Salzburger Künstler*innen AIR 2012
Hin und wieder zurück; dazwischen die Suche nach dem Neuen, Ungewöhnlichen und Begegnungen mit einer fremden Stadt und ihren Menschen.
Austausch auf Augenhöhe, Gäste hier und dort zu gleichen Bedingungen: Das internationale Programm AIR der Stadt Salzburg sorgt seit mehr als 20 Jahren für anregende Kunst-Kontakte nach Europa und Übersee. Dabei setzt man im Austauschprogramm stark auf Vernetzung und kontinuierliche, förderliche Verbindungen mit öffentlichen und privaten Einrichtungen in Europa und den USA. In Frankfurt, Meran, Budapest und Bukarest, im finnischen Vantaa und in Dresden stehen Ateliers für bildende KünstlerInnen aus Salzburg bereit, außerdem werden jährlich zwei Aufenthalte in US-amerikanischen Art-Centers vergeben. Im Gegenzug kommen KünstlerInnen über diese Kultur-Partner nach Salzburg, um vier bis acht Wochen im Stadtatelier im Künstlerhaus zu leben und zu arbeiten.
2012 haben Jutta Brunsteiner, Simon Faulhaber, Lucas Horvath, Udo Klapf, Bernhard Lochmann, Maria Morschitzky, Eva Möseneder und das Kollektiv Alpine Gothic (Christina Breitfuß, Erik Hable, Wolfgang Wirth) die Chance genutzt, anderswo zu arbeiten und zeigten zum dritten Mal in einer gemeinsamen Jahresausstellung ihre Arbeiten, die in der Fremde, mit neuem Blick und inspiriert durch den veränderten Ort, entstanden sind.
Alpine Gothic
Alpine Gothic (Christina Breitfuß, Erik Hable, Wolfgang Wirth) versteht sich als kollaboratives Label mit der Zielsetzung der Produktion gemeinsamer Arbeiten und der theoretischen Auseinandersetzung im inhaltlichen Raum des Alpinen.
Projekte (Auswahl)
2012 couplings, Atelierfrankfurt, Frankfurt; Demnächst. Orte werdender Kunst, Galerie 5020, Salzburg;
2011 Die Trapp Familie. Realität und „Sound of Music“, Salzburg Museum, Salzburg; Alpen. Sehnsuchtsort & Bühne, Residenzgalerie Salzburg, Salzburg; M‘illumino d‘immenso, ArtFarm No. 10, Pilastro, Italien; 10.000 Edelweiss, De Zwarte Ruyter, Rotterdam;
2010 Schöne Aussichten, Wahre Landschaft, Radstadt; Brettl vorm Kopf, Kittycorner - be my guest, Wien;
2009 MASKA, Österreichisches Kulturforum, Warschau; No Sound of Music, Salzburger Kunstverein, Salzburg; Modul 0.1 Jubilatorische Geste, Festspieleröffnung, kunstkunst, Galerie 5020, Salzburg;
2012 Auslandsstipendium der Stadt Salzburg, Frankfurt
2011 Residency in Kunst & Complex, Rotterdam, Niederlande;
Höhenrausch
Das Projekt Höhenrausch wirft einen neuen Blick auf die Stadtlandschaft Frankfurts. Ausgehend von einem Modell der Stadt Frankfurt wird ihre bauliche Struktur in eine „alpine Landschaft“ transformiert.
Die extrem unterschiedlichen Höhen der Gebäude und deren Verteilung auf dem Stadtgebiet werden so zu den bestimmenden Parametern einer imaginierten Gebirgslandschaft, deren Struktur durch das Abdecken des Stadtmodells sichtbar wird.
Das Abdeckmaterial ist mit einer Rasterstruktur aus roter Wolle bestickt, um die sich ergebenden räumlichen und plastischen Verhältnisse zu verdeutlichen. Das rautenförmige Raster verweist sowohl auf das traditionelle Muster von Frankfurter Apfelweingläsern als auch auf isometrische Darstellungsweisen in 3D-Simulationen.
