Quelle: Grafische Gestaltung: Kreativbüro Zenz, © by Stadtgemeinde Salzburg

Rosa Kerschbaumer 1851–1923

Schwarzstraße 32 · Österreichs erste Ärztin, leitete in diesem Haus von 1881 bis 1896 eine private Augenheilanstalt
Rosa Kerschbaumer 1888

Dr. med. Rosa Kerschbaumer war die erste in Österreich praktizierende Ärztin, die von 1877 bis 1896 – in einer Zeit, als Frauen in der damaligen Habsburgermonarchie noch nicht Medizin studieren durften – in Salzburg lebte und wirkte.

"Frau Dr. Kerschbaumer in Salzburg – eine Russin – ist die einzige Dame, welcher durch kaiserlicher Gnade die Ausübung der Praxis in Oesterreich gestattet ist."
Salzburger Volksblatt, 15. Mai 1895, S. 4

1851 als Raissa Schlykowa in Moskau geboren, absolvierte sie ein Medizinstudium in der Schweiz. Nach ihrer Promotion in Bern 1876  spezialisierte sie sich auf Augenheilkunde in Wien, wo sie den Augenarzt Dr. Friedrich Kerschbaumer kennenlernte und heiratete. 1877  übersiedelte das Ehepaar nach Salzburg und eröffnete eine Augenarzt-Praxis und Augenheilanstalt. Versteckt hinter dem Namen ihres Mannes „Dr. Kerschbaumer“ konnte sie in Salzburg inoffiziell als Ärztin arbeiten. 1880 kaufte das Ehepaar eine Gründerzeitvilla in der Schwarzstraße (heute Schwarzstraße 32) und ließ sie zu einer modernen Augenklinik ausbauen. Von Beginn an führte Rosa Kerschbaumer den Großteil der Operationen und Behandlungen durch. 1890, zehn Jahre vor der Öffnung der Medizinischen Fakultäten für Frauen in Österreich, gelang es ihr, von Kaiser Franz Joseph eine Sondergenehmigung zu erhalten, die sie berechtigte, in Salzburg als  Ärztin zu praktizieren und eine private Augenheilanstalt zu leiten.
Kurz danach trennte sich das Ehepaar und Rosa Kerschbaumer führte die Klinik vorerst erfolgreich weiter, bis sie diese 1896 aufgrund  finanzieller Schwierigkeiten aufgeben musste. 1896 kehrte sie nach Russland zurück und praktizierte in größeren Städten und in Georgien,  danach führte sie ihr Weg nach Wien. 1911 emigrierte Rosa Kerschbaumer in die Vereinigten Staaten, wo sie 1923 in Los Angeles starb.

Mit ihrer Karriere repräsentiert Kerschbaumer eine alternative weibliche Lebensweise jenseits bürgerlich-normierter Weiblichkeitsentwürfe. Rosa Kerschbaumer etablierte sich als Augenärztin und erlangte mit ihren erfolgreichen Behandlungen und  Forschungen breite Anerkennung. Sie publizierte zahlreiche Aufsätze zur Augenheilkunde und hielt Vorträge – meist als einzige Frau – bei  internationalen Medizinkongressen. 1900 verfasste sie als erste Medizinerin ein umfassendes wissenschaftliches Werk zur Augenheilkunde, das große Beachtung fand. Darüber hinaus engagierte sie sich in der bürgerlichen Frauenbewegung in Wien und setzte sich für den Zugang von Frauen zu den Universitäten sowie zur Berufsausübung ein. 

S p u r e n s u c h e

Werke (Auswahl)
Rosa Kerschbaumer, Über die ärztliche Berufsbildung und Praxis der Frauen, in: 1. Jahresbericht des Vereins für erweiterte Frauenbildung, Wien 1888/89. 
Rosa Kerschbaumer, Die Augenheilanstalt in Salzburg. Bericht über die Thätigkeit in den Jahren 1883–1890, Salzburg 1892.
Rosa Putiata Kerschbaumer, Das Sarkom des Auges, Wiesbaden 1900.

Erinnerung
2007 wurde in der Science-City in Salzburg Itzling die Rosa-Kerschbaumer-Straße benannt.

Literatur
Sabine Veits-Falk, Rosa Kerschbaumer-Putjata (1851–1923). Erste Ärztin Österreichs und Pionierin der Augenheilkunde. Ein  außergewöhnliches Frauenleben in Salzburg (Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg 23), 2. Aufl., Salzburg 2012.