Aktion: „Wir pfeifen auf Gewalt“
In Österreich wird jede fünfte in einer Beziehung lebende Frau von ihrem Ehemann oder Lebensgefährten misshandelt. Gewalt an Frauen ist alltäglich und dennoch nach wie vor ein Tabuthema. Darüber zu sprechen, sich vertrauensvoll an jemand zu wenden, stellt für viele oft eine unüberwindbare Hürde dar. Um Frauen und Mädchen diesen Schritt zu erleichtern, ist es besonders wichtig, ein gutes Angebot an Beratungseinrichtungen anzubieten. Vor allem auch Beratungseinrichtungen, die von Mädchen und Frauen ohne große Hemmschwelle besucht werden können, sind hier von immenser Wichtigkeit. Diese Einrichtungen können bereits im Vorfeld Aktivitäten setzen und sind somit in der Lage, Gewalt vorzubeugen.
Die Salzburger Plattform gegen Gewalt an Frauen, ein Zusammenschluss aus Frauen- und Männerberatungseinrichtungen sowie der Polizei macht darauf anlässlich der Aktion „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ aufmerksam. Dazu wird am Schloss Mirabell eine Fahne gehisst, die den Aufruf transportiert „Frei leben ohne Gewalt“. Begleitet wird die Enthüllung der Fahne von einem Pfeifkonzert, denn das Motto der Aktion heißt „Ich pfeif auf Gewalt“.
„Gerne machen wir an der österreichweiten Aktion mit. Gewalt an Frauen muss öffentlich gemacht und konkrete Hilfe angeboten werden“, so Bürgermeister Heinz Schaden. Die Salzburger Plattform gegen Gewalt an Frauen besteht aus insgesamt 18 Organisationen und hat sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam sowohl in der Prävention als auch in konkreten Notfällen wirkungsvoll zusammenzuarbeiten.
Die Frauenorganisation TERRE DES FEMMES rief im Jahr 2001 die Fahnenaktion „Frei leben ohne Gewalt“ ins Leben. 2008 waren international mehr als 5000 Fahnen in über 850 Städten und Gemeinden zu sehen.
Neben Gewaltschutzzentrum, Frauenhaus sowie dem Kriminalreferat Salzburg, die in akuten Krisenfällen tätig sind, leisten eine Reihe von Beratungseinrichtungen wichtige Arbeit im Vorfeld. Die Beratungseinrichtungen, Frauentreffpunkt, Verein Viele, Männerwelten, Frauennotruf und Selbsthilfegruppe Überlebt sind ebenso Teil der Plattform wie das Frauengesundheitszentrum ISIS, der Verein Selbstbewusst, das Männerbüro, die Schuldenberatungsstelle, das Mädchenbüro make it und das Friedensbüro. Sie legen das Hauptaugenmerk auf projektbezogene Präventionsarbeit. Nähere Informationen über die Einrichtungen sind im Anhang zu finden.
„Der Frauennotruf ist eine spezialisierte Beratungseinrichtung zum Thema sexualisierte Gewalt und bietet Hilfe und Unterstützung für Frauen und Mädchen die von Gewalt betroffen sind oder waren“, so Andrea Laher, Geschäftsführerin des Frauennotrufs Salzburg.
Laut Andrea Laher gehört auch die Präventionsarbeit zu einem wichtigen Aufgabenfeld. Klassisches Beispiel dafür sind z.B. Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungskurse. Zu dieser Vorfeldarbeit gehören aber auch alle Projekte, die auf spezifische Gefahrensituationen aufmerksam machen wie z.B. auf Übergriffe, die in Zusammenhang mit Alkoholisierung oder durch Verabreichung von K.O.Tropfen erfolgen.
Viele Opfer sind durch die erlebte Gewalt traumatisiert und das Procedere im Anschluss kann massive Beeinträchtigungen nach sich ziehen. Hier unterstützen die Frauennotrufe durch ihre Beratungsarbeit und die Begleitung bei Gerichtsprozessen. Damit kann die psychische Belastung wesentlich reduziert werden.
Auch der Verein Frauentreffpunkt ist engagiert in der Arbeit gegen Gewalt. „Viele unserer Klientinnen sind einmalig oder öfter in ihrem Leben von Gewalt betroffen. Die Ursachen dafür sehen wir in ungleichen Machtverhältnissen und Lebenschancen von Frauen, die in Abhängigkeitssituationen führen können. Und Abhängigkeitssituationen begünstigen Gewalt. Gewalt ist oft der Faktor, der den Frauen endgültig den Boden unter den Füßen wegzieht. Hier ist frauenspezifische ganzheitliche Beratung notwendig, um die von Gewalt betroffenen Frauen so zu stärken, dass sie den Weg in ein gewaltfreies selbstbestimmtes Leben gehen können“, so Elisabeth Walch vom Verein Frauentreffpunkt.
Die Experten der Beratungsstelle männer|welten arbeiten mit gewalttätigen Männern daran, ihre Gewalttätigkeit zu beenden. „Die professionelle Beratung von Männern für Männer bietet genau jene individuelle Unterstützung, die das Bewusstsein soweit stärkt, um ganz konkret selbst Verantwortung zu übernehmen und neue Möglichkeiten der Lebensgestaltung zu entdecken“, sagt Harald Burgauner, Berater bei den männer|welten, über einen Arbeitsschwerpunkt. „Auch die Gewaltprävention ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit der männer|welten. Sie setzt im Schul- und Jugendbereich an und thematisiert Männerrollen und Vorstellungen, wie Mann zu sein hat. Dies geschieht häufig in Workshop-Form mit spielerischen und kreativen Mitteln“, so Burgauner weiter.
