Drehbuchentwicklungspreis 2015
Gewinner des Drehbuchentwicklungspreises 2015
Zum Wettbewerb 2015, den die Kulturabteilung wieder in Zusammenarbeit mit dem drehbuchFORUM Wien durchgeführt hat, wurden 13 Exposés mit dem Potential zum Spielfilmdrehbuch eingereicht und von einer unabhängigen Fachjury bewertet. Der diesjährigen Jury gehörten Corinna Antelmann (Drehbuch und Consulting), Ulrike Schweiger (Regisseurin, Dramaturgin) und Arthur Zgubic (Kunstprojekte, Kurator) an.
Der Hauptpreis in Höhe von 3.000 Euro wird für die Weiterentwicklung des eingereichten Exposés zum Spielfilmtreatment vergeben. Zusätzlich bietet der Preis eine professionelle dramaturgische Betreuung bei der Ausarbeitung des Stoffes; auf Vorschlag des Wettbewerb-Partners drehbuchFORUM Wien wird die renommierte Drehbuchautorin Agnes Pluch Preisträgerin Irmgard Fuchs als Mentorin begleiten.
Der zweite und der dritte Preis wurden mit jeweils 1.500 Euro prämiert.
Hauptpreis für Verwaldung
Der Bauer Alois lebt seit zehn Jahren alleine und menschenscheu auf einem heruntergekommenen Hof; seine Frau hat ihn nach dem Unfalltod des gemeinsamen Sohnes verlassen. Als seine Schwester Brigitte eines Tages den jungen schottischen Wwoofer1 Adam auf den Hof bringt, bleibt ihm keine Wahl – er muss ihn bei sich aufnehmen. Aus einem anfangs sprachlosen Nebeneinander entwickelt sich eine Annäherung, die beide in ihre Vergangenheit zurückführt und durch das Nachdenken über Verlust und Scheitern eine tiefe Verbindung zwischen dem alten Bauer und dem jungen Wwoofer schafft.
1WWOOF – WORLD-WIDE OPPORTUNITIES ON ORGANIC FARMS ist eine weltweite Bewegung von Freiwilligen, die auf Bio-Bauernhöfen für freie Kost und Logis mithelfen.
Die Jury sagt über „Verwaldung“: „Das Thema der Aufarbeitung der eigenen Geschichte in einem kammerspielartigen Setting ist gelungen, da hier eine dichte Atmosphäre erzeugt wird. Durch die Sprachlosigkeit der Figuren eröffnet sich ein Kaleidoskop von Spielmöglichkeiten in filmischen Bildern. (...) eine vielversprechende Figurenkonstellation, die durch das Alter der Protagonisten eine zusätzliche Spannbreite aufmacht.“
Irmgard Fuchs
geboren 1984 in Salzburg, lebt in Wien. Sie studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Uni Wien und an der FU Berlin und absolvierte anschließend das Studium der Sprachkunst an der Angewandten in Wien. Für ihre Texte (Lyrik, Prosa, Theatertexte, Drehbücher) erhielt sie bereits mehrfache Anerkennungen, u.a. das START-Stipendium des Kulturministeriums.
Zweiter Preis für Der Sohn
Ein Kriminalfall in Salzburg: Der „Professor“, ein stadtbekannter Obdachloser mit langem Bart und Gelehrtenbrille, wird erschlagen aufgefunden. Über seine Lebensgeschichte sind viele Spekulationen im Umlauf, die wahre Geschichte des modernen Diogenes kennt niemand. Die Täter werden gestellt; eine Gruppe von Teenagern, die aus reiner Gewaltlust getötet haben. Der Fall geht durch die Presse – und ein junger Mann erkennt im „Professor“ seinen leiblichen Vater, den er nur aus Erzählungen seiner Mutter kennt – und zwar als aggressiven Familientyrann. Die Bilder passen nicht zusammen. Und die Suche des Sohnes nach sich und dem anderen beginnt.
Die Jury: „Die bisher nicht in Frage gestellten bürgerlichen Zuschreibungen von Gut und Böse scheinen nicht mehr gültig zu sein (...). Spannend an diesem Stoff sind die plötzliche Selbstentfremdung und die Suche nach der eigenen Identität über das Bild des Vaters. Die Komprimierung der Handlung auf zwei Tage verlangt eine strenge Erzählform, dies wird als große Stärke empfunden.“
David Groß
geboren 1978 in Salzburg, studierte Theaterwissenschaften und Publizistik in Wien und absolvierte anschließend das Master-Studium Qualitätsjournalismus in Krems. Er arbeitet seit 2003 als freier Fernsehjournalist, Filmemacher und „Artivist“, ist Mitbegründer des Filmemacher Kollektivs „Schaller 08“ und Initiator des Kunstprojekts „wastecooking“.
Dritter Preis für Heimatblut
Ein abgelegenes Bergdorf in den 1960er Jahren. Der zwölfjährige Gerhard träumt von einer Karriere als Skirennfahrer, die einen Ausweg aus häuslicher Armut, Gewalt und aus der rückständigen Enge des Dorfes eröffnen könnte. Der Vater, ein einfacher Holzarbeiter, hat nur Verachtung für diese Pläne übrig; als er herausfindet, dass die Mutter den Buben heimlich unterstützt, beginnt die Situation zu eskalieren. Höhepunkt der Gewaltspirale: Die Mutter erklärt, dass sie schwanger ist, der Vater nimmt ein Gewehr und gibt einen tödlichen Schuss ab. Das Gericht spricht ihn dennoch von jeglicher Schuld frei, das ganze Dorf steht hinter dem Angeklagten. Gerhard und sein Großvater mütterlicherseits sind hilflos und wütend – und fassen einen Plan, wie der Vater doch noch zur Verantwortung gezogen werden kann.
Die Jury schätzt „die authentische und atmosphärische Darstellung einer dörflichen Gemeinschaft im Innergebirg der 1960er Jahre, einem hermetisch kulturellen Habitat, in dem sich die Autoritäten nach eigenen Anschauungen organisieren und ihre eigenen Wertvorstellungen und Rechtsstrukturen etablieren (...) eine Gemeinschaft in kollektiver schuldhafter Komplizenschaft mit einem Verbrechen. Die Dynamik zwischen Sohn und Vater trägt ein großes dramatisches Potential in sich.“
Adrian Goiginger
geboren 1991 in Salzburg, studiert seit 2013 Szenische Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg. Der junge Filmemacher hat bereits einige Nachwuchspreise gewonnen, war der Träger des Jahresstipendiums Film des Landes Salzburg 2011 und kann schon eine nennenswerte Filmografie als Regisseur und Drehbuchautor vorweisen.