3. Smart City Round Table Brunch: Neue Verkehrslösungen durch Radverkehrsstrategie, S-Bike & UML
Neue Verkehrslösungen durch Radverkehrsstrategie, S-Bike & UML
60 EntscheidungsträgerInnen diskutierten am Dienstag 16. Mai 2017 beim 3. Round Table Smart City Salzburg mit Baustadträtin Barbara Unterkofler und Planungsstadtrat Johann Padutsch über neue Verkehrslösungen durch Radverkehrsstrategie, S-Bike & UML.
Den öffentlichen Raum neu und anders denken, mit weniger Lärm und weniger Schadstoffen, mit mehr freiem Platz und neuen Wegen für RadfahrerInnen und Öffis, mit einer höheren Lebens- und Aufenthaltsqualität: Um neue, in internationalen Vorreiterstädten wie Amsterdam und Kopenhagen bereits etablierte Ansätze in der Stadtplanung ging es am Dienstag, 16. Mai, beim dritten Smart City Round Table-Brunch mit den Ressortchefs Baustadträtin Barbara Unterkofler und Planungsstadtrat Johann Padutsch, diesmal in Salzburgs neuer Plusenergie-Sporthalle Sportzentrum Nord. Mit ihnen am „Runden Tisch“ nahmen rund 60 EntscheidungsträgerInnen aus Politik und Verwaltung von Stadt und Land Salzburg, Graz und Wien, des ÖAMTC, von Verkehrsanbietern und Bauträgern sowie Medien und NGOs Platz, um sich von Stefan Bendiks, Geschäftsführer von Artgineering, einem sehr innovativen Stadtplanungsbüro in Brüssel, über Best Practice-Beispiele und spannende Erfahrungen mit neuer Radinfrastruktur aus Holland und Belgien inspirieren zu lassen und darüber zu diskutieren.
Die Bewältigung der Pendlerströme rückte rasch ins Zentrum der Diskussion. Der reibungsfreie Umstieg vom öffentlichen Verkehr auf das Fahrrad und die entsprechenden Abstell-Anlagen sowie vor allem attraktive Verleihsysteme haben sich in Vorreiter-Städten als die zentralen Schlüssel erwiesen. Genau diese Themen werden von Stadt und Land Salzburg aktiv aufgegriffen. Mit dem ausgeklügelten S-Bike Fahrradverleihsystem präsentierte Stadträtin Unterkofler ein ganz konkretes Großprojekt von Stadt Salzburg und Salzburg AG. Unter Voraussetzung der Zuteilung von noch offenen Förderzusagen ist geplant, ab Sommer 2018 einen Lückenschluss der Wegekette im öffentlichen Verkehr und damit die „letzte Meile“ bereitzustellen. Damit könne ein weiterer wichtiger Baustein zur Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs umgesetzt werden, so Unterkofler.
Das Land errichtet seinerseits in einer Offensive jährlich mindestens 350 neue Fahrradstellplätze an den Park & Ride Anlagen. Gefordert sind hier auch die Verkehrsbetriebe. Die in Utrecht aktuell in Bau befindliche Radabstellanlage mit 18.000 Stellplätzen gibt die Marschrichtung vor und zeigt, was auch an Potenzial am Bahnhof noch zu heben ist.
Von Stadtrat Padutsch angesprochen wurde außerdem die in Erarbeitung befindliche Radverkehrsstrategie, die noch vor Sommer verabschiedet werden soll und eine Verdoppelung des Budgets für den Radverkehr auf zwei Millionen Euro pro Jahr vorsieht. Ziel sei es, den Radverkehrsanteil der Stadt bis 2025 von 20 in Richtung 28 Prozent zu treiben und Salzburg damit zu Österreichs unangefochtener Radstadt Nummer eins zu machen, so Padutsch. Und auch Innovationen sollen Teil dieser Strategie sein. Die werden künftig durch das neue, von Stadt und Land gemeinsam getragene „Urbane Mobilitätslabor Salzburg“ forciert, das Forschung, Wirtschaft und öffentliche Hand im gemeinsamen Testfeld Zentralraum Salzburg aktiv verknüpft und unterstützt.
Über alle anwesenden Fraktionen und vertretenen Meinungen hinweg bestand Konsens, dass der Radverkehr im Verbund mit dem ÖV im zukünftigen Verkehrssystem die zentrale Rolle einnehmen werde. Offen sind jetzt noch die Details. Worauf wird man konkret setzen und wie wird im Streitfall auch ein Flächenkonflikt mit dem MIV (motorisierter Individualverkehr) gelöst? Angesprochen auf mögliche Konfliktfälle gab Keynoter Bendiks wichtige Erfahrungen mit auf den Weg: Mit seinem Stadtplanungsbüro hatte er nach eigenen Angaben erst wenige Projekte ohne Gegenpetition, aber kein einziges, das nicht im Nachhinein voll inhaltlich überzeugt hat. Mit der konsequenten Verfolgung der politischen Visionen sind die Projekte in Dänemark, Belgien und den Niederlanden heute beispielgebend - und Radverkehrsanteile über 50 Prozent Realität.
Zum Referenten: Stefan Bendiks, der maßgeblich zur Entwicklung der Fahrradstrategie der Vorzeigestadt Groningen beigetragen hat, ist Autor diverser Standardwerke zum Thema Rad-Infrastruktur. Mit seinem Büro arbeitet er aktuell an zahlreichen Projekten zur Gestaltung öffentlicher Räume hauptsächlich in den Niederlanden und in Belgien. Seine Geschäftspartnerin lehrt zurzeit an der TU Graz. Bendiks hat eine starke Stadtplanungsperspektive und beschäftigt sich auch intensiv mit Fragen der Multimodalität.