Salzburger Künstler*innen AIR 2017
Die Abteilung Kultur, Bildung und Wissen der Stadt Salzburg hat im Rahmen des artists-in-residence program AIR für bildende Künstler*innen 2017 Arbeitsaufenthalte in den Partnerstädten im Ausland ausgeschrieben. Eine Jury bestehend aus Martina Greil und Hermann Seidl hat die Salzburger Künstler*innen ausgewählt.
Ecker Christian
Geboren 1961 in Salzburg
1976 Lehre als Lithograf
Seit 1990 freischaffender Künstler
1992 Auslandsstipendium für bildende Kunst, Krakau, Polen
1993 Förderatelier des Landes Salzburg, Saarbrücken, BRD
1995 Förderatelier des Landes Salzburg, Budapest, Ungarn
1999 Gastatelier an der Kunstakademie Vilnius, Litauen
2009 Auslandstipendium der Stadt Salzburg, Frankfurt
2017 AIRStipendium der Stadt Salzburg, Bronx, New York
Seit 1984 zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland
Projekt „ATMEN“ - type faces of evolution
Das Kunstprojekt ATMEN entstand durch intensive Recherche zum Thema Sauerstoff.
„Wir atmen den ersten Atemzug und verlassen die Welt mit dem letzten Atemzug. Sauerstoff ist ganz selbstverständlich da. Er gibt uns die Lebensgrundlage. Alle Lebewesen sind dadurch miteinander verbunden.
Vor 2,5 Milliarden Jahren begann das spannendste Kapitel der Erdgeschichte: Die chemische Umwandlung der
sauerstofflosen Gashülle in jene Atmosphäre, die uns heute die Luft zum Atmen schenkt.
Cyanobakterien oder auch Blaualgen nutzen das Sonnenlicht zur Photosynthese und setzen dabei als Abfallprodukt
Sauerstoff frei. Es gilt als ziemlich sicher, dass es ohne Sauerstoff heute kein höheres Leben auf der Erde
geben würde.
Mein linearer Hintergrund zur Fotoarbeit entstand durch Zeichnen mit Blaualgen. Die entstandenen Schriftbilder
nenne ich type faces of evolution.
Menschen beim Einatmen vor meinen Schriftbildern zu fotografieren, darum geht es in meinem Projekt. Das bewusste Wahrnehmen eines automatisierten Prozesses.“
Kreiger Stefan
Mit einem konkreten Arbeitskonzept zum Thema Maskerade in einem Zyklus aus Tuschezeichnungen will der Künstler Gegebenheiten in der amerikanischen Gesellschaft kritisch hinterfragen. Es geht insbesondere um die Rolle von Maske und Inszenierung. Darüber hinaus will er sein künstlerisches und soziales Netzwerk erweitern.
Geboren 1981 in Salzburg
2002 - 2008 Studium Kunst- und Werkerziehung, Universität Mozarteum, Salzburg
2017 artist in residence, Red Wing, Minnesota, USA; Strafe muss sein, Zwergerlgartenpavillon; Salzburg Cult, Künstlerhaus Salzburg.
2016 artist in residence, Warschau, Polen; 21th International Art Symposium, Cered, Ungarn; vulgar display of power, batolit, Wien
2015 artist in residence, Wien. artist in residence, Budapest
2014 Kunstankäufe Stadt Salzburg; Förderatelier Land Salzburg; Horror vacui, Galerie Säulenhalle Rathaus, Salzburg
2013 Kunstankäufe Land Salzburg; Arbeitsatelier ehem. Hödlmoser Atelier, Festung Hohensalzburg; Salon Zeichnung, Stadtgalerie Salzburg
2011 Slavi Soucek Stipendium Land Salzburg
2009 Stipendium der Int. Sommerakademie Salzburg bei Katrin Plavcak
2007 Salzburg contemporary painting, Galerie 5020, Salzburg
2006 panels, persiscope, Salzburg
Statement: „I can't go back to yesterday, because I was a different person then.”
(Lewis Carroll, Alice in Wonderland)
Radler Gerlinde
Der Zugang der Künstlerin zum Land Rumänien und dem Stadtraum von Temewar ist künstlerisch, gesellschaftlich, soziokulturell und persönlich angelegt. Der Erforschung der Eigenheiten und Kontraste dieses Landes soll eine Auseinandersetzung und Umsetzung in Fotografie, Malerei und Performance folgen.
Geboren 1984 in Kössen, Basislager in Salzburg
Der aktuelle Schwerpunkt liegt in satirisch-kritischen sowie verspielten (Mal-)Performances, gerne in Zusammenarbeit mit Musiker*innen und Künstler*innen
2017 Performances in Island, Rumänien und Österreich
Poftím Cultura
Poftím - Wie bitte? Cultura - selbsterklärend?
übersetzt: Was, bitte, ist DAS für eine Kultur?
oder: Wow, WAS für eine Kultur! …oder eben Nicht-Kultur?