Jutta Brunsteiner
Geboren und Studium in Salzburg;
lebt und arbeitet in Salzburg und im Burgenland;
Studienaufenthalte: I, E, USA, CDN;
Stipendien: I (2x), USA, Finnland;
Internationale Symposien: Österreich, Litauen;
Ausstellungen u. Ausstellungsbeteiligungen: Österreich, Italien, Litauen, Lettland, Finnland, Deutschland, Bosnien, Spanien, Oman;
Vielfältige Publikationen,
Lehrtätigkeit: Musisches Gymnasium; VHS Salzburg;
"“Der naturräumlich-ökologische Aspekt meiner Arbeiten ist anhand des Objektes zu sehen. Die Steine symbolisieren die Schären (Inseln) des finnischen Archipels.
Die gespannten Fäden simulieren den fiktiven zukünftigen Meeresspiegel. Durch dessen Anstieg in Folge des menschlich verursachten Klimawandels wird die Küstenlandschaft mit all den Schären gänzlich anders strukturiert sein. Die stark farbigen Darstellungen der Birken zeigen die Vielfalt und auch Verletzlichkeit der eigentlich monoton erscheinenden Bäume.
Da meine Arbeiten generell den Schwerpunkt Naturraum tragen, bewarb ich mich für den AIR-Aufenthalt in Vantaa, Finnland, in Erwartung einer geologisch stereotypen, jedoch besonders anregenden Umgebung.
Die strukturelle Beschaffenheit der Birken in deren biologischer Heimat zu bearbeiten war ebenfalls ein wichtiger Gesichtspunkt für die Bewerbung.
Zurück gebracht habe ich das Bewusstsein für die Veränderlichkeit, den Wandel der andersartigen Natur, für die Vielfältigkeit der zart berindeten Birken und die Sensibilität für das unvergleichliche nördliche Licht".
Simon Faulhaber
1977 geboren in Graz,
1984 Volksschule in Saalfelden, Aigen, Großgmain 1988 Christian Doppler Gymnasium, Salzburg,
1997 Stipendium des Landes Salzburg für den Besuch der Videoklasse von Vali Export der Internationalen Sommerakademie der bildenden Künste,
1998 Zivildienst,
1999 Studium Multimedia Art an der FH Salzburg,
2004 Arbeit im Bereich Design/Medien,
2010 künstlerische Tätigkeit in Bereich Druckgraphik,
2011 Beschäftigung mit Künstlicher Intelligenz, Machine Learning,
2012 artist in residence Stipendium der Stadt Salzburg.
"Ich versuche in meiner Arbeit Computeralgorithmen zur Bild- und Datenanalyse als Ausdrucksmittel zu nutzen und damit deren Funktion zu visualisieren.
Dies macht teilweise die Struktur dieser Vorgänge sichtbar und ersetzt gleichzeitig Raster und Schraffuren, die üblicherweise benutzt werden, um Farbabstufungen im Druck zu erzeugen.
Als Rohmaterial verwende ich historische Motive, die durch diverse Analyseverfahren verändert und dann mit dem Original kombiniert werden.
Nachdem ich bereits längere Zeit an dieser Idee gearbeitet hatte, war es mir ein Anliegen, mich mit anderen Künstlern austauschen und meine druckgraphischen Fähigkeiten erweitern zu können. Dafür bot die Werkstatt in Dresden einen idealen Rahmen.
Die Expertise der Drucker und die perfekte Infrastruktur machten mir ein außerordentlich produktives Experimentieren möglich."
Lucas Horvath
1969 geboren in Salzburg,
1988 – 93 Mozarteum, Salzburg, Akademie der bildenden Künste, Wien (Kunsterziehung, Kunstwissenschaft),
1992- 94 Akademie der bildenden Künste, Wien (Architektur)
Seit 1992 zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen in Österreich, Marokko, Rumänien, Deutschland, Georgien,
Stipendien und Auslandsaufenthalte in Marokko, Paris und Berlin,
Tätigkeiten als Kurator, Kunstkritiker und Lehrender in Salzburg, Bukarest, Wien, Casablance, Tetouan, Berlin.
"Auf das Motiv für die Zeichnung „3 Bukaresterinnen“ bin ich vor Jahren bei Recherchen zur Architektur der 60er und 70er Jahre im schwer zugänglichen Archiv der rumänischen Pressevereinigung gestoßen.
