Clemens Krauss
Dirigent
* 31. März 1893 in Wien
† 16. Mai 1954 in Mexico City (Mexiko)
Straßenbenennung: Clemens-Krauss-Straße, beschlossen am 21. Oktober 1969
Lage: Parsch; von der Fadingerstraße zur Maria-Cebotari-Straße.
Der Stammbaum von Clemens Heinrich Krauss liest sich wie ein Ausschnitt aus dem genealogischen Lexikon des aristokratisch-künstlerischen Europa des 19. Jahrhunderts. Seine Mutter war die Hofopernsängerin Clementine Krauss, Tochter von Maximilian Krauss, der zunächst Privatsekretär von Richard Fürst Metternich war und dann als österreichischer Botschafter in Paris die Amtsgeschäfte führte. Unter dem Künstlerinnennamen Clemy Krauss war die Mutter des späteren Dirigenten die erste Regisseurin an der Wiener Volksoper. Ihr Urgroßvater Ludwig Krauss war Mitbegründer des Wiener Männergesangvereins, ihre Großtante Gabrielle Krauss Sängerin an der Pariser Oper. Der Vater von Clemens Krauss war der 1851 nahe Konstantinopel (heute Istanbul, Türkei) geborene Theodore / Hector Baltazzi, Spross einer wohlhabenden griechischen Bankiersfamilie und wie seine Brüder berühmt für seine Reitkünste. Nach großen Erfolgen bei europäischen Pferderennen verkehrten die Brüder Baltazzi Mitte der 1870er Jahre auch in den europäischen Königshäusern, der Bruder Aristides wurde Reitlehrer von Kaiserin Elisabeth, Hector ein enger Freund von Kronprinz Rudolf. Die Schwester Helene Baltazzi hatte 1864 Baron Albin Vetsera geheiratet, eines ihrer Kinder war Mary Vetsera, demnach eine Cousine von Clemens Krauss. Nach der Tragödie von Mayerling 1889 brach das Haus Habsburg mit der Familie Baltazzi. Wann und wo sich Hector Baltazzi und Clementine Krauss kennenlernten, ist nicht bekannt. Die Sängerin brachte ihren Sohn Clemens außerehelich am 31. März 1893 in der Wohnung ihres Vaters in Wien, Belvederegasse 7 zur Welt. Clemens Krauss wurde am 8. April 1893 in der Pfarrkirche St. Elisabeth von Kooperator Johann Haas getauft, Taufpatin war seine Großmutter Elisabeth Krauss, die im gleichen Haus wohnte.
1901 nahm die Wiener Hofmusikkapelle den achtjährigen Clemens Krauss als Hofsängerknabe in ihre Reihen auf. Von 1907 bis 1912 studierte er am Wiener Konservatorium und an der Musikakademie Klavier, Komposition und Chorleitung. Nach Abschluss seiner Ausbildung begann 1913 eine steile Karriere, die mit mehreren kurzen Engagements an Theaterbühnen begann. Zunächst übernahm er die Leitung des Chores am Theater in Brünn (heute Brno, Tschechien), wo er mit „Zar und Zimmermann“ am 13. Jänner 1913 seine erst Oper dirigierte. „Ich hatte oft dem Kapellmeister beim Dirigieren zugeschaut und ihm gewissermaßen die Dirigierkunst abgelauscht; eine eigentliche Ausbildung als Kapellmeister habe ich nie genossen“, so Krauss in einem Gespräch um 1940. Krauss ging wenig später an das Deutsche Theater in Riga (heute Rīga, Lettland), von dort nach einer einjährigen Pause während des Ersten Weltkriegs, die er in Wien verlebte, an die Bühnen von Nürnberg, Stettin (heute Szczecin, Polen) und schließlich nach Graz, ehe ihn im Alter von 29 Jahren die Wiener Hofoper, die seit 1919 von Franz Schalk und Richard Strauss geleitet wurde, im Jahr 1922 als Operndirektor verpflichtete. Gleichzeitig leitete Krauss die Dirigentenklasse an der Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst und dirigierte die Wiener Tonkünstler-Konzerte. In der ersten Biografie über Clemens Krauss, die 1953 vom Wiener Musik- und Theaterwissenschafter und Leiter der Österreichischen Nationalbibliothek Joseph Gregor veröffentlicht wurde, findet sich eine „Selbstbiographie à la minute“, die „aus eigener Initiative von Clemens Krauss aus Anlaß dieses Buches verfaßt und in dankenswerter Weise als Fragment zur Verfügung gestellt“ wurde. Diese erste autobiografische Skizze von Clemens Krauss endete mit dem Jahr 1922.
Nachdem Krauss 1924 nach Frankfurt am Main als Intendant des Opernhauses engagiert worden war, kehrte er 1929 auf Empfehlung von Richard Strauss an die Wiener Staatsoper zurück, deren Leitung er mit 36 Jahren übernahm. Für seine Führung des Hauses zeichnete ihn der Gemeinderat 1932 mit dem Ehrenring der Stadt Wien aus, den Krauss am 17. November aus der Hand von Bürgermeister Karl Seitz (Sozialdemokratische Arbeiterpartei) entgegennahm.
