Salzburger Künstler*innen AIR 2016
Die Abteilung Kultur, Bildung und Wissen der Stadt Salzburg hat im Rahmen des artists-in-residence program AIR für bildende Künstler*innen 2016 Arbeitsaufenthalte im Ausland ausgeschrieben. Eine Jury bestehend aus Martina Greil, Michaela Lederer und Elisabeth Schmirl hat die Salzburger Künstler*innen ausgewählt, die wir hier mit ihren Erfahrungen währende des Aufenthaltes präsentieren.
Csaba Fürjesi
Der in Hallein lebende Künstler Csaba Fürjesi war im März in der Grafischen Druckwerstatt in Dresden und hat sich mit der Technik des Hochdrucks und der Erweiterung dessen Grenzen auseinandersetzen.
Geboren 1969 in Salgotarján, Ungarn, Lebt und arbeitet in Hallein;
2003 Universität der Angewandten Kunst, Budapest, Ungarn;
2008 residence - Fayoum Internationale Kunstzentrum, Ägypten;
2011 artist in residence – Santa Catalina School, Monterey, USA;
2016 artist in residence – Dresden, Deutschland;
Seit 1998 Einzel- und Gruppenausstellungen in Wien, Großbritannien, Tschechien, Italien, Deutschland, Schweiz, Slowakei, Rumänien, Japan, USA und Ungarn.
"Die Studienreise und die Arbeit in Dresden in der Grafikwerkstatt waren sehr inspirativ. Die Werkstatt ist außerordentlich gut ausgerüstet, reichlich mit Materialien ausgestattet, die Kollegen waren stets hilfsbereit und hatten ein sehr gutes Fachwissen.
Eine Werkstatt mit bester Stimmung.
Ich beschäftige mich schon seit 15 Jahren intensiv mit grafischen Verfahren, bzw. mit der Technik des Hochdrucks (Relief-Prints) und der Erweiterung deren Grenzen.
In der Grafischen Werkstatt konnte ich weitere Erfahrungen sammeln über die von mir benutzte „aufbauende“ Hochdrucktechnik-Methode.
Insbesondere interessierten mich bei den entstandenen Kompositionen die besonderen Oberflächenstrukturen. Durch die Anwendung von verschiedenen Materialien und einer physikalischen bzw. chemischen Oberflächenbehandlung verhalten sich diese ganz unterschiedlich."
Rebekka Katharina Bauer
Rebekka Katharina Bauerwar im Mai in Budapest, um die Stadt zeichnerisch zu erfahren und diese Arbeiten am Ende zu einem Buch zusammenführen.
Geboren 1991 in Freising
Studiert von 2011 bis 2016 „Bühnen- und Kostümgestaltung, Film- und Ausstellungsarchitektur“ am Mozarteum Salzburg.
Schon während des Studiums realisiert sie eigene Theaterprojekte. In Zusammenarbeit mit Marie Hartung und Maximilian Hanisch entsteht die Inszenierung „Die Kontrakte des Kaufmanns“ von Elfriede Jelinek.
Ebenfalls mit Hartung und Hanisch reist sie im Juli 2014 nach Peking, wo das theatrale Forschungsprojekt „Show me your Wounds” entsteht.
Beide Arbeiten bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Theater, bildnerischer Rauminstallation und Performance und befragen die narrativen Möglichkeiten des Bühnenraums.
Seit Oktober 2015 arbeitet sie an ihrer Diplomarbeit „Odyssee“. Mit Homers Odyssee als Startpunkt spannt sie einen Bogen von Erinnerungstechniken in mündlichen Dichtungstraditionen über die Spaziergangswissenschaft hin zur Lesbarkeit von Städten und dem Zusammenspiel von Erinnerung und Raum.
Im Mai 2016 war sie im Rahmen des „artists-in-residence-program“ der Stadt Salzburg für einen Arbeitsaufenthalt in Budapest.
Die in Budapest unternommenen Spaziergänge werden als flüchtige Erinnerungen gesammelt und im Atelier als Landschaften festgehalten. Im Wechsel von realem und imaginiertem Gehen entsteht aus der zeichnerischen Dokumentation der Spaziergänge ein bildnerisches Zeugnis der von ihr erlebten Stadt.
