Nachhaltige Stadtplanung macht Salzburg klimafit
Unterkofler: Grünflächenzahl als Meilenstein im Hinblick auf KlimawandelanpassungStadträume sind im Hinblick auf die Auswirkungen des Klimawandels besonders sensibel. Gerade durchgrünte Siedlungen leisten einen entscheidenden Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel. Daher ist es notwendig, nicht nur die Grün- und Freiflächen zu erhalten, sondern zusätzliche Bodenversiegelung möglichst gering zu halten. Dies auch vor dem Hintergrund, dass durch den Klimawandel Starkregenereignisse zunehmen, deren mögliche Folgen in jüngster Vergangenheit ja auch im Umland zu beobachten waren. Ein geringerer Versiegelungsgrad kann die Gefahr solcher Ereignisse vermindern.
Im Sinne einer frühzeitigen und aktiven Klimawandelanpassung hat die Stadtplanung im Zusammenhang mit der Erstellung des neuen Räumlichen Entwicklungskonzepts (REK) daher gemeinsam mit dem Institut für Landschaftsplanung der Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU) eine neue Methodik entwickelt, um die Grün- und Freiflächenqualität im Salzburger Wohnbau wissenschaftlich fundiert festzulegen: Die Grünflächenzahl. [GrünFZ]
„Frühzeitige und aktive Anpassung an die Entwicklungen des Klimawandels ist unbedingt erforderlich. Das ist nicht nur unsere Verantwortung gegenüber den jetzigen Bürgerinnen und Bürgern, sondern auch der nachfolgenden Generationen. Deshalb ist mir besonders wichtig, dass wir die Dinge nicht nur auf uns zukommen lassen, sondern aktiv handeln. Gerade im Zuge des neu entstehenden REK der Stadt ist die Entwicklung der Grünflächenzahl ein Meilenstein im Hinblick auf die Klimawandelanpassung Salzburgs“, so die ressortzuständige Bürgermeister-Stellvertreterin Barbara Unterkofler.
Durch die gemeinsam mit der BOKU entwickelte GrünFZ gibt es erstmals eine Methodik, mit der Begrünungen auf Bauplatzebene wissenschaftlich fundiert und an der ökologischen Wirkung orientiert vorgeschrieben werden können. Diese systematische Methode führt auch zu einer „Grünraumgerechtigkeit“ im Wohnbau, da sie klar definiert, welche GrünFZ jedes neu entstehende Bauwerk erreichen muss.
„Freiflächen und Bauwerksbegrünungen sollen ja vor allem einen Nutzen haben und nicht nur der schönen Optik dienen. Es geht darum, die Widerstandsfähigkeit der Stadt gegen den Klimawandel und damit auch die Lebensqualität der Salzburgerinnen und Salzburger zu erhöhen. Deshalb war mir die Entwicklung einer Methodik so wichtig“, stellt Unterkofler klar.
Das Prinzip der Grünflächenzahl (GrünFZ)
Bei der GrünFZ handelt es sich um eine systematische Methode, die bei jedem Bauverfahren anzuwenden ist. Sie setzt die angerechneten Flächen der einzelnen urbanen grünen Infrastrukturelemente in Relation zur Bauplatzfläche, der Fassadenfläche und der Dachfläche.
Dazu wurden durch die BOKU im Rahmen des green.resilient.city Forschungsprojektes Multiplikationsfaktoren (wie z.B. Bäume, Wiesenflächen, Dachbegrünungen, usw.) entwickelt, durch die jedes Element hinsichtlich seines jeweiligen ökologischen Nutzens wissenschaftlich fundiert gewichtet wird. Je höher der Wert der GrünFZ, desto höher ist der Durchgrünungsgrad und der entsprechende Effekt der Maßnahmen. (Eine Übersicht über die Multiplikationsfaktoren findet sich auf der letzten Seite dieser Presseunterlage)
Der Zielwert der GrünFZ wird nach der Größe des Bauvorhabens differenziert, zudem wird in stark wärmebelasteten Gebieten eine höhere GrünFZ festgelegt:
- Kleinere Bauvorhaben: Freistehende Einfamilienhäuser und Reihenhäuser
- Mittlere Bauvorhaben: mehr als 5 Wohnungen bzw. ab 500 m² Bruttogeschoßfläche
- Große Bauvorhaben: über 2.000 m² Bruttogeschoßfläche
Anwendung der Berechnungsmethode der GrünFZ
In der konkreten Anwendung ist die Berechnung der GrünFZ für die Planer*innen und Architekt*innen vergleichsweise einfach und umfasst nur wenige Arbeitsschritte, die durch Eintrag in eine automatisierte, von der Stadt zur Verfügung gestellte, Excel-Tabelle abgeschlossen werden können:
- Grundsätzliche Angaben (Projektname, Bauplatz-, Fassaden-, Dachfläche)
- Erfassen der begrünten Flächen (Bäume, Erschließungsflächen und Grünflächen)
- Automatische Berechnung GrünFZ
- Vergleich GrünFZ mit Zielwert
- Abgabe des Berechnungsblatts samt Lageplan bei Baueinreichung
Stadt Salzburg österreichweit Vorreiterin in der Klimawandel-Anpassung
„Mit meinen Ressortzuständigkeiten für Stadtplanung, Verkehr und Umwelt habe ich das „Zukunftsressort“ der Stadt. Umso mehr freut es mich, dass Salzburg nach der Untersuchung der städtischen Hitzeinseln mit der Grünflächenzahl weiterhin Vorreiterin in der Klimawandel-Anpassung in Österreich ist“, freut sich Bürgermeister-Stellvertreterin Unterkofler, da eine solch wissenschaftlich erarbeitete Methode bislang in keiner anderen Stadt umgesetzt wurde.
Es ist erklärtes Ziel der Stadt Salzburg, durch eine klimasensible räumliche Entwicklung und insbesondere die Sicherung und den Ausbau grüner und blauer urbaner Infrastruktur zu einem angenehmen Stadtklima beizutragen und somit die Lebensqualität in der Stadt zu erhalten und weiter zu verbessern.
Die Erhaltung bzw. Verbesserung des Stadtklimas wird im neuen REK daher auch einen zentralen Stellenwert einnehmen. Die Salzburger Grünflächenzahl leistet dabei einen besonders wichtigen Beitrag zur Sicherung der klimatischen Wirkung von durchgrünten Siedlungen.
„Mit der Grünflächenzahl bekommt die Stadt Salzburg ein Instrument, mit dem sie zukünftig für eine ausreichende Durchgrünung sorgen kann. Naturbasierte Lösungen, die einen Beitrag zur Reduktion der Wärmebelastung und zum Regenwassermanagement leisten, bringen gleichzeitig ein mehr an Lebensqualität für die Salzburgerinnen und Salzburgern, schützen den Boden als Grundlage allen Lebens und leisten einen Beitrag zur Sicherung der Biodiversität“, stellt Dipl.-Ing. Dr. Reinwald, Senior Scientist an der BOKU Wien, abschließend fest.
Präsentation Grünflächenzahl
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Cay Bubendorfer