Im Jahr 1921 heiratete Clemens Krauss die in Stettin geborene Sängerin Margarethe Anna Bertha Abraham, aus der Ehe gingen die beiden Söhne Octavian (1923–2004) und Oliver Hector (1926–2001) hervor. Das Paar ließ sich 1930 scheiden.
Für NS-Deutschland
Als Adolf Hitler in Deutschland zum Kanzler gewählt wurde und die Nationalsozialisten sukzessive den Staat nach ihren Vorstellungen zu einer Diktatur umgestalteten, war Clemens Krauss noch immer erfolgreicher Direktor der Wiener Oper. Das Wohlwollen der NS-Führung und den Argwohn der österreichischen Behörden zog er spätestens am 1. Juli 1933 auf sich, als er die Uraufführung der Strauss-Oper „Arabella“ an der Dresdner Semperoper leitete. Der eigentlich dafür vorgesehene Dirigent Fritz Busch, Chefdirigent der Semperoper seit 1922, war zuvor von den Nationalsozialisten zum Rücktritt genötigt, der Vertrag mit Clemens Krauss im April geschlossen worden. Dass die Uraufführung knapp zwei Wochen nach dem Verbot der NSDAP in Österreich in Folge einer Reihe von Sprengstoffanschlägen und am Tag des Inkrafttretens der vom „Dritten Reich“ gegen Österreich verhängten Tausend-Mark-Sperre stattfand, verdeutlicht die Symbolkraft von Krauss‘ Haltung.
Im Oktober 1934 brachte die „Allgemeine Musikzeitung“ eine kurze Notiz: „Es sind Gerüchte im Umlauf, nach denen die Stellung von Clemens Krauss als Direktor der Wiener Staatsoper als erschüttert gilt. Weitere Personaländerungen aus persönlichen und politischen Motiven seien zu erwarten, so soll u. a. auch Viorica Ursuleac aus dem Staatsopernverbande ausscheiden.“ Wenig später verdichteten sich die Gerüchte, die „Frankfurter Zeitung“ fragte am 6. Dezember 1934: „Clemens Krauß geht nach Berlin?“ Nur wenige Tage danach wurde es offiziell, alle namhaften Zeitungen Österreichs und Deutschlands berichteten über den Wechsel von Krauss an die Berliner Staatsoper, wohin ihn Ministerpräsident Hermann Göring als Nachfolger von Wilhelm Furtwängler berufen hatte, obwohl Krauss‘ Vertrag mit der Wiener Staatsoper noch bis Ende August 1935 lief. Im Hintergrund dürfte wohl auch Richard Strauss, mit dem Clemens Krauss seit vielen Jahren eng befreundet war und häufig zusammenarbeitete, für die Berufung des Dirigenten nach Berlin mitgewirkt haben. Das „Salzburger Volksblatt“ brachte in diesen Dezember-Tagen mehrere Berichte, in dem es die politische Dimension des Wechsels von Krauss nach Berlin zu relativieren suchte: „Die Gründe, die ihn veranlaßt haben, den Posten eines Operndirektors in Berlin anzunehmen, dürften – politisch ist Krauß niemals hervorgetreten – in dem großen Wirkungskreis liegen, den Berlin, eine Stadt von mehr als vier Millionen Einwohnern, als Hauptstadt Deutschlands einem Künstler von dem Ehrgeiz und der Energie Clemens Krauß‘ bietet.“ Bei der Opernvorstellung an Tag des Bekanntwerdens von Krauss‘ Weggang aus Wien, Verdis „Falstaff“, kam es in der Oper zu „Beifalls- und Mißfallsäußerungen“, wie das „Salzburger Volksblatt“ schrieb. Die Polizei musste einschreiten, mehrere Personen wurden vorübergehend festgenommen. Das Kultusministerium löste auf Wunsch von Krauss seinen Vertrag mit 15. Dezember 1934, mit dem scheidenden Direktor verließen etliche Sänger*innen des Wiener Ensembles das Haus. In NS-Deutschland wurde die Neuigkeit freudig aufgenommen, die „Deutsche Bühnenkorrespondenz“ gratulierte: „Die N.S.-Kulturgemeinde beglückwünscht Hermann Göring zu seiner Wahl und begrüßt den Mann seines Vertrauens aufgeschlossen und gefolgsbereit auf dem Weg zum gemeinsamen Ziel: dem Dienst an der deutschen Kunst wie sie von uns der Führer und Kanzler Adolf Hitler erwartet.“ Administrativer Nachfolger an der Wiener Staatsoper wurde der gebürtige Salzburger Erwin Kerber, musikalischer Leiter der Dirigent Felix Weingartner (bis 31. August 1936). Wohl im Zuge des Amtsantritts in Berlin dürfte Krauss Mitglied der Reichsmusikkammer und der Reichstheaterkammer geworden sein. In letzterer hatte er die Mitgliedsnummer 19.611.