Diese Frage begleitet mich nicht erst, seitdem ich in Rumänien bin, aber hier spitzt sich alles zu. Die Konfrontation
begegnet mir überall. Wessen Interessen werden hier vertreten? Kontraste. Täglich. An jeder Ecke. Nicht nur in den
Ecken. Überall. Hier gibts keine sanfte Eingewöhnungsphase, die Anpassung passiert à la „Nägel mit Köpfen“.
Neben den postkommunistischen Baracken und geplünderten Fabrik-Skeletten wird das größte Shopping-Center Rumäniens weiter vergrößert, das leerstehende Abbruchhaus gleich nebenan sollte ich besser nicht als Off-Space-Atelier nutzen, da es zu gefährlich sei; „go into center, here dangerous, tigun!“ … und im Zentrum?
Rumänien. Ein Aufbrechen von Vorstellungen, Projektionen, Kopfideen und inneren Bildern. Gegensätze, Ambivalenzen, Kontraste, Fragwürdiges begegnen mir hier pausenlos.
Schön verpackt und gefährlich wild zugleich.
Die Religion des Kapitalismus nimmt Einzug, trifft auf Altgewordenes. „Pe unde umblies!?“ Die Frösche an der Bega
quaken um die Wette mit dem im Kommunismus aufgewachsenen Portier, der um seine verlorenen Autoritätsansprüche trauert. Ein Obdachloser schenkt mir seine Schokolade, weil er sich freut, dass ich mit ihm spreche. Die Steine können dir nichts erzählen. Wassermelonen kommen ins Rollen. Fragmente.
Jedenfalls, die Suppe, die man sich einbrockt, wird ausgelöffelt.
Und basta!
Rainer Konrad
Der Künstler stellt im Amerika des Donald Trump die Frage, "was die Antworten sind, wenn Bilder und Gedanken in der Kunst von weltpolitischen Vorkommnissen eingeholt und mehrfach getoppt und somit ob ihrer Marginalität der Lächerlichkeit preis gegeben werden." Während seines Aufenthaltes will er Alfred Kubins "Die andere Seite" fotografisch mit den aktuellen Entwicklungen konfrontieren.
Geboren 1968 in Salzburg, lebt und arbeitet in Salzburg und München
1987 - 1991 Studien der Archäologie und Ethnologie an den Universitäten Salzburg und Wien
1991 - 1994 Graph. Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt, Wien, Kolleg für Fotografie
1994 - 1997 Leitung des Fotoateliers des Kunsthistorischen Museums, Wien
ab Juli 1997 freischaffende Tätigkeit
seit 1992 Ausstellungen im In- und Ausland – zuletzt Dezember 2014 - März 2015 From Rocky Scraper t to Sandy Mall, Landesgalerie im Traklhaus (E);
Oktober 2016 Abendessen bei Claus, Kunstverein Milchhof, Berlin (E)
Locker Room Talk with Herkules
Herkules Bell ergeht sich in postfaktischen, surreal anmutenden Unternehmungen und hält damit zumindest
die gesamte Öffentlichkeit von Perle in Atem; er strebt mit allen Mitteln ein radikales Gegenmodell zur bisherigen,
in seinen Augen völlig dysfunktionalen Administration im Traumreich an. Alfred Kubin beschreibt mit dem amerikanischen Pökelfleischkönig Bell in seinem einzigen Roman „Die andere Seite” aus 1909 einen brutal-rücksichtlosen und unhaltbare Versprechungen einflüsternden Verführer, der Assoziationen an bekannte Persönlichkeiten unserer Tage mit ausgeprägt diminutivem Weltbild erweckt.
Was sind die Antworten, wenn Bilder und Gedanken in der Kunst von realpolitischen Vorkommnissen eingeholt, mehrfach getoppt und somit ob ihrer Marginalität der Lächerlichkeit preisgegeben werden?
Und: was hat Kunst mit politischen Turbulenzen überhaupt zu schaffen? Mein Aufenthalt im VCCA gibt mir die
Möglichkeit, Inhalte aus „Die andere Seite” fotografisch mit aktuellen Entwicklungen zu konfrontieren und landschaftliche Gegebenheiten von nahegelegenen Nationalparks in die Arbeiten mit einzubeziehen.
Mischa Reska
In Finnland will sich die Künstlerin nach bereits durchgeführter ausführlicher Recherche mit dem Thema Architektur und Design auseinandersetzen und ihre Wahrnehmungen in die Fortsetzung einer bereits bestehenden Serie integrieren. Geplante Techniken für diese Architekturserie sind Fotografien und Malerei.
Geboren 1970 in Salzburg, lebt als freischaffende Künstlerin in Salzburg und Wien
1988 - 1993 Meisterschule Arnulf Rainer (Malerei), Akademie Wien
1993 - 1996 Meisterschule Gunter Damisch (Grafik), Akademie Wien
1994 - 1995 Designstudio Städtebau Michael Sorkin, Akademie Wien
Finnisches Design und Architektur sind seit beinahe 100 Jahren Avantgarde. Dabei feiert Suomi 2017 erst sein 100 jähriges Bestehen als unabhängiger Staat. Vielleicht tut sich Finnland mit dem „guten Geschmack” gerade deshalb so leicht, weil es gleichsam als moderner Staat groß geworden ist. Die Finn*innen kämpften von Beginn an darum, dass alle Menschen die gleichen Chancen haben.