So erforscht „Odyssee” die Grenzen von Erinnerung und Dokumentation im Spannungsfeld zwischen Festhalten und Flüchtigkeit von Sinneseindrücken und Geschichte.
Thomas Hörl
Thomas Hörl war im Juli in Rumänien, um seine Werkreihe in den Themenfeldern Immaterielles Kulturerbe, Bräuche und Folklore fort zu setzen.
Geboren 1975 in Hallein.
Kunststudium in Wien, Reykjavík und Tokio.
Mitglied der Künstlergruppe kozek hörlonski.
Lehre an der Kunstuniversität Linz.
Teilnahme an Artists-in-Residence Programmen in Tirana, Stuhlfelden, Timișoara, Paris, Tallinn, Vilnius, Warschau, Frankfurt am Main, Strobl, Tokio und Reykjavík.
Werke in den Kunstsammlungen des Landes Niederösterreich und Salzburg, Ferdinandeum Innsbruck, der Stadt Wien sowie des Bundes.
Stipendien und Auszeichnungen.
"„I Remember 1989” erzählt von einer Bilderschleife, die die rumänische Volkskultur und Geschichte mit persönlichen Erinnerungen verbindet. Die rumänische Revolution nahm in Timisoara ihren Anfang und breitete sich von dort Richtung Bukarest aus. Starke innere Bilder der Hinrichtung der Ceausescus zu Weihnachten 1989 er-scheinen und lassen mich nicht mehr los.
Das kommunistische Regime war sehr förderlich für die Volkskultur und Folkloreszene. Zahlreiche Freilichtmuseen und volkskundliche Sammlungen wurden ab den 1960ern begründet.
Gleichfalls erinnere ich mich an Constantin Brâncusi, der sich auch auf die rumänische Volkskultur bezog, deren Formensprache verwendete und zu einem der wichtigsten Wegbereiter der modernen Skulptur wurde. Interessanterweise lehnte das Regime seine Kunst aber vehement ab. Seine Endlossäulen übersetze ich in endlose Verkettungen von Assoziationen und Empfindungen.
„I Remember 1989” zeigt ein weihnachtliches Sujet mit Fragmenten von Mustern, Säulen, Videostills, ethnografischen Bildern, „westlichen“ Logos und das Diktatorenehepaar. Ein Video zu diesem Thema ist in Arbeit.
Rumänien ist immer noch eine Herausforderung in vielen Dingen, das macht den Aufenthalt in Timisoara besonders spannend. Nur ein ganz kleiner Teil der Stadt ist auf Hochglanz poliert und somit bleibt die bewegte Geschichte noch immer stark spürbar."
Bernhard Gwiggner
Bernhard Gwiggnerhat seinen Aufenthalt im Anderson Centre im Juli dazu genutzt, das "alltägliche" Amerika mit seinen kulturellen Besonderheiten zu erkunden und sich mit lokalen und volkskulturellen Ästhetiken und Politiken auseinander zu setzen.
1963 geboren in Wörgl
1981 bis 1987 Kunsterziehungsstudium an der Hochschule Mozarteum in Salzburg,
1989 bis 1994 Bildhauereistudium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien,
seit 1994 Assistenz für Bildhauerei an der Universität Mozarteum,
2003 „ORTung“ – Internationales Symposium des Landes Salzburg in Strobl,
2014 „ZELLE“ – temporäre Intervention im urbanen Raum der Stadt Salzburg,
2016 „GegenSetzung“ – temporäre Intervention im Kurpark von Salzburg,
Auslandsstipendien in Paris, Ahtopol (Bulgarien), Shenyang und Beijing (VR China).
Zahlreiche Ausstellungen in Österreich, sowie in China, Deutschland, Italien und Tschechien. Mitarbeit in zahlrei chen Gremien des kulturellen und universitären Lebens.
"„Was ist mit den Europäern los?” Das fragte sich wohl mein somalischer Taxifahrer, als er mich zum Flughafen von Minneapolis brachte. Wir hatten über das amerikanische Gesundheitssystem gesprochen: er fand ObamaCare gut, konnte aber absolut nicht verstehen, dass wir uns in Österreich die Versicherung nicht selbst aussuchen können; das wären doch Monopole... die könnten doch tun, was sie wollen... „it’s every-thing about competition!“, meinte er.
