10 Jahre Kunstlitfaßsäulen der Stadt Salzburg: Rundherum Hingucker

Zehn künstlerische Projekte sind von 1. August bis 1. September 2024 im Stadt- und Landraum Salzburgs zu sehen.
01.08.2024
6 Kunstlitfaßsäulen und 4 Digitale Kunstprojekte stehen im Zentrum von Kunst im öffentlichen Raum.
Noch bis 1. September sind die Projekte an der Salzach und den digitalen Screens zu sehen.

Seit 2014 läuft das Projekt „Kunstlitfaßsäule“ in der Stadt Salzburg. Das Anliegen hinter dieser Aktion für Kunst im öffentlichen Raum: unkomplizierte Begegnungen zwischen Kunst und Menschen ermöglichen. 10 Künstler:innen haben heuer Werke speziell für die Präsentation auf Plakatsäulen und deren modernen Varianten City-Light-Säule und Digitale City Lights entworfen. Für das 10-jährige Jubiläum des Projekts gilt das Motto: „Ideen für Salzburg“.

„Es ist für mich immer wieder beeindruckend, wie viele kreative Kunstwerke auf den Kunstlitfaßsäulen und den Digitalen City-Lights quer durch die Stadt zu sehen sind. Mit ihrer öffentlichen Präsenz stärken die Kunstlitfaßsäulen seit mittlerweile 10 Jahren den Kunststandort Salzburg. Für die gute Zusammenarbeit möchte ich allen Beteiligten ein großes Dankeschön aussprechen“, so Bürgermeister Bernhard Auinger.

Über 250 Litfaßsäulen sorgen im öffentlichen Raum von Salzburg für aktuelle Infos aus dem Kulturleben. In den vergangenen Jahren haben die klassischen Litfaßsäulen außerdem zeitgenössische „Geschwister“ bekommen – die drehbaren City Light Säulen und die Digitalen City Lights für bewegte Bilder. 
Seit 2013 schreibt die Kulturabteilung der Stadt Salzburg den Wettbewerb der „Kunstlitfaßsäulen“ aus. In Zusammenarbeit mit dem Kunstbeirat, der Progress Werbung und der Kulturabteilung des Landes wurde zum Wettbewerb der „Kunstlitfaßsäulen“ eingeladen. 
Kulturabteilungsvorständin Dagmar Aigner: „Das Projekt ist eine Erfolgsgeschichte und zeigt jedes Jahr sehr unterschiedliche Arbeiten. Heuer, im Jubiläumsjahr, wurden die Künstler:innen eingeladen, Ideen für Salzburg darzustellen. Ich danke allen Einreicher:innen für Ihre Vorschläge und der Jury für die angeregte Diskussion und Auswahl der zu realisierenden Entwürfe. Es ist wieder eine bunte Mischung entstanden, die in den nächsten Wochen über den Stadtraum verteilt zu sehen ist.“

Die nun im öffentlichen Raum affichierten Kunstwerke werden mit je 1.500 Euro prämiert. Die Herstellung und Umsetzung wurde wieder von der Progress Außenwerbung übernommen. Auch heuer gibt es zwei Kunstlitfaßsäulen außerhalb der Stadt, dank der erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem Land Salzburg und der Progress Werbung, und zwar in Grödig und Hallein. 
„Zuallererst möchte ich allen Zusammenwirkenden zum erfolgreichen 10 Jahre Jubiläum des Projektes ‚Kunstlitfaßsäule‘ gratulieren. Der Kulturklassiker wird nächstes Jahr 170 Jahre alt und wir würden uns zehn Kulturlitfaßsäulenstandorte mehr, von der Stadt wünschen, denn schon 2014 sagte Werner Thuswaldner ‚Rundherum wird alles digital, nur der Litfaßsäule ist das egal‘. Die Aktion Kunstlitfaßsäule ist ein voller Erfolg und wird immer kreativer genutzt. Die Beliebtheit steigt durch die vielen kreativen Zusatzfeatures und den wachsenden Ideenreichtum”, ist Fred Kendlbacher, Geschäftsführer der Progress Werbung, begeistert.

