Salzburger Künstler*innen AIR 2015
Seit 1986 bietet die Abteilung Kultur, Bildung und Wissen der Stadt Salzburg ein Künstler*innen-Austauschprogramm an.
Diese Kooperation zwischen kulturell interessierten und aktiven Städten basiert auf dem Prinzip des gegenseitigen Austausches zu gleichen Bedingungen.
Die Intention dieser besonderen Kulturförderung ist es, den Künstler/innen die Möglichkeit zu bieten, neue Eindrücke und praktische Erfahrungen zu sammeln und diese künstlerisch zu verarbeiten. Der Aufenthalt soll darüber hinaus dazu dienen, Kontakte zu knüpfen und daraus ein künstlerisches Netzwerk zwischen den teilnehmenden Künstler/innen und den Städten entstehen zu lassen.
Christine Binder
Geboren 1972 in Salzburg;
1996 – 2000 Bildhauerschule in Hallein;
1996 Int. Sommerakademie bei Konrad Balder Schäufele;
2001 – 2006 Universität Mozarteum/Druckgrafik bei Prof. Herbert Stejskal;
2003 Int. Sommerakademie bei Tone Fink;
2004 AIR Dresden;
2005 Int. Sommerakademie bei Konrad Winter;
2011 AIR Budapest.
Ich packte meinen Koffer, Zeichenutensilien und NAVI, stieg ins Auto und fuhr Richtung Rumänien los. Da mein NAVI extrem alt ist, habe ich mich verfahren und landete drei Stunden später über viele Umwege in Temeswar.
Glücklich, aber sehr müde fiel ich in ein rosa überzogenes Bett und glaubte schönen Träumen nahe zu sein.
Welch ein Irrglaube.......ZZZZzzzzzzzz.....eine kleine Stechmücke hatte sich zu mir ins Zimmer gesellt. Das Gemeine an diesen Tieren ist, wird Licht angemacht sind sie quasi unsichtbar.
Es dauerte nicht lange und meine Idee, mich mit Stechmücken und „dem Sehen“ zu beschäftigen, war geboren. In Temeswar habe ich mich dann einen Monat mit Stechmücken auseinandergesetzt. Meine Zeichnungen sollten aus dem Blickwinkel einer Stechmücke sein, d.h. in meiner Serie geht es um einen Mann, der versucht diese Stechmücken mittels Fliegenklatsche zu erwischen.
Temeswar ist eine interessante Stadt und ich habe liebe Menschen kennengelernt mit denen ich in Kontakt bleiben werde. Durch diesen Aufenthalt konnte ich einen Monat intensiv Zeichnen und habe viele Skizzen und Ideen mit nach Hause gebracht.
„Falls du glaubst, dass du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche mal zu schlafen, wenn ein Moskito im Zimmer ist.” (Dalai Lama)
Jutta Brunsteiner
Geboren und Studium in Salzburg;
Lebt und arbeitet in Salzburg und im Burgenland Studienaufenthalte: I, E, USA, CDN;
Stipendien: I (2x), USA, Finnland, Deutschland Internationale Symposien: Österreich, Litauen, Italien;
Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen: Österreich, Italien, Litauen, Lettland, Finnland, Deutschland, Bosnien, Spanien, Oman;
Diverse Publikationen und öffentliche Ankäufe Lehrtätigkeit: musisches Gymnasium; VHS Salzburg.
„… der Baum, der Baum, er lässt mich nicht los……die druckgrafische Annäherung, einem Lebensspender und Lebensbewahrer wieder Referenz zu erweisen…“
Jahrelange Abstinenz von der Radierpresse ließ mich erst etwas zögerlich an diese so exakt zu führende Arbeit heran-gehen.
Jedoch die Experten vor Ort sowie die großartige Ausstat-tung der Grafikwerkstatt Dresden ermöglichten mir, wieder in dieses vielseitige Element einzutauchen.
Der Austausch mit den beiden anderen Stipendiaten aus Straßburg und Hamburg, sowie den am Arbeitsplatz immer wieder wechselnden Künstlern der Umgebung Dresden, Leipzig, vervollständigte bereichernd die angenehme Arbeitsatmosphäre.
Ein Erlebnis, das nach Wiederholung verlangt.
Ein großer Dank an das AIR-Programm der Stadt Salzburg!
Maria Daxer-Lehner
Geboren 1971 in Salzburg;
Diplomstudium Malerei bei Prof. Dieter Kleinpeter, Universität Mozarteum;
2003 Int. Sommerakademie – Zou Brothers;
2005 Int. Sommerakademie – Rivka Rinn;
Seit 2005 Ausstellungen in Österreich, Deutschland und der Schweiz.
„Der gegenwärtige Augenblick wird zum Ausgangspunkt meiner Reise.“
Quintessenz meiner ca. 600 Papierarbeiten sind diese beiden Bilder. Sie zeigen meine expressiv-impulsiv-aggressiv-leidenschaftliche Auseinandersetzung mit mir und meiner Malerei.
Das Land, die Natur, mein Zimmer, mein Studio, meine Kollegen, …. alles war wie honeymoon for myself and my art.
