Von Deutscher Arbeitsfront und NS-Frauenschaft

22.11.2013

Erneut auf großes Interesse stießen zwei Vorträge über die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus am Donnerstagabend, 21. November 2013, in der TriBühne Lehen.

Robert Schwarzbauer referierte über „Die Deutsche Arbeitsfront. Instrument zur totalen Kontrolle“. Er erläuterte, dass die Deutsche Arbeitsfront (DAF) als zahlenmäßig größte, mitgliederstärkste und finanzkräftigste Massenorganisation des Dritten Reichs mit einer enormen Machtfülle ausgestattet war. Obwohl die Möglichkeiten der DAF bei der Gestaltung der Wirtschaftspolitik im Dritten Reich eher bescheiden waren, sei ihr Gewicht nicht zu unterschätzen, da sie sowohl bei der Erziehung des Arbeiters zum „Nutzen für die Volksgemeinschaft“ als auch bei der Freizeitgestaltung großen Einfluss hatte.

Instrument der DAF waren vor allem die zahlreichen Appelle, die innerhalb der Betriebe, in der Öffentlichkeit und zu den verschiedensten Anlässen durchgeführt wurden, und die die Verbundenheit zum Betrieb, aber auch zu Reich und Führer stärken und ein „Wir-Gefühl“ erzeugen sollten.

KdF – Kraft durch Freude

Laut dem „Schöpfer und Leiter der DAF“, Robert Ley, hatte diese drei Hauptaufgaben: der Leistungskampf der deutschen Betriebe, der Reichsberufswettkampf und KdF („Kraft durch Freude“). Während der Leistungskampf die Betriebe vor allem „fit“ für den Krieg machen sollte, war der Reichsberufswettkampf dazu gedacht die Karrierementalität zu steigern und die Akzeptanz der DAF und somit des NS-Regimes zu fördern.

Auch wenn die Attraktivität der DAF im Laufe der Zeit sank, da sie die aufgelösten Gewerkschaften nicht ersetzte und die Mitglieder der DAF für die monatlich bezahlten Mitgliedsbeiträge kaum spürbare Gegenleistungen bekamen, war es vor allem die NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“, die innerhalb der Propaganda-Maschinerie des Dritten Reichs eine wichtige Rolle spielte und auf den größten Teil der Bevölkerung, dem Urlaub und Freizeitmöglichkeiten bisher verschlossen waren, eine geradezu magische Ausstrahlung ausübte. Auch die (im Endeffekt natürlich nur theoretische) Möglichkeit zum Kauf eines eigenen Autos (dem KdF-Wagen) spielte als Propaganda-Instrument eine große Rolle.

Die DAF war jedoch nicht nur innerbetrieblich und im Freizeitbereich tätig, sie war auch am Arbeitseinsatz beteiligt. Die Bekleidung und Verpflegung der „Fremdarbeiter“ wurden von der DAF übernommen, sie war zudem für die Gesundheitsfürsorge, die Freizeitgestaltung, die „Lohnfragen“ und die Disziplinierung zuständig.

Frauen: Wie viel Einfluss und Macht hatten sie?

Im Rahmen der Vortragsreihe „Machtstrukturen der NS-Herrschaft“ sprach Katharina Scharf, Masterstudentin der Geschichtswissenschaften an der Universität Salzburg über die Einflussmöglichkeiten und Machtpositionen von Frauen im nationalsozialistischen Salzburg. In Zusammenarbeit mit der AHS-Lehrerin Elisabeth Schwab untersuchte sie, welche Rollen den Frauen von den männlichen Parteimitgliedern zugedacht wurden und auf welchen Ebenen Frauen in der „Männerpartei“ NSDAP oder auch im Alltag Macht ausüben konnten.

Da Frauen beinahe ausschließlich auf die unteren Hierarchieebenen im Nationalsozialismus beschränkt blieben, wurden sie lange Zeit als unschuldige Opfer gesehen, die keinerlei Machtmöglichkeiten hatten. Doch bedeutet die Tatsache, dass sie parteipolitisch eher unbedeutend waren wirklich, dass nichts zu sagen hatten? Diese Frage wurde im Vortrag erörtert. Im Mittelpunkt standen die Einrichtungen der NS-Frauenschaft und des Deutschen Frauenwerks als eigene weibliche Machtbereiche.

Karl Schupfer