Doch das Engagement in Berlin sollte für Clemens Krauss nur von kurzer Dauer sein. Propagandaminister Joseph Goebbels notierte am 13. Juli 1935 in seinem Tagebuch: „Nachm. Unterredung mit Clemens Krauß. Er fühlt sich in Berlin nicht wohl. Zu überbesetzt. Keine Entwicklungsmöglichkeit. Überfüttert. Möchte nach München. Alles das habe ich vorausgesehen. Göring hat des Guten zuviel getan. Krauß ist ein wahrer Künstler.“ Laut Goebbels war Hitler damit „einverstanden. Möchte ihn gern nach München haben. Göring muß gefragt werden.“ Alfred Frauenfeld, Gauleiter von Wien von 1930 bis zu seiner Flucht nach Deutschland im Mai 1934 und seit 1935 Geschäftsführer der Reichstheaterkammer in Berlin, informierte im Juli 1935 die Reichskulturkammer über die Person Clemens Krauss und die Hintergründe seines Engagements in NS-Deutschland: „Clemens Krauß verließ Wien vorwiegend aus politischen Gründen in Verfolgung der von uns seit zwei Jahren begonnenen Bekämpfung des österreichischen Regierungssystems auch auf kulturellem Gebiete.“ Die Sache zog sich noch etwas in die Länge, doch im Juli 1936 konnte Joseph Goebbels schließlich zufrieden in sein Tagebuch schreiben: „Gestern: (...) Mit Führer Frage Clemens Krauß. München perfekt gemacht.“
Clemens Krauss trat mit der Saison 1936/37 sein Amt als Generalintendant der Münchner Staatsoper an, das er bis kurz vor Kriegsende ausübte. In München fand am 28. Oktober 1942 auch die Uraufführung der Richard Strauss-Oper „Capriccio“ statt, der einzigen Oper, für deren Libretto – zumindest teilweise – Clemens Krauss verantwortlich zeichnet. Nach einer Idee von Stefan Zweig entwarf Joseph Gregor mehrere Versionen, die schließlich von Richard Strauss und Clemens Krauss gemeinsam mit Hans Swarowsky zu einem aufführbaren Libretto fertiggestellt wurden. Im Zuge dieser Uraufführung im Herbst 1942 wurde die Reichsschrifttumskammer auf Krauss‘ textliche Mitwirkung aufmerksam und forderte ihn auf, eine Erklärung über seine schriftstellerische Tätigkeit abzugeben. Nicht Clemens Krauss selbst, sondern der Berliner Verleger Johannes Oertel, in dessen Haus die Oper herauskam, füllte am 7. Jänner 1943 im Namen von Krauss den Fragebogen der Reichsschrifttumskammer aus, in dem Krauss und Strauss als Verfasser des Librettos ausgewiesen wurden. Bereits drei Tage später, am 10. Jänner 1943, erhielt Krauss die Verständigung von der Befreiung von der verpflichtenden Mitgliedschaft in der Reichsschrifttumskammer.
Nach dem „Anschluß“
In den vier Jahren seiner Tätigkeit in NS-Deutschland war Clemens Krauss mit bedeutenden Titeln und Funktionen bedacht worden, zu nennen sind vor allem Bayerischer Generalmusikdirektor, Generalintendant, Professor und Reichskultursenator. Wenige Wochen nach dem „Anschluß“ wandte er sich nunmehr in einem ausführlichen Brief an Adolf Hitler. Darin bot Krauss sich an, zusätzlich zur Intendanz an der Münchner Oper erneut die Leitung der Wiener Staatsoper zu übernehmen, handelte es sich dabei doch um eine „Sache“, die ihn „dauernd beschäftigt, seit Sie, mein Führer, unsere herrliche Heimat in das Reich heimgeführt haben“. Schließlich fühlte er die „Verpflichtung“ in sich, „in diesen Tagen auf die Zukunft der Wiener Staatsoper zu denken“, wobei er erklärte, die Arbeit in München aber „keinesfalls aufgeben oder unterbrechen“ zu wollen. „Wien und München sind – jede in ihrer Art – die führenden Städte des nunmehr vereinigten südlichen Kulturkreises des Reiches. Beide Städte können hochbedeutende Opernhäuser nicht nur tragen, sondern müssen darauf Anspruch erheben.“ Aus dem von Clemens Krauss erhobenen Anspruch wurde nichts, die Leitung der Wiener Staatsoper blieb bis 1940 in den Händen von Erwin Kerber.