Der Verein Selbstbewusst hat zum Ziel, Kinder in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken, sodass einem möglichen sexuellen Missbrauch vorgebeugt werden kann. „Die Erfahrungen in der Praxis haben gezeigt, dass Kinder, die ein starkes Selbstbewusstsein haben, weniger häufig Opfer von sexuellen Übergriffen werden und im Falle einer Betroffenheit schneller und effizienter Hilfe holen können“ sagt Sandra Kirbach vom Verein Selbstbewusst.
Ein Bestandteil der präventiven Maßnahmen nach dem Sicherheitspolizeigesetz sind die sogenannten Normverdeutlichungsgespräche. „Die Normverdeutlichung ist jene Intervention, bei denen Tätern im Rahmen einer offenen Kommunikation der Gedanke nahe gebracht wird, dass sie ein Verhalten gesetzt haben, das von staatlicher Seite nicht toleriert wird und daher mit Konsequenzen verbunden ist“ erklärt Joachim Stotter vom Kriminalreferat Salzburg. „Im Gegensatz zur wirksamsten Normverdeutlichung, der Haft, unterscheiden sich Normverdeutlichungsgespräche zum Zwecke der Prävention dahingehend, dass sie ohne zeitlichen Zusammenhang mit dem Übergriff und unter anderen Rahmenbedingungen stattfinden“, so Stotter weiter.
Aktionen
Eine Reihe von Aktionen und Schwerpunkten begleiten die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen in Salzburg.
Pfeifkonzert
In einer Verteilaktion werden Trillerpfeifen ausgegeben, die leicht am Schlüsselbund zu befestigen sind und einen durchdringend lauten Ton haben. Sie stellen ein wirksames Mittel zur Abwehr von Übergriffen dar, denn die Erfahrung zeigt, dass mögliche Täter durch aktive Abwehr und lautstarkes Auftreten abgeschreckt werden. Auf den Pfeifen ist eine bundesweite Notruftelefonnummer gedruckt, die 24 Stunden besetzt ist.
Schul-Workshops
Mädchen und Frauen sind im öffentlichen Raum oftmals mit bedrohlichen Situationen konfrontiert. Das Gefühl der Unsicherheit wird durch Medien und persönliche Erfahrungsberichte verstärkt. Die Gefahr von sexuellen oder gewalttätigen Übergriffen kann jedoch durch entschlossenes Reagieren weitgehend vermindert werden.
Um Mädchen und junge Frauen dahingehend zu stärken, bieten das Frauenbüro der Stadt Salzburg gemeinsam mit dem Frauennotruf Salzburg und make it – dem Büro für Mädchenförderung des Landes Salzburg auch spezielle Workshops für Schülerinnen an, in denen die Mädchen mit den Methoden des Improvisationstheaters, geleitet durch Gabriele Weinberger, selber Strategien der Abwehr entwickeln können.
Darüber hinaus erhalten die Schülerinnen Informationen über Beratungsmöglichkeiten, Mitarbeiterinnen von Opferschutzeinrichtungen stehen für Gespräche zur Verfügung.
Die Präventionsworkshops richten sich an Schülerinnen der 7., 8. und 9. Schulstufe (12 bis 15 Jährige) und finden ohne Anwesenheit der PädagogInnen statt. Die maximale Gruppengröße liegt bei 15 Teilnehmerinnen.
Workshoptermine und Veranstaltungsort
27.11.09 jeweils von 08.00 – 11.00 Uhr oder 11.00 Uhr bis 14.00 Uhr
30.11.09 jeweils von 08.00 – 11.00 Uhr oder 11.00 Uhr bis 14.00 Uhr
01.12.09 jeweils von 08.00 – 11.00 Uhr oder 11.00 Uhr bis 14.00 Uhr
04.12.09 jeweils von 08.00 – 11.00 Uhr oder 11.00 Uhr bis 14.00 Uhr
Die Workshops finden im Seminarraum von Akzente Salzburg, in der Glockengasse 4c, 5020 Salzburg statt.
Kino-Spot – Projekt Miss Handelt!
Miss Handelt! ist ein österreichweites Videoprojekt, das Themen von geschlechtsspezifischer Gewalt aufgreift.
Ab 27. November 2009 wird eine Woche lang als Vorspann zu jedem Film im Kinosaal 1 des Cineplex Kinos Airportcenter ein Videospot zum Thema Gewalt gezeigt.
Filmabend und Diskussion „Auswege“
Dienstag, 1.12.2008, 19:00 Uhr, gendup SR 203, Kaigasse 17, 2. Stock, 5020 Salzburg
Film „Auswege“ von Barbara Albert und Nina Kusturica mit anschließender Podiumsdiskussion:
 Filmregisseurin Nina Kusturica
 Dr. Andrea Hausleithner (Frauenzentrum Linz)
VertreterIn Polizei Salzburg
 Vertreterin Gewaltschutzzentrum Salzburg
 Moderation: Dr.in Birgit Buchinger (so!ution)

Eine Kooperationsveranstaltung von
gendup, amnesty international, Sabaha Sinanovic,
Salzburger Plattform gegen Gewalt
ARGE gegen Zwangsverheiratung
CDK – Christian Doppler Klinik, Sprechstunden für Frauen und Mädchen
Frauenbüro der Stadt Salzburg
Frauenhaus Salzburg
Frauennotruf Salzburg
Frauentreffpunkt
Friedensbüro
Gewaltschutzzentrum Salzburg
ISIS – Frauengesundheitszentrum
Kriminalreferat Salzburg
Männerbüro Salzburg
Männerwelten
MonA-Net
Schuldenberatung Salzburg
Selbsthilfegruppe für Burschen und Männer
Selbsthilfegruppe Überlebt
Verein Selbstbewusst
Verein Viele

Niedl, Stefanie (19365)