Hatte ich viele Jahre versucht, durch den Umweg über China, durch die post-maoistische Brille unsere europäische Kultur besser zu verstehen, so wollte ich dies nun aus Sicht der anderen Seite der heutigen Welt-Machtverhältnisse her tun.
Als Visual-Textual-Recording (VTR) benenne ich meine Methode des Aufzeichnens all jener Wahrnehmungen, welche ich mir in diesen Bereichen bewusst mache. Diese Materialsammlung kondensiere ich zu thematischen, rhizomartigen Feldern, aus denen sich vertiefende Projekte entwickeln lassen: ästhetische Forschung wohl und mir Basis inter- und transkultureller Verständigung. Das Anderson Center in Minnesota gab mir hierfür einen wunderbaren Ort des konzentrierten Arbeitens, des Sich-Versenkens in die Komplexitäten amerikanischen Denkens, Agierens und Seins."
Sigrid Kurz
Sigrid Kurz hat das Atelier in Meran im Oktober als Basis für ihr Projekt "Freiräume" genutzen, um fotografisch und zeichnerisch das Thema Spiel- und Kunsträume weiter zu entwickeln.
Geboren in Salzburg.
Studium an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz.
Lebt und arbeitet in Wien.
Ihre künstlerische Arbeit umfasst Fotografie, Video, Zeichnung, sowie Installationen und Projekte im öffent lichen Raum.
Zahlreiche Einzelausstellungen und Beteiligungen im In- und Ausland.
KONTEXT / CONTESTO
"Da in meinen Arbeiten Ausstellungsräume oft eine Rolle spielen und sich das AIR-Atelier direkt im Gebäude von „Kunst Meran/Merano Arte” befindet, ist diese Institution für zeitgenössische Kunst Ausgangspunkt meiner fotografischen Recherche.
Im Fokus stehen die Architektur, die Räume, die Displays und die sozialen Strukturen, die sie generieren.
Das Projekt KONTEXT / CONTESTO entsteht in einem Prozess vor Ort."
Veronika Atzwanger
Geboren 1994 in Wels.
Lebt und arbeitet in Oberösterreich und Salzburg
Studiert seit 2013 an der Universität Mozarteum Salzburg in den Klassen Grafik und Bildhauerei.
Veronika Atzwanger war im September im VCCA in den USA und hat sich und ihren Kolleg*innen im Virginia Center for the Creative Arts die Frage gestellt: "Wie würde deine Sprache aussehen, wenn sie eine Form, eine Farbe, ein Objekt wäre?“ - um ihr Formenprojekt „Speaking in Shapes“ zu verwirklichen.
Aus den gezeichneten Antworten entnahm sie einzelne Elemente, um daraus in sich und in der Gruppe harmonierende Skulpturen zu bauen. Jede der Skulpturen bezieht sich auf die Teilnehmer*innen und deren Gefühl für die ei gene Sprechweise. So werden das Publikum und das soziale Umfeld selbst Teil der künstlerischen Arbeit.
„Speaking in Shapes“ beschäftigt sich mittels spielerisch-spontanen Umgangs mit Formen und Farben, sowie dem Gefühl für Abgeschlossenheit und Ausgewogenheit und den Funktionen von Dekor und Kunst in Räumen.
David Fisslthaler
David Fisslthaler war im Februar im batolit Atelier in Wien. Er hat sich mit der Fragestellung "Was meinen wir damit, wenn wir „Raum“ sagen?" auseinandergesetzt.
Geboren 1982 in Oberndorf bei Salzburg;
Seit 2014: Kunstuniversität Linz, Visuelle Kommunikation für Fotografie FH Salzburg, Management & Producing for Creative Industries;
2011 bis 2014: FH Salzburg, Multimediaart (Film);
Ausstellungen (Auswahl):
2016 Cortona on the Move. Cortona, Italien;
2015 Emerging Talents. Kongresszentrum Forum Alpbach, Tirol;
2014 Einblick. Fotohof Salzburg;
2012 Mehr als tausend Worte: Fotografie und Narration. Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst, Hallein;
2003 Malerei – Gefuhl ist Freiheit. Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst, Hallein.
„Negative Spaces“
Was meinen wir damit, wenn wir „Raum“ sagen?
