Renovierung und Benennung der Treppe an der Reichenhaller Straße – Würdigung von Alma Rosé

09.12.2024
Eine Stiege als Mahnmal
117 Granitstufen auf den Mönchsberg
Schwere Schäden und Korrosionsprobleme an den Stahlträgern machten eine Sanierung notwendig.

Die umfassende Generalsanierung der Treppenanlage an der Reichenhaller Straße auf den Mönchsberg ist erfolgreich abgeschlossen. Die Treppe – sie zählt zu den ältesten ihrer Art in Salzburg –, die rechts nach der Ausfahrt der Mönchsberggarage abzweigt, führt mit insgesamt 117 Granitstufen auf den Mönchsberg und verbindet die Reichenhaller Straße mit dem Dr.-Ludwig-Prähauser-Weg. Dabei werden rund 30 Meter Höhenunterschied überwunden.

Erneuerung der historischen Treppe
Ursprünglich 1892 erbaut, weist die Treppenanlage sieben Treppenläufe mit sechs Zwischenpodesten auf. Die Sanierung, die zwischen Juli und Oktober 2024 durchgeführt wurde, war notwendig, da eine Bauwerksprüfung 2023 schwere Schäden und Korrosionsprobleme an den Stahlträgern sowie defekte Granitstufen festgestellt hatte.

Finanzierung und Bauumfang
Die Gesamtkosten der Sanierung belaufen sich – nach einer Auftragserweiterung zur Beseitigung zusätzlicher Schäden – auf 285.000 Euro brutto. Neben der Erneuerung der Granitstufen und Betonsockel wurde auch das Geländer den heutigen Standards angepasst und eine Abdichtung unter der Betonplatte des zweiten Podests vorgenommen.

Benennung nach Alma Rosé
Im Rahmen der Fertigstellung hat sich der Stadtsenat in seiner heutigen Sitzung positiv zum Vorschlag geäußert, die Treppenanlage zu Ehren der Violinistin Alma Rosé (1906–1944) zu benennen. Der Amtsvorschlag vom Stadtarchiv wurde mit hoher Zustimmung, gegen die Stimme der FPÖ, von den Senatsmitgliedern beschlossen. Der von der FPÖ eingebrachte Gegenantrag, den Fußweg nach Helga Rabl-Stadler, der ehemaligen Präsidentin der Salzburger Festspiele, zu benennen, wurde von den anderen Fraktionen abgelehnt. Die endgültige Beschlussfassung findet am Mittwoch, 11. Dezember, im Gemeinderat statt.
 
Die Nähe der Treppe zu den Festspielhäusern und den Stolpersteinen des Rosé-Quartetts auf dem Max-Reinhardt-Platz macht diese Ehrung besonders bedeutsam. Alma Rosé, eine herausragende Musikerin und Nichte von Gustav Mahler, leitete das „Mädchenorchester von Auschwitz“ und fiel den Gräueltaten des NS-Regimes zum Opfer. Ihre Geschichte ist untrennbar mit Salzburg verbunden, wo sie 1936 mit dem Rosé-Quartett bei den Salzburger Festspielen auftrat. Die Benennung stellt einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur dar und setzt ein Zeichen gegen das Vergessen.

„Mit der Benennung der Treppe nach Alma Rosé setzen wir ein starkes Zeichen der Erinnerung und des Respekts. Wir ehren nicht nur eine außergewöhnliche Künstlerin, sondern auch das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Es ist unsere Verantwortung, diese Geschichten sichtbar zu machen und zukünftigen Generationen eine mahnende Erinnerung zu hinterlassen“, begrüßt Bürgermeister Bernhard Auinger den Namensvorschlag. Die Maßnahme ist zudem ein wichtiger Beitrag, um die Leistungen und das Wirken von Frauen stärker in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Bislang sind nur rund 4 % der Verkehrsflächen in Salzburg nach Frauen benannt. 

Dem schließt sich auch der für die Baumaßnahme zuständige Bürgermeister-Stellvertreter Kay-Michael Dankl an: „In Salzburg sind mehr Straßen nach Nazis benannt als nach Frauen. Die Benennung der Mönchsberg-Stiege nach einer Frau ist ein wichtiger Schritt, um diese Schieflage zu beseitigen. In Absprache mit dem KZ-Verband und dem Historiker Gerd Kerschbaumer vom Personenkomitee Stolpersteine ist der Vorschlag für Alma Rosé entstanden.“

Tobias Neugebauer