Nicht nur zu Weihnachten: „Was Kinderohren gerne hören“
Hagenauer: „Größtes Geschenk kostet kein Geld, sondern Zeit und positive Botschaften!“In ein paar Tagen ist Weihnachten – das Fest des Friedens und des gemütlichen Zusammenseins im familiären Kreis. Doch nicht immer verläuft die vermeintlich „stillste“ Zeit im Jahr dann so harmonisch, wie sich das alle wünschen. Gerade Kinder können manchmal die Nerven strapazieren, und ein Streit ist die Folge. Meistens lässt er sich aber durch die Wahl der richtigen Worte vermeiden. Aber welche Worte brauchen Kinder und Jugendliche eigentlich von ihren Eltern? Seit gestern Mo, 19. Dezember 22 hängen im Salzburger Stadtgebiet Plakate zum Thema „Was Kinderohren gerne hören“ – mit Elterntipps als Botschaften, die für jede Jahreszeit gelten. Dazu liegen in den Kindergärten, der Stadtbibliothek, im Kiesel und im Schloss Mirabell Flyer zum Thema auf. Der Wunsch nach positiven Sätzen für Eltern ist ein Ergebnis aus der Kinderschutz-Tagung im vergangenen Oktober. „Viel zu oft hören Eltern, wie man es nicht machen soll. Wir möchten sie ermutigen, ihre Kinder zu stärken und ihnen sagen: ,Ihr macht das toll!´ Das größte Geschenk, das wir Kindern machen können, kostet kein Geld, sondern einen Augenblick Zeit, unsere Aufmerksamkeit und positive Botschaften!“, hält dazu Sozialstadträtin Anja Hagenauer fest.
Hier ein paar Tipps der Kinder- und Jugendhilfe der Stadt Salzburg, wie Eltern und Bezugspersonen, Kindern gegenüber den richtigen Ton treffen:
- Kinder wollen gehört werden
Man muss einem Kind nicht jeden Wunsch sofort erfüllen. Eltern dürfen auch Sachen verbieten. Aber: Die Kinder und ihre Wünsche müssen gehört werden. Hört sich banal an, aber wir Eltern glauben oft zu wissen, warum ein Kind gerade weint oder wie es ihm geht. In Wahrheit liegen wir aber falsch. Deshalb sollten wir ruhig bleiben, zuhören, herausfinden, was wirklich ist und dann darauf eingehen. So fühlen sich Kinder verstanden und ernst genommen. Oft lässt sich die Situation so klären. Oft weinen die Kinder trotzdem, aber das gehört eben zum Leben.
- Kinder brauchen kleine Gesten der Zuwendung
Ein Zettel mit einem Herz in der Brotdose, eine Umarmung einfach so, ohne besonderen „Grund“, ein Nachfragen, wenn einem etwas auffällt: Das alles kostet kein Geld, aber wir zeigen damit, dass wir aneinander denken. „Beweise“ dafür braucht man nicht jeden Tag, aber wunderschön sind sie jederzeit.
- Kinder wollen Zugehörigkeit spüren
Bei gemeinsamen Mahlzeiten ist die Gelegenheit ideal: Reden über den Tag, gemeinsam essen, Spaß haben und diskutieren. So nehmen sich Kinder als Teil der Familie wahr. Und das ist eine wichtige Erfahrung für jedes Kind. So wird der Rückhalt, die Geborgenheit und die Sicherheit innerhalb der Familie spürbar. Wer dann noch – freiwillig – hilft, den Tisch zu decken oder nach und nach andere kleine Aufgaben zu erledigen, der spürt als Kind, wie dieser gemeinsame Zusammenhalt weiter wächst.
- Kinder brauchen Sicherheit
Damit ist nicht gemeint, dass wir unsere Kinder vor Gefahren abschirmen sollen, sondern etwas anderes:
Kinder brauchen sichere Wurzeln. Sie brauchen Verlässlichkeit. Sie müssen wissen, dass ihre Eltern da sind, wenn sie sie brauchen - ein sicherer Hafen. Kinder brauchen Eltern, die verlässlich reagieren und sie brauchen Eltern, die sie durch schwierige Zeiten begleiten und sie bestärken. Kinder müssen wissen, dass sie zu Hause Unterstützung finden, wenn sie sie wollen und brauchen und dass es nichts gibt, was sie zu Hause nicht erzählen dürfen.
- Kinder brauchen Geborgenheit
Geborgenheit ist ein Gefühl aus Schutz, Nähe, Wärme und Liebe. Geborgenheit entsteht nur dort, wo Wiederholungen herrschen – bestimmte Muster, die uns Halt geben. Ein Kind ist nur dort geborgen, wo es sich auf Zuwendung tatsächlich verlassen kann. Dass Eltern da sind, wenn sie gebraucht werden, dass das Baby zuverlässig versorgt wird, dass Kinder - egal welchen Alters - Kuscheleinheiten und Rückhalt bekommen, wenn sie es möchten. All das schafft Geborgenheit: Umarmungen, Gute-Nacht-Geschichten, gemeinsame Mahlzeiten. Berührungen und das Gefühl ehrlich und echt geliebt zu werden – das ist für Kinder wichtig. Entscheidend ist, dass Geborgenheit nicht nur bedeutet, dass liebevolle Zuwendung dann passiert, wenn es Eltern gerade in den Tagesablauf passt. Sondern dass sie verlässlich ist.
- Kinder müssen selber machen dürfen
Anziehen, essen, spielen – wer seine Kinder möglichst viel selbst machen lässt, der gibt ihnen Chancen im Alltag zu lernen. Den Kindern auch Freiheiten geben, sie selbst machen lassen, ihnen etwas zutrauen - das macht Kinder stark und selbstbewusst.
- Kinder brauchen Zeit für sich selbst
Auf Bäume klettern, ungestört Verstecke finden, sich selbst Geschichten erzählen und Geheimnisse hüten: Kinder sollten nicht über alles Rechenschaft ablegen müssen. Lassen wir sie einfach ein bisschen (mehr) in Ruhe. Geben wir ihnen die Chance, sich selbst zu entdecken. Ohne Druck - und ihnen darf auch manchmal langweilig sein.
- Kinder brauchen andere Kinder
Ganz egal, ob Geschwister, Nachbarn oder Freunde: In Beziehungen unter Kindern können die Kleinen soziales Miteinander für später üben. Sich streiten, versöhnen, einigen. Das geht unter Kindern alles ganz nebenbei und ohne viel Tamtam.
- Kinder brauchen Streit
Streit gehört dazu. Er ist wie ein Sommergewitter: Er reinigt die Luft. Und danach kommt die Versöhnung. Und die bringt alle in der Regel noch weiter zusammen. Im Streit merken wir, dass wir verschiedene Persönlichkeiten sind und dennoch zusammenhalten. Im engen Familienkreis müssen sich Kinder ausprobieren. Sie müssen auch einmal über die Stränge schlagen können und sich auch im Ton vergreifen dürfen. Wir als Eltern sind Vorbilder – auch in Sachen Konfliktlösung. An uns dürfen die Kinder üben. Sehen wir es doch einmal von dieser Seite.
Informationszentrum/ Sabine Möseneder