Hilde Heger 1899–1998
Pausingerstraße 10 · Wohnhaus der bildenden Künstlerin, zahlreiche ihrer Brunnenfiguren und Plastiken befinden sich im öffentlichen StadtraumHilde Hegers künstlerisches Schaffen umspannt das 20. Jahrhundert und zeichnet sich in seiner Vielfalt – Keramik, Plastik, Aquarell und Zeichnung – durch eindrucksvolle Reduktion und Stilisierung aus.
"So habe ich mir den aus Klang und Geist der Musik gewordenen Papageno wirklich immer vorgestellt, […] jung noch und doch schon, was das Schönste an dieser Figur ist, zeitlos wie die ihm zugehörige Musik geworden."
Bernhard Paumgartner, Salzburg, Salzburg 1966, S. 195
Als Bildhauerin schuf sie in Salzburg zahlreiche Plastiken und Figuren, die Plätze, Parkanlagen und Brunnen künstlerisch mitgestalten, und zählt damit zu den wenigen Künstler:innen, deren Werke im öffentlichen Raum sichtbar und präsent sind.
Geboren wurde Hilde Heger 1899 in die Familie eines Forstingenieurs in St. Johann/Pongau, wo sie die ersten Lebensjahre verbrachte. 1904 bersiedelte die Familie nach Czernowitz in der Bukowina, einer Grenzregion, in der sie das Zusammenleben vieler Nationalitäten und Religionen erlebte. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs floh die Familie und kehrte nach Salzburg zurück, wo Heger ihre Schulausbildung am Mädchen-Lyzeum in der Griesgasse 1916 abschloss. Da die Eltern einer künstlerischen Ausbildung nicht zustimmten, verdiente sie zunächst ihr Geld mit Büroarbeit, bevor sie mit ihren Ersparnissen von 1921 bis 1924 ihre Ausbildung an der Wiener Kunstgewerbeschule absolvieren konnte, wo sie u.a. in der Keramikklasse von Michael Powolny wichtige Anregungen bekam.
Mit Gebrauchskeramik verdiente Hilde Heger viele Jahre ihren Unterhalt, zunächst in Keramikwerkstätten in Wien, Radstadt, Scheibbs und Hameln an der Weser und ab 1929 in Salzburg, wo sie selbständig arbeitete und ab 1932 verschiedene Ateliers im Künstlerhaus bezog. 1937 wurde ihre „Jedermannvase“ mit Reliefszenen aus dem Theaterstück auf der Pariser Weltausstellung gezeigt. Auf Auftrag begann sie zahlreiche Kinder zu porträtieren, später entstanden Porträtplastiken bedeutender Persönlichkeiten wie Oskar Kokoschka und Bernhard Paumgartner.
Öffentliche und private Aufträge ermöglichten ihr die Gestaltung von Menschen- und Tierplastiken aus Bronze und Stein, die sich durch ihren Blick für das Wesentliche einer Gestalt auszeichnen. Nicht nur ihre berühmteste Brunnenfigur des Papageno zeugt mit ihrer „verspielten Lebendigkeit von ihrer Feinfühligkeit, Zartheit und Symbolkraft, ohne jedoch ins Naive oder Kitschige zu fallen“.
Hilde Heger nahm an vielen Ausstellungen im In- und Ausland teil, auch mit ihren vor allem auf Reisen entstandenen reduzierten Landschaftsaquarellen und Zeichnungen, und engagierte sich tatkräftig u.a. im „Salzburger Kunstverein“.
S p u r e n s u c h e
Erinnerung
Von 1930 bis 1995 waren ihre Werke in über zwanzig Einzelausstellungen vor allem in Salzburg, aber auch in Linz, Zürich, Oberösterreich zu sehen.
21 Plastiken und Brunnen befinden sich im öffentlichen Salzburger Stadtraum, u.a. Friedhof St. Peter, Josef-Preis-Allee, Michael-Pacher-Straße, Schanzlpark, Wohnanlage Strubergasse; dazu kommen noch zahlreiche Werke auf privaten Flächen.
Literatur
Lieselotte von Eltz-Hoffmann, Salzburger Frauen. Leben und Wirken aus 13 Jahrhunderten, Salzburg 1997, S. 141–147.
Hildegard Fraueneder, Bildende Künstlerinnen. Von der geduldeten Ausnahme zu einem neuen Selbstverständnis, in: Christa Gürtler, Sabine Veits-Falk (Hg.), Frauen in Salzburg. Zwischen Ausgrenzung und Teilhabe (Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg 34), Salzburg 2012, S. 77–105.
Lotte Hausner-Sieber, Hilde Heger zum 90. Geburtstag, in: Salzburg Archiv 9 (1989), S. 125–156. Hilde Heger. Plastiken, Keramiken, Aquarelle, Ausstellungskatalog. Galerie über dem Café Mozart, Salzburg 1984 (enthält eine Liste mit Einzelausstellungen, Auszeichnungen und Preisen, Arbeiten im öffentlichen Besitz und Raum).