Ausgewählte Spezialmärkte
Wie bereits ausgeführt wurde der tägliche Bedarf der Stadtbevölkerung abgesehen vom Hauptmarkt durch eine Reihe von speziellen Märkten abgedeckt, die zunächst rund um den Marktplatz und später auch auf den anderen Stadtplätzen angesiedelt waren. Ihre jeweilige Situierung war durch die Wachstumsphasen der Stadt und deren barocke Ausgestaltung aber auch durch die fortschreitende Stadterweiterung und verkehrstechnische Lösungen bestimmt. Eine planliche Gesamtübersicht für die letzten beiden Jahrhunderte wurde vom Verfasser für den „Historischen Atlas der Stadt Salzburg“ zusammengestellt, dort finden sich weitere Details.
Zahlreiche dieser Spezialmärkte für Milchprodukte, Geflügel, Salz und Obst haben wir bereits kennen gelernt und manche von ihnen leben noch heute in Straßennamen fort, wie der Brotmarkt in der Brodgasse oder der Kranzlmarkt, wo im ausgehenden 18. Jahrhundert Vögel, Blumen und eben Kränze verkauft worden sind. Das Salzgäßchen beim Rathaus und auch die Käsgasse sind verschwunden und die alte Milchgasse heißt ja jetzt Goldgasse.
Eine wechselvolle Geschichte hatte auch der Heumarkt, der im 15. Jahrhundert am Platz vor dem Höllbräu bis zum Waagplatz stattfand und danach (schon 1498) gemeinsam mit dem Holzmarkt am so genannten Aschhof (heute Hypo-Hauptgebäude am Residenzplatz) situiert war. Im ausgehenden 18. Jahrhundert wurden Heu und Stroh am „Heumarkt“ bzw. „Heuwaagplatz“, dem späteren Sigmundsplatz, verkauft, wo die hochfürstliche Heuwaage, ein sechseckiges Häuschen, stand. Hier fuhren die Wägen ein und wurden mittels vier Eisenketten befestigt und dann die Wägen samt Ladung abgewogen. Diese Waage wurde 1813 von der Stadt abgelöst und – nach dem Verkauf des alten Waaggebäudes am Waagplatz – zur neuen Stadtwaage. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts übersiedelte die Waage mit dem Heu- und Strohmarkt auf den Platz vor der städtischen Getreideschranne.
Der Markt für Brennholz, Schindeln und Zaunholz wurde ab 1500 zwischen Residenzplatz (Aschhof) und obersten Marktplatz abgehalten. Bis 1857 war dann der Holzmarkt in der Modegasse, der heutigen Wiener Philharmonikergasse. Auch die Rechtsstadt besaß einen Holzmarkt vor dem Gablerbräu (heute Cornelius Reitsamer-Platz), der schon 1800 „alter Holzmarkt“ hieß. Und auch in der ehemaligen Zaunergasse, heute Richard-Mayr-Gasse, war eine Verkaufsstelle. Danach kam dieser Holzmarkt auf den Hannibalplatz (Makartplatz), 1838 an die Ecke Bergstraße/Dreifaltigkeitsgasse und 1848 wieder für fünf Jahre zum „alten Holzplatz“ beim Gablerbäu. Nach einer erneuten Rückkehr auf dem Makartplatz wanderte der nunmehr alleinige Holzmarkt der Stadt endgültig auf den geräumigen Mirabellplatz (um 1930 bereits abgekommen).
Eine wechselvolle Geschichte hatte auch der traditionelle Salzburger Fischmarkt, nicht nur der Hamburger Namensvetter. Der Fischmarkt befand sich im Mittelalter am heutigen Rathausplatz innerhalb des Trenktores, um den dortigen Brunnen, der zehn Fischkalter hatte. Die Stadtbrücke führte ja damals noch nicht auf diesen Platz herein, sondern mündete bei der Klampfergasse. Vor dem Trenktor wurden damals an der Schiffslände auf neun Ständen Stockfische und gesalzene Fische angeboten.
1599 verlegte Erzbischof Wolf Dietrich im Zuge des Neubaus der Stadtbrücke den Fischmarkt. Am 9. Juni 1599 wurde die „ettliche hundert Jahre hier befindliche Brunnstube“ am alten Fischmarkt abgebrochen und die Brücke auf den Rathausplatz hereingeführt. Der Brunnen wurde zum Löchlplatz, dem heutigen Hagenauerplatz, verlegt, sein Tor hieß nun „Neues Trenktor“. Doch bereits 1608 wurde von hier aus eine Behelfsbrücke über die Salzach gebaut, die neue Stadtbrücke am heutigen Standort wurde ja erst 1620 vollendet. Nun versetzte man den Fischmarkt auf den Griesplatz (heute Ferdinand-Hanusch-Platz) zu dem um 1610/20 von der Stadt neu errichteten Wilde-Mann-Brunnen, wo es bereits 1626 beachtliche 39 Fischkalter gab.
Der Brunnen hat seinen Namen von jener kupfergetriebenen, mit Schuppen bedeckten Gestalt, die – wie damals üblich – als Schildhalter des Salzburger Stadtwappens fungierte. Wildmänner wurden seit der Spätgotik immer wieder als Wappenhüter verwendet. Wir begegnen dem „Wilden Mann“ auch am Klausentor und als Wasserzeichen der Salzburger Papierproduktion.
Der Griesplatz, der auch Viehmarkt war, erhielt unter Paris Graf Lodron mit der Türnitz, angeblich die erste Kaserne Deutschlands, eine markante Begrenzung zur Salzach. Bis 1803 stand hier auch der Pranger, die Schandsäule, für öffentliche Züchtigungen.