Wie bedeutend Krauss‘ Stellung bei den Mächtigen des „Dritten Reichs“ trotz dieses Rückschlags war, bestätigt nicht zuletzt seine Berufung als Leiter des Salzburger Konservatoriums Mozarteum, die wenige Monate nach dem „Anschluß“ eingefädelt wurde. Die Nachtausgabe der Wiener Neuesten Nachrichten brachte am 3. Oktober 1938 auf Seite 7 folgende Meldung: „Clemens Krauß Leiter des Salzburger Mozarteums. Der Landesstatthalter Dr. Albert Reitter hat den Intendanten der Münchner Staatsoper, Generalmusikdirektor Professor Clemens Krauß, für die Neuordnung des Salzburger Musiklebens gewonnen. Professor Krauß, der seinen Münchner Wirkungskreis behält, übernimmt die Oberleitung des Mozarteums und hat kommissarisch den ersten Staatskapellmeister der Münchner Staatsoper, Meinhard v. Zallinger, mit der Durchführung der vorbereitenden Maßnahmen beauftragt.“ Die Notiz schlug sofort Wellen. Friedrich Plattner, Staatskommissar für Erziehung, Kultus und Volksbildung im Ministerium für innere und kulturelle Angelegenheiten, forderte umgehend Aufklärung, hatte er von dieser Bestellung doch keine Kenntnis, obwohl die Ernennung von Lehrpersonen und auch des Direktors in seine Zuständigkeit fiel. Der Salzburger Gauleiter Friedrich Rainer entgegnete bestimmt: „Der Sachverhalt ist folgender: Ich wurde schon im Juli mit Reichsminister Dr. Goebbels darüber einig, dass Generalmusikdirektor Clemens Krauss, der Intendant der Münchner Oper, mit der Oberleitung des Salzburger Musiklebens (die Festspiele ausgenommen) betraut werden soll. Darunter fällt der Neuaufbau der Schule Mozarteum, der Neuaufbau des Landesorchesters, der Neuaufbau des Musik- und Konzertlebens und allenfalls einer Oper. (…) Bereits im August setzte ich Herrn Reichsstatthalter Dr. Seyss-Inquart und Herrn Staatskommissär Dr. Plattner von dieser Tatsache in Kenntnis.“ Bezüglich der Kompetenz der Bestellungen hielt er fest, dass „für alle Angelegenheiten der Internationalen Stiftung Mozarteum, für die Aufstellung des Landesorchesters, für alle Beratungen über den künftigen Aufbau des Musiklebens einschliesslich der Schule Mozarteum und alle sonstigen Aufgabenkreise, die für Clemens Krauss in Aussicht genommen werden“, er „als Gauleiter und Landeshauptmann allein zuständig“ sei. „Ich erwarte mir von dem geplanten Umbau einen bedeutenden Aufschwung des Musiklebens in unserem Gaue. Ich habe in der vergangenen Woche mit Reichsminister Dr. Goebbels nochmals wegen der Bestellung Clemens Krauss‘ für Salzburg gesprochen und der Reichsminister hat seine schon einmal gegebene Zustimmung neuerlich bekräftigt. Ich kann also abschließend feststellen, dass die hier verfügten Massnahmen sich im Rahmen meiner Zuständigkeit bewegen.“ Am 10. November 1938 schaltete sich schließlich auch noch das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung ein, dass Aufklärung forderte, fühlte es sich in seinen Kompetenzen doch ebenfalls übergangen. Doch die Sache war fixiert: „Mit Clemens Krauß Frage Mozarteum in Salzburg besprochen. Er übernimmt die Leitung und errichtet hier eine richtige Dirigentenschule“, so Joseph Goebbels in seinem Tagebuch am 17. November 1938. Clemens Krauss trat mit Wintersemester 1939/40 die Stelle des Leiters der nunmehr zur Hochschule avancierten Salzburger Musikausbildungsstätte Mozarteum an, dem Festakt am Ende des Sommersemesters 1939 wohnten neben Krauss alle zitierten Involvierten ausgenommen Goebbels bei: Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Bernhard Rust, Staatskommissar Friedrich Plattner, Gauleiter Friedrich Rainer und Landesstatthalter Albert Reitter. Der neue Direktor dürfte bei der Feier nur kurz zu Wort gekommen sein: „Generalintendant Clemens Krauß versicherte als oberster Leiter der neuen Musikhochschule in kurzen Worten, daß sie vom Geiste Mozarts getragen sein solle.“ Darauf folgte der Schluss des Berichts im „Salzburger Volksblatt“: „Das ‚Sieg-Heil‘ auf den Führer und die Lieder der Nation beendigten die eindrucksvolle Feier.“ Dass Clemens Krauss gleichzeitig auch mit der künstlerischen Leitung der Stiftung Mozarteum betraut wurde, ging in der Berichterstattung beinahe unter. Neben Krauss waren als wissenschaftlicher Leiter der Bonner Musikwissenschafter Universitätsprofessor Dr. Ludwig Schiedermair und als verwaltungsrechtlicher Leiter der Salzburger Rechtsanwalt Dr. Konstantin Kovabarsic als Räte berufen worden, Hofrat Friedrich Gehmacher wurde „in Anbetracht seiner hervorragenden Verdienste um das Mozarteum“ als Ehrenmitglied aufgenommen.
