ab 1900 Grünmarkt am Universitätsplatz
Nach der Jahrhundertwende wurde auch der Universitätsplatz vom Verkehr erfasst. Die Pferdebahn fuhr zwar noch über den Alten Markt Richtung Kapitelplatz, aber die neue Straßenbahn, die Gelbe Elektrische, wurde 1916 durch den Ritzerbogen und den Universitätsplatz Richtung Riedenburg verlängert. Wir verdanken diesem Umstand eine Postkarte von Franz Kulstrunk aus dem Jahr 1917, die das Zusammentreffen eines jahrhundertealten Marktbetriebes mit der neuen Technik bildlich festhielt. Die „Gelbe Elektrische“ wurde 1940 vom städtischen Obus abgelöst, der zunächst dieselbe Route wählen musste. Erst mit der Eröffnung des Griesgassendurchbruches im Jahr 1953 endete diese Verkehrssituation.
Der Grünmarkt war für Jahrzehnte die wichtigste Versorgungsquelle der Stadtbevölkerung mit Gemüse und wurde durch die Bauern der umliegenden Region beliefert. Im Westen und Norden der Stadt, im Gebiet der früheren Gemeinde Siezenheim, heute Wals-Siezenheim, dem landwirtschaftlich geprägten Liefering und dem Gebiet der ehemals selbstständigen Gemeinde Maxglan florierte der Gemüseanbau. Die Produktionsüberschüsse der Bauern, die „Marktlosung“, wurden in der nahen Hauptstadt verkauft. Das Gemüse der Walser Felder wurde – vornehmlich am Samstag – zu Fuß in die Stadt getragen, während man auf die noch weiter entfernten Märkte von Reichenhall, Hallein und Berchtesgaden fuhr. Auch von den Lieferinger Bäuerinnen wissen wir, dass sie im 19. Jahrhundert das Gemüse in Schüsseln oder Körben, die sie auf dem Kopf trugen, öfters aber auch in Schubkarren und Zugkarren und nur selten auf Wagen, in die eine Stunde entfernte Stadt und zu deren Wochenmarkt brachten. Der größte Teil des Gemüses der Region fand in der Stadt Salzburg seine Abnehmer, die durch den Bauboom der Gründerzeit innerstädtische Anbauflächen verloren hatte und um 1900 bereits 35.000 Einwohner zählte.
Noch in der Zwischenkriegszeit führte jeder der Walser Bauern oder der jeweilige Rossknecht mit der Bäuerin das Grünzeug selbst zum Markt. Die Bäuerinnen hatten keine Stände, sondern verkauften aus ihren Körben. Die leeren Körbe wurden bis zum Zweiten Weltkrieg von einem der Bauern Samstag nachmittags nach Hause gefahren. Im Walser Heimatbuch hat Bartl Reischl eine Aufnahme abgedruckt, die den Berzenauer Bauern Kaspar Reischl und sein voll mit leeren Gemüsekörben beladenes Fuhrwerk im Raum Glanhofen bei der Heimfahrt vom samstägigen Grünmarkt festgehalten hat. Reischl berichtet auch, dass der Samstag nach dem Verkauf den Bäuerinnen gehörte, die nach dem Verkauf der Ware und dem Abkassieren einkehrten. Vormittags zwischendurch im „Stüberl“ beim Tomaselli und dann in den Gasthäusern entlang des Weges, da ja der Heimweg selbstverständlich zu Fuß erfolgte.
Aber auch in der Stadt ging man von weit her auf den Grünmarkt und jede der Bäuerinnen hatte unter den Hausfrauen und Dienstmädchen der Stadt ihre festen Kunden, und jede Kundin „ihre Bäurin“, die sie auch in Krisenzeiten entsprechend versorgte.
Der Milchhandel, der sich etwa in Liefering zu einer wichtigen Erwerbsquelle entwickelte, und für den die Stadt das Hauptabsatzgebiet war, ging nicht über den Wochenmarkt, sondern man belieferte den Endverbraucher direkt. Die Milchkannen wurden auf Zug- oder Handkarren in die Stadt transportiert und dann direkt zugestellt. Diese Versorgungsart endete erst 1939 mit der Ablieferungspflicht an den Milchhof.