Noch im 18. Jahrhundert kehrte der Fischmarkt auf den Hagenauerplatz zurück. Eine Lithographie aus dem Jahre 1837 hat den Löchlplatz mit seinem Brunnen festgehalten. Die Verkäufer von Fischen, den lebend zu verkaufenden Krebsen sowie von Froschkeulen und überhaupt von Wassertieren hatten den Marktordnungen zufolge dort ihren Standort. Der Brunnen wurde 1873 abgetragen und seine Immaculata-Statue gelangte in den Garten des Asyls in der Riedenburg.
Damals – 1861 oder bereits 1854 – war der Fischmarkt erneut am Griesplatz situiert, den uns alte Photographien noch mit der 1862/63 abgebrochenen Türnitz zeigen. Noch zehn Jahre blieben Brunnen und Markt noch am Gries, auch davon haben sich Bilddokumente erhalten. Im Zuge der Neugestaltung des Griesplatzes wurde der Brunnen abgebrochen und der Fischmarkt kurzzeitig im Innenhof von St. Peter um den dortigen Petersbrunnen abgehalten (1872/73). Dann wanderte der Markt gemeinsam mit dem Wilde-Mann-Brunnen in die Hofstallgasse auf den späteren Max-Reinhardt-Platz. 1896 eröffnete hier Josef Hübl seinen Verkaufsstand beim Fischbrunnen.
Im Zuge der Festspielhauserrichtung wurde der offene Fischmarkt 1926 aufgelassen und eine langgestreckte Fischverkaufshütte am Salzachkai an der Griesgasse errichtet (heute Fisch Krieg), den ein Löwenbrunnen aus dem Kaiviertel ziert. Damit kam der Fischmarkt zum dritten Mal an das Salzachufer zurück. Der Wilde-Mann-Brunnen wurde 1937 ohne seine marmornen Kalter und Stufen an den Rand des Furtwänglerparkes versetzt.
Als letztes Beispiel für Spezialmärkte sei auf die Fleischversorgung und den Viehhandel in der Stadt Salzburg eingegangen. Im Mittelalter fand der Rindermarkt an der Südseite des Alten Marktes vor dem alten Bischofshof, dem so genannten „Rinderholz“ (heute Bereich des Tomasellikiosks) statt. Um 1500 und noch bis ins 16. Jahrhundert musste das in die Stadt getriebene Vieh auf der Stadtbrücke verkauft werden. Hier befanden sich schon seit dem 14. Jahrhundert die Fleischbänke der Metzger, so dass Abfälle direkt in die Salzach entsorgt werden konnten.
Im Zuge des Neubaus der Stadtbrücke durch Erzbischof Wolf Dietrich wurden die Fleischbänke an den Gries verlegt. Hier wurde 1608 der so genannte städtische Fleischbankstock mit zwölf Fleischbänken errichtet. Alte Stiche zeigen uns das Gebäude, das noch heute steht. Es trägt das Wappen des Erzbischofs, obwohl die Stadt die gesamte Finanzierung tragen musste. Um den Griesplatz gab es noch weitere städtische und auch private Fleischbänke.
Nun war das Vieh direkt zu den Fleischbänken am Gries zu bringen und gegenüber den Fleischbänken um den Fischbrunnen wurde Stechvieh, also Schlachtvieh, das zum Abstechen bestimmt war, und auch Jungvieh, lebend und tot, ganz und zerteilt, sowie zeitweilig auch Wildpret verkauft.
Erst mit der Eröffnung des städtischen Schlachthofes in Froschheim im Jahr 1874 endete dieser innerstädtische Verkauf. Beim Schlachthof unterhalb der Eisenbahnbrücke und zwischen St. Julienstraße und Schlachthofgasse war nun auch der Viehmarktplatz situiert. Der Markt war die Salzach flussabwärts gewandert und trug dem vermehrten Fleischkonsum Rechnung. Nun gab es auch in der Wiener Philharmonikergasse mehrere Metzgerläden. Schlachtvieh in ganzen Stücken oder Teilen war zudem ab 1893 jeweils an Donnerstagen auch am Fleischmarkt in der städtischen Bauhofkaserne (Linzergasse 72) erhältlich.
Auch die Zahl der Viehmärkte nahm zu. Ab 1805 fanden jährliche Horn- und Kleinvieh- sowie Schweine- und Pferdemärkte außerhalb der Stadtmauern vor dem Mirabell- und Linzertor statt. 1857 gab es bereits vier privilegierte Jahresviehmärkte und zehn Jahre später auch zwei Pferdemärkte. Die Viehmärkte fanden beim Ofenlochwirt in der Riedenburg und auch beim Zaunerwirt im Nonntal statt, bis 1874 der neue Viehmarktplatz eröffnete. 1913 kam ein neuer Nutzviehmarkt in Schallmoos bei der Vogelweiderstraße hinzu, der bis 1974 bestand. Dann übersiedelte auch dieser in den neu erbauten Schlachthof in Salzburg-Bergheim (1968), in ein Areal, das erst von der Gemeinde Bergheim eingetauscht werden musste, und somit am äußersten Zipfel des Stadtgebietes liegt.
Für die Stadt erlangten auch Viehmärkte der Umgebungsgemeinden Bedeutung, so die beiden Nutzviehmärkte von Maxglan am Montag vor Ostern und vor Pflingsten, die mit der Eingemeindung aufgehoben wurden. Traditionsreich war auch der Laurenzi-Viehmarkt in Maria Plain am 10. August. Dieser Plainmarkt wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wiederbelebt und bis 1961 abgehalten.