Für ein soziales Miteinander: Das neue Sozialleitbild der Stadt

(v.l.n.r.: Projektleiterin Isa Bojanovsky, Sozialstadträtin Andrea Brandner, Dienststellenleiterin Sozialplanung Barbara Mair)
Nach einem intensiven Beteiligungsprozess mit über 250 Teilnehmer:innen aus Verwaltung, Soziallandschaft, Bürger:innen und Politik ist es nun fertig: das neue Sozialleitbild der Stadt Salzburg. Es ist eine Vision, die das Fundament des (sozialen) Handelns in dieser Stadt bildet und dient als Kompass für die Umsetzung von Projekten und die tägliche Arbeit der Stadt.
„Fast 20 Jahre sind seit dem letzten Leitbild vergangen, und ich bedanke mich bei allen Beteiligten, dass wir nun ein neues in Händen halten. Die Stadt Salzburg steht für ein starkes soziales Miteinander, das auf Werten wie Solidarität, Gerech¬tigkeit und Teilhabe basiert. In einer Zeit, in der gesellschaftliche Herausforderungen immer komplexer werden, ist es umso wichtiger, gemeinsame Grundlagen zu schaffen, die das Handeln für das Wohl aller Menschen in unserer Stadt leiten“, so die Sozialstadträtin Andrea Brandner.
Isabel Bojanovsky, Projektleiterin, ergänzt: „Wie wird die große Vision im Alltag sichtbar? Der Schlüssel liegt in den vielen kleinen Projekten und der täglichen Arbeit. Ob es um neue Wohnprojekte, barrierefreie öffentliche Räume oder zielgerichtete Sozialarbeit geht – all diese Maßnahmen sind Ausdruck des Leitbildes in Aktion.“
Infos zum Prozess: Zahlen, Daten, Fakten
Das Besondere an diesem Leitbild ist, dass es nicht hinter verschlossenen Türen entwickelt wurde. Das neue Sozialleitbild der Stadt Salzburg ist das Ergebnis eines intensiven und breit angelegten Beteiligungsprozesses. Zwischen Herbst 2023 und Sommer 2024 beteiligten sich über 250 Personen aktiv an der Erarbeitung. In 21 Veranstaltungen, darunter Expert:innen-Interviews, Gruppendiskussionen und Schreibwerkstätten, brachten Salzburger:innen ihre Perspektiven ein. Die Veranstaltungen fanden an acht verschiedenen Orten in der Stadt statt und wurden von 13 Personen im Projektteam organisiert und durchgeführt. Insgesamt investierte das Team mehr als 1.400 Stunden in die Erstellung des Leitbildes. Besonders bemerkenswert ist, dass Teilnehmende aller Altersgruppen, von sechs bis 82 Jahren, in den Prozess eingebunden wurden. Auch zahlreiche Sozialinstitutionen und politische Vertreter:innen haben an der Entwicklung mitgewirkt.
Gliederung und Aufbau
Das Sozialleitbild gliedert sich in zwei Hauptbereiche:
- Werte und Grundprinzipien:
Diese bilden eine langfristige Basis für soziale und politische Entscheidungen und garantieren Nachhaltigkeit und Verbindlichkeit. Sie umfassen zentrale Aspekte wie Solidarität, Teilhabe, Inklusion, soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit. Entscheidungen, die auf diesen Prinzipien beruhen, sollen langfristig tragfähig sein. - Themenschwerpunkte („Themenblumen“):
Diese agilen Schwerpunkte sind flexibel und können an aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen angepasst werden. Sie sind praxisnah gestaltet und bieten konkrete Maßnahmen zur Förderung sozialer Gerechtigkeit in Salzburg.
Weitere Bestandteile des Leitbildes sind:
Die Vision für Salzburg 2035, die eine inklusive und lebenswerte Stadt für alle anstrebt.
Der soziale Rahmen, der die Einbettung in nationale und internationale Richtlinien, wie die Menschenrechte und die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDGs), beschreibt.
Inhalt mit den agilen Schwerpunkten:
Das neue Sozialleitbild der Stadt Salzburg setzt auf eine dynamische, praxisnahe Umsetzung sozialer Werte und Ziele. Es umfasst neun zentrale Themenbereiche, die den sozialen Zusammenhalt, die Teilhabe und die Lebensqualität aller Menschen in Salzburg stärken sollen.
Begegnung: Wir ermöglichen Begegnung, Austausch und gemeinsame Aktivitäten. Salzburg soll ein Ort der Begegnung sein. Mit dem Ausbau von Bewohnerservice-Stellen, interkulturellen Festen und generationenübergreifenden Freizeitangeboten fördert die Stadt den Austausch und das soziale Miteinander. Ziel ist es, öffentliche Räume als lebendige Treffpunkte für alle zu gestalten.
