Drehbuchentwicklungspreis 2019
Die Nachwuchsförderung sowie die Unterstützung von Filmprojekten schon zu Beginn der Entwicklungsphase bilden zwei Schwerpunkte im Bereich Filmförderung der Stadt Salzburg. Seit 2012 werden unter dieser Perspektive auch zwei biennale Preise vergeben: In geraden Jahren schreibt die Stadt den Nachwuchsfilmpreis „Simon S.“ aus, in den ungeraden Jahren wird der Drehbuchentwicklungspreis mit einer Gesamtdotierung von 6.000 Euro vergeben.
Die Resonanz auf die Ausschreibung und die durchwegs hohe Qualität der eingereichten Exposés bestätige, dass man mit dem Preis am richtigen Punkt ansetze, freut sich Martina Greil, Filmreferentin in der Kulturabteilung und Organisatorin des Wettbewerbs in Kooperation mit dem drehbuchFORUM Wien.
Der unabhängigen Jury gehörten in diesem Jahr Martin Blankemeyer (Münchner Filmwerkstatt), der Filmemacher Adrian Goiginger und Bernadette Weigel (Regisseurin und Dramaturgin) an.
Der Hauptpreis in Höhe von 3.000 Euro wird für die Weiterentwicklung des eingereichten Exposés zum Spielfilmtreatment vergeben. Zusätzlich bietet der Preis eine professionelle dramaturgische Betreuung bei der Ausarbeitung des Stoffes; auf Vorschlag des drehbuchFORUM Wien wird die renommierte Regisseurin und Drehbuchautorin Barbara Albert das Preisträger-Team als Mentorin begleiten.
Der zweite und der dritte Preis wurden mit jeweils 1.500 Euro prämiert.
Hauptpreis für Fisch
Eine junge Frau prallt mit ihrem Idealismus gegen die Realität einer männerdominierten Arbeitswelt: Die ehrgeizige Architekturstudentin Eva lässt sich am Ende ihres Praktikums leichtfertig auf ein Machtspiel mit ihrem Chef, dem Stararchitekten Andreas Hummel ein. Doch auf der unvermittelten und ebenso rasanten Reise zu einem Baugrundstück an der tschechischen Grenze verliert Eva immer mehr die Kontrolle in einem Spiel aus Faszination, Macht und Manipulation, bis sie sich schließlich selbst erkennt und behauptet.
Das Exposé hat die Jury durch die konfliktgeladene Figurenkonstellation, die emotionale Darstellung gegenseitiger Abhängigkeiten und die genauen Milieukenntnisse überzeugt: „In präzisen und eindringlichen Bildern wird die Sehnsucht der Praktikantin Eva, die im Büro des Stararchitekten nach Kreativität und Anerkennung sucht, mit den subtilen Mechanismen von Macht und Demütigung konfrontiert. Der kompakte Handlungsverlauf legt Schicht für Schicht frei, was sich hinter der Maske von Ruhm und Erfolg verbirgt. Eva muss sich entscheiden, ob sie bereit ist ihren Traum mit der Aufgabe ihrer Integrität zu bezahlen.
Zweiter Preis für Sophie
Eine Geschichte von Freundschaft, Liebe, Trennung und vom Erwachsenwerden: In vier Episoden erzählt der Film über die schüchterne Eva, die sich zuerst nur freundschaftlich und später auch romantisch zu der um ein Jahr älteren Sophie hingezogen fühlt.
Als überzeugend beurteilte die Jury „die spürbare Liebe zu und zwischen den Figuren und die authentischen Konflikte. Vom ersten Kennenlernen über die große Freundschaft bis hin zum Ende der Beziehung begleiten wir die Protagonistinnen und erleben mit ihnen alle Höhen und Tiefen. Die Handlung wirkt nicht gestresst oder zurechtgebogen, sondern realitätsnah und unaufgeregt.“
Hierin liege ein großes Potential des Stoffes, jedoch auch eine Gefahr, so die Jury, und empfiehlt dem Autor, mit dem Preisgeld weiter an der Verdichtung der Ereignisse und an der dramaturgischen Struktur zu arbeiten.
Dritter Preis für SOKO Alpenstraße – Edelweiß
Ein Mord in der Salzburger Sound-of-Music-Tourismusbranche beschäftigt das Ermittlerteam der SOKO Alpenstraße, bestehend aus einem unkonventionellen Bezirksinspektor, den man getrost als Salzburger Original bezeichnen kann, und einen ihm zur Seite gestellten pflichtbewussten deutschen Kollegen. Beim Lösen des Falles scheuen sie nicht davor zurück, sich mit den Mächtigen und Einflussreichen anzulegen.
Die Jury: „Wo die Brenner-Filme auf Schneeflöckchen treffen, da beginnt „Salzburg Avantgarde Crime Fiction“. Vor der Kulisse des Salzburger Traumas von „The Sound of Music“ sprudeln hier die Ideen, bis ins Groteske überzeichnete Figuren tanzen im Drogenrausch durch Waffenhandel und Ökolandbau, Porzellanmanufaktur und Korruption am Bau – alles ist drin in dieser Odyssee durch die Mozartstadt. Das ist wirklich „bigger than life“ – und kann potentiell gelichzeitig auch die Katharsis liefern, Salzburg mit seinem eigenen Geschäftsmodell zu versöhnen.“ Als Empfehlung schließt die Jury an: „Bitte den Titel ändern – der klingt nach Fernsehen.“