Wie häufig und lange Clemens Krauss während der NS-Herrschaft in Salzburg war, lässt sich nur annäherungsweise rekonstruieren. Aus den Jahresberichten der (Reichs-)Hochschule Mozarteum geht hervor, dass er jeweils zu Beginn und am Ende des Studienjahres vor Ort war, um die Eröffnungs- und Schlusskonferenz zu leiten. Die spärliche Anwesenheit vor Ort kritisierte Reichshauptstellenleiter Herbert Gerigk von der Hauptstelle Musik des „Amtes Rosenberg“ in einem Brief an den Stab des Stellvertreters des Führers anlässlich der Überleitung der Hochschule Mozarteum auf das Reich im Jahr 1940. „Der Leiter der Hochschule ist überhaupt nicht in Salzburg ansässig. Es ist der Münchner Operndirektor Klemens (sic) Krauss, den seine vielfältigen Amtspflichten und seine zahlreichen Gastspiele fast ganz ausfüllen. Als seinen Vertreter und folglich als den eigentlich bestimmenden Mann hat man Dr. Eberhard Preussner eingesetzt, der im Jahre 1934 durch Herrn Reichsminister Rust selbst aufgrund politischer Unzuverlässigkeit aus dem Staatsdienst entfernt worden ist.“ Als das Mozarteum 1941 in Folge des Ostmarkgesetzes von der Verwaltung des Landes Österreich in jene des Reiches übergeleitet werden sollte, wurde erneut die Frage der Besetzung der Direktorenstelle virulent. Der Stab des Stellvertreters des Führers ersuchte im Jänner 1941 die Gauleitung München-Oberbayern um die Übermittlung einer politischen Beurteilung von Clemens Krauss, da er „als Direktor der Staatl. Hochschule für Musik Mozarteum in Salzburg berufen werden“ soll. Die Gauleitung leitete das Schreiben an die für Krauss zuständige Ortsgruppe Bogenhausen und an das Gauamt für Beamte weiter. Ortsgruppenleiter Josef Freidl konstatierte, dass Krauss „sich ganz seinem Künstlerberufe zu widmen und darin aufzugehen“ scheine. „Seine Einstellung zur Bewegung ist schwer zu beurteilen[,] jedoch dürfte sie offenbar bejahend sein; jedenfalls ist darüber irgend etwas Nachteiliges nicht bekannt.“ Zu einem gänzlich anderen Urteil gelangte der Leiter des Gauamtes für Beamte, der zusammenfassend festhielt, dass Krauss „der Volksgemeinschaft noch sehr fremd gegenübersteht. Da diese aber die Grundlage des nat. soz. Staates bildet und ihre Pflege insbesondere von Beamten in leitender Stellung erwartet wird, kann dem Intendanten Professor Krauß die politische Eignung für die Berufung als Direktor an eine staatl. Hochschule zur Zeit nicht zugesprochen werden.“ Nicht zuletzt hielt der Gauamtsleiter fest, dass Krauss „weder der NSDAP. noch einer ihrer Gliederungen“ angehörte und „nicht einmal Mitglied der NSV.“ war. Der Parteikanzlei war die Brisanz dieser negativen Beurteilung bewusst, einer Aktennotiz vom Juni 1941 zufolge war Krauss bereits zum Direktor des Mozarteums (wieder-)berufen worden „unter der Voraussetzung, dass sich seine Tätigkeit ausschliesslich auf musikalischem Gebiet zu erstrecken und er mit Personalangelegenheiten nichts zu tun hat. Die Partei-Kanzlei verzichtet vorläufig auf die Abgabe einer schriftlichen politischen Beurteilung.“
Clemens Krauss und die Salzburger Festspiele
Clemens Krauss gab im Sommer 1926 als Dirigent der Strauss-Oper „Ariadne auf Naxos“ sein Debut bei den Salzburger Festspielen, als deren Regisseur Lothar Wallerstein verantwortlich zeichnete. Außerdem leitete er zwei Orchesterkonzerte. Erst 1929 sollte er erneut in Salzburg am Pult stehen, als Leiter der Wiener Staatsoper war er nunmehr bis zur Saison 1934 neben Bruno Walter der wichtigste Dirigent der Festspiele, er leitete jährlich mehrere Mozart- und Strauss-Opern und gab jeweils zwei Orchesterkonzerte mit den Wiener Philharmonikern. Für großes Aufsehen sorgte die Tatsache, dass Krauss 1934 nach der politisch motivierten Absage von Richard Strauss, die Beethoven-Oper „Fidelio“ zu dirigieren, für seinen Freund und Kompagnon einsprang. Dass Krauss‘ Honorar bei den Festspielen überdurchschnittlich war, beschäftigte 1933 auch die Politik. Nach der Saison 1934 sah sich die Festspielhausgemeinde gezwungen, beim Finanzministerium wegen der zugesagten Ausfallshaftung vorstellig zu werden, woraufhin das Ministerium forderte, dass „jene Künstler, die gleichzeitig Bundestheaterangestellte sind, sich zu einer entsprechenden Ermäßigung ihrer honorarmäßigen Ansprüche zu verstehen hätten, wobei insbesondere leitende Funktionäre, z. B. Direktor Krauss, beispielgebend vorangehen sollten“. Dazu sollte es für Krauss aber nicht mehr kommen, er wechselte wie beschrieben Ende 1934 nach Berlin und später nach München, in der Zeit des „Ständestaates“ trat er bei den Salzburger Festspielen nicht mehr auf. An seiner Stelle wurde Arturo Toscanini verpflichtet. Krauss‘ Weggang aus Österreich „schien der Bundesregierung auch als politisches Bekenntnis und eine Bestätigung des Verdachts, dass der Dirigent Sympathien für den Nationalsozialismus hege. (…) Krauss galt in Wien und bei den Salzburger Festspielen nunmehr als Persona non grata.“ Erwin Kerber informierte im Mai 1935, dass die Wiederaufnahme der Oper „Elektra“ unter Clemens Krauss „über Auftrag des Kanzlers abgesagt wird. An ihre Stelle kommt ein 9. Festkonzert, welches von Kleiber dirigiert wird.“
1938, im ersten Festspielsommer unter nationalsozialistischer Herrschaft, war Krauss noch nicht engagiert, er sollte erst 1939 – fünf Jahre nach seinem Weggang aus Österreich – mit dem Dirigat bei der Mozart-Oper „Don Giovanni“, einem Konzertabend mit Werken der Strauß-Familie und einem Chorkonzert ausschließlich mit Liedern von Richard Strauss erneut im Festspielhaus am Dirigentenpult stehen.