Diversität & Vielfalt: Vielfalt bereichert unsere Stadt. Wir schätzen Diversität und Vielfalt und fördern Gleichbehandlung und Inklusion.
Deshalb setzt Salzburg auf inklusive Programme, mehrsprachige und/oder kostenlose Beratungsangebote und Veranstaltungen wie das „Monat der Vielfalt“. Workshops und Kampagnen sensibilisieren für Gleichberechtigung und fördern ein respektvolles Zusammenleben.
Gewaltschutz: Wir schützen Menschen vor Gewalt und Grenzverletzungen.
Jeder Mensch hat das Recht auf ein Leben ohne Gewalt. Salzburg stärkt den Schutz vor häuslicher und struktureller Gewalt durch Projekte wie „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“, Sensibilisierungskampagnen und Fortbildungen für Gewaltschutz. Ziel ist, Prävention und schnelle Hilfe unkompliziert zugänglich zu machen.
Information & Kommunikation: Mit Menschen ins Gespräch kommen und im Gespräch bleiben. Damit soziale Angebote alle erreichen, setzt die Stadt auf barrierefreie Informationen. Einfache Sprache, leicht verständliche Formulare und niederschwellige Beratung sollen den Zugang zu sozialen Leistungen erleichtern. Niemand soll sich durch Informationsflut ausgeschlossen fühlen.
Nachhaltigkeit & Klima: Die Fakten zeigen die soziale Relevanz der Klimakrise auf: Menschen mit geringem Einkommen sind stärker dem Klimawandel ausgesetzt, dicht besiedelte Stadtteile heftiger von Erhitzung betroffen, die Jüngsten und die Ältesten leiden am meisten unter den Folgen der Klimakrise. Wir sorgen für eine solidarische und gerechte Klimawandelanpassung, mit sozialer Brille, wie etwa Leih-Klimatickets und Begrünungsprojekten zur Klimaanpassung. Soziale Gerechtigkeit und ökologische Verantwortung gehen dabei Hand in Hand.
Partizipation & Teilhabe: Wir ermöglichen Selbstbestimmung und Mitentscheidung.
Alle Menschen in Salzburg haben das Recht, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben und das selbstbestimmt zu tun.
Menschen in Salzburg sollen dabei ihre Stadt aktiv mitgestalten können. Neue Beteiligungsformate, Jugendprojekte und niedrigschwellige Angebote ermöglichen allen, sich politisch und gesellschaftlich einzubringen. So wird Demokratie erlebbar und die Stadt im Sinne ihrer Bewohner:innen weiterentwickelt.
Soziale Arbeit & Gesundheit: Soziale Arbeit ist das Rückgrat einer gerechten Gesellschaft. Die Stadt fördert mobile Pflegedienste, Demenzberatung und Besuchsdienste für Senior:innen sowie sozialpädagogische Programme für Kinder aus Trennungsfamilien (MITJU). Ziel ist, soziale Hilfen für alle Altersgruppen auszubauen.
Sozial- & Lebensraum: Lebenswerte Städte brauchen attraktive öffentliche Räume. Salzburg investiert in konsumfreie Aufenthaltsräume, neue Spielplätze und sichere Freizeitmöglichkeiten für alle Generationen. Ein Stadtbild, das soziale Begegnung und Inklusion unterstützt, schafft Lebensqualität.
Wohnen: Leistbares Wohnen ist ein Grundrecht. Die Stadt setzt auf transparente Vergabeprozesse, verstärkte Beratung für Mieter:innen und Unterstützungsangebote wie den Kautionsfonds. Gemeinsam mit Genossenschaften und sozialen Trägern wird an Lösungen für die komplexen Herausforderungen beim Wohnen in Salzburg gearbeitet.
Das Sozialleitbild 2030 bietet eine klare Orientierung für die soziale Zukunft der Stadt Salzburg. Es stellt eine wichtige Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung und der Soziallandschaft Salzburgs dar, um eine gerechte, inklusive und nachhaltige Stadt für alle zu gestalten.
Die agile Struktur der Themenblumen ermöglicht eine kontinuierliche Anpassung an neue Herausforderungen, sodass das Sozialleitbild auch in den kommenden Jahren eine tragfähige Grundlage für soziale Innovationen bleibt.
Damit Salzburg eine Stadt bleibt, in der alle Menschen gerne leben.
Lapuch Laura BA