Zu Beginn war ich sofort fasziniert von meinen Kollegen, da sie – bis auf einen – nicht wie ich bildende Künstler waren. Ich habe ihre poems and parts of their fiction-stories gelesen.
Die englische Sprache hat mich verzaubert und ich konnte nicht anders als meine Emotionen auf meine Papiere zu kritzeln. Diese Wortschlachten korrespondierten mit meinem expressiven Pinselduktus.
„The only people for me are the mad ones, the ones who are mad to live, mad to talk, mad to be saved, desirous of everything at the same time, the ones who never yawn or say a commonplace thing, but bum, burn, burn like fabu-lous yellow roman candles exploding like spiders across the stars, and in the middle, you see the blue center-light pop, and everybody goes ahh....“
(Jack Kerouac „On The Road“)
Helga Eibl
1954 geboren in Ebensee/OÖ;
Lebt und arbeitet in Salzburg;
Seit 1988 Auseinandersetzung mit Malerei;
Seit 1994 Ausstellungen in Österreich und international;
Zahlreiche Arbeitsaufenthalte in Griechenland, Schweden, Tschechien, Schweiz, Portugal, Italien, Spanien und Finnland.
„Bei meiner Ankunft im Gastatelier in Vantaa erwartete mich ein gemütliches, weißes Holzhaus, in dem ich mich sehr wohl fühlen sollte.
Für mein Arbeiten hier hatte ich mir vorgenommen, etwas Neues auszuprobieren. So bin ich mit vielen Stiften und Papier anstatt der sonst üblichen Acrylfarben angereist. Dies hat sich als sehr anregend und fruchtbar erwiesen.
Noch am ersten Abend begann ich mit dem Zeichnen, die Energie war erstaunlich, was vielleicht auch den doch schon sehr hellen Nächten zuzuschreiben war.
Ich habe dieses konzentrierte Arbeiten begleitet vom Gesang der Vögel jenseits von Alltag und jeglicher Ablenkung den ganzen Aufenthalt über sehr genossen.
Für mich war es eine sehr erfüllte, bereichernde Zeit, die noch lange nachwirken wird.“
Sabine Schreckeneder
1956 geboren in Salzburg;
1993 – 1995 Gaststudium an der Hochschule der Künste, Berlin;
Seit 1995 freischaffende Malerin;
Dozententätigkeit;
Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland.
2014 hat die Stadt Salzburg erstmalig eine Österreich-Residency in Wien ausgeschrieben.
Möglich wird dies durch eine Kooperation mit batolit, einem Kunstraum im 15. Wiener Gemeindebezirk.
Sabine Schreckender war die zweite Salzburger Künstlerin, der damit die Möglichkeit geboten wurde, die Wiener Kunstszene kennen zu lernen und ihre Arbeiten einem Wiener Publikum bekannt zu machen.
Nach ihrem sechswöchigen Aufenthalt in der Bundeshauptstadt haben sich der Ortswechsel, aber auch die Räumlichkeiten des Ateliers in ihren Arbeiten bemerkbar gemacht.
Entgegen ihrem Vorhaben in Schwarz-weiß zu arbeiten, hat sich ein wässriges Türkis breit gemacht. Das Abstrakte war Ausgangspunkt, bis sich wieder zeichnerische, grafische Aspekte bemerkbar machten.
Neben diesen „Reibflächen der Phantasie, der türkisen Suppe, in der die Elemente hochgeschleudert und abgetropft sind“, so die Künstlerin selbst über ihre Arbeiten, hat sie an einer Serie mit Reliefs aus Karton und Plastikfundtieren gearbeitet.
Annelies Senfter
Geboren 1980 in Lienz;
Lebt und arbeitet in Salzburg und Lienz:
2000 – 2007 Universität Mozarteum Salzburg, Bildnerische Erziehung in der Klasse für Grafik und Neue Medien, Textiles Gestalten, Werkerziehung. Diplom mit Auszeichnung;
2002 – 2004 Paris Lodron Universität Salzburg, Germanistik;
Residencies, Stipendien (Auswahl):
2015 Atelierstipendium VCCA, Virginia, USA (Stadt Salzburg); Emanuel und Sofie Fohn-Stipendium;
2012 Atelierstipendium Cité Internationale des Arts, Paris (Land Salzburg);
2011 Internationales Künstlersymposium ORTUNG, Strobl am Wolfgangsee;
Ausstellungen (Auswahl):
2015 „Narben“, RLB-Atelier Lienz (Katalog) „inside“, Galerie Eboran Salzburg „mise-en-pose“, Arthouse Sardinia, Alghero „gegner & freunde“, ARTPORT Thomas Gegner, Attergau;
2014 „Halt mich fest. Frier mich ein. Zeig mich her.“ Sammlung Lenikus, Wien.
