Ab sofort HVO100-Diesel am Bauhof im Einsatz

03.12.2024
Synthetischer Diesel als Schritt in eine emissionsärmere Zukunft
Kein herkömmlicher Biodiesel
Während beim klassischen Biodiesel dem fossilen Diesel biogene Anteile zugemischt werden, besteht der HVO100-Kraftstoff ausschließlich aus pflanzlichen und tierischen Fetten sowie Abfallölen. Symbolbild

Seit vergangener Woche setzt die Stadt Salzburg auf eine weitere Innovation im Bereich der nachhaltigen Mobilität: Am Bauhof wird der, aus biogenen Rohstoffen, synthetisch hergestellte Diesel HVO100 (Hydrotreated Vegetable Oil) getestet. Insgesamt 60.000 Liter wurden in einem ersten Schritt für die Betriebstankstelle geliefert, der Testbetrieb läuft vorerst bis März 2025. In diesem Zeitraum wird das Treibstofflager – die drei bestehenden Tanks am Bauhof haben ein Fassungsvermögen von insgesamt 90.000 Liter – nun mit dem synthetischen Diesel befüllt und der Fuhrpark so mit dem notwendigen Kraftstoff versorgt. Die vollen Tanks reichen für einen Betrieb von je etwa drei bis vier Wochen aus. Die Maßnahme trägt dazu bei, die gesetzliche Verpflichtung, den Fuhrpark von Gebietskörperschaften zunehmend auf saubere Straßenfahrzeuge umzustellen - wie im Straßenfahrzeug-Beschaffungsgesetz (SFBG) vorgesehen – zu erfüllen.

HVO100: Kein klassischer Biodiesel
HVO100 wird durch ein spezielles Hydrierungsverfahren hergestellt, bei dem pflanzliche und tierische Fette sowie Abfallöle in Diesel umgewandelt werden. Bei der Beschaffung des Treibstoffs wird vorausgesetzt, dass keine Rohstoffe verwendet werden, die der Nahrungsmittelproduktion entzogen werden oder auf Flächen angebaut werden, die durch Abholzung, beispielsweise von Regenwald, entstanden sind. Im Gegensatz zu herkömmlichem Biodiesel (FAME) bietet HVO100 eine nahezu saubere Verbrennung. Es entsteht deutlich weniger Ruß, und der CO₂-Ausstoß wird um bis zu 90 % reduziert, da das freigesetzte CO₂ während des Wachstums der Rohstoffe gebunden wurde. Dies macht HVO100 nahezu klimaneutral, obwohl Emissionen bei der Produktion nicht vollständig vermieden werden können. Die Stickoxidemissionen bleiben auf ähnlichem Niveau wie beim fossilen Diesel.

Vorteile und Herausforderungen
Ein klarer Vorteil von HVO100 ist seine Kompatibilität mit bestehenden Dieselmotoren, wodurch keine Umrüstung notwendig ist. Der synthetische Treibstoff wird auch auf immer mehr gewerblichen Tankstellen für die Allgemeinheit angeboten. Da er keine "Dieselpest" entwickelt, ist er zudem stabiler und länger lagerfähig. Ein kleiner Nachteil bleibt jedoch der Preis: HVO100 ist derzeit etwa 2 Cent pro Liter teurer als herkömmlicher Diesel, was auf die komplexe Herstellung und begrenzte Rohstoffverfügbarkeit zurückzuführen ist. Außerdem können ältere Motoren, die auf Weichmacher im Treibstoff angewiesen sind, potenziell Probleme mit undichten Dichtungen bekommen, da diese Stoffe in HVO100 fehlen.

Herbert Seebauer, Dienststellenleiter des Bauhofs, betont die Bedeutung der Umstellung: „Mit der Einführung von HVO100 zeigen wir im Bauhof, wie Umweltschutz und betriebliche Effizienz Hand in Hand gehen können. Der reduzierte Schadstoffausstoß bringt uns einen weiteren Schritt näher zu einer nachhaltigen städtischen Infrastruktur.“

Dem schließt sich auch der ressortzuständige Bürgermeister-Stellvertreter Kay-Michael Dankl an, der ergänzt: „Die Stadt Salzburg setzt auf Innovationen, die bereits heute messbare Erfolge im Klimaschutz liefern. HVO100 ist eine wertvolle Übergangstechnologie, die zeigt, dass wir auch kurzfristig unsere Klima- und Umweltziele verfolgen und die gesetzlichen Vorgaben erfüllen können, ohne bestehende Fahrzeugflotten sofort austauschen zu müssen.“

Fazit
HVO100 bietet eine vielversprechende Möglichkeit, den CO₂-Ausstoß im Verkehrssektor kurzfristig zu senken. Trotz höherer Kosten und kleinerer technischer Herausforderungen kann der synthetische Diesel helfen, die Klimaziele der Stadt Salzburg zu erreichen und wird somit die zukünftige Energiepolitik mitprägen. Die Erkenntnisse, die aus dem Testbetrieb gewonnen werden, sollen auch in die Arbeitsgruppe der Pionierstadt Salzburg Einfluss finden.

Tobias Neugebauer