Spazieren und diskutieren für Respekt

16.03.2015

Zerstörte Denkmäler, Salzburger Jugendliche, die im Namen des Islams in den Krieg ziehen, Übergriffe auf anders aussehende Menschen – das alles passiert in Salzburg. Rechtsextremismus, Radikalisierung und Rassismus haben keinen Platz in der Gesellschaft. Die neue Reihe „Spazieren und diskutieren für Respekt“ – parallel zur laufenden Kampagne „#88gegen rechts“ - setzt sich in Vorträgen, Workshops und Spaziergängen mit diesen Phänomenen auseinander. Untertitelt ist die neue Reihe mit „Rassismus verletzt. Wissen stärkt. Begegnung hilft.“ Auch Schulklassen sind eingebunden: Sie können die Vielfalt ihres Stadtteils entdecken und Erinnerungskultur pflegen. Die neue Reihe startet am 21. März - dem „Internationalen Tag gegen Rassismus“ - und läuft bis zum „Gesellschaftsklimatag“ am 24. April 15.

„Die Stadt Salzburg ist bunt und schön. Wir dulden weder Zerstörungen und Schmierereien mit neonazistischem und rechtsextremem Hintergrund noch andere fundamentalistische Entwicklungen, die Menschen in ihrer Würde verletzen und Gewalt anwenden. Die Kampagne „#88gegenrechts!“ läuft erfolgreich und zeigt, dass sich viele SalzburgerInnen gegen diese Tendenzen auflehnen. Mit dem neuen Programm wollen wir noch mehr Menschen erreichen und sensibilisieren. Ich hoffe, dass viele SalzburgerInnen und Schulklassen diese Möglichkeit ergreifen und ein Zeichen für Respekt setzen“, hält Bürgermeister-Stellvertreterin Anja Hagenauer fest.

„Beim Spazierengehen haben wir Zeit und entdecken Neues. Da passt es, wenn dabei aktuelle Themen wie Integration und Toleranz aufgegriffen werden. Die Reihe „Spazieren und diskutieren für Respekt“ der Integrationsbüros von Stadt und Land Salzburg, der städtischen Jugendbeauftragten, des Friedensbüros, des Runden Tisches Menschenrechte, des Afro-Asiatischen Instituts Salzburg und der ÖH Salzburg weist auf die Buntheit und Vielfalt in unserem Land hin. Es macht klar, dass hier Rechtsextremismus, Radikalisierung und Rassismus keinen Platz haben. Halten wir gemeinsam unsere Augen für die Vielfalt Salzburgs weit offen!“ meint dazu Integrations-Landesrätin Martina Berthold.
„Der Runde Tisch Menschenrechte setzt sich für die Umsetzung der „Europäischen Charta zum Schutz der Menschenrechte in der Stadt“ ein. Unser Anliegen ist es, für Vielfalt und Menschenrechte mehr Impulse in der Stadt Salzburg zu setzen. Die Arbeit der Anti-Diskriminierungsstelle zeigt, dass vor allem anders aussehende oder sprechende Menschen von unwürdiger Behandlung betroffen sind. Mit diesem Programm wollen wir junge Menschen sensibilisieren und ihnen ermöglichen, Erinnerungskultur zu pflegen und sich mit Vielfalt auseinanderzusetzen“, sagt Christian Treweller, Vorsitzender des Runden Tisches Menschenrechte.

Das Programm

Rechtsextremismus, Dschihadismus, Erinnerungskultur, Vielfalt in den Stadtteilen

Den Auftakt machen am Montag, 23. März 15, im Schloss Mirabell zwei Veranstaltungen zum Thema Rechtsextremismus und Neonazismus: Im Workshop „Rechtsextremismus und Jugendkultur“ (13 bis 16 Uhr) geht es um Erscheinungsformen rechtsextremer Jugendkulturen. „Da Musik das zentrale Medium für den Einstieg ist, werden rechtsextreme Musik und neue Formen rechtsextremer Jugendkulturen vorgestellt“, erklärt Workshop-Referentin Kathrin Quatember vom Friedensbüro Salzburg.

Um 18 Uhr folgt der StadtDialog „Rechtsextremismus und Neonazismus – eine Gefahr für unsere Jugend“ mit ExpertInnen aus Bayern, Wien und Salzburg. Den Input wird Andreas Peham vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands liefern. Der Fokus liegt auf der Frage, warum diese Form des Extremismus für Jugendliche und junge Erwachsene so attraktiv ist und wie verbreitet dieses Phänomen in Österreich und Salzburg ist. Danach erörtern Christoph Dauser (Bayerische Informationsstelle gegen Extremismus), Andrea Holz-Dahrenstaedt (kija Salzburg), Nadja Rizkalla (Beratungsstelle Extremismus, Familienministerium) und Peter Wieser (Verein Neustart) die Frage, wie dem Problem auf Praxisebene begegnet werden kann.

