Kunst-Litfaßsäulen und Digiscreen 2019

Aus den 40 Einreichungen 2019, wählte die Jury acht Projekte zur Umsetzung auf klassischen analogen Plakatsäulen bzw. für deren junge Varianten – die drehbare City-Light-Säule und digitale City-Lights für bewegte Bilder. Die Kunstwerke wurden mit je 1.000 Euro prämiert, die Herstellung und Umsetzung hat wieder die Progress Werbung übernommen.

Vier analoge Plakatkunstprojekte, ein Werk für die moderne Variante City-Light-Säule und drei digitale Arbeiten waren zwischen 1. August, bis zum 31. August 2019 auf Plakatsäulen und City-Lights im öffentlichen Stadtraum zu sehen:

Klassische Säulen

Daniel Car

Geboren 1983, lebt und arbeitet in Salzburg. Nach dem Studium für Kommunikationsdesign in Wien gründete er im Jahr 2009 gemeinsam mit Benjamin Buchegger und Oliver Hofmann das Studio Beton. Dieses realisiert seither Arbeiten für Institutionen im Bereich Kunst und Kultur.
Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Typografie und Wahrnehmungsprozessen im öffentlichen Raum.

"END", Giselakai 47
In der digitalisierten und mediendominierten Informationsgesellschaft sind wir mit einer Vielzahl von Endzeitszenarien umgeben. Diese werden in Dauerschleife an uns heran getragen, beeinflussen unser Denken und lähmen unsere Handlungsfähigkeit. In Zeiten von bewusster Manipulation
und Fehlinformation ist die (selbst)kritische Wahrnehmung unserer Umwelt daher wichtiger denn je. Der öffentliche Raum nimmt dabei eine zentrale Rolle ein und lehrt uns die Mehrdeutigkeiten und Widersprüche einer demokratischen Gesellschaft zu akzeptieren.
END will uns das vor Augen führen. Ein eindeutiger Warnhinweis wechselt auf ein Werbe-Medium, wodurch ein inhaltlicher Widerspruch entsteht. Unterschiedliche Deu tungen der Botschaft werden somit unvermeidbar.
„Das ist nicht das Ende, es ist auch nicht der Anfang vom Ende, aber vielleicht ist es das Ende des Anfangs.“ – Winston Churchill

Gertrud Fischbacher

2019 Mapping the terrain, Das Zimmer, Universität Mozarteum; Stand Ort Wechsel-Häuser im Wandel, Museum Fronfeste, Schloss Goldegg;
2018 Stand Ort Wechsel-Häuser im Wandel, Galerie im Traklhaus, Salzburg;
2017 Reinheit in der Unvollkommenheit, Kunstverein Salzburg; Schwerpunkt Fotografie, Galerie im Traklhaus, Salzburg;
2016 Parallax, Galerie Eboran, Salzburg; Métamorphoses, Les Photographes se sont des films, Grand Garage, Paris;
2015 Tales of Nature, Myths and Memories, Halsnøy Kloster, Norwegen; Kunstankäufe des Landes Salzburg, Galerie im Traklhaus, Salzburg;
www.gertrudfischbacher.com

"Der Vorhang des Parrhasios“, Franz-Josef-Straße 1
Vorhänge haben ihr Geheimnis. Sie verbergen und enthüllen, sie wecken Erwartung – man denke ans Theater – aber sie bedeuten auch Abschluss und Ende. Die Bedeutung der umhüllenden Oberfläche liegt nicht nur in der architektonischen Formfindung, sondern vor allem in der Raumkonstitution. Die Hülle hat Vorrang vor dem konstruktiven Kern, hier wird die Hülle zum textilen Derivat.
Der Vorhang spielt mit dem Thema der Verhüllung und der Offenbarung, die Litfaßsäule erhält ein nur vermeintlich, weil gedrucktes textiles Kleid und ist ein Täuschungsversuch, dem nicht nur Zeuxis aus Herakleia unterliegen wird.

