Info-Kampagne mit Witz: Auf Blinden-Leitsystem achten!
Hagenauer: „Auf seine Wichtigkeit für sehbeeinträchtigte Menschen hinweisen“
Von links: Elisabeth Pertiller, Josef Schinwald (beide Blinden- und Sehbehindertenverband Salzburg), Florian Oberrainer (Begleitperson von Josef Schinwald), Stadträtin Anja Hagenauer und Nadine Idinger (Behindertenbeauftragte der Stadt Salzburg) an einer gerillten Bodenplatte vor dem Schloss Mirabell.
Sind Ihnen in der Stadt schon einmal seltsame Rillen, Felder und Noppen aufgefallen? Was bedeuten sie? Es sind keine Abläufe für Regenwasser oder Grenzen von Stadtteilen. Es sind auch keine Kunstwerke. Es ist das „taktile Bodenleitsystem“ für blinde und sehbehinderte Menschen. „Taktil“ heißt „durch Berührung“. Der Bodenbelag ist anders gestaltet als der angrenzende Bodenbelag. Blinde und sehbehinderte Menschen können ihn mit ihrem Blindenstock oder ihren Fußsohlen gut ertasten.
„Mir ist es ein großes Anliegen, dass wir nun mit einer Info-Kampagne mit Witz die Sehenden auf die Wichtigkeit des Boden-Leitsystem für sehbeeinträchtige Menschen aufmerksam machen. Besonders wichtig dabei ist mir die Einbeziehung der Betroffenen“, sagt Stadträtin Anja Hagenauer.
Kampagne mit Plakaten, Kärtchen und einem Social Media-Gewinnspiel
Behindertenbeauftragte Nadine Idinger: „An ausgewählten Standorten im Innenstadtbereich fordern aktuell Plakate die Salzburger Bürger:innen auf, das Blinden-Leitsystem in der Stadt nicht zu verstellen. Wir setzen dabei mit einem vieldeutigen Comic und anschaulichen Fotos auf erhöhte Aufmerksamkeit. Zudem gibt’s Info-Kärtchen, die in öffentlichen Einrichtungen, Service-Stellen und Kulturstätten aufliegen.“
Wozu Blinden-Leitsysteme?
„Das tastbare Blindenleitsystem hilft blinden und sehbehinderten Menschen in Gebäuden Ansprechpersonen, Türen, Lifte und so weiter zu finden. Im öffentlichen Raum - wie zum Beispiel bei Schutzwegen und Bushaltestellen - erleichtert es die Orientierung. Es wird mittels des Blinden-Langstocks oder auch mit den Fußsohlen ertastet. Das Leitsystem macht auf Hindernisse und Gefahren aufmerksam“, erklärt Josef Schinwald, Obmann des Salzburger Blinden- und Sehbehindertenverbandes.
Woraus besteht das Leitsystem?
Es handelt sich um Pflastersteine oder Rillenplatten, die vor allem bei Straßenübergängen, Plätzen, Bus-Haltestellen oder Bahnhöfen verlegt werden.
Die Grundstrukturen sind Rippen und Noppen. Und so funktioniert das System:
- Längs verlaufende Linien = eine leitende Funktion (Signal: Gehen)
- Quer zur Gehrichtung verlaufende Linien = warnende Funktion (Signal: Halt)
- Felder aus Noppen, Linien oder mit Rahmen = Hinweis auf wichtigen Punkt (Signal: Achtung)
Bei Neu- und Umbauten dabei
Behindertenbeauftragte Nadine Idinger: „Das Straßen- und Brückenamt der Stadt Salzburg ist im öffentlichen Raum bemüht, bei sämtlichen Sanierungen und Neubauten das optimale Leitsystem zu installieren. Die Sanierung bzw. Neugestaltung einer Seite bei einem Straßenübergang, also Gehsteigabsenkung und Verlegung von taktilen Elementen, kostet rund 5.000 Euro und ist üblicherweise im jeweiligen Baubudget bereits enthalten.“
Schau hin, denk mit!
Blinden-Leitsysteme werden von sehenden Personen oft nicht als Hilfen für sehbeeinträchtigte und blinde Menschen wahrgenommen. Deshalb kommt es immer wieder vor, dass die Leitstreifen zum Beispiel durch Plakatständer, Mülltonnen oder Fahrräder verstellt werden. Wichtig ist daher, dass Sehende wissen, wozu die Leitstreifen dienen.
Helfen wir alle mit, Bewusstsein zu schaffen! #schauhindenkmit und halten wir die Blindenleitsysteme frei!
Was kann man darüber hinaus tun?
Unter dem #schauhindenkmit gibt es in den Sozialen Medien zusätzlich ein Gewinnspiel.
Menschen können Fotos mit Leitsystemen posten und damit helfen, diesem Thema noch mehr Sichtbarkeit zu geben. Nebenbei gibt es auch tolle Preise zu gewinnen.
Wissenswert dazu: Der Artikel 7, Absatz 1, des Bundesverfassungsgesetzes, das Behindertengleichstellungsgesetz (§ 5, Abs. 1) und die UN-Behindertenrechtskonvention (Art. 9) sagen aus, dass Menschen mit und ohne Behinderung den gleichen Zugang zum öffentlichen Leben haben müssen.
Sabine Möseneder