Halbanonyme Baumhain-Bestattung am Kommunalfriedhof
Der Umgang mit Tod und Trauer unterliegt wie unsere gesamte Gesellschaft einem steten Wandel. Auch hier ist eine Abkehr von Traditionellem und verstärkter Individualismus zu beobachten. Seebestattung, Friedwälder oder der Erinnerungsdiamant, immer mehr Menschen interessieren sich für alternative Bestattungsformen.
„Ab November gibt es auf dem Kommunalfriedhof die halbanonyme Baumhainbestattung“, informiert der ressortzuständige Bürgermeister-Stellvertreter Harry Preuner am Donnerstag, 29. Oktober, bei einem Pressegespräch, „damit reagiert die Stadt Salzburg auf den stark steigenden Trend in Richtung Naturbestattungen.“ Immer mehr SalzburgerInnen wünschten sich die naturnahe Bestattung und fänden die Vorstellung tröstlich, in die Kraft eines Baumes einzugehen. Dabei sei das Vorhandensein einer Gedenkstelle von besonderer Bedeutung.
Zusätzlich gibt es auch praktische Gründe. Im Vergleich mit traditionellen Bestattungsformen ist die halbanonyme Baumhainbestattung mit geringeren Kosten verbunden. Darüber hinaus entfällt die Sorge um die künftige Grabpflege, diese übernimmt die Friedhofsverwaltung zur Gänze. „Unabhängig von der Bestattungsart, ob Erdgrab, Urnengrab, demnächst Familiensäule, Anonymer Urnenhain oder die neue halbanonyme Baumhainbestattung, im Mittelpunkt steht immer der würdevolle und respektvolle Umgang mit den Toten“, erklärt Wolfgang Saiko, Leiter des Gartenamtes und der Friedhofsverwaltung
Die Baumhainbestattung:
Voraussetzung für die halbanonyme Baumhainbestattung ist die Einäscherung des Leichnams. Im rückwärtigen Teil des Krematoriums erstreckt sich ein 700 Quadratmeter großer Rasen mit Eichen- und Birkenbestand. Im Zentrum des Hains ist Platz für eine Verabschiedungszeremonie mit Priester oder Bestatter.
Die eigentliche Beisetzung der biologisch abbaubaren Urnen erfolgt später ohne Trauergemeinde. Die Urne löst sich nach einiger Zeit auf und die Asche vermengt sich mit dem Erdreich in Wurzelnähe. Ein Kunststoffplättchen mit Namen und Lebensdaten der Verstorbenen wird an einem der beiden im Verabschiedungsbereich aufgestellten Metallständer angebracht. Hier können auch Kerzen oder Blumen für die Verstorbenen abgestellt werden.
Die Kosten für die Bestattung betragen einmalig 490 Euro, ohne Trauerfeier und Einäscherung. Hinzu kommt eine Einmalgebühr für die Gravur des Schildes. Der vorgesehene Baumhain bietet Platz für rund 1000 Urnen.
Bereits zehn Anmeldungen
„Bereits seit Monaten wird bei der Friedhofsverwaltung und der städtischen Bestattung gezielt nach der halbanonymen Baumhainbestattung nachgefragt. Zehn konkrete Anmeldungen wurden bereits verzeichnet“, berichtet Manfred Obermair, Leiter der städtischen Friedhöfe.
Die angebotene Baumhainbestattung bietet den Menschen eine naturnahe Beerdigung in einem geschützten Bereich. In jüngeren Jahren erscheint die Vorstellung attraktiv, die Asche in den geliebten Bergen oder im idyllischen Wald zu verstreuen und wird über den Erinnerungsdiamant nachgedacht, weiß Obermair aus der Praxis. Doch mit zunehmendem Lebensalter treten andere Prioritäten in den Vordergrund. So zum Beispiel der Wunsch nach einer Gedenkstätte, die sowohl sicher und leicht von Angehörigen erreichbar, als auch von Dauer ist. Hier bietet der Kommunalfriedhof die verlässliche Infrastruktur.
Alternative Bestattungsarten
Die Friedwaldbestattung – außerhalb von Friedhöfen - wird in Deutschland schon seit einigen Jahren praktiziert. Seit dem Frühjahr 2009 gibt es sie auch – in einem Friedhof - in Wien.
Der Erinnerungsdiamant, die Seebestattung oder das Verstreuen der Asche sind Bestattungsformen, die in Österreich nicht erlaubt, jedoch im Ausland möglich sind.
Erstinformationen zu Erdbestattung, Feuerbestattung und alternativen Bestattungsformen bietet der Flyer „Die letzte Ruhestätte“. Erhältlich bei der Friedhofsverwaltung. Tel.820 345
Anzahl und Art der Bestattungen auf den städtischen Friedhöfen 2008:
Erdbestattungen: 418
Urnenbeisetzungen: 959
Insgesamt 1.377 Bestattungen auf den städtischen Friedhöfen Kommunalfriedhof, Aigen, Gnigl, Maxglan und Morzg
Niedl, Stefanie (19365)