Salzburgs Welterbe - ein Blick hinter die Fassaden
Rund 960 Objekte umfasst das Welterbe Salzburgs; darunter viele stattliche Bürgerhäuser, deren Geschichte oft bis ins Mittelalter zurückreicht. „Und die wollen wir für die Salzburgerinnen und Salzburger durch eine Reihe von Aktivitäten begreiflich und sichtbar machen“, sagt der Weltkulturerbe-Beauftragte der Stadt, Alexander Würfl. „Der Begriff Welterbe soll kein abstraktes Etikett sein, sondern zum wirklichen Erlebnis werden. Deshalb laden wir die Menschen zum Blick hinter die Fassaden ein.“
Nächste Gelegenheit dazu besteht am Tag der offenen Tür am 26. Juni 2015 im frisch restaurierten Haus Müllner Hauptstraße 28.
Das Gebäude Müllner Hauptstraße 28 besteht im Kern aus zwei gotischen Häusern des 15. bzw. des 16. Jh. und steht in der ältesten Vorstadt der mittelalterlich befestigten Stadt Salzburgs.
Erste größere Umbauarbeiten erfuhr das Gebäude im 17. Jahrhundert, als man das schmale Gässchen zwischen den Häusern schloss und stattdessen den Mittelflur einzog. Außerdem fand eine Aufstockung um das 3. und 4. Stockwerk statt sowie eine Erweiterung um die Pfeilerhalle im Stil der Renaissance und die Hauskapelle über dem Durchgangsbogen zum Bärengässchen mit den eigens angefertigten Seccomalereien – zwei besondere Highlights des Gebäudes.
Seit 1523 ist das „Thanner-Haus“ quellenmäßig belegt. Zu dieser Zeit war ein Fleischhauer-Betrieb der Dynastie Thanner ansässig, der sich ca.125 Jahre über Generationen fortführte. 1647 übernahm Ruepp Röck, Gastwirt mit Weinschankrecht, durch kluge Heiratspolitik das Gebäude. Wein aus Salzburg mag zwar ein ungewöhnlicher Gedanke sein, tatsächlich wurde aber seit dem hohen Mittelalter an den Hängen des nahe gelegenen Mönchsberges, an den Rieden von Festungs- und Nonnberg Wein kultiviert – und das bis ins 17. Jahrhundert.
Die Weinstube des florierenden Betriebes befand sich in dem ebenerdigen, rechts von der Straße aus zugänglichen gewölbten Raum, darunter ein teilweise noch erhaltenes Kellergewölbe zur Lagerung der Weinfässer. Diese wurden mit Hilfe einer Rutsche in den Lagerraum befördert: Das rechte Konglomerat-Portal im Mittelflur weist heute noch gerundete Auskerbungen für den Fässer-Transport auf.
Nach zwei weiteren Besitzerwechseln zog Mitte des 19. Jahrhunderts Anton Pfund in das Haus ein und ließ 1844 das repräsentative Stiegenhaus im Stil des Biedermeier neu errichten.
Bei den dreijährigen Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen, die nun 2015 abgeschlossen wurden, erzielte man einige überraschende Funde, wie zum Beispiel die Freilegung wertvoller Wandmalereien in der Hauskapelle sowie die Wiederentdeckung des Weinkellers samt „Hausbrunnen“.
Durch neue statische Konzepte zur Sanierung konnten teils einsturzgefährdete Räumlichkeiten erhalten und revitalisiert werden.
Insgesamt wurden rund 5 Millionen Euro durch einen privaten Investor für Umbau und Substanzerhaltung aufgewendet, wobei die Güte und Qualität der bautechnischen wie handwerklichen Umsetzung im Vordergrund stand.
In das Erdgeschoss soll nun ein Geschäftslokal einziehen, in den Geschossen darüber werden insgesamt 12 Wohnungen vermietet, deren Vermittlung über Generalplaner Helmut Zechner erfolgt.
Kontakt:
Magistrat Salzburg – Baubehörde, Altstadtangelegenheiten
Mag. Alexander Würfl, alexander.wuerfl@stadt-salzburg.at
Mag. Dagmar Redl-Bunia, dagmar.redl-bunia@stadt-salzburg.at
Alle Fotos: Stadt Salzburg/Bryan Reinhart
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Stefanie Niedl