Stadt Salzburg setzt nachhaltige Standards im Wohnbau
Das ist österreichweit einzigartig: Mit einer 31 Kriterien umfassenden „Nachhaltigkeits-Checkliste“ und einem Internet-Tool, das auf Knopfdruck die Qualität jedes Standortes zeigt, setzt die Stadt Salzburg neue Standards im Wohnbau.
Planungsstadtrat Johann Padutsch: „Bereits ab Mai ist die Nachhaltigkeits-Checkliste Teil unseres Behördenverfahrens. Schon im Räumlichen Entwicklungskonzept ist nachhaltiges Bauen ja definitiv gefordert. Ab fünf Wohneinheiten verlangen wir nun eine Bewertung nach den Kriterien Standort und Mobilität, Planung und Objektqualität, Energie und Versorgung sowie Ökologie und Gesundheit.“
Die Checkliste (siehe Beilage) wurde in enger Zusammenarbeit mit gemeinnützigen und gewerblichen Bauträgern entwickelt. Sie ist als Service-Instrument gedacht, das zudem die Möglichkeit eines Wettbewerbs eröffnet: „In einem Jahr werden wir eine Liste der nachhaltigsten neuen bzw. umfassend sanierten Wohnbauten veröffentlichen. Vielleicht wird’s auch eine besondere Auszeichnung der Stadt Salzburg geben“, so Padutsch.
Standortqualitäten im Internet abrufbar
Expertin Sabine Pinterits, sie betreut mit Josef Reithofer das Thema Nachhaltigkeit im Amt für Stadtplanung und Verkehr, ist besonders stolz auf das Internet-Tool, das in diesem Zusammenhang entwickelt wurde. „Ganz neu kann man zu jeder Adresse in der Stadt Salzburg auf www.checkliste-wohnbau.at die Standortqualitäten abrufen. Hier erfährt man beispielsweise, wie weit es zur nächsten Schule oder zum nächsten Arzt ist, welche Erholungsräume im Umfeld liegen, die Distanz zur nächsten ÖV-Haltestelle und die Angebote zur Nahversorgung. Aber auch Beeinträchtigungen durch Lärm oder Hochspannungsleitungen werden sofort per Mausklick ausgewiesen.“
Für Stadtrat Padutsch hat die nun verfügbare IT-Lösung den Charme, dass nicht nur Wohnbauträger im Rahmen des Verfahrens, sondern jede/r Wohnungssuchende nachschauen kann, wie es um ihr bzw. sein Wunschobjekt standortmäßig bestellt ist.
Stichwort Bauverfahren: Felix Holzmannhofer, Chef des Baurechtsamtes und interimistischer Abteilungsvorstand, erläutert, dass die Nachhaltigkeits-Checkliste bereits ab nächsten Monat hier Eingang finden wird. „Derzeit schreiben wir gerade alle in Frage kommenden Bauträger an und fordern sie auf, die ausgefüllte Kriterienliste dem Bauansuchen beizufügen. Der Vorteil für die Bauherren dabei: Sie gewinnen zusätzliche Erkenntnisse zur Optimierung ihrer Projekte im Sinne einer umfassenden Immobilienbewirtschaftung. Nach der Einführungs- und Evaluierungsphase ist überdies an eine amtliche Zertifizierung jener Wohnobjekte gedacht, die einen gewissen Mindeststandard nachhaltiger Baukultur erreichen.“
In einem ersten Schritt seien Vorhaben, die im Rahmen der Architekturgruppen 3 und 4 mittels Planungsvisite (kleinere Vorhaben ab fünf Wohneinheiten) oder Gestaltungsbeirat begutachtet werden betroffen. Das sind geschätzt rund 700 bis 1.000 Wohnungen pro Jahr.
Auch Gewerbeobjekte nachhaltig bewerten
Planungsstadtrat Johann Padutsch will aber nicht bei den Wohnbauten halt machen: „Gerade bei Gewerbeobjekten steht oft nur der Mietpreis im Vordergrund, statt die Gesamtheit der Kosten zu betrachten. Da haben wir Aufholbedarf. Ich stelle mir vor, dass wir in Zukunft auch gewerblich genutzte Objekte in die Nachhaltigkeitsthematik mit hinein nehmen. Denn eines ist klar: Zukunftsweisendes Bauen, das ökonomische, ökologische und soziale Ziele verknüpft, kann nicht nur aufs Wohnen reduziert bleiben. Gesamthaft gesehen, muss es der Stadtentwicklung darum gehen, ökologische Vielfalt zu fördern, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu sichern und soziales Wohlbefinden zu garantieren.“
Als nächster Schritt sei eine diesbezügliche Änderung des Bautechnikgesetzes anzustreben. Und auch bei der Punktevergabe im geförderten Wohnbau müsse nachhaltiges Bauen verstärkt berücksichtigt werden.
Der Begriff „Nachhaltige Entwicklung“ findet sich übrigens erstmals 1987 im so genannten Brundtland-Bericht der Vereinten Nationen. Dort heißt es: „Nachhaltig ist eine Entwicklung, wenn sie gewährleistet, dass die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt werden, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse zu beeinträchtigen.“
Mehr zum Thema auf:
www.stadt-salzburg.at/nachhaltigkeit
www.stadt-salzburg.at/checkliste

Karl Schupfer