Energiebilanz 2023 der Stadt Salzburg

V.l.n.r.: Energieexperte Oskar Mair am Tinkhof (SIR), Bürgermeister-Stellvertreter Kay-Michael Dankl, Planungsstadträtin Anna Schiester und Energiekoordinator Christoph Hillebrand (MA 6 / Baudirektion) präsentierten die Energiebilanz 2023.
Die Stadt Salzburg zieht bei der Präsentation des Energieverbrauchs 2023 heute, 31.3.2025, eine klare Bilanz: Der Energieeinsatz im Stadtgebiet ist trotz wachsender Bevölkerung und Wirtschaftsleistung weiter rückläufig. Gleichzeitig bleibt der Anteil erneuerbarer Energieträger auf hohem Niveau stabil. Die Zahlen belegen nicht nur, dass Salzburg auf dem Weg zur klimafreundlichen Stadt ist – sie machen auch sichtbar, wie konkrete Maßnahmen in Verwaltung, Wirtschaft und Haushalten bereits wirken.
Insgesamt wurden im Jahr 2023 im Stadtgebiet Salzburg 2.572 Gigawattstunden (GWh) Energie für Wärme, Strom und Mobilität verbraucht. Das entspricht in etwa 2,57 Milliarden Waschmaschinengängen oder der Produktion von rund 26 Millionen Fahrrädern. Der Energieverbrauch verteilt sich zu 41 Prozent auf den Bereich Gewerbe und Dienstleistungen, 36 Prozent auf private Haushalte und 23 Prozent auf den Verkehr. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Verbrauch um bis zu fünf Prozent gesunken – ein bemerkenswerter Rückgang, wenn man bedenkt, dass sowohl die Zahl der Einwohner:innen, als auch das Brutto-Regionalprodukt, gestiegen sind. Für den Autor der Energiebilanz, Oskar Mair am Tinkhof vom Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen (SIR), ist die Richtung klar: „Trotz steigender Einwohnerzahl und Wirtschaftsleistung nimmt der Energieverbrauch kontinuierlich ab. Durch die jährliche Analyse der Zahlen schaffen wir eine solide Grundlage für die Erfolgskontrolle und Planung künftiger Maßnahmen.“
Stadtverwaltung brauchte rund vier Prozent weniger Energie
Ein besonderer Fokus der Energiebilanz liegt auf der Rolle der Stadtverwaltung, die mit gutem Beispiel vorangeht. Im Jahr 2023 verbrauchte der Magistrat rund 58 GWh Energie – das entspricht etwa zwei Prozent des gesamten Stadtverbrauchs. Der Bedarf verteilt sich dabei vor allem auf Amtsgebäude, Schulen, öffentliche Beleuchtung, kommunale Fahrzeuge sowie Sport- und Sozialstätten. Im Vergleich zum Vorjahr konnte der Energieverbrauch um rund vier Prozent gesenkt werden. Besonders erfreulich ist der deutliche Rückgang in Schulen, Sozialzentren und Kindergärten – dort wurden durch abgeschlossene Sanierungsmaßnahmen bis zu elf Prozent Energie eingespart. „Die Zahlen zeigen, dass sich Investitionen in energieefiziente Sanierungen lohnen. Sie sparen der Stadt Kosten und helfen das Klima zu schützen. Gleichzeitig ist noch viel zu tun, um als Stadt Vorreiterin zu werden" so Bürgermeister-Stellvertreter Kay-Michael Dankl.