Im Frühjahr 1942 erfolgte eine weitreichende strukturelle Änderung der Salzburger Festspiele. In der Sitzung der Beigeordneten der Gauhauptstadt Salzburg vom 17. April verlas Oberbürgermeister Anton Giger den Erlass der Reichsstatthalterei vom 21. Februar über die Auflösung des Vereins Salzburger Festspielhaus-Gemeinde per 1. April 1942 und die Überleitung der Agenden sowie des Vereinsvermögens auf die Gauselbstverwaltung. „Generalintendant Professor Clemens Kraus wurde zum obersten künstlerischen Leiter bestellt und Direktor Dr. Kerber führt die Generalintendanz der Festspiele.“ In dem mit dem Reichsgau geschlossenen Vertrag wurde festgehalten, dass Krauss „mit Billigung des Führers sowie mit Genehmigung des Herrn Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda“ für die Zeit vom 1. April 1942 bis 31. März 1952 mit der „obersten künstlerischen Gesamtleitung der Salzburger Festspiele betraut“ wurde und er dem Gauleiter und Reichsstatthalter unmittelbar unterstellt war. Er hatte „volle Freiheit in der Vorbereitung und Durchführung seiner künstlerischen Planungen“ und in der Personalauswahl. Als Bruttogehalt erhielt er 18.000,- RM und eine „steuerfreie Dienstaufwandentschädigung“ von 12.000,- RM. Weiters war er verpflichtet, jährlich zwei Opern und zwei Orchesterkonzerte zu dirigieren. „Er erhält dafür ein Honorar von 2000.- RM (…) pro Orchesterkonzert einschliesslich Proben sowie von 2000.- RM (…) pro Abend bei Opernaufführungen. Hierzu tritt bei jeder völligen Neuinscenierung (sic) jeweils ein einmaliges Gesamthonorar von 5000.- RM (…) für die Einstudierung und Vorproben.“ Für die „Dauer der Festspiele und für die notwendige Vorbereitungszeit derselben“ stellte ihm der Reichsgau eine Dienstwohnung im „arisierten“ Schloss Leopoldskron, dem ehemaligen Wohnsitz von Max Reinhardt. Für den Sommer 1942 und 1943 liegen offizielle Meldungen seiner Anwesenheit in Salzburg vor. Krauss meldete sich am 15. Juli 1942 von München kommend in der Stadt an, als Wohnort gab er Schloss Leopoldskron an. Nach Ende der Festspiele meldete er sich am 22. September nach München ab. Im Jahr darauf war er offiziell vom 17. August bis zum 6. Oktober in seiner Wohnung in Leopoldskron gemeldet, ehe er erneut zurück nach München ging.
Clemens Krauss zeichnete für die letzte Aufführung der Salzburger Festspiele während der NS-Zeit verantwortlich, die Uraufführung der Oper „Die Liebe der Danae“ nach der Musik von Richard Strauss und dem Libretto von Joseph Gregor. Sie fand nur mehr als „öffentliche Generalprobe“ am 16. August 1944 statt.