Es zeigt die Aufräumarbeiten nach dem großen Erdbeben 1977, bei dem ein Drittel der Bukarester Altstadt unrettbar beschädigt wurde.
Der Moment markiert den Beginn der rigorosen großflächigen Neugestaltungen, die in den 70er und 80er Jahren das Bild der Stadt vollständig verändert haben, von einer kleinteiligen, vorstadtartigen Struktur zu der postmodernen Blockbebauung, für die Bukarest seitdem berüchtigt ist.
3 Bukaresterinnen:
Die drei Damen in blauen Arbeitsmänteln, die den Scherbenhaufen des hoffnungsvollen Modernismus beseitigen. Ich frage mich, sind sie drei hilfreiche Grazien oder Hexen, die einen zum Scheitern verurteilten Neubeginn ankündigen?
Um über diese Fragen nachdenken zu können, habe ich ein winziges s/w Negativfoto auf die vergleichsweise monumentalen Dimensionen dieser Kohlezeichnung aufgeblasen."
Udo Klapf
1959 geboren in Salzburg.
1984 Magister artium und Diplom für Graphik an der Akademie der Bildenden Künste Wien (Prof. Maximilian Melcher).
1986 Universität für angewandte Kunst Wien (Prof. Peter Weibel).
1990 – 2000 Lehrbeauftragter am Institut für Kunsterziehung, Universität Mozarteum, Salzburg.
1997 – 2000 Lehrbeauftragter am Institut für Werkerziehung, Universität für Angewandte Kunst, Wien.
2000 – 2003 Lehrbeauftragter am Institut für Werkerziehung, Universität Mozarteum, Salzburg.
2000 Lehrbeauftragter am Institut für Textiles Gestalten, Universität Mozarteum, Salzburg.
2003 – 2012 freischaffender Multimedia-Künstler in Wien, Salzburg und New York.
Atelierstipendien in USA, Paris.
Ausstellungen in Österreich, Italien, Polen, Deutschland und Japan.
"Ich arbeite an 3D-Zeichnungen und fotografischen Storyboards, realisiert als großformatige Drucke bzw. projizierte Rauminstallationen, die sich aus Erinnerungsbildern, Phantasien, künstlerischen und philosophischen Anregungen meiner jeweiligen Interessenslage zusammensetzen.
Aus diesen Teilen konstruiere ich Fetische meiner persönlichen Situation. Die Arbeit mit Computerprogrammen und Fotografie erlaubt mir größtmögliche räumliche Flexibilität.
Für das Auslandsstipendium in Mt. St. Angelo habe ich mich beworben, um weiteres Bildmaterial für mein Projekt „ThebookofAmerica“ (das ich 2006 in Amhearst begonnen habe und an welchem ich seitdem arbeite) zu sammeln."
Bernhard Lochmann
1972 geboren in Kufstein.
1991 – 1999 Studium an der Universität Mozarteum Salzburg, Graphik.
seit 1996 Arbeit in der „Grafischen Werkstatt im Traklhaus“, Salzburg, Ausbildung und Vertiefung in den Techniken Lithografie, Radierung und Holzschnitt.
2006 Mitbegründung des Projektraumes „Periscope“, Salzburg.
2010 – 2012 Assistent bei der „Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg“ bei Martin Schmidl, Senam Okutzeto (beide Zeichnung), Christina Piotrovska (experimentelle Druckgraphik).
Seit 1995 zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen in Österreich, Deutschland, Budapest, Paris.
Seit 1994 Stipendien und Arbeitsaufenthalte in Litauen, Budapest, München, Paris und Italien.
„Bernhard Lochmanns Bildgeschichten bauen auf grotesken Situationen auf oder erzeugen groteske Stimmungen durch Assoziationen und Verzerrung. Darin liegt auch ihr kritisches Potenzial. Bernhard Lochmanns Lithografien sind Streiflichter gegen die Zeit. Sie produzieren Stimmungen und lange Schatten und zeichnen ihre Figuren und Szenen mit einer seltenen Schärfe nach, wie es nur die Groteske vermag.“ (Verena Konrad: “Streiflichter gegen die Zeit“ in Bernhard Lochmann „Im Bärengang“, Edition Antagon, 2009)
"Die Orte, in die mich die verschiedenen Atelierstipendien geführt haben, regten mich immer zu einer intensiven zeichnerischen Produktion an.