Nach Prüfung aller 42 Wettbewerbseinreichungen und ausführlicher Diskussion der Jury wurden insgesamt zehn Wettbewerbssieger:innen mit ihren künstlerischen Konzepten für die Litfaßsäulen und Digitalen City Lights gekürt. 

Am Donnerstag, dem 1. August 2024, wurden die Werke am Vorplatz der Stadtbibliothek in einem Pressegespräch präsentiert. Im Anschluss dazu fand eine moderierte Rad-Kultur-Tour zu den jeweiligen Kunstlitfaßsäulen statt. Dort konnten die Künstlerinnen und Künstler die Hintergründe und Entstehungsgeschichten ihrer Arbeiten beschreiben. 

Klassische Litfaßsäulen und ihre Projekte: 

  • Johanna Binder, Natur aus zweiter Hand
    City-Light-Säule, Schumacherstraße 14, (Vorplatz Stadtbibliothek)
    Grödig, Neue Heimat Straße 15
     
  • Sophia Ausweger, Welche Ideen hat Salzburg? 
    Makartkai/Landesberufsschule 2
     
  • Miriam Lindner, Salzburg für Jedermann/Alle
    Franz-Josef-Kai 27/S-Bahn
     
  • Christian Ecker, Boden für die Kunst – ein Ideenrundblick
    Franz-Josef-Kai/nahe Müllnersteg
    Hallein, Hermann-Prammerplatz/Bahnhof
     
  • Künstler:innenkollektiv Extasier, Jetzt geht’s drunter und drüber
    Franz-Josef-Kai/beim Spielplatz
     
  • Danja Katzer, Substrukturen einer Stadt
    Franz-Josef-Kai 19/Rotkreuz Parkplatz


Digitale Citylights im Stadtraum

  • Maria Morschitzky, Notfalltüröffnung
  • Birgit Pleschberger, Climatic heart attack
  • Marion Fischer, Idolized Items
  • Johannes Kubin, Timevault