50. Geburtstag
Am 31. März 1943 beging Clemens Krauss seinen 50. Geburtstag. Der Salzburger Oberbürgermeister Anton Giger übermittelte „im Namen der Gauhauptstadt Salzburg und persönlich die allerherzlichsten Glückwünsche (…). Wir verehren in Ihnen den grossen (sic) Künstler sowie den Freund und Förderer Salzburgs und seiner kulturellen Bestrebungen um Mozart und unsere Festspiele. Wir hegen den Wunsch, dass die innige Verbundenheit zwischen Ihnen und unserer Stadt erhalten bleibt und dass es Ihnen vergönnt ist, noch viele Jahre für die Kunst zu wirken.“ Krauss bedankte sich umgehend bei Giger für die „Glückwünsche und Ihre so ehrenden Worte der Anerkennung“. Der Salzburger Oberbürgermeister war in der Schar der Gratulanten einer von vielen und mit Abstand nicht der wichtigste. Der Landesleiter der Reichstheaterkammer Wien, Eduard Volters, gratulierte „in kameradschaftlicher Verbundenheit“, der Salzburger Gauleiter Gustav Adolf Scheel sandte ebenso seine Glückwünsche wie die Amtskollegen Baldur von Schirach auch Wien und Franz Hofer aus Tirol. Hans Hinkel, Ministerialdirektor im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, überbrachte seine Glückwünsche „in alter Verbundenheit“. Die Wiener Philharmoniker zeichneten ihren langjährigen Leiter anlässlich seines Geburtstages mit dem „Ring der Wiener Philharmoniker“ aus. Von Adolf Hitler erhielt Krauss nicht nur „durch Gauleiter Paul Giesler ein Handschreiben und sein Bild mit einer persönlichen Widmung“. Wenige Wochen zuvor hatte er ihm ein besonderes Geburtstagsgeschenk bereitete, Hitler verlieh Krauss am 30. Jänner 1943, zehn Jahre nach der „Machtergreifung“, gemeinsam mit dem Maler Roman Feldmeyer, dem Bildhauer Josef Thorak, dem „Reichsbaurat“ Roderich Fick und dem Architekten Woldemar Brinkmann das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern.
Nachdem es im Sommer 1943 wegen der „Zauberflöten“-Aufführung bei den Salzburger Festspielen und überbordenden Devisenausgaben des Dirigenten bei den Auslandstourneen in Spanien und Portugal zu Zerwürfnissen mit dem Propagandaministerium und dem Auswärtigen Amt gekommen war, äußerte Clemens Krauss gegenüber Reichsleiter Martin Bormann den „Wunsch“, „ihn der Aufsicht des Reichspropaganda-Ministeriums zu entziehen und unter das Protektorat des Führers zu stellen“. Dies wurde von Bormann jedoch nicht unterstützt. Clemens Krauss dürfte daraufhin seine Pläne zur Rückkehr in die alte Heimat forciert haben, seinen Vertrag in München verlängerte er im August 1944 nicht mehr und im Mai desselben Jahres fing das Reichspropagandaamt München–Oberbayern eine Telegramm ab, „das den Gauleiter vielleicht interessieren wird. Der Wortlaut dieses Fernschreibens des Reichspropagandaamtes Wien ist folgender: ‚Ich bitte festzustellen, ob sich Generalintendant Krauss in München aufhält. In diesem Falle wäre ich dankbar, wenn sie ihm mitteilen würden, dass ich für ihn eine Wohnung gefunden habe und ihn bitte mich wissen zu lassen, wann er wieder nach Wien kommen wird. Für eine Verständigung über das Veranlasste wäre ich ihnen dankbar. Heil Hitler! gez. Ed. Frauenfeld. Amtsleiter RPA. Wien.‘“ Dem schloss der Sachbearbeiter des bayerischen Propagandaamtes an: „Ich bitte um Weisung, ob ich das Fernschreiben an Generalintendant Krauß weitergeben soll.“ Hitler und Goebbels setzten den Dirigenten Clemens Krauss nichtsdestotrotz auf die Sonderliste der „Gottbegnadeten“ des „Dritten Reichs“.
Nachkriegszeit
Zu Kriegsende befand sich Clemens Krauss in Wien. Nach der Einnahme der Stadt durch die Rote Armee trachtete die sowjetische Besatzungsmacht, das kulturelle Leben der Stadt so schnell als möglich wieder in Gang zu bringen. Clemens Krauss wurde daher von der sowjetischen Kulturverwaltung mit dem Dirigat des ersten Konzerts der Wiener Philharmoniker am 27. April 1945, also eineinhalb Wochen vor dem offiziellen Ende des Zweiten Weltkriegs, im Großen Konzerthaussaal betraut. Da Clemens Krauss niemals der NSDAP oder einer ihrer Verbände angehörte, musste er sich keinem Entnazifizierungsverfahren in Österreich bzw. einem Spruchkammerverfahren in Deutschland stellen. Nichtsdestotrotz wurde ihm aufgrund seiner umfangreichen Involvierung in den NS-Kulturbetrieb, seiner führenden Stellung in verschiedenen Institutionen und seiner Nähe zu den führenden Personen des „Dritten Reichs“ von alliierter, österreichischer und deutscher Seite ein Dirigierverbot auferlegt. Dieses wurde 1947 aufgehoben, fortan dirigierte er wieder regelmäßig in Wien. Da Bernhard Paumgartner und Gottfried von Einem anhaltenden Widerstand gegen Clemens Krauss an den Tag legten, kehrte er erst 1952 an das Dirigentenpult der Salzburger Festspiele zurück, er leitete die nunmehr reguläre Uraufführung von „Die Liebe der Danae“ und zwei Orchesterkonzerte der Wiener Philharmoniker, eines davon mit Viorica Ursuleac als Solistin. Im darauffolgenden Jahr dirigierte er abwechselnd mit Karl Böhm die Richard Strauss-Oper „Der Rosenkavalier“.
