Prägende jüdische Persönlichkeiten und Familien 1867 - 1938
Das jüdische Leben in Salzburg war durchwegs uneinheitlich, zeichnete sich aber durch Gemeinsamkeiten aus. So passten sich Juden und Jüdinnen weitgehend an die nicht-jüdische Umgebung an und hielten gleichzeitig an ihrer Herkunft fest. Die Anpassung fand auch ihren Ausdruck in der Verwendung der deutschen (statt der jiddischen) Sprache und der Eindeutschung vieler Vornamen (z. B. wurde Awraham Pollak zu Albert Pollak). Der Großteil der Salzburger Juden und Jüdinnen war schon bei ihrer Ankunft nicht mehr streng religiös. Für Kaufleute war es auch schwer, den Shabbat einzuhalten. An hohen jüdischen Feiertagen blieben die jüdischen Geschäfte allerdings geschlossen.
Eheschließungen zwischen Juden und Christen waren jedoch selten, auch Übertritte zum Christentum kamen nur vereinzelt vor. Gleichzeitig spielten die familiären Beziehungen vieler Salzburger Juden und Jüdinnen, die häufig überregional und auch international waren, in wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Belangen eine wichtige Rolle. Von diesen profitierten nicht zuletzt auch die nicht-jüdischen SalzburgerInnen durch ein breites, modernes Warenangebot und wirtschaftlichen Innovationen.
Salzburger Juden und Jüdinnen: Angekommen in der bürgerlichen Mittelschicht
Die meisten jüdischen Familien gehörten dem Mittelstand an und verdienten sich als Kleinhändler oder Trödler. Daneben gab es einzelne Familien, die entweder an der Armutsgrenze lebten oder besonders wohlhabend und erfolgreich waren. Die Quellenlage spiegelt diese Verteilung jedoch keineswegs wider: Besonders viel ist über einzelne, sehr erfolgreiche, männliche Juden bekannt, die Salzburg stark prägten. Die Quellenlage zu „gewöhnlichen“, in Armut lebenden oder weiblichen hingegen ist weitaus schlechter. Viel bekannt ist vor allem über Leben und Wirken der internationalen Berühmtheiten Max Reinhardt und Stefan Zweig. Auch zu Rabbiner Adolf Altmann, zur Fabrikantenfamilie Glaser oder zu erfolgreichen Kaufmannsfamilien wie den Schwarz findet sich Quellen und Literatur. Eine wichtige Ergänzung hierzu verdankt Salzburg dem Historiker Gert Kerschbaumer, der im Rahmen des Stolpersteine-Projekts seit Jahren auch zu weniger bekannten und erfolgreichen Juden und Jüdinnen Biografien erarbeitet.
Zu den bedeutendsten Kaufhäusern Salzburgs zählten das modernste Salzburger Warenhaus Salzburgs Kaufhaus S. L. Schwarz, das auf die Herstellung von Lodenmänteln spezialisierte Kleiderhaus L. Ornstein, das Galanteriewarenfachgeschäft Fuchs und Company, das erste moderne Salzburger Schuhgeschäft Pasch, das Delikatessengeschäft der Familie Weinstein, die Geschäftsbetriebe der Familie Fürst oder die Holz-, Kohlen- und Brennstoffhandlung der Familie Löwy. Besonders geprägt wurde Salzburg durch den Glasfabrikanten Ignaz Glaser, einem der Gründerväter der Ortschaft Bürmoos. Einige der Genannten hatten auch führende Positionen in der IKG Salzburg inne und setzten sich umfassend für die Errichtung einer religiösen Infrastruktur ein. Exemplarisch werden im Folgenden die drei Familien Schwarz, Ornstein und Glaser kurz portraitiert. Diese Beispiele illustrieren auch das Aufkommen der zionistischen Idee in Salzburg, die Generationenfrage, die Bedeutung familiärer Verbindungen und das jähe Ende durch den NS-Terror.
Weitere Beispiele prägender jüdischer Persönlichkeiten und Familien
International berühmte Juden der Zwischenkriegszeit - Stefan Zweig und Max Reinhardt
Stefan Zweig und Max Reinhardt prägten die Stadt Salzburg und hinterließen ihr ein bedeutendes Erbe, das heute aus der kulturellen Welt nicht mehr wegzudenken wäre – sei es als Schöpfer von Weltliteratur zurückgezogen am Kapuzinerberg oder als Mitbegründer der Salzburger Festspiele, welche bis heute den jährlichen Höhepunkt internationalen kulturellen Lebens in Salzburg bilden. Das Verhältnis der beiden zueinander war allerdings angespannt.
Beide Persönlichkeiten erweitern das Bild über das Leben von Juden im Salzburg der Zwischenkriegszeit um zusätzliche Facetten. Weder Stefan Zweig noch Max Reinhardt pflegten engere Kontakte zur Kultusgemeinde. Rabbiner Adolf Altmann beklagte sogar: „Wenn alle zum Jedermann gehen, wer kommt dann noch in die Synagoge?“. Stefan Zweig war mit ihr aber lose verbunden und spendete 1937 zahlreiche Bücher an die neuerrichtete Bibliothek der Salzburger Synagoge.
Prägende Rabbiner der jüdischen Gemeinde Salzburgs
Die Errichtung der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Salzburg 1911 markierte einen Höhepunkt jüdischen Lebens in Salzburg. Nur drei Jahre später begann der Erste Weltkrieg, in der Zwischenkriegszeit erreichte der Antisemitismus neue Dimensionen und der mit dem „Anschluss“ 1938 einsetzende NS-Terror bedeuteten das frühe Ende der jüdischen Gemeinde.
Zu Beginn und am Ende dieser Zeitspanne waren zwei Rabbiner besonders prägend für das jüdische Leben in Salzburg – Adolf Altmann und David Margules.