Präsentation Wettbewerbsergebnis Linzer Bundesstraße 5 (Biogena)

28.01.2025
Das 26 Meter hohe Gebäude: besonders nachhaltiger Holzbau
(Winteransicht im Rendering)

Der Architekturwettbewerb für die Bebauung der Liegenschaft Linzer Bundesstraße 5 (Biogena) ist abgeschlossen. Die Stadt Salzburg, die Projektentwickler Hajek Riedmann Projekt GmbH sowie die zukünftigen Hauptnutzer Biogena präsentierten das prämierte Siegerprojekt bei einem Pressegespräch am Dienstag, 27. Jänner 2025, im Gestaltungsbeiratsraum.

Das Projekt „Linzer Bundesstraße 5“ umfasst die Errichtung eines mehrgeschossigen Firmengebäudes mit dem Schwerpunkt auf Büronutzung für etwa 150 Beschäftigte. Die Projektfläche, zuvor eine Tankstelle, befindet sich an der Sterneck-Kreuzung und ist ca. 3.600 m² groß. Das Bauvorhaben zielt auf eine Gesamtgeschossfläche von max. 9.000 m² ab.

Die städtebaulichen Rahmenbedingungen wurden vom Planungsausschuss im Juli 2024 einstimmig beschlossen. Im Dezember 2024 hat die Jury unter dem Vorsitz von Michaela Bergmeister-Wolf (Architektin, Mitglied Gestaltungsbeirat) in ihrer Sitzung den Entwurf des Wiener Architekturbüros „Querkraft“ einstimmig zum Siegerprojekt gewählt. Der Entscheidung ging ein geladener Wettbewerb mit insgesamt fünf eingereichten Projekten voraus. 

Zum Siegerprojekt 

Das neue Biogena Headquarter ist ein markantes, mehrgeschossiges Bürogebäude mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit, Grünraum und öffentlichem Raum, das am Stadteingang einen Akzent setzt. Es bleibt dabei aber vier Meter unter den 30 Metern Gesamthöhe, die im Zuge der städtebaulichen Rahmenbedingungen und in Abstimmung mit ICOMOS in Bezug auf das Welterbe als noch prüfbar erachtet wurden.

Stadtentwicklung und Welterbeschutz

Planungsstadträtin Anna Schiester betont: „Das Zusammenspiel von Stadtentwicklung und Welterbeschutz ist eine anspruchsvolle, aber essenzielle Aufgabe, zu der wir uns verpflichtet haben. Um diesen Balanceakt zu schaffen, braucht es einen offenen, breiten Diskurs und ein hohes Maß an Fingerspitzengefühl – das hat der bisherige Prozess zu diesem Projekt einmal mehr gezeigt“ 

Das Siegerprojekt an der Linzer Bundesstraße 5 lade dazu ein, diese Frage weiterzudenken: „Der Weg bis zum Wettbewerb und der heutigen Präsentation des Wettbewerbssieger war geprägt von intensiven Diskussionen im Gestaltungsbeirat und darüber hinaus, einem Beteiligungsabend, einstimmigen Beschlüssen im Gemeinderat und dem Versuch einer konsequent transparenten Kommunikation mit den Anrainer:innen. Unser Ziel als Stadt ist es jedenfalls, einen sensiblen Umgang mit der Umgebung zu fördern, mehr Grünraum in einem stark asphaltgeprägten, verkehrsgeplagten Stadtteil zu schaffen und ein nachhaltiges, zukunftsweisendes Konzept auf den Weg zu bringen, das auch einen öffentlichen Mehrwert bietet.“

Mit dem vorliegenden Projekt sende man ein Signal, so Schiester: „Die Debatte um die Höhenentwicklung wurde gehört und ernst genommen. Wir wissen, dass es für eine gelingende Stadtentwicklung einen behutsamen Umgang mit sensiblen Strukturen braucht. Eine detaillierte Sichtachsenstudie wird dazu beitragen, noch mehr Klarheit zu schaffen und die Entwicklung weiter mit Umsicht zu gestalten, aber eben eine nachhaltige Entwicklung auch zuzulassen.“

"Das Zusammenspiel von Stadtentwicklung und Welterbeschutz ist eine anspruchsvolle, aber essenzielle Aufgabe, zu der wir uns verpflichtet haben."
Planungsstadträtin Anna Schiester möchte mit dem vorliegenden Projekt ein Signal senden.