„Alles für alle” betraf Bildung im selben Maße wie eine gute Wohnsituation, bis hin zu den bestmöglichen Alltagsgegenständen. Heute wird der Kampf zwar nicht gewaltsam ausgetragen, immer stärker verstrickt ins globale System fällt der sozialistische Ansatz aber zunehmend in sich zusammen.
Der Architekt Alvar Aalto war der Vorreiter der Moderne in Finnland. Er prägt bis heute das Bild dessen, was als guter Wohn- und Lebensstil empfunden wird. Keine protzigen Lofts, sondern geradezu bescheidene lichtdurchflutete Räume. Eine praktische Anordnung schlichter Möbel, alles handlich und von guter Qualität. Eine klare Schönheit, die aus der Einfachheit und zugleich Perfektion der Dinge entsteht. Nähe zur Natur ist für die Finn*innen das Wesentlichste überhaupt. So werden auch heute in Helsinki lockere Siedlungen gebaut, ohne jegliche Zäune, in herrlicher Umgebung, die nichts zu wünschen übrig lassen.
Ein Wohnungsbau, der auf seine Grundsätze vertraut und dadurch auch ästhetisch alles hinter sich lässt, was ich kenne.
Die Finnen waren selbst ein wenig überrascht als sie 2012 Designhauptstadt Europas wurden, sie sollten uns aber als Vorbild dienen. Darum will ich die Wurzeln meines Architektur- Ideals ergründen und in einem zweiten Schritt das finnische Raumgefühl in meine Malerei einfließen lassen.
Weixler Nadine
Motivation für die Bewerbung ist der Wunsch soziokulturellen Fragen nachzuspüren. Die Wahrnehmungen des Alltags und die Besonderheiten von Sprache hat die Künstlerin bereits in ihren Arbeiten thematisiert und möchte hier weiterarbeiten. Vor allem die Umsetzung der Wahrnehmung in eine allgemeine Sprache durch fotografische Mittel und Schrift ist hier ein wesentlicher Ansatz.
Geboren 1987
Studierte Fotografie an der Muthesius-Kunsthochschule in Kiel, Deutschland
Lebt und arbeitet in Salzburg und Wien
Das zu notieren, was passiert, wenn scheinbar nichts passiert, ist der Ausgangspunkt meiner Überlegungen. Ich versuche, Notationssysteme zu entwickeln, um das zu beschreiben, was man im Allgemeinen als Alltägliches beschreiben würde. Es ergeben sich Grenzgänge zwischen Fotografie und Schrift, fotografischen Tableaus sowie Performances.
Memos
Alltägliche Situationen an gewöhnlichen öffentlichen Orten in einer durchschnittlichen Stadtlandschaft. Menschen gehen über eine Parkfläche, überqueren eine Straße, Kinder führen einen Hund spazieren, jemand bückt sich. Alle Szenen sind gestellt und fotografisch dokumentiert.
Lisa Wieder
Das eingereichte Konzept der Künstlerin sieht eine Auseinandersetzung mit dem Stadtraum und seinen visuellen Formen, Spuren und Prozessen vor. Die Ergebnisse dieser Recherchen und die Erfahrungen vor Ort werden in Form von Malerei und Installation umgesetzt.
Geboren 1989 in Salzburg, lebt und arbeitet in Linz
Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland 2017 Mitbegründerin und Vorstandsmitglied von Edition: Verein für aktuelle Kunst und Kultur, Linz Artist in Residence der Stadt Salzburg in Budapest
2015 Co-Lehrende an der Internationalen Sommerakademie Salzburg
2014 Studium Malerei und Grafik, UfG Linz (laufend) Artist in Residence der Stadt Salzburg in Red Wing, (USA)
Projektförderung Land Salzburg / Arbeitsaufenthalt im batolit, Wien
2013 Karl-Anton-Wolf-Preis Stipendium an der Internationalen Sommerakademie Salzburg, Malereiklasse Milena Dragicevic
2012 - 2014 Mitarbeit bei periscope, Salzburg Off-space, Salzburg.
2010 Auslandssemester in Brisbane, Australien
2008 - 2014 Studium BE/GSPB an der Universität Mozarteum (Malereiklasse) und der Universität Salzburg (Diplom 2014)
Während meines Arbeitsaufenthalts in Budapest galt mein Interesse dem (Stadt-)Raum. Ein besonderes Augenmerk lag auf der Gegend rund um
den Klauzal ter, an dem sich das Gastatelier befindet.
Die Arbeiten setzen sich mit verschiedenen Formen der Aneignung im öffentlichen Raum auseinander, mit Interventionen, Beiläufigkeiten und Spuren, die ich fotografisch dokumentiere und sammle, um anhand dieser Eindrücke meine Arbeiten zu entwickeln. Zusammen zeichnen die entstandenen Installationen,
Malereien und Fotografien das Bild einer Stadt und ihrer Bewohner aus der Sicht eines Gastes.