Maria Hanl

Hanl wurde 1969 geboren, arbeitet mit unterschiedlichen Medien und lebt in Wien. Interessiert sich in ihrer Arbeit für Fragen, die unsere Gesellschaft, ihr komplexes Zusammenspiel und die Menschen in diesem System betreffen. Kunst ist für sie eine Möglichkeit, über diese Bedingtheiten zu reflektieren.
www.mariahanl.com

"Peripherie im Zentrum", Franz-Josef-Kai 19
In Salzburg sind Musik und Mozart omnipräsent. Mit Ausnahme der Kurzbiografien einiger Hofsängerinnen wurde jedoch das, was Frauen im 18. Jahrhundert in Salzburg musikalisch geleistet haben, kaum untersucht. Bezüglich Maria Caecilia Eberlin gehört zu den ersten Desiderata der Forschung die Edition ihrer bisher bekannten vier Kirchenarien.
Mit der Verwandlung einer Litfaßsäule in ein temporäres Denkmal für Maria Caecilia Eberlin möchte ich sowohl zu Fragen nach Mechanismen von Repräsentanz und ihren Formen als auch zum Nachdenken über Vielfalt und ihren Platz in der Gesellschaft anregen.

Thomas Selinger

Geboren 1969 in Salzburg, aufgewachsen in der Steiermark, Slowenien und im Land Salzburg. Teilnahme u.a. an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst bei Prof. Donald Baechler, der Red Dot Academy Salzburg mit Siegfried Santoni, Karin Mairitsch und Prof. Heinz Tischer, am Radier- und Kupferstich-Kursus Schloss Retzenhof. Mitglied des Salzburger Kunstvereins und der Berufsvereinigung
Bildender Künstler Berchtoldvilla.
Thomas Selinger lebt und arbeitet als freischaffender Künstler und Illustrator in Salzburg.

"Mozart", Giselakai 51-53
Mein Projekt handelt von der Beweihräucherung um das Thema Salzburg und Mozart. Ich will mit meiner Illustration auf das Verhältnis von Mozart zu seiner Geburtsstadt aufmerksam machen und damit der Stadt einen Spiegel vorhalten. Die Einstellung von Mozart zu Salzburg ist in den Köpfen der Bewohner und Touristen eine falsche. Mit meiner Aktion will ich die Betrachter dazu bewegen, gewisse Dinge zu hinterfragen und damit das Blickfeld zu erweitern.
Meine Kunst ist expressionistisch mit humoristischen Einflüssen der sequenziellen Art und des narrativen Genres. Die Bildkomposition ist einfach gehalten mit klaren Linien und kurzen Aussagen. Ein Original-Zitat von Mozart im oberen Bereich gibt der Szene eine glasklare Botschaft. Im unteren Bereich klärt sich die Szene durch das Impressum auf.

City-Light-Säule

Hans-Jürgen Poetz

Geboren 1977 in Birkfeld (Steiermark). Seine künstlerische Tätigkeit konzentriert sich auf die Auseinandersetzung mit den Interaktionen, Reibungen und Zwischenräumen verschiedener Mediengattungen (Sound, Skulptur/Objekt, Licht, Text, Video, Fotografie, LandArt und öffentlicher Raum). Die sinnlich erfassbare Kontextualisierung von Raum, Zeit und Ort steht eben so im Vordergrund wie die Untersuchung von
Wahrnehmungsprozessen. Das Erkunden von und Experimentieren mit architektonischen, virtuellen, sozialen oder politischen Räumen ist grundlegend.
hansjuergenpoetz.com

"The Question Is: Who Cares?", Gebirgsjägerplatz/Saint-Julien-Straße
Vormals für viele „undenkbar“ ist heute für alle Realität. Wir lernen in einer mit 280 Zeichen (Tweetlänge) kommentierten Bilderflut eine Gegenwart kennen, die nicht Kultur und Geist, sondern Terror als verbindendes Merkmal von Weltstädten erlebt, die Ignoranz in höchsten
politischen Ämtern als populäre Strategie akzeptiert und die einen europäischen Basar über Fluchtbewegungen ebenso beobachtet wie das begleitende Erstarken rechtsextremer und rassistischer Bewegungen.
„The Question Is: Who Cares?“ ist ein Apell ans öffentliche Bewusstsein, ein Gedankenexperiment, um die Wahrnehmung zu schärfen und neue „Antennen“ für unsere Umgebung zu entwickeln – oder wie John Cage sagte: We already have so many answers, the key is to ask the right questions.

