St. Julien-Straße: Rollrasen und Musik statt Autos und Gestank

27.05.2010

„Fairkehrtes Fest - blühende Straße“ heißt die nächste Aktion, mit der die Stadt Salzburg gemeinsam mit verschiedenen (Umwelt)Organisationen das Mobilitätsbewusstsein steigern will. Kommendes Wochenende, am 29. und 30. Mai 2010, beherrschen statt Autoverkehr, Benzinwolken und Gefahr grüner Rollrasen, Musik, Kulinarik und Diskussionen über sinnvolle Mobilität die St. Julien-Straße zwischen Lehener Brücke und Nelböck-Viadukt. Organisiert wird das Fest von fairkehr, dem Verein zur Förderung verkehrspolitischer Bewusstseinsbildung.

„Unser Fest stellt für manche sicher einen Provokation dar“, meinen die Organisatoren Erik Schnaitl und Lukas Uitz, „allerdings wird es immer öfter Zeit, den Stellenwert des Autos zu überdenken. Eine ursprünglich geniale Erfindung zerstört zusehends unseres Lebensqualität“. Als Impuls wird zwei Tage lang der Verkehr von der St. Julien-Strasse verbannt. Dort, wo sonst täglich 20.000 Autos fahren, steht Grün statt Beton, kulinarische Verwöhnung durch die angrenzenden Gastronomen, ein Kindereck mit Streetsoccer und Großspielzeug, viele Musik und Diskussion auf dem bunten Programm– am Samstag von 12 bis 22 Uhr, am Sonntag von 10 bis 20 Uhr. Übrigens: das Fest ist auch ein kleiner Vorgeschmack für den Umbau des Nelböck-Viadukts, das von Jänner 2011 bis Dezember 2012 gänzlich gesperrt ist. Während des Festes wird der Verkehr großräumig umgeleitet.

„Die Stadt Salzburg unterstützt heuer zahlreiche Aktionen, um die umweltbewusste Mobilität zu stärken“, erklärt Planungsstadtrat Johann Padutsch. Der gestiegene Auto-Anteil am Gesamtverkehrsmix, der immer geringer werdende Platz im Stadtgefüge, die globale Klimaerwärmung – um den Kollaps auch im Raum Salzburg zu vermeiden, sollten die SalzburgerInnen bewusster ihre Möglichkeiten der Mobilität einsetzen. „Neben dem Auto stehen uns noch mindestens drei Fortbewegungsmittel zur Verfügung“, betont Padutsch – „die eigenen Füße, das Rad, der öffentliche Verkehr.“ Trotzdem werde noch immer für kurze Wege zu oft das Auto benützt.

Die Zahlen im aktuellen Raumentwicklungskonzept seien alarmierend. Zwischen 1995 und 2005 sanken der Fußgängeranteil am Gesamtverkehrs-Mix von 28 auf 22 Prozent und der Anteil des öffentlichen Verkehrs von 21 auf 16 Prozent. Der Rad-Anteil stieg von zwölf auf 16 Prozent, der Auto-Anteil von 39 auf 45 Prozent. Was den Umgang mit dem Rad betrifft, habe Salzburg in den letzten Jahren nicht nur österreichweit Vorbildcharakter erreicht. Der überdurchschnittlich hohe Rad-Anteil von 16 Prozent beweise, dass durch gezielte und konsequente Maßnahmen nachhaltige Wirkung erzeugt werden kann, meint Padutsch. An Spitzentagen werden an den beiden Salzach-Radwegen über 10.000 RadlerInnen gezählt.

„Der Traum von der autogerechten Stadt ist wohl endgültig ausgeträumt“, betont Padutsch, „uns fehlt auf Dauer schlicht und einfach der Platz, um den Verkehr unterzubringen“. Daher müsse man neben konkreten, ständigen Maßnahmen wie den Ausbau der S-Bahn, die Erweiterung des öffentlichen Verkehrs, der Busspuren und des Radwegenetzes oder die Ausdehnung der Parkraumbewirtschaftung auch mehr Bewusstsein für den Umgang mit dem Auto und den alternativen Fortbewegungsmitteln schaffen.

Dazu diene die im Vorjahr ins Leben gerufene Aktion „Salzburg anders mobil“, bei der die Stadtplanung gemeinsam mit fairkehr, Klimabündnis, Altstadtverband, Erzdiözese, den Stadtteil-Vereinen und anderen Organisationen ein Umweltmobilitäts-Programm für das laufende Jahr erarbeitet hat. Die Palette reicht von Pedibus und Autofasten über das Fußgänger-Pilotprojekt Andräviertel und dem Rad-Frühling bis zum aktuellen Rasenfest auf der St.-Julien-Straße und dem Autofreien Tag am 18. September, der heuer zumindest in Mülln und Maxglan die Straßen beherrscht.

Koordinator und Ansprechpartner für Interessierte:
Sebastian Tschinder
Stadt Salzburg, Magistrat, Amt für Stadtplanung und Verkehr
Tel. 0662 / 8072-2692, sebastian.tschinder@stadt-salzburg.at, www.stadt-salzburg.at



Spiegelbild einer Straße als Sujet
Spiegelbild einer Straße als Sujet

Niedl, Stefanie (19365)