Der Universitätsplatz und das Marktgelände erfuhren im Laufe der Jahrzehnte mehrfache Umgestaltungen. Bereits 1925 plante man die Errichtung neuer Markthütten in der Marktgasse, 1939 wurden dann aber die Markthütten – nun gab es ihrer bereits rund 20 – großteils abgerissen. Im Jahr 1940 erhielt der Grünmarkt einen Brunnen, dessen Marktfrauenstatue nach dem Zweiten Weltkrieg abhanden kam. Dieser Brunnen ist trotz zeitweiliger anderer Nutzung ein reiner Trinkwasserbrunnen.
1949 kam eine Preisauszeichnungspflicht bei den Waren und die Kontrolle war leicht, denn das Marktamt war ständig präsent! Am Grünmarkt stand zunächst neben dem kleinen Tabakkiosk und später näher bei der Kollegienkirche die „Marktamtshütte“. Sie wurde erst im Juli 1950 abgetragen und das Marktamt übersiedelte in das Rathaus. Mit dem Jahr 1953 endete der Obusverkehr via Universitätsplatz und mit dem Grünmarkt am Kajetanerplatz kam für einige Zeit ein weiterer Marktplatz in der Altstadt hinzu. Auch die Zulieferung änderte sich und erfolgte nun mit dem Traktor oder einem Klein-LKW. Zunächst bedeutete auch das Bevölkerungswachstum der Nachkriegsjahre einen Aufschwung für den Marktbetrieb. Andererseits wurde im Bauboom der Fünfziger Jahre in den Vorstadtgemeinden zahlreiches Ackerland in Bauland umgewidmet, wodurch diese Nahversorger verschwanden und sich die Belieferer des Marktes auf den weiteren Umkreis Salzburgs und in das benachbarte Oberösterreich verschoben.
Grundlegende Veränderungen brachte dann die Fußgängerzone, in die der Universitätsplatz per 1. März 1972 einbezogen wurde. Es gab Probleme mit dem Zustellverkehr und mehrfache Vorschläge, den Grünmarkt woanders hin zu verlegen. Im Juli 1984 wurde der Grünmarkt am Universitätsplatz Ganztagesmarkt und zwei Jahre später erfolgte der Beschluss einer Neugestaltung des Platzes nach Plänen des Architekten Boris Podrecca. Zunächst regte sich Widerstand gegen die Entfernung der Hütten vor der Kollegienkirche, doch 1987 musste dann auch die traditionsreiche Trafik, ein grünes Hütterl, das von Dr. Georg Karl geführt wurde, weichen. Die Pflasterung des Platzes wurde nach längeren Diskussionen durchgeführt und 1990 bzw. – nach einem Aussetzen der Arbeiten im Mozartjahr – 1992 fertig gestellt. Markant war die nun erfolgte Öffnung des Almkanals im Bereich des Marktbrunnens.
Der Grünmarkt am Universitätsplatz findet als Ganztagesmarkt an Wochentagen zwischen 7 und 19 Uhr und an Samstagen zwischen 6 und 15 Uhr statt. Der Samstagmarkt, der große Auswahl an Lebensmittelspezialitäten und Blumen bietet, bezieht auch die Wiener-Philharmoniker-Gasse ein. Unter der Woche sind bei starkem Wechsel knapp 40 Standler vertreten, so dass auch noch Plätze frei sind. Am Samstag sind es mit 80 bis 90 Marktbeschickern etwas mehr als das Doppelte. An Samstagen sind auch die sogenannten „Landparteien“ stärker vertreten, sie verkaufen seltene Obstsorten, Beeren, Pilze, selbstgemachte Mehlspeisen, Marmeladen und Säfte. Landparteien zahlen eine tägliche Marktgebühr, doch wird nicht mehr sofort kassiert, sondern monatlich abgerechnet. Auch am Grünmarkt gibt es einige Gemüsebauern, die den Markt langjährig beschicken, wie etwa Allerberger aus Wals.
Der Markt hat aber in den letzten Jahrzehnten durch das veränderte Kaufverhalten und auch die Abwanderung großer Arbeitgeber und den Rückgang der Wohnbevölkerung in der Altstadt sein Gesicht verändert und der Tourismus hat auch hier immer mehr an Bedeutung gewonnen, was sich natürlich im Warenangebot spiegelt.