Anton Thiel

„ Ich trete ganz bewusst nicht als außenstehender Künstler der Aufgabe entgegen, sondern als imaginärer Bewohner.“ Anton Thiel

Mit seiner Einreichung formulierte Anton Thiel ein „Plädoyer gegen die Kunst im Stadtwerk“. Denn seiner Ansicht nach sei der Ansatz der Ausschreibung falsch gewesen und mit einer „künstlerischen“ Auseinandersetzung niemandem gedient –
weder den Künstler:innen noch der Architektur und den Auslober:innen der Ausschreibung und am wenigsten den Bewohner:innen. Für diese wären gut gemeinte künstlerische Maßnahmen zur Verbesserung der architektonischen Situation vielmehr eine Bevormundung.

Stattdessen schlug Thiel in seiner Einreichung vor, den vier dominanten Farbtönen im Stadtwerk Areal – also den Grautönen – mit Begrünung, bunten Textilien und einer Belebung des Areals durch Begegnungszonen mit Sitzgelegenheiten
entgegenzutreten.

Der Plan des Künstlers: 100 Sessel zu kaufen und diese im gesamten Areal nicht nur entlang der Achsen, sondern dezentral zu verteilen, um die Menschen zusammenzubringen. Darüber hinaus sollten bunte Stoffbahnen an den Balkonen
angebracht werden, um Farbakzente im Grau zu setzen. Und, was dem Künstler besonders wichtig war: Den Bewohner:innen sollte bei der Gestaltung der Maßnahmen ein Mitspracherecht gegeben werden. Die zentrale Aussage von Anton Thiel
in seinem Konzept: Bestehende Ansätze aufzugreifen und diese positiv zu verstärken und zu intensivieren – zum Beispiel bei der Begrünung. Dafür sollte man den Bewohner:innen Mut machen und sie mit Prämien und Preisen belohnen.

Überdies sollten Expert:innen engagiert werden – in Person von Gärnter:innen und Rechtsbeiständen, die den Bewohner:innen mit Rat und Tat zur Seite stehen sollten. Ganz klar hielt Thiel fest, dass es sich bei seiner Arbeit nicht um eine künstlerische, sondern um eine (gesellschafts-)politische handle.

Die Begründung der Jury
Die Jury – bestehend aus den Mitgliedern des Kunstbeirats und Vertreter:innen der Bauträger – entschied sich mit deutlicher Mehrheit für die Einreichung von Anton Thiel – und begründete ihre Entscheidung mit folgenden Argumenten:

  • „Dabei geht es nicht darum, das Areal des Stadtwerks Lehen mit einem Kunstwerk zu versehen, sondern um ein Projekt, das prozesshaften Charakter hat. Die soziale Komponente hat größeres Gewicht als die künstlerische.“
  • „Der zweite Punkt betrifft eine entschiedene Aufwertung des Grünanteils im Quartier. Thiel macht dazu konkrete Vorschläge.“
  • „Die Bewohner:innen gestalten […] die Balkone, insbesondere unter Verwendung von textilem Material, und geben damit ihrer Identität Ausdruck.“
  • „Die Jury traut Anton Thiel zu, auf die Bewohner:innen zugehen und auf ihre Wünsche und Bedenken eingehen zu können.“

Ergebnisse aus drei Jahren „Hedera helix, Parthenocissus, Wisteria und Co.“

  • Lavendelfelder wurden auf Rasenflächen gesetzt
  • Sträucher, Rosen und Glyzinien wurden in Trögen gepflanzt
  • Blumenkisterl und Kräuter wurden verschenkt
  • Textilien setzten Farbakzente auf Balkonen
  • Chrysanthemen-Blütenteppich verschönerte das Stadtwerkfest
  • Initiative Hochbeete im Stadtwerk wurde gegründet
  • Kletterpflanzen wuchsen auf den Balkonen
  • Pflanzsessions mit den Bewohner:innen auf Allgemein-Grünflächen wurden abgehalten