Nach 120 Jahren wieder Beisetzung am St.Sebastian-Friedhof
Nach mehr als 120 Jahren steht der Salzburger Sankt- Sebastian-Friedhof in der rechten Altstadt – am Fuß des Kapuzinerberges - wieder für Beisetzungen zur Verfügung. Seit 1. November 2014 sind Urnen- und Aschenbestattungen erlaubt, wobei der Hauptwohnsitz in der Stadt Salzburg als Bedingung für die Anmeldung genügt. Erdbestattungen sind wegen der beengten Platzverhältnisse und wegen des hohen Grundwasserstandes weiterhin nicht möglich.
„Es ist mir eine besondere Freude, dass nach langen Bemühungen einer der schönsten Friedhofe Mitteleuropas wieder für seine ursprüngliche Funktion zur Verfügung steht“, freut sich Bürgermeister Heinz Schaden beim Lokalaugenschein am Mittwoch, 5. November 2014. Schaden hat sich seit drei Jahren vehement für eine Renovierung und Wiederinbetriebnahme des Friedhofs eingesetzt. Der Friedhof steht im Eigentum der Salzburger Immobilien Gesellschaft (SIG) und umfasst 6700 Quadratmeter mit 200 historischen Grabdenkmälern. Die 300 Meter langen Arkadengänge beherbergen 88 Gruften. Zentrum der Anlage ist das prächtige Mausoleum für Erzbischof Wolf Dietrich.
„Jede Bürgerin und jeder Bürger mit Wohnsitz in der Stadt kann um eine Grabstätte auf diesem Friedhof ansuchen“, betont der ressortzuständige Vizebürgermeister Harry Preuner. Mit dem Arkaden-Urnengrab und dem Reihen-Urnengrab gebe es zwei Arten von Bestattungen, wobei die Gräber allerdings grüne Wiese ohne Denkmal oder Grabhügel blieben und die Gedenktafeln aus Marmor an den Säulen der Arkaden angebracht werden. Das auf zehn Jahre beschränkte Benutzungsrecht kann selbstverständlich verlängert werden, die Bio-Urnen zersetzen sich in dieser Zeit.
„Wir haben Friedhofsordnung samt Bestattungsform und Gedenktafeln in enger Absprache mit Landeskonversatorin Eva Hody erarbeitet“, berichtet Christian Stadler, von den Stadt:Gärten, zu denen auch die Friedhöfe gehören, „damit stand auch der denkmalbehördlichen Genehmigung für unser Vorhaben nichts im Weg“.
Arkaden-Gang mit prunkvollen Grabmälern
Der St. Sebastian-Friedhof wurde zwischen 1595 und 1600 nach dem Vorbild eines italienischen Camposanto („Gottesacker“) als Ersatz für den damals aufgelassenen mittelalterlichen Domfriedhof angelegt, der dem Bau des Residenzplatzes weichen musste. Beinahe gleichzeitig mit dem Repräsentativbau wurde in der Mitte die Gabrielskapelle errichtet, das Mausoleum für Erzbischof Wolf Dietrich, der dort im Jänner 1617 beigesetzt worden ist. Auf dem Friedhof liegen auch Vater und Ehefrau von Wolfgang Amadeus Mozart, Genoveva Weber (Mutter Carl Maria von Webers) sowie Philippus Theophrastus Bombast von Hohenheim, besser bekannt als Paracelsus.
Am Sebastiansfriedhof trifft man auf 250 Jahre Salzburger Friedhofskunst. Viele Grabmäler stehen in ihrer aufwändigen Ausstattung den Seitenaltären von Kirchen in nichts nach. „Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Friedhof angesichts der hohen Errichtungs- und Erhaltungs-kosten für derartig prunkvolle und repräsentative Grabmäler selbst nach 200 Jahren noch nicht voll belegt war“, schreibt Geschichtsforscher Michael Skotschek, Erzdiözese, im Buch „Rathaus-Kirche-Wirt. Öffentliche Räume in der Stadt Salzburg“, herausgegeben vom Stadtarchiv.
Das Ende des Gottesackers wurde mit der Eröffnung des Kommunalfriedhofes 1879 eingeläutet. Die letzte Erdbestattung fand 1878, die letzte Gruftbeisetzung 1888 statt. Der Friedhof versank sozusagen im Dornröschen-Schlaf, ehe Bürgermeister Heinz Schaden im Jahr 2012 den Auftrag gab, mit den gröbsten Sanierungen zu beginnen. Damals wurden 30.000 Euro in Baumeister-, Maler- und andere Restaurierungsarbeiten investiert. Das Gartenamt schnitt auch den Bewuchs auf den Gräbern zurück, weil vor allem die Saugwurzeln des Efeus bereits etliche Grabsteine gesprengt und metallene Grabkreuze beschädigt hatten.
„Der Sebastiansfriedhof ist einer der schönsten Dinge, die man in Deutschland sehen kann, wahrhaft der Aufmerksamkeit wert“, schrieb seinerzeit der italienische Reiseschriftsteller Galeazzo Gualdo Priorato. Inzwischen folgen immer mehr SalzburgerInnen und TouristInnen seinen Spuren. Vorausgesetzt, sie finden den unscheinbaren Eingang neben der Sebastianskirche.
Stefanie Niedl