Hälfte der Energie entfällt auf Wärmeproduktion
Auch beim Blick auf die Art der genutzten Energie zeigt sich eine Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit. Der größte Anteil entfällt auf Wärme (51 Prozent), gefolgt von Strom (36 Prozent) und Mobilität (13 Prozent). Die drei wichtigsten Energieformen – elektrische Energie, Fernwärme und fossile Träger – machen jeweils rund ein Drittel des Verbrauchs aus. Zwar liegt der Anteil der Solarenergie aktuell noch bei lediglich 0,8 Prozent, doch im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Zuwachs von 63 Prozent. Für Energiekoordinator Christoph Hillebrand steht fest: „Die beste Energie ist die, die gar nicht erst verbraucht wird. Aber wir setzen auch auf den konsequenten Ausbau eigener Erzeugung – insbesondere mit PV-Anlagen auf städtischen Dächern. Auch Potenziale im Bereich Wasserkraft prüfen wir laufend.“
Ein zentrales Ziel der Stadt ist es, ihre Abhängigkeit von Energieimporten zu verringern. 68 Prozent der von der Stadtverwaltung genutzten Energie stammt mittlerweile aus erneuerbaren Quellen. Die Importabhängigkeit – vor allem gegenüber Russland und Norwegen – konnte im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent reduziert werden und liegt nun bei 26 Prozent. Für Klimastadträtin Anna Schiester ist das ein entscheidender Schritt: „Die Energiebilanz 2023 zeigt: Wir bewegen uns in die richtige Richtung – aber zu langsam. Der Energieverbrauch sinkt, die CO₂-Emissionen gehen zurück. Das ist gut. Aber mehr als die Hälfte der im Stadtgebiet verbrauchten Energie stammt nach wie vor aus fossilen Quellen. Das passt nicht zu einem Ziel wie Klimaneutralität bis 2040.“
Derzeit arbeitet die Stadt am Klimafahrplan für Salzburg, der den Smart City Masterplan ergänzen und schließlich ersetzen wird. Er soll den Weg zur Klimaneutralität bis 2040 klar und konkret aufzeigen. Denn ein paar Einzelmaßnahmen werden nicht reichen. Es benötigt einen grundlegenden Umbau – des Energiesystem, der Gebäude, der Art, wie wir uns in der Stadt bewegen.
„Die Stadt geht in vielen Bereichen mit gutem Beispiel voran: Wir bauen PV-Anlagen aus, stellen unsere Gebäude schrittweise auf erneuerbare Wärme um und schaffen Platz für nachhaltige Mobilität. Aber wir brauchen auch den Schulterschluss mit Wirtschaft, Land und Bund - und natürlich mit der Bevölkerung. Diese Bilanz ist kein Grund, sich zurückzulehnen. Im Gegenteil: Sie ist ein Auftrag. Wenn wir soziale gerecht gestaltete Klimaneutralität ernst nehmen, müssen wir jetzt handeln – mutiger, schneller, verbindlicher“, fordert Stadträtin Schiester.
Der Blick in die Zukunft zeigt aber auch: Die Herausforderungen bleiben groß.
Zwar hat sich Salzburg im Rahmen eines Gemeinderatsbeschlusses klar zur Klimaneutralität bis 2040 bekannt, doch die aktuelle Bilanz weist für den Zeitraum 2019 bis 2023 rund 206.000 Tonnen CO₂-Äquivalente über dem angestrebten Zielpfad aus. Die Stadt wird daher ihre Anstrengungen verstärken und auf weitere Sanierungsoffensiven, den Austausch fossiler Heizsysteme und erneuerbarer Energie sowie eine aktive Verkehrsverlagerung auf Öffis und Rad setzen. Auch die Entsiegelung und Begrünung städtischer Flächen wird forciert, um das Mikroklima langfristig zu verbessern.
„Die letzten Jahre haben uns eindrücklich vor Augen geführt, wie verletzlich unser Energiesystem durch fossile Abhängigkeiten ist“, resümiert Christoph Hillebrand. „Jede Sanierung, jede PV-Anlage, jede Verhaltensänderung in Richtung sanfter Mobilität macht uns als Stadt resilienter – und hilft uns, auch langfristig die Energiepreise stabil zu halten.“
Energiebilanz 2023 der Stadt Salzburg – Zentrale Ergebnisse im Überblick
Allgemeines zur Energiebilanz
- Die Stadt Salzburg veröffentlicht seit 2010 alle drei Jahre einen Energiebericht, seit 2020 zusätzlich eine jährliche Energiebilanz, um Entwicklungen frühzeitig erkennen und gegensteuern zu können.