Die US-amerikanische Fotografin Diane Arbus schreibt über das Ansprechen fremder Personen im öffentlichen Raum:
„To go or not to go takes 3 seconds“. Dann ist es zu spät. Die Person ist vorbeigegangen, das Licht hat sich geringfügig verändert oder etwas schiebt sich dazwischen. Der Zauber ist verflogen. In der Arbeit „Every night“ geht es um Porträts, die es als Bilder nur in meinem Kopf gibt, weil ich sie in ebendiesem Moment nicht festhalten konnte.
Ich sehe meine Arbeit als Wahrnehmung und Spiegelung bzw. das Sichtbarmachen von dem, was in meiner Umgebung und in meinem Inneren vorgeht. Wie einzelne Erzählstränge entstehen die Serien parallel zueinander, verflechten und beziehen sich aufeinander. Im Grunde genommen geht allen Arbeiten eine Frage voran. Die Reflexion des Mediums Fotografie, des Bildes an sich und die Elemente Bild und Text spielen dabei eine zentrale Rolle.
Daniel Toporis
1982 geboren in Salzburg;
Fachschule für Bildhauerei Hallein und Studium an der Universität Mozarteum;
Seit 2002 zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen in Österreich, Deutschland, Slowenien, Slowakei und Ungarn.
Daniel Toporis arbeitet nach streng strukturierten Produktionsprinzipien und der Seriellen Methode.
Diese bietet dem Künstler die Möglichkeit, den sich ereig-nenden intuitiven und expressiven Vorgang unter kontrollierten Bedingungen festzuhalten.
Die sich durch die Wiederholung ergebenden innerbildlichen Differenzen, die anhand einer bestimmten Menge gleichartiger Werke beschrieben werden, bilden dabei das Thema seiner Kunst.
Das Arbeiten in Serie stellt für den Künstler das zentrale Instrument inhaltlicher und formaler Reflexion dar.
Im Zentrum seiner künstlerischen Arbeit in Budapest stand die beobachtende Auseinandersetzung mit dem VII. Bezirk, das ist das ehemaligen jüdische Viertel der Stadt und heutige Szeneviertel.
Die Technik des Holztafeldrucks, sowie seine intensive Beschäftigung mit dem Zufall waren integraler Bestandteil des dort entstandenen Gesamtwerkes.
Markus Waltenberger
Geboren 1971 in Salzburg;
Lebt und arbeitet in Salzburg;
1985 – 1990 Fachschule für angewandte Kunst (HTBLA Graz);
1990 – 1992 Meisterklasse für Malerei bei Prof. Gerhard Lojen (HTBLA Graz);
Seit 1989 Einzel- und Gruppenausstellungen in Wien, Tschechien, Berlin, Hongkong, Belgien und Ungarn;
Seit 1996 freischaffender Künstler.
"Ich sehe die wunderbaren Auslandsaufenthalte vor allem als intensive Arbeitszeit, eine Art „explosive Aus-schüttung“ vieler Ideen und Bilder, die sich die letzten Monate aufgestaut haben. Die unmittelbare einzigartige Umgebung mit ihrem Reichtum an Natur und Geist wird einbezogen, hilft mich zu erden und aus dem Vollen zu schöpfen. Beobachten, horchen, faszinieren und überra-schen können, um weiter zu verbinden."
"Das erste, was man zu Markus Waltenberger sagen kann, ist die Tatsache, dass seine Bilder eine ganz eigene, unverwechselbare Ästhetik haben. Niemand im weiten Umkreis hat ähnliche Fantasien, eine ähnliche Technik, niemand schafft es, eine derartige Aura des Indirekten, des Geträumten, auch des Utopischen herzustellen."
(Dr. Anton Gugg)
Christiane Peschek
Christiane Peschek wurde 1984 in Salzburg geboren, hat am Mozarteum und der Akademie der Bildenden Künste Wien studiert und lebt und arbeitet zwischen Salzburg und Wien.
Als Stipendiatin des AIRStip der Stadt Salzburg konnte sie eine Einladung zur Teilnahme an der 6. Triennale der Photographie in Hamburg annehmen.
Die Arbeit „10 Häuser“ entstand während ihres Aufenthaltes bei den Deichtorhallen in Hamburg und wurde im Juni im Rahmen der Triennale der Photographie präsentiert.
„10 Häuser“ ist eine Auseinandersetzung mit der Frage nach der Identität und der Zukunftsvorstellung von Waisenkindern.
Für die Triennale der Photographie in Hamburg hat die Künstlerin Hamburger Waisenkinder nach ihren Vorstellungen für ein zukünftiges Zuhause gefragt. Die Kinder bauten in kleinen Modellen Wunschräume und Phantasieschlösser, Häuser, die auf den ersten Blick oft nicht viel mit unserem gängigen Bild eines perfekten Zuhauses gemein haben.
Das Haus als Konstrukt der Persönlichkeit zu analysieren, offenbart in dieser Arbeit einen ehrlichen Zugang in die Gedankenwelt der Kinder. Die Abbildungen sind somit auch ein Weiterdenken des fotografischen Portraits, ein Versuch, die Wünsche und Sehnsüchte jener Kinder einzufangen, die jenseits von geregelten familiären Strukturen heranwachsen, ohne diese konkret zu zeigen.