Am 13. August 1945 heiratete Clemens Krauss in zweiter Ehe seine langjährige Partnerin Viorica Ursuleac am Standesamt Wien IV./V., knapp drei Monate später meldeten sich beide am 5. November in der Wohnung in Schloss Leopoldskron offiziell an. Dass Krauss noch immer seine Dienstwohnung im „arisierten“ Schloss hatte, schien besonders den sowjetischen Alliierten zu missfallen, die in ihrem Presseorgan „Österreichische Zeitung“ Anfang Februar 1946 durchaus plakativ unter dem Titel „Salzburger Reiseeindrücke“ auch über den Dirigenten berichtete: „Da ist zum Beispiel Clemens Krauß, der berüchtigte Nazidirigent, der in der ‚Verbotszeit‘ der Wiener Oper ostentativ den Rücken kehrte, nach München ging und einige ganz prominente Mitglieder, die ebenfalls mit den Braunen sympathisierten, mit sich zog. Oesterreich hätte mehr als genug Grund, diesen Mann nicht innerhalb der Grenzen zu dulden. Er wird nicht nur geduldet – er sitzt im Schloß Leopoldskron, das einst Max Reinhardt gehörte, und führt dort ein Leben in Saus und Braus.“ Von Schloss Leopoldskron übersiedelten sie am 4. April 1946 in die Nesselthalerstraße 17.
Obwohl die Meldekarte nahelegt, dass Krauss und Ursuleac ununterbrochen in Salzburg waren, ist erneut nicht klar, wie lange bzw. häufig das Ehepaar vor Ort war, denn zu Jahresbeginn 1946 berichteten die Zeitungen von einem Aufenthalt von Clemens Krauss und Viorica Ursuleac in London. Dort erhielt der Dirigent die Nachricht, dass er nunmehr auch wieder nach Deutschland einreisen und dort dirigieren durfte.
Das Künstlerpaar bezog schließlich Quartier in Ehrwald in Tirol. Clemens Krauss starb am 16. Mai 1954 überraschend während einer Konzertreise in Mexiko City. Sein Leichnam wurde nach Österreich überführt und am 12. Juli in Ehrwald beigesetzt.
Straßenbenennung
In der „Übersicht zur Straßenbenennungsbesprechung des Unterausschusses am 5. Sept. 1969“ finden sich unter Vorgang „VIb KG Aigen“ zwei „Straßenzüge südlich Girardi- und Gaisberstraße“, für die ein „Amtsvorschlag (Festspielkünstler)“ vorlag, nämlich die Benennung nach Erich Kleiber und Clemens Krauss. Bei den beiden handelte es sich um „2 berühmte bereits verstorbene Dirigenten der Sb. Festspiele (in Parsch / Aigen befindet sich bereits eine Benennungsreihe von Festspiel- und Bühnenkünstlern“. Wie sich wohl erst nach Versendung dieser Unterlage herausstellte, sollten nicht zwei, sondern drei Straßenzüge neu benannt werden, weshalb in der Sitzung offensichtlich eine nicht dokumentierte neue Gewichtung vorgenommen wurde. Der Unterausschuss einigte sich auf die Benennung je einer Straße nach Maria Cebotari, Clemens Krauss und Joseph Messner. Weshalb der Namen von Erich Kleiber nicht mehr berücksichtigt wurde, geht aus den Akten nicht hervor. Der Amtsbericht des Kulturamtes, der am Tag der Besprechung ausgefertigt wurde, schlug demgemäß die Benennung nach Clemens Krauss „(verst. Dirigent der Salzburger Festspiele)“, vor. In den beiliegenden Erläuterungen führte das Kulturamt über ihn aus, dass er „nach verschiedenen Tätigkeiten als Chordirektor und Opernkapellmeister in Deutschland und Österreich 1929 Direktor der Wiener Staatsoper“ geworden war, „1934 Direktor der Berliner Staatsoper“ und „1937 bis 1944 Intendant in München“. Er „leitete ab 1939 (sic) die Salzburger Festspiele und war nach 1945 wieder Dirigent in Wien. Krauss galt als hervorragender Operndirigent (vor allem der Werke von Richard Strauss, zu dessen persönlichen Freunden er zählte). Er ist Mitverfasser von Strauss‘ ‚Capriccio‘.“ Vom Kulturausschuss wurden in seiner Sitzung am 16. September 1969 „die im Amtsbericht vorgeschlagenen Straßenbenennungen (…) ohne jeden Alternativvorschlag einstimmig angenommen“ und die Weiterleitung an den Stadtsenat zur Beschlussfassung veranlasst. Diese erfolgte am 6. Oktober 1969. Die Benennung der „Clemens-Krauss-Straße“ wurde in der Gemeinderatssitzung am 21. Oktober 1969 einstimmig (19 SPÖ, 13 ÖVP, 8 FPÖ) beschlossen.