- Seit 2022 wird ein Sonderkapitel zur Stadtverwaltung integriert – mit dem Ziel, die Stadt als Vorbild zu positionieren.
- Die Energiebilanz dient als Grundlage für den Smart City Masterplan 2025 und liefert wichtige Daten für zukünftige Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele.
Energiesituation im Stadtgebiet Salzburg
- Gesamtenergieverbrauch im Stadtgebiet ist gesunken – trotz steigender Einwohner:innenzahl (+1 %) und wirtschaftlichem Wachstum (+9 % BIP).
- Der Anteil erneuerbarer Energieträger blieb konstant bei rund 48 %.
- Energieimporte aus dem Ausland hielten sich auf Vorjahresniveau.
- Der Strom-Bilanzsaldo (Importe – Exporte) ist 2023 erstmals negativ – d. h. es wurde mehr Strom vor Ort produziert als importiert.
- Die Photovoltaik-Ziele wurden übertroffen – ein starkes Zeichen für den Ausbau erneuerbarer Energie.
- Mobilitätsverhalten verändert sich:
- Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel stieg deutlich an (+16 % beförderte Personen).
- Der Anteil an Elektroautos liegt mittlerweile bei über 6 %.
- Der LKW-Verkehr auf der Autobahn ist leicht rückläufig.
- Sanierungen und höhere Energiepreise führten zu einem Umdenken bei der Wärmeversorgung:
- Sanierungsmaßnahmen zeigen Wirkung.
- Die Dekarbonisierung der Fernwärme macht spürbare Fortschritte.
Stadtverwaltung als Vorbild
- Die Stadtverwaltung ist für nur 2 % des Energieverbrauchs und der THG-Emissionen im Stadtgebiet verantwortlich – agiert jedoch überproportional engagiert.
- Energieverbrauch der Verwaltung wurde reduziert.
- Der Anteil erneuerbarer Energieträger liegt bei 68 % – deutlich höher als im Gesamtstadtgebiet.
- Die Energieimporte aus dem Ausland sind rückläufig.
- Salzburg positioniert sich im Städtevergleich als vorbildhaft bei der Umsetzung energiepolitischer Maßnahmen im Verwaltungsbereich.
Strategische Maßnahmen der Stadtverwaltung
- Sanierungsoffensive städtischer Gebäude zur Steigerung der Energieeffizienz.
- Austausch fossiler Heizsysteme durch klimafreundliche Alternativen.
- Kraftvoller PV-Ausbau auf öffentlichen Gebäuden und Flächen.
- Umstellung der kommunalen Fahrzeugflotte auf alternative Antriebe.
- Förderung aktiver Mobilität durch Ausbau der Radwegeinfrastruktur.
- Stärkung des öffentlichen Verkehrs zur Reduktion des motorisierten Individualverkehrs.
- Entsiegelung und Begrünung urbaner Räume zur Verbesserung des Mikroklimas.
- Aktive Einbindung der Bürger:innen auf dem Weg zur lebenswerten und klimafitten Stadt.
Zielpfad: Klimaneutralität bis 2040
- Der Salzburger Gemeinderat hat die Klimaneutralität bis 2040 beschlossen.
- Im Vergleich zum Zielpfad lagen die tatsächlichen Treibhausgasemissionen in denJahren 2019–2023 um 206.000 Tonnen CO₂-Äquivalente über dem angestrebten Niveau.
- Dringender Handlungsbedarf besteht, um die Klimaziele zu erreichen – stärkere Anstrengungen und beschleunigte Maßnahmen sind erforderlich.
- Die zentralen Bausteine für den Weg zur klimaneutralen Stadt:
- Steigerung der Energieeffizienz
- Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energieträger
- Aus- und Umbau der Fernwärmeversorgung
Jochen Höfferer / Tobias Neugebauer