Anmeldung für beide Veranstaltungen:
beauftragtencenter@stadt-salzburg.at, Tel. 0 662/8072-2046
Krieg im Namen des Islams

Zwei Veranstaltungen widmen sich am Mittwoch, 15. April 15, im Unipark Nonntal dem Extremismus im Namen des Islams. Im Workshop „Radikalisierung und Prävention“ (14 bis 17 Uhr) gibt der Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger einen Überblick zu den ideologischen Grundlagen des „Islamischen Staates“ (IS) und beleuchtet, warum sich junge Menschen radikalisieren, welche Rolle das Internet und soziale Medien dabei spielen und wie Prävention und Deradikalisierung funktionieren könnten. Um 19 Uhr folgt Schmidingers Vortrag mit Diskussion zum Thema „Hintergründe und aktuelle Entwicklungen zum IS“.

Anmeldung für Workshop und Vortrag:
office@friedensbuero.at, Tel. 0 662/873 931

Interaktive Stadtteilspaziergänge zum Thema „Vielfalt“

Bei den 90-minütigen Spaziergängen „In meinem, deinem, unserem Stadtteil“ können SchülerInnen ab der 7. Schulstufe Bekanntes neu kennenlernen. In einer Mischung aus Workshop und Stadtführung geht es darum, ihnen den eigenen Stadtteil wieder bewusst zu machen. An sechs Tagen ab 26. März 15 können sie in der Elisabeth Vorstadt, in Lehen, Nonntal, im Andräviertel, in der Rechten Altstadt und in Liefering nach Spuren der Vielfalt suchen und erarbeiten, was diese Vielfalt mit ihnen zu tun hat. „Mir geht es um Wissensvermittlung und darum zu zeigen, dass sich die Stadt über die Menschen, die dort leben, definiert und dass Vielfalt positiv ist“, erklärt Kathrin Quatember, verantwortlich für Konzept und Durchführung der Spaziergänge.

Anmeldung: beauftragtencenter@stadt-salzburg.at, Tel. 0 662/8072-2046

„Stolperstein-Spaziergänge“ auf den Spuren der NS-Opfer

Ab 8. April 15 sind Schulklassen ab der 7. Schulstufe an acht Tagen zu einstündigen „Stolperstein-Spaziergängen“ mit dem Salzburger Historiker Gert Kerschbaumer eingeladen. Dabei sollen die jungen Menschen für die Auswirkungen von extremem Rassismus sensibilisiert werden. „Die Spaziergänge stellen die Opfer in den Mittelpunkt. Es ist wichtig, deren Geschichten vor Augen zu führen und die Bedeutung von Courage hervorzuheben, damit das Unfassbare nicht noch einmal passiert“, hält dazu Gert Kerschbaumer vom „Personenkomitee Stolpersteine“ fest.

Das „Personenkomitee Stolpersteine“ ist eine überparteiliche Plattform mit mehr als 280 Personen. Es hat mit Unterstützung der Stadt Salzburg 2007 das international beachtete Projekt „Stolpersteine“ des deutschen Künstlers Gunter Demnig nach Salzburg gebracht. Derzeit sind in der Stadt Salzburg 268 Stolpersteine verlegt. Stolpersteine schärfen das Bewusstsein für die Vertreibung und Vernichtung von Juden, Roma und Sinti, Homosexuellen und Zeugen Jehovas sowie für die Opfer der Euthanasie und der politischen Verfolgung während des Nationalsozialismus.

Besonders in jüngerer Zeit waren diese kleinen „Denkmäler“ Ziel rechtsextremer Schmieraktionen. Die Namen der NS-Opfer traten dadurch in den Hintergrund. Während der Spaziergänge stehen diese Menschen und ihre Schicksale im Vordergrund.

Anmeldung: beauftragtencenter@stadt-salzburg.at, Tel. 0662/8072-2046

Roma- und Sinti-Gedenkfeier

24. April 15, 11 Uhr, Mahnmal Ignaz-Rieder-Kai 21
Eine Kooperation von Kulturverein Österreichischer Roma, Verein Ketani für Sinti und Roma, Friedensbüro Salzburg. Mitgestaltung durch die 4HBTT der HTBLuVA Itzling unter der Leitung von Christoph Janacs und Norbert Damhofer. Weitere Infos: www.friedensbuero.at

Weitere Informationen:
Integrationsbeauftragte Daiva Döring
Tel. 0 662/8072-2296 und 0 664/8072 1 2296
daiva.doering@stadt-salzburg.at

Details zum Workshop und Vortrag am 15. April und
zur Gedenkfeier am 24. April:
Desirée Summerer
Friedensbüro Salzburg
Tel. 0 662/873 931
office@friedensbuero.at


Am Podium beim heutigen Pressegespräch.
Am Podium beim heutigen Pressegespräch.

Sabine Möseneder