Die Familie Schwarz und Salzburgs modernstes Warenhaus

Walter Schwarz

Der Grazer Kaufmann Samuel Löbl Schwarz eröffnete 1908 ein Kaufhaus am Ludwig-Viktor-Platz (heute Alter Markt), das unter der Leitung seines Sohnes Walter Schwarz zum modernsten und größten Warenhaus Salzburgs wurde. Im ersten Stock richtete der junge Kunstsammler die „Neue Galerie Salzburg“ für zeitgenössische Künstler ein.
Walter Schwarz war als überzeugter Zionist Obmann der Zionistischen Ortsgruppe Salzburg und aktives Mitglied der IKG Salzburg, wo es in den 20er Jahren zunehmend zu Spannungen zwischen Zionisten und Konservativen kam, die erst durch Rabbiner David Margules abgebaut werden konnten.
Die treibende Kraft für den Zionismus in Salzburg war seine Frau Dora Schwarz. Sie hatte eine leitende Position in der zionistischen Jugendgruppe „Blau-Weiß“ inne und emigrierte – wie auch die drei gemeinsamen Söhne – bereits Anfang der 30er Jahre nach Palästina.

Walter Schwarz eröffnete ein weiteres Kaufhaus in Linz, während seine Brüder Paul und Max Schwarz jenes in Salzburg führten. 1938 wurde Walter Schwarz von Gestapobeamten verhaftet, nachdem ein Fluchtversuch scheiterte. Er starb im September desselben Jahres in der Gestapohauptstelle München. Paul und Max Schwarz gelang die Flucht nach Palästina. Das Kaufhaus Schwarz und die „Neue Galerie Salzburg“ wurden durch die Salzburger Sparkasse enteignet.
Die Familien Schwarz bemühten sich nach Kriegsende, das Geschäft zurück zu erhalten, was ihnen in einem Vergleich mit der Salzburger Sparkasse gelang. Für die Rückstellung des Haus- und Grundbesitzes mussten sie der Sparkasse allerdings einen beachtlichen Betrag für Aufwendungen zahlen. Der Versuch, nochmals in Salzburg Fuß zu fassen, scheiterte jedoch. 1962 wurde das Kaufhaus weiterverkauft.

Literaturempfehlung
  • Daniela Ellmauer / Helga Embacher / Albert Lichtblau (Hg.), Geduldet, Geschmäht und Vertrieben. Salzburger Juden erzählen, Salzburg / Wien 1998.
  • Helga Embacher, Die Salzburger jüdische Gemeinde von ihrer Neugründung im Liberalismus bis zur Gegenwart, in: Dies. (Hg.), Juden in Salzburg. History, Cultures, Fates, Salzburg 2002, 38–66.
  • Helga Embacher, Exil als neue Heimat, in: Marko M. Feingold (Hg.), Ein ewiges Dennoch. 125 Jahre Juden in Salzburg, Wien / Köln / Weimar 1993, 435–460.
  • Hanns Haas / Monika Koller, Jüdisches Gemeinschaftsleben in Salzburg. Von der Neuansiedelung bis zum Ersten Weltkrieg, in: Marko M. Feingold (Hg.), Ein ewiges Dennoch. 125 Jahre Juden in Salzburg, Wien / Köln / Weimar 1993, 31–52.
  • Gert Kerschbaumer, Walter Schwarz, in: Stolpersteine Salzburg. Ein Kunstprojekt für Europa von Gunter Demnig. (s. Link)
  • Albert Lichtblau, „Arisierungen“ in Salzburg, in: Helga Embacher (Hg.), Juden in Salzburg. History, Cultures, Fates, Salzburg 2002, 67–83.