Jüdische Geschichte Salzburgs seit dem frühen Mittelalter
Wann sich Juden und Jüdinnen erstmals in Salzburg aufhielten, ist ungewiss. Die ersten überlieferten Quellen, die dies belegen, stammen aus dem Frühmittelalter. Schon damals verfügten Juden – die im 1. und 2. Jahrhundert aus dem Gebiet des heutigen Israel (damals römisches Palästina) vertrieben wurden – über enge Kontakte zum islamischen Kulturkreis. Sie galten daher in Europa als Gelehrte. Besonders gefragt und bekannt waren sie für ihre Kenntnisse im Bereich der Medizin. Damit in Zusammenhang steht auch der erste konkrete Hinweis auf jüdisches Leben in Salzburg: Der erste Salzburger Erzbischof Arn (in diesem Amt von 785–821, Erzbischof 798) ersuchte einen Grafen, ihm einen jüdischen Arzt aus dem slawischen Siedlungsgebiet zu schicken, um den auch schon ein anderer Bischof gebeten hatte. (Deren Namen sind nicht überliefert.)
Juden als Brücke zum islamischen Kulturkreis und begehrte Fernhändler
Juden waren im Mittelalter nicht nur für ihre Kenntnisse der islamischen Medizin bekannt, sondern spielten im Fernhandel als Kaufleute und Großhändler eine wichtige Rolle. Diese wird auch an Ortsbezeichnungen deutlich: entlang der wichtigsten Straßenzüge von Italien über die Alpen nach Mitteleuropa entstanden Stützpunkte mit der (häufig bis heute verwendeten) Bezeichnung „Judendorf“. Für das damalige Erzbistum Salzburg zu erwähnen sind etwa Judendorf bei Fusch (Großglocknerstraße), Judendorf bei Goldegg im Pongau (heutige Bezeichnung: Judenhof), Judendorf bei Friesach (heute in Kärnten) und Judendorf bei Pettau (heute in Slowenien). Diese Namen lassen sich ab dem 11. Jahrhundert nachweisen. Allerdings war mit der Entstehung dieser Stützpunkte nicht zwangsläufig eine Ansiedelung von Juden und Jüdinnen verbunden. Sie waren einerseits Rastpunkte, andererseits Handelsniederlassungen in der Nähe von damaligen Herrschaftszentren zum Zweck der Versorgung der christlichen Oberschicht.