Publikation von Vladimir Vertlib siehe Link.