Architektonische und städtebauliche Aspekte

  • Das Gebäude fügt sich mit seiner gestaffelten Silhouette harmonisch in den Stadtraum ein und reagiert sensibel auf die bestehende Umgebung. 
  • Die Gliederung des Bauvolumens durch Höhenstaffelung und seitliches Verschieben der streifenförmigen Elemente reagiert auf die umgebende Bebauung und Freiräume.
  • Die begrünte Dachlandschaft erweitert den angrenzenden Park und bietet einen zusätzlichen Erholungsfreiraum. Die Dachterrassen sind miteinander verbunden und laden zu einem „Dachspaziergang“ ein.
  • Das durchdachte Holzhybridkonzept ermöglicht flexible Bürostrukturen und hebt den Baukörper optisch über die offene Erdgeschosszone.
  • Das transparente öffentliche Erdgeschoss folgt dem abfallenden Gelände und ermöglicht attraktive Raumsequenzen. Es integriert Empfang, Café, Shop und Kunstgalerie.
  • Markante Auskragungen der Obergeschosse schaffen geschützte Eingangssituationen und öffnen die Ecken zum Stadtraum.

Grünraum und Freiraum

  • Die begehbare Dachlandschaft führt den angrenzenden Grünraum auf den Baukörper fort. Es werden heimische, biodiversitätsfördernde Gehölze verwendet
  • Es entstehen unversiegelte Freiräume, auf denen zusätzliche Bäume gepflanzt werden.

Nachhaltigkeit

  • Zwei unabhängige Kerne erlauben verschiedene Teilungsszenarien, während Lufträume und zentrale Treppenanlagen die Geschosse verbinden.
  • Bei der Planung liegt der Fokus auf Nachhaltigkeit, Rezyklierbarkeit und Wiederverwendbarkeit.
     
Das Projekt soll als Vorbild für zukünftige Bauvorhaben in Bezug auf Nachhaltigkeit, öffentliche Räume und Mobilität dienen.
Auch ein Bürger:innen-Informationsabend wird im nächsten Schritt geplant.

Projektziele und Rahmenbedingungen der Stadt 
Die Stadt Salzburg verfolgt mit dem Projekt „Linzer Bundesstraße 5“ mehrere Ziele, die einen Mehrwert für die Stadt schaffen sollen:

  • Vorbildfunktion: Das Projekt soll als Vorbild für zukünftige Bauvorhaben in Bezug auf Nachhaltigkeit, öffentliche Räume und Mobilität dienen. Zentral bei der Entwicklung der Liegenschaft ist ein respektvoller Umgang mit den denkmalgeschützten Teilen der Umgebung, insbesondere dem Rauchenbichlerhof und dem zugehörigen Pavillon. 
  • Öffentlicher Raum und Verkehr: Ein zentrales Ziel ist die Verbesserung der Verkehrssituation für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen. Dies soll durch die Bereitstellung von öffentlich nutzbaren Verkehrsflächen, insbesondere eines neuen Geh- und Radwegs entlang der Sterneckstraße, erreicht werden. Eine Begrünung entlang der Sterneckstraße soll den Boulevard-Charakter der Straße unterstreichen und kleinklimatische Verbesserungen bewirken. Deshalb schreibt die Stadt die Herstellung straßenbegleitender Grünflächen und die Pflanzung einer Baumreihe vor.
  • Belebung der Erdgeschosszone: Die Stadt legt Wert auf eine öffentlichkeitswirksame Nutzung der Erdgeschosszone, die zur Belebung der Linzer Bundesstraße und der Sterneckstraße beiträgt. Dies soll durch die Einrichtung von allgemein zugänglichen und nutzbaren Flächen erreicht werden, die beispielsweise für Gastronomie, Kunst, Kultur oder Handel genutzt werden können. Die öffentliche Zugänglichkeit der Erdgeschosszone muss dauerhaft sein.
  • Nachhaltige Mobilität: Die Stadt fördert eine umweltfreundliche Mobilität durch die Umsetzung eines Mobilitätskonzeptes. Dazu gehört die Bereitstellung von Infrastruktur für den Radverkehr, wie z.B. attraktive Fahrradabstellplätze, sowie die Berücksichtigung des öffentlichen Nahverkehrs.
  • Mehr Grünraum schaffen und Baumbestand schützen: Die Stadt legt größten Wert darauf, dass der Bestand an prägenden Bäumen erhalten bleibt und zusätzliche Bäume auf der Liegenschaft, aber auch entlang der Sterneckstraße gepflanzt werden. Die Integration von Grünflächen ist ein wichtiges Ziel, um die Lebensqualität in diesem Gebiet zu verbessern und Klimawandelanpassungsmaßnahmen zu setzen. 
  • Rechtliche Sicherstellung der Vereinbarungen: Die Stadt sichert die Umsetzung dieser Planungsziele durch eine Raumordnungsvereinbarung gemäß § 18 ROG 2009 ab. Diese Vereinbarung stellt sicher, dass die Projektwerberin die vereinbarten Ziele erfüllt. Die Planungsziele werden dem Planungsausschuss demnächst vorgelegt. 
     