Vorsitzende des Kunstbeirats Salzburg Elfrid Wimmer-Repp gibt eine Übersicht über die ausgewählten Projekte: „Erfreulich war die Vielzahl der eingelangten Einreichungen die sich mit dem Thema „Welche Ideen hat Salzburg“ auseinandergesetzt haben. 
In diesem Jahr liegt der Fokus auf nachhaltigen und gemeinschaftlichen Ansätzen und gemeinsamer, aktiver Gestaltung. Jedermann und Jederfrau, also ALLE werden eingeladen, den Zusammenhalt der Gesellschaft zu stärken. (Miriam Lindner)
Man wird aufgefordert, einen pluralistischen Blick einzunehmen und seine eigene Position kritisch zu hinterfragen. Angestrebt wird eine demokratisch ausgehandelte Transformation von Stadt- Acker-Wald- und Wasserlandschaften. Als positives Beispiel wird der „Flussdialog“ 2023 zur Renaturierung der Salzach angeführt, der das kontinuierliche Fließen und Zerfließen von Bestehendem thematisiert. (Sophia Ausweger)
Weiters wird vorgeschlagen, nach Zukunftsideen in der Tiefe zu schürfen um nachhaltige Antworten und Lösungen zu finden und diese symbolisch in einem Lift als Ideenvehikel ans Licht der Öffentlichkeit zu holen. (Extasier Kollektiv) 
Dass Böden auch in einem übertragenen Sinn fruchtbar aufbereitet werden können, nämlich buchstäblich als verlegte Böden in Galerien, auf denen Künstler:innen, Kurator:innen, Galerist:innen oder Ausstellungsmacher:innen gehen und stehen, demonstriert Christian Ecker. 
Sichtbar gemacht werden auch die zahlreichen Querverbindungen im substrukturellen Gefüge der Stadt. Wie Baumschwämme wuchern dreidimensional gegossene Hände aus der Litfaßsäule. Sie symbolisieren Nehmende und Gebende, Inspirierende und Mobbende, Unterstützende und Ausbeutende die miteinander in einem, dicht verwobenem Geflecht metallener Fäden verheddert sind. (Danja Katzer)
Ähnlich verwoben ist auch die Kolonialgeschichte der Pflanzen, die mit den europäischen Entdeckern und Forschern nach Europa gelangt sind. Heute findet ein Paradigmenwechsel statt. Die Opfer des kolonialen Raubbaus besetzen nun als Neophyten den Lebensraum unserer mitteleuropäischen Pflanzen. Üppig winden sich übergroße Monsterablätter in einem Nadelwald am Untersberg. Die Künstlichkeit des Szenarios wird betont durch die artifizielle Farbgestaltung, die im Betrachter:innen Zweifel wecken soll. (Johanna Binder)
Auf die Klimakrise verweist ein wild vermoostes Herz. Allerlei pilzähnliche Ausstülpungen lassen an Arterien und Herzkranzgefäße erinnern, die wie Schwammerln aus dem grünen Waldgespinst schießen. Alternierend verstärken das Schlagen des Herzens und das Ticken einer Bombe den Verweis auf den dramatischen Zustand der Natur. (Birgit Pleschberger)
Kritik geübt wird auch an den Social Media Plattformen, in denen man verleitet wird, Bilder zu teilen, die viele Likes generieren. Nahrungsmittel werden inszeniert und sind nicht mehr notwendige Nahrungsmittel zum physischen Genuss. Donut, Souvlaki und Burger als kostbare metallene Schmuckstücke visualisiert, erzeugen ein Verlangen das nicht gestillt werden kann. Es erinnert uns an König Midas, alles was er berührte, wurde zu Gold. Auch Speisen und Getränke, sodass Midas zu verhungern drohte. (Marion Fischer)
Wie wir kleinen Menschlein auf Gedeih und Verderb dem Chaos ausgeliefert sein könnten, ohne Hoffnung auf einen Ausweg oder ein Entkommen eingezwängt in einem Riesentresor voll brodelnder Blubberblasen, führt uns Johannes Kubin vor Augen.
Für solche Schreckensszenarien gibt es aber auch Notausstiege. Mit der Verkehrung des Begriffs Notfalltüröffnungen, also Menschen in Räume hineinzulassen und nicht daraus zu befreien, wird auch das Thema Wohnungsnot aufgegriffen. (Maria Morschitzky)
Angesagt ist also wieder ein genussvolles Flanieren entlang der Salzach um diese Litfaßsäulen als Sprachrohre der Künstler:innen ausfindig zu machen und ihre Appelle an unsere Wahrnehmungs- und Kritikfähigkeit wahrzunehmen.“

Daten & Fakten
Die Salzburger Kunstlitfaßsäulen sind ein Projekt der Abteilung Kultur, Bildung & Wissen der Stadt Salzburg in Zusammenarbeit mit dem Kunstbeirat Salzburg, der Kulturabteilung des Landes Salzburg und der Progress Werbung. Die von einer Jury ausgewählten Projekte werden heuer mit jeweils 1.500 Euro für die Entwurfsgestaltung prämiert, finanziert von Stadt und Land Salzburg. Die Kosten für die Ausführung der Werke übernimmt die Progress Werbung.
Sechs analoge Plakatkunstprojekte und vier digitale Arbeiten sind von 1. August bis 1. September 2024 auf Litfaßsäulen und Digitalen City Lights im öffentlichen Stadtraum zu sehen.

Hintergrund
Ernst Litfaß, Drucker aus Berlin, hat mit der Erfindung seiner „Litfaßsäule“ einen All-Time-Hit gelandet. Seit 1855 gehören die nach ihm benannten Litfaßsäulen zum Bild jeder Stadt, die etwas auf sich hält. Als Werbemedium und öffentliches Kommunikationsmittel sind die prominenten Plakat-Träger auch im digitalen Zeitalter unschlagbar. In Salzburg sorgen insgesamt 258 Litfaßsäulen für aktuelle Infos aus dem Kulturleben im öffentlichen Raum. 

Lapuch Laura BA