Stadt Salzburg beteiligt sich an EU-Projekt um Wohnungslosigkeit zu überwinden

13.02.2025
Der European Homelessness Count (EHC) ist ein von der EU gefördertes Pilotprojekt
Die Absichtserklärung zur Teilnahme am EHC wurde vergangene Woche von Bürgermeister-Stellvertreter Kay-Michael Dankl an die Europäische Kommission übermittelt.

Mit dem Lissabon-Ziel haben sich die EU-Mitgliedstaaten vorgenommen, Obdachlosigkeit bis 2030 zu überwinden. Dazu bekennt sich auch die Salzburger Stadtregierung und beteiligt sich an einem europaweiten Pilotprojekt. Mit dem „European Homelessness Count“ (EHC) werden Formen von Wohnungslosigkeit erhoben. Das Projekt der niederländischen Universität Utrecht bringt 15 Städte aus verschiedenen EU-Ländern zusammen, darunter Dublin, Milan, Lyon, Budapest, Ljubljana, Bochum, Namur und Salzburg. Die Finanzierung übernimmt die Europäische Kommission. Ziel des Projekts ist es, gemeinsame Methoden zur Erhebung von Wohnungslosigkeit in europäischen Städten zu entwickeln und anzuwenden.
„Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Salzburg beteiligt sich an diesem europaweiten Projekt von Städten, um einen Schritt zur Überwindung von Wohnungslosigkeit zu setzen“, sagt Bürgermeister-Stellvertreter Kay-Michael Dankl: „Das Projekt hilft, die Situation präziser zu erfassen und gezielt gegenzusteuern. Der Stadt Salzburg entstehen dadurch keine Kosten. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit einem Partner aus der Zivilgesellschaft umgesetzt.“ 
 
Wohnungslosigkeit hat viele Gesichter
Wohnungslosigkeit bedeutet nicht zwangsläufig auf der Straße zu leben. Die international anerkannte ETHOS-Klassifikation unterscheidet verschiedene Formen. Dazu gehören Menschen, die sichtbar im öffentlichen Raum schlafen, aber auch jene, die in Notunterkünften oder Übergangswohnlösungen untergebracht sind. Hinzu kommt eine oft übersehene Gruppe von Personen, die bei Freunden oder Verwandten unterkommen oder in unsicheren, prekären Wohnverhältnissen leben. Vor allem Frauen und Familien sind von diesen versteckten Formen der Wohnungslosigkeit betroffen und bleiben in offiziellen Statistiken oft unberücksichtigt. Das Projekt möchte diese Lücken schließen und eine realistischere Erfassung ermöglichen. Das Forum Wohnungslosenhilfe hat in Salzburg mit seiner Wohnbedarfserhebung bereits wichtige Erhebungsarbeiten geleistet. 
 
Wie die Erhebung funktioniert
Um ein möglichst umfassendes Bild zu erhalten, werden beim European Homelessness Count verschiedene Erhebungsmethoden kombiniert. Eine zentrale Rolle spielen die Straßenzählungen, bei denen Menschen erfasst werden, die im öffentlichen Raum übernachten. Zusätzlich werden Daten aus Notunterkünften, Frauenhäusern und anderen sozialen Einrichtungen systematisch ausgewertet. Ergänzende Befragungen liefern weitere, wertvolle Erkenntnisse über die Ursachen und Dynamiken der Wohnungslosigkeit. So soll dafür gesorgt werden, dass nicht nur Zahlen erhoben, sondern auch die Hintergründe hinter Wohnungslosigkeit besser verstanden werden.
 
Warum Salzburg teilnimmt
„Wohnungslosigkeit ist im ganzen Bundesland Salzburg eine Herausforderung. Die Wohnungsnot ist auch am Land angekommen. Steigende Mieten, teure Betriebs- und Energiekosten sowie wirtschaftliche Unsicherheiten erhöhen den Druck auf immer mehr Menschen. Ihre Wohnverhältnisse werden unsicherer“, sagt Dankl: „Auch wenn die Landesebene für Sozialpolitik zuständig ist, können Städte und Gemeinden einen Beitrag leisten. Die Teilnahme am European Homelessness Count ermöglicht es der Stadt, umfassende und europaweit vergleichbare Daten zur lokalen Lage zu erhalten. Auf dieser Grundlage können noch gezielter Maßnahmen entwickelt werden.“

Tobias Neugebauer