Der Jetzt-Stand: Die 3.600 m² große Projektfläche.
Das Bauvorhaben zielt auf eine Gesamtgeschossfläche von max. 9.000 m² ab.

Nächste Schritte im Planungsprozess

Im Rahmen eines Bürger:innendialogs am 15. April 2024 wurden die beabsichtigten Rahmenbedingungen und bisherigen Planungen der Öffentlichkeit vorgestellt und Anregungen aufgenommen. Diese wurden soweit machbar bereits beim Beschluss der städtebaulichen Rahmenbedingungen berücksichtigt. Beispielsweise wird die Tiefgaragenzufahrt an die Linzer Bundesstraße verlegt, um Konflikte mit dem neuen Geh- und Radweg in der Sterneckstraße zu vermeiden.

Im nächsten Schritt werden das prämierte Siegerprojekt sowie alle Einreichungen in der Kammer der Ziviltechniker:innen ausgestellt und in diesem Rahmen auch zu einem Bürger:innen-Informationsabend geladen. Dem Planungsausschuss werden im Februar Amtsberichte zur Flächenwidmung sowie den Planungszielen zur Diskussion und Beschlussfassung vorgelegt. 

Parallel dazu erfolgt eine Sichtachsen-Studie, um sicherzustellen, dass der Welterbestatus der Stadt Salzburg durch das Projekt gewahrt bleibt. Die Sichtachsen-Studie ist ein zentraler Bestandteil, um sicherzustellen, dass der außergewöhnliche universelle Wert der Stadt Salzburg als UNESCO-Weltkulturerbe erhalten bleibt. Im Rahmen der Studie wird analysiert, wie das geplante Bauprojekt das Stadtbild, vor allem die Kernzone der Welterbestätte, in Bezug auf markante Blickbeziehungen und historische Perspektiven beeinflußt. 

Projektentwicklung: Hajek Riedmann Projekt GmbH

Die Hajek Riedmann Projekt GmbH mit Standorten in Vorarlberg und Oberösterreich/Salzburg setzt mit gezielten Investitionen in die Infrastruktur wichtige Impulse für die soziale und ökologische Modernisierung. 

Das Unternehmen im Bereich der Immobilienentwicklung, widmet sich der Planung, Entwicklung und Umsetzung von Immobilienprojekten und legt dabei großen Wert auf eine ganzheitliche Herangehensweise. Von der ersten Idee bis zur Fertigstellung werden alle Phasen des Entwicklungsprozesses sorgfältig geplant und koordiniert.

Nutzer und Miteigentümer: Biogena

BIOGENA ist ein Salzburger Familienunternehmen mit über 400 Mitarbeiter:innen und ist österreichischer Marktführer im Bereich therapie-begleitende und präventiv eingesetzte Premium Mikronährstoffe mit ergänzendem Dienstleistungsangebot wie Diagnostik, Wissensvermittlung sowie State-of-the-Art Forschung auf dem Gebiet der Nutritivmedizin. Die BIOGENA Group wird am Standort Linzer Bundesstraße 5, 5020 Salzburg, ihre repräsentative Unternehmenszentrale ansiedeln und die Fläche langfristig anmieten.

Planung: Querkraft Architekten

Das Wiener Architekturbüro querkraft wurde 1998 gegründet und realisierte mit rund 45 Mitarbeiter:innen nahezu 100 Projekte. Das Leitmotiv „Den Menschen Raum geben“ spiegelt sich in großzügigen, nutzerfreundlichen und nachhaltigen Konzepten wider. Zu den bekanntesten Projekten gehört das autofreie IKEA-Gebäude am Wiener Westbahnhof, nominiert für den "EU Mies van der Rohe Award 2024". Es überzeugt mit einer grünen Fassade, 160 Bäumen und einer öffentlich zugänglichen Dachterrasse. Weitere prägende Arbeiten sind das Museum Liaunig in Kärnten und das Passivhaus-Wohnprojekt U31, ausgezeichnet mit dem Staatspreis für „Architektur & Nachhaltigkeit“.

Lapuch Laura BA