In der klassischen Architekturfotografie wird meist nicht Raum selbst abgebildet, sondern das Bauwerk und Mate-rial, das den Raum umgibt.
Dieser Erkenntnis nimmt sich die fotografische Serie „Negative Spaces“ an – die Arbeit versucht den Raum abzubilden, der sich in unseren Städten als „Negativraum“ zwischen unseren Gebäuden und unserer Architektur abbildet.
"Ich habe die Residency in Wien sehr genossen und bin sehr froh, dieses Stipendium erhalten zu haben.
Ich konnte mich sowohl meiner Arbeit widmen, als auch eine Vielzahl neuer Kontakte knüpfen. Der Aufenthalt wirkt sich damit direkt auf meine weitere Arbeit aus."
Monika Maria Weiß
Monika Maria Weiß war im Juni Gastkünstlerin in Vantaa. Sie hat diesen Aufenthalt dem Thema Midsummer Night´s Dream gewidmet.
Mitglied Berufsverein der Bildenden Künstler Österreichs, Kunstverein Salzburg, IG Bildende Kunst Wien, Bildrecht, Kitz Art Kunstverein;
Ausbildung bei namhaften Künstlern im In- und Ausland, Absolventin der Sommerakademie Salzburg Kunstakademie Bad Reichenhall;
Studienaufenthalte: Österreich, Deutschland, Italien, Griechenland, Irland, Schweiz, Spanien, Portugal, USA, Finnland;
Kunstsymposium:
Cagliari, Sardinien 2004,
Salzburg 2014;
artist-in-residence:
La Caletta, Sardinien 2004;
Vantaa, Finnland 2013, 2016;
Ausstellungs- und Kuratorentätigkeit, u.a.:
2016 Ausstellung „Midsummer Night’s Dream, Galleria K, Vantaa, SF;
2014 Ausstellung „Landschaft Heute“, art bv Berchtoldvilla, Salzburg;
Nationale und internationale Ausstellungen.
"„Shakespeares „Midsummer Night’s Dream“ ist eine seiner glücklichsten und beliebtesten Komödien. Midsummer Night wurde seit jeher mit Liebe und Magie in Verbindung gebracht.
Es ist die Nacht des Jahres, wo übernatürliche Wesen wie Feen und Faune bei uns anwesend sind, um mit der realen Welt zu interagieren. Es ist die Zeit der Fruchtbarkeitsriten und Liebesfeste, weder real noch unwirklich. Eine Nacht der sinnlosen Streitereien, Verfolgungsjagden und Zaubersprüche, die zu viel Verwirrung führen."
Martina Stock
"Seit 2002 befasse ich mich intensiv mit verschiedenen Ausdrucksformen der bildenden Kunst sowie dem Har-fenspiel mit eigenen Kompositionen.
Nach meinem abgeschlossenen Studium 2009 an der Kunstuniversität Mozarteum, Klasse Grafik und Neue Medien, folgten zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland.
So konnte ich Projekte in Brasilien 2016, China 2013/ 2015, USA 2013, Deutschland und in Österreich umsetzen. Reisen und die Möglichkeit verschiedener „Artist-in-Residence-Stipendien“ beeinflussten meine Arbeit positiv.
Mein künstlerischer Schwerpunkt liegt in großformatigen Serigrafien, die das Grundwerk in meinem künstlerischen Tun bilden.
Neben diesen Arbeiten sehe ich es als künstlerische Herausforderung bzw. Spannung, die großformatigen Serigrafien und mein Harfenspiel mittels wechselnder Komponenten zu vereinen und so ein facettenreiches Gesamtkunstwerk zu schaffen.
Im Rahmen der AIR-Ausstellung zeige ich zwei Serigrafien aus den zwei neuesten Projekten „Der blaue Eros” und „Der rote Morpheus”.
Der Erhalt des „AIRStip“ der Stadt Salzburg hat mir die Möglichkeit gegeben, intensiv an meinem bildnerischen Werk arbeiten zu können.
An dieser Stelle bedanke ich mich herzlich für die Unter-stützung bei der Stadt Salzburg, die mir schon viele span-nende Projekte und Auslandsaufenthalte durch Förderungen ermöglicht hat."