„Wappenmedaille der Landeshauptstadt Salzburg in Gold“ für Gerd Bacher
Im Marmorsaal des Schlosses Mirabell überreichte heute, Donnerstag, 30. März 2006, Bürgermeister Heinz Schaden die „Wappenmedaille der Landeshauptstadt Salzburg in Gold“ an den früheren ORF-Generalintendanten und Journalisten Gerd Bacher. Die Auszeichnung für Gerd Bacher war im Stadtsenat einhellig beschlossen worden.
In seiner Laudatio ging Bürgermeister Heinz Schaden auf die Karriere Gerd Bachers ein und strich seine Position als „bekennender Konservativer“ hervor. Als solcher war und ist er zwar „nicht unbedingt kompromissbereit“, Andersdenkenden zolle er aber immer Respekt, wenn sie ihre Argumente qualitätsvoll vertreten, ergänzte Schaden. In seiner Dankesrede bezeichnete Gerd Bacher den ORF als „das Ereignis meines Lebens“, er betrachte die Entwicklung von Fernsehen und Rundfunk in Österreich „wie ein Vater, dessen Kind sich bisweilen von seinen Vorstellungen sehr entfremdet hat“. Die Regionalisierung des ORF habe sich materiell zu einem Problem für die Anstalt entwickelt – und immateriell drohe an manchen Standorten die Gefahr, „zu Landeshauptmann-Studios zu werden“, warnte Bacher.
Gerd Bacher wurde am 18. November 1925 in Salzburg geboren. Er besuchte hier die Volks- und Mittelschule. 1943-1945 war er bei der deutschen Wehrmacht.
In Salzburg beginnt er auch 1946 seine journalistische Laufbahn bei der „Salzburger Volkszeitung“ (bis 1950). In der Folge avancierte er von 1950-1954 zum Chef der Lokalredaktion bei den „Salzburger Nachrichten“. 1954 wurde er als Chefredakteur des damals neu gegründeten „Bild-Telegraf“ nach Wien berufen, von 1958 bis 1960 war er Chefredakteur des von ihm mit gegründeten „Express“. Anschließend übernahm er für sechs Jahre die Geschäftsführung der Fritz P. Molden Großdruckerei und der Buchverlags GmbH, ab 1964 fungierte er auch Verlagsleiter.
Die österreichische Rundfunkreform von 1967 brachte Gerd Bacher an die Spitze von Rundfunk und Fernsehen. Von 1967 bis 1974 war er erstmals ORF Generalintendant und leitete eine umfassende Programmreform ein. Mit Inkrafttreten des neuen Rundfunkgesetzes im Oktober 1974, in dem die ehedem nahezu unbegrenzten Befugnisse des Generalintendanten beschnitten wurden, wurde Otto Oberhammer zu seinem Nachfolger berufen.
Gerd Bacher schloss zunächst einen Kolumnenvertrag mit dem „Kurier“ und übernahm im Oktober 1975 kurzfristig die Chefredaktion dieser Zeitung. Von Jänner bis Oktober 1976 wirkte er als politisch-publizistischer Wahlkampfberater des CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl. Wenige Wochen nach der Bundestagswahl in Deutschland wurde Gerd Bacher Generaldirektor des Salzburger Verlagshauses Kiesel/Salzburger Volksblatt.
1978 kehrte er dann wieder zum ORF zurück und wurde kurz darauf wieder zum Generalintendanten gewählt. 1984 wurden die zwei einander im ORF konkurrierenden Fernsehintendanzen in einen Informations- und eine Unterhaltungsintendanz umgewandelt. Ende 1985 konnte Gerd Bacher mit dem Verband österreichischer Zeitungsherausgeber und – Verleger ein Abkommen schließen, in dem der Werbung im Hörfunk und im Fernsehen an Sonn- und Feiertagen zugestimmt wurde.
1986 von ORF Sportchef Podgorski als Generalintendant abgelöst, übernahm Gerd Bacher wieder die Aufgabe eines Medienberaters von Bundeskanzler Kohl für die deutsche Bundestagswahl im Jahr 1987 und war seitdem Medienberater. Seit Juni 1989 zeichnete er als Herausgeber der Wiener Tageszeitung „Die Presse“ verantwortlich. 1990 kandidierte er für eine dritte Amtsperiode als ORF-Generalintendant, wurde zunächst interimistisch bestellt und schließlich wieder für eine volle Amtszeit bis 1994 gewählt. Es darf davon ausgegangen werden, dass es aufgrund der von Gerd Bacher geführten Unternehmenspolitik bis 1994 in Österreich kein kommerzielles Radio und Fernsehen gab. Dem ORF blieb er auch nach seinem Abschied treu, etwa in seiner Eigenschaft als Mitglied des Weisenrates für das neue ORF Gesetz im Jahr 2001.
Es ist heute allgemein anerkannt, dass Gerd Bacher politische Kraftproben nie gescheut hat, wenn er die Unabhängigkeit journalistischer Arbeit gefährdet sah. Sein Name ist in den vergangenen Jahrzehnten untrennbar mit Veränderungen im Bereich gedruckter oder elektronischer Medien verbunden. In einer ORF Aussendung zur Vorankündigung eines Porträts anlässlich seines 80. Geburtstages, bei dem er auch als kritischer Zeitzeuge zu sehen ist, wird er wie folgt beschrieben: “Er ist nicht nur eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der österreichischen Rundfunkgeschichte, sondern auch Chronist wichtiger politischer und zeitgeschichtlicher Ereignisse des 20. Jahrhunderts. ‚Bacher haben immer Herausforderungen interessiert, die verkehrt proportional zu seiner Körpergröße waren’, so der Gestalter Andreas Nowak. Provokant, sentimental, analytisch, rhetorisch brillant, selbstkritisch und überraschend offen zieht Gerd Bacher Lebensbilanz: ‚Ich bin nicht autoritär, ich verschaffe mir Autorität’“. Der ehemalige ORF General ist der meist karikierte Nichtpolitiker Österreichs, die „Tiger“-Karikatur von Ironimus Peichl wurde zu seinem Markenzeichen.
Gerd Bacher wurde für seine Verdienste u.a. mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern, dem Freiheitspreis der schweizerischen Max-Schmidheiny Stiftung u.a. ausgezeichnet.
Seit 1988 ist er mit Christine Egger verheiratet, aus früheren Ehen hat er drei Töchter.

Bürgermeister Heinz Schaden überreichte Ex-ORF-Generalintendaten Gerd Bacher (hier mit seiner Gattin Christine) die Wappenmedaille der Landeshauptstadt Salzburg in Gold.
Greifeneder, Johannes (20222)