Digitale City-Lights

13 Standorte im Stadtraum

Kuesti Fraun

1976 geboren, ab ge schlossenes Studium der Theater-, Film- und Fernseh wissenschaften, arbeitet als freier Autoren produzent und Filmemacher und ist damit seit 1999 eigenständig sowie als Mitbegründer des Kreativkollektivs mobtik mit zahl reichen, teilweise mehrfach
preis gekrönten, Projekten der Medienkunst bis hin zu klassischeren Geschichten in Text, Bild und Ton weltweit auf Festivals, im Radio sowie bei Ausstellungs-, Kunst und Film präsentationen vertreten.
www.facebook.com/mobtik

Aktion Saubere Leinwand
Mit der zunehmenden Ausbreitung von digitalen Displays im öffentlichen Raum stellt sich neben formal-technischen Fragen selbstverständlich auch die Frage nach dem Zweck und Inhalt der ausgestellten Informationen. Das Video „Aktion Saubere Leinwand“ möchte diese Fragestellungen ironisch reflektieren, indem es Form und Inhalt bildtechnisch auflöst und (so) das Medium wieder sichtbar werden lässt.

Andreas Horvath

Geboren in Salzburg, Fotograf und Filmemacher. Ausbildung an der „Grafischen“ in Wien, Studium an der Fachhochschule für Multimedia Art in Salzburg. Andreas Horvath veröffentlichte Fotobücher über Sibirien und Nordamerika. Gruppen- und Einzelausstellungen im In- und Ausland.
Seine Dokumentarfilme wurden vielfach ausgezeichnet und weltweit auf renommierten Festivals gezeigt. Sein erster Spielfilm LILLIAN hatte 2019 in Cannes Premiere und war für die Caméra d’Or nominiert.
www.andreas-horvath.com

Los Desastres de la Guerra
Das zeitlose Thema der Kriegsgräuel, das Francisco de Goya 1814 zu seinem berühmten Zyklus inspirierte, wird in dieser Serie von Andreas Horvath durch verschiedene Aspekte aktualisiert, die es zu Goyas Zeit nicht gab: Als Medium dient die Fotografie, die dargestellten Soldaten
sind Spielzeugfiguren im Miniaturformat.
Durch die fotografische Vergrößerung werden aus winzigen Plastikkriegern Denkmäler für die namenlosen Soldaten, die im Laufe der Jahrtausende in unzähligen Kriegen gefallen sind. Im öffentlichen Raum wirken sie wie Gespenster aus einer anderen Zeit, ein „stummes
Echo“ vom Detonationslärm entfernter Kriege.

Hannes Mitterberger und Herbert Rohrer

Hannes Mitterberger
Geboren 1991, Graz. Master of Arts in Arts and Design an der FH Joanneum Graz 2017. Seither freischaffend tätig in Berlin als multidisziplinärer Designer, Künstler und Texter. hannesmitterberger.com
Herbert Rohrer
Geboren 1986, Salzburg. Ausbildung am Kolleg für Medientechnik und Medienmanagement mit Schwerpunkt Fotografie und audiovisuelle Medien an der HTBLuVA Salzburg. Im Rahmen seiner Ausbildung wirkte er an diversen Gruppenausstellungen in der Residenzgalerie Salzburg (2009) und im Fotohof Salzburg (2010) mit.
Herbert Rohrer arbeitet derzeit als Fotograf bei der Wild+Team Fotoagentur in Salzburg.

zehn sekunden zen
Tief einatmen. Ausatmen. Sonst nichts. „Achtsamkeit“ ist das bewusste Wahrnehmen und Erleben des aktuellen Moments – ein erprobtes Gegengift zum Stress im Alltag; bereits zehn Sekunden bewusstes Atmen haben einen messbaren Einfluss auf das eigene Wohlbefinden.
Das grundlegende Prinzip kommt dabei aus dem Zen-Buddhismus, wo eine Kernidee lautet: Fokus! Und dieser liegt hier auf einer einzigen klaren Idee, kommuniziert anhand von stark reduzierter Gestaltung – frei nach dem Mantra der Bescheidenheit „Weniger ist Mehr“ und Leopold Kohrs „Small is Beautiful“. Wie dominant der digitale und visuelle „Lärm“ im modernen Alltag geworden ist, zeigt sich so am wohltuenden Kontrast der
weißen (Werbe-)Fläche.