Drehbuchentwicklungspreis 2021
Die Nachwuchsförderung sowie die Unterstützung von Filmprojekten schon zu Beginn der Entwicklungsphase bilden zwei Schwerpunkte im Bereich Filmförderung der Stadt Salzburg. Seit 2012 werden unter dieser Perspektive auch zwei biennale Preise vergeben: In geraden Jahren schreibt die Stadt den Nachwuchsfilmpreis „Simon S.“ aus, in den ungeraden Jahren wird der Drehbuchentwicklungspreis mit einer Gesamtdotierung von 6.000 Euro vergeben.
"Ziel ist es, Drehbuchautor*innen und Autorenfilmer*innen in der wichtigen frühen Phase der Stoffentwicklung zu unterstützen und dem Bedarf nach der Entwicklung hochwertiger Stoffe für die Filmbranche nachzukommen" betont Martina Greil, Filmreferentin in der Kulturabteilung und Organisatorin des Wettbewerbs in Kooperation mit dem drehbuchFORUM Wien.
Der Drehbuchentwicklungspreis steht am Beginn eines Prozesses, der reale Umsetzungschancen bis zur Filmrealisierung bieten soll. Der unabhängigen Fachjury gehörten in diesem Jahr die Drehbuchautorin Alrun Fichtenbauer, die Autorin Ingrid Kaltenegger und der Regisseur, Autor und Produzent Bernhard Wenger an.
Der Hauptpreis in Höhe von 3.000 Euro wird für die Weiterentwicklung des eingereichten Exposés zum Treatment für einen Kinospielfilm ab einer Länge von 60 Minuten vergeben. Zusätzlich bietet der Preis eine professionelle dramaturgische Betreuung bei der Ausarbeitung des Stoffes. Der zweite und der dritte Preis sind mit jeweils 1.500 Euro prämiert.
Hauptpreis für „Intimate Strangers“
Florinda Frisardi greift in ihrem Exposé das japanische Phänomen der „gemieteten Familienmitglieder“ auf. In feinen Bildern und Situationen erzählt sie von ihrer Hauptfigur Kaoru, die nach längerer Abwesenheit etwas verloren in Japan ankommt und dort die Stellvertreterinnen-Rolle einer Tochter annimmt. Mit dem Vater und dem Nachbarn dieser Frau verbindet sie bald mehr als mit ihren eigenen Familienmitgliedern und Freunden.
„Ein interessantes und noch wenig bearbeitetes Thema, das großes Potential für ein spannendes wie auch berührendes Mystery-Drama beherbergt.“, stellt die Jury fest.
Dass die Autorin einen persönlichen Zugang zum Thema und zum Land Japan hat, werde aus ihrem kompakten wie prägnanten Text klar.
Und weiter: „Das sozialpsychologische Konstrukt wird von allen Seiten beleuchtet: Die Autorin beschränkt sich nicht allein auf ihre Hauptfigur, die ihrer Rolle gerecht werden will und damit so erfolgreich ist, dass sie in Gefahr gerät, sich selbst zu verlieren. Auch die Rolle des Auftraggebers, des Vaters, wird nachvollziehbar, der sich eine Tochter mietet, um sein Gesicht zu wahren. (…)
Wir freuen uns auf die weitere Entwicklung dieses vielversprechenden Stoffs und wünschen der Autorin, dass sie ihren Weg unbeirrbar weitergeht und das Drehbuch in Japan zur Realisierung bringt.“
Als Mentorin, die Florinda Frisardi bei der Ausarbeitung begleiten wird, ist auf Vorschlag des drehbuchFORUM Wien die renommierte Regisseurin und Drehbuchautorin Barbara Albert angefragt.
Zweiter Preis für „Fake Priest“
Die Prämisse ist spannend und bietet viel Potential für einen humorvollen Genre-Film:
ein österreichischer „Fake Priest“ steigt in Japan sehr erfolgreich ins Wedding-Business ein und nimmt als verkleideter Priester sogar der Yakuza die Beichte ab.
Die Jury befindet: „David Gross bettet eine bekannte Geschichte in ein neues, interessantes Setting und schafft so die Grundlage für ein unterhaltsames, flottes Gangster-Movie.
Die Hintergründe wirken plausibel recherchiert und man liest nicht nur heraus, dass der Autor dem Stoff nahe ist, sondern auch, wie großen Spaß er am Schreiben der Geschichte hat.“
Für die weitere Entwicklung des Buches wünscht sich die Jury, dass „sich der Autor von vorhandenen Klischees entfernt, indem er seine Figuren besser kennenlernt und das Potential des Stoffes besser ausschöpft.“
Dritter Preis für „Das Unheil, das mein Leben verpfuscht hat“
Um ihre drei Kinder in der Zwischenkriegszeit durchzubringen, erlernt die Sennerin Kathi das Wildern. Ausgerechnet ihr Geliebter, der Revierjäger, wird dadurch zu ihrem größten Feind, dem sie sich auf keinen Fall zu erkennen geben darf.
Als überzeugend beurteilt die Jury nicht nur den hohen Spannungsgehalt des Dramas, das Potential für einen historischen Alpenwestern biete. „Besonders die Figur der unbeugsamen Sennerin interessiert uns. In einer historisch schwierigen Zeit nimmt Kathi entgegen sämtlicher Widerstände ihr Leben auf unkonventionelle Weise selbst in die Hand.“
Für die Weiterentwicklung empfehle man dem Autor – obwohl es sich um eine wahre Begebenheit handle -, das Ende zu überdenken. Es wäre wünschenswert, sich von der immer gleichen Erzählung über die Bestrafung einer mutigen Frau zu entfernen und ebenso mutig neue Wege für das Selbstverständnis der Hauptfigur zu finden.