Ich schätzte das Eintauchen in das Neue und gleichzeitig die Abgeschiedenheit im Atelier. Ich habe von den Arbeitsaufenthalten viele Eindrücke, Ideen und Begegnungen mit interessanten Menschen mit nach Hause genommen.
Aus diesem Grund hoffe ich, dass die Stadt Salzburg das AIR Programm weiterführt und ausbauen wird".
Maria Morschitzky
Wohnhaft in St. Leonhard bei Salzburg, Atelier in der Stadt Salzburg.
Mitglied:
Berufsverein der Bildenden Künstler Österreichs, Kunstverein Salzburg, IG Bildende Kunst, VBK-Wien.
Ausbildung bei namhaften Künstlern im In- und Ausland in Malerei und Grafik.
Absolventin der internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst, Salzburg, Klasse Zhou Brothers, Chicago. Akademie der Bildenden Künste, Bad Reichenhall.
Studienaufenthalte:
Österreich, Deutschland, Italien, Griechenland, Irland, Schweiz, Spanien, Portugal, USA, Finnland.
Kunstsymposium:
La Caletta, Sardinien.
Artist in residence: Vantaa, Finnland.
Nationale und internationale Ausstellungen in Österreich, Deutschland, Litauen, Finnland, Bosnien-Herzegowina, Italien, USA.
"Meine Arbeiten sind aus dem Dialog mit der Natur, der Weite und der Ruhe des Landes und der Menschen, ent standen. Das Gefühl der Verbindung war sehr fruchtbar.
Im Jahre 2010 hatte ich bereits je eine Ausstellung in Vantaa und Helsinki. Mit wunderbaren Freundschaften und intensiven, nachhaltigen Eindrücken hat mich damals das Land beeindruckt. Die Bewerbung für den AIR-Aufenthalt 2013 in Finnland war mir aufgrund der entstandenen Bindung ein besonderes Anliegen."
"Die Videos der Serie "Fadenskizzen" machen die innere Gefühlswelt erlebbar, manchmal ergänzt mit Ahnungen und Erinnerungen aus der Natur."
Eva Möseneder
1957 geboren in Ried im Innkreis.
1976 Studium Mozarteum, Salzburg (Prof. Peter Prandstetter).
seit 1978 Arbeit in der Grafischen Werkstatt im Traklhaus seit 1988 Betrieb einer eigenen Radierwerkstatt.
seit 1980 Mitarbeit an der Internationalen Sommerakademie Salzburg.
Seit 1983 zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen in Österreich, Litauen, Budapest, Tschechien, Deutschland, Finnland, Mallorca.
Stipendien und Arbeitsaufenthalte in Vilnius, Budapest, Dresden, Südafrika.
Lehraufträge am Institut für Kunstgeschichte, Salzburg, Salzburg College der Northern Illinois University.
Seit 1990 Lehrauftrag am Mozarteum Salzburg, Klasse Grafik bei Prof. Stejskal / Prof. Terfloth.
2010 Gastkuratorin Intern. Biennale für experimentelle Druckgrafik Bukarest.
"Zuerst möchte ich mich ganz herzlich für diese Möglich-keit bedanken! Mein einmonatiger Aufenthalt im Ander-son Center hat meine Erwartungen im besten Sinn voll erfüllt.
Malerisch in einer ländlichen Umgebung gelegen kann man sich hier voll auf seine künstlerische Arbeit konzentrieren. Das Zusammenleben mit KünstlerkollegInnen erfordert von den TeilnehmerInnen dieses Programms die Fähigkeit zu sozialer Interaktion. Gerade der Austausch mit Kollegen aus anderen Bereichen war äußerst interessant und erlaubte mir Einblicke in Arbeitsweise und gedankliche Ansätze anderer KünstlerInnen und bildete so die Grundlagen für Freundschaften.
Dieser Aufenthalt eignet sich besonders für KünstlerIn-nen, die sich intensiv der Realisation eines Konzepts widmen wollen. Man kann sich hier ungestört und fernab der alltäglichen Sorgen der künstlerischen Arbeit widmen."