Dr. Franz Karl Ginzkey

Biografie als PDF mit Quellen und Literatur:

Schriftsteller

* 8. September 1871 in Pola (Kronland Istrien, heute Pula, Kroatien)

† 11. April 1963 in Wien

Benennung des Platzes: Ginzkeyplatz, beschlossen am 18. Oktober 1968

Lage: Morzg/Alpensiedlung; zwischen Alpenstraße und Adolf-Schemel-Straße.

 

Franz Karl Maria Ginzkey wurde am 8. September 1871 in Pola (heute Pula, Kroatien) als Sohn des Marienoffiziers Franz Ginzkey und von Mathilde, geb. Würkner, geboren. Am 8. November 1900 heiratete Ginzkey in Pernegg in der Steiermark Stefanie Stoiser, sie blieben kinderlos. Ginzkey besuchte die Marinevolksschule, Marine-Unterrealschule in Pola, absolvierte drei Jahre die Marine-Akademie in Fiume (heute Rijeka, Kroatien) und zwei Jahre die Infanteriekadettenschule in Triest. Bis 1897 war Ginzkey Infanterieoffizier in der k. u. k. Armee in Triest und Pola sowie provisorischer Kommandant der als Kaserne für das Rainer-Infanterieregiment genutzten Festung Hohensalzburg. Von 1897 bis 1912 arbeitete er als Kartograph am Militärgeographischen Institut in Wien. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er dem Kriegsarchiv und dem Kriegspressequartier zugeteilt, er verfasste als Kriegsberichterstatter Texte für die „Neue Freie Presse“.

 

Schriftsteller in Salzburg

1920 schied Franz Karl Ginzkey aus dem aktiven Dienst, er übersiedelte nach Salzburg, war fortan als freier Schriftsteller tätig und leitete die Zeitschrift „Bergland“. Bereits während seiner Offizierslaufbahn hatte er zunächst unter dem Pseudonym „Heinrich Hege“ erste Gedichte in Peter Roseggers „Heimgarten“ veröffentlicht, ab dem 30. Lebensjahr dann unter eigenem Namen Gedichtbände, Lyrik, Natur- und Heimaterzählungen, Novellen, Kinderbücher, am bekanntesten „Hatschi Bratschis Luftballon“ (1904), das „negative Stereotype“ transportierte und „in den 1930er Jahren auch mit antisemitischen Karikaturen ergänzt“ wurde, sowie Romane wie „Der von der Vogelweide“ (1912). Seine Werke „Die Reise nach Komakuku“ (1923) und „Der seltsame Soldat“ (1925) zeigen ihn als dichterischen Chronisten der k. u. k. Armee. Ginzkey zählt zu den neuromantischen Lyrikern und Novellisten. In Salzburg war Ginzkey an der Gründung der Salzburger Festspiele beteiligt und gehörte dem Kuratorium an. Er war freundschaftlich mit Max Mell, Stefan Zweig, Anton Faistauer und Carl Zuckmayer verbunden. Als Präsident der Salzburger Literarischen Gesellschaft war er auch ein Förderer von Karl Heinrich Waggerl.

Ginzkey war nach dem Ersten Weltkrieg ein Vertreter des Anschlusses an das Deutsche Reich, den er als „kulturelle Notwendigkeit“ betrachtete. Daher engagierte er sich 1921 für die Volksabstimmungen über einen Anschluss und fand dafür folgende Verse:

„Große Stunde, die ich meine, tritt hervor und werde Licht!

Daß sich Stamm dem Stamm vereine, bess’re Heimat weiß ich nicht.

Haß der Welt und Sklavenschande heißt das Leid, das uns geschah,

Nimm Dein Kind vom Donaustrande an dein Herz, Germania.“

Auf einem Spendenschein des Schulvereins „Südmark“, dessen Mitglied er war, erschienen zu Wilhelm Raabes Illustration „Auch in Ketten vorwärts!“ Ginzkeys Ausführungen über „geeintes Volkstum“, die auch das „Salzburger Volksblatt“ zitierte: „Gewiß auch in Ketten vorwärts, aber – in Einheit! Dem Haß einer Welt, den wir zur Genüge an und erfahren haben, würde das Gelächter und schließlich auch die Verachtung einer Welt folgen, wenn wir das oberste Gesetz allen Lebenswillens an uns selbst nicht befolgen wollten: ein organisches Gebilde zu sein. So wie einem Manne, verzeiht man auch einem Volke nicht Charakterlosigkeit, worunter zu verstehen ist: Vernachlässigung der eigenen Wesensart und Wesenseinheit. Täten wir das, gäben wir den Gedanken und die Hoffnung auf geeintes Volkstum und auf staatliche Einheit auf, so sind wir wahrhaft und für immer besiegt, nämlich auch in der Seele. Den Grabgesang sänge uns das Gelächter einer Welt, die gar wohl zu sein vermochte, was uns allein versagt blieb: eine Kette von in sich geeinten Völkern.“

Im Jahr 1931 wurde Ginzkey von der Universität Wien mit dem Ehrendoktorat geehrt. 1932 bot er dem Burgtheater ein Schauspiel an, das der Direktor ablehnte, da das Szenarium zu wenig Substanz für ein Drama habe. 1934 erschien Ginzkeys Reiseführer über Salzburg und das Salzkammergut. Nach der Tagung des P.E.N.-Clubs in Ragusa (heute Dubrovnik, Kroatien) 1933 bekannte er sich gemeinsam mit anderen Schriftstellerkolleg*innen zum Austritt aus der Schriftstellervereinigung, die die Vorgänge in Deutschland kritisiert hatte. Bereits 1931 war er aus der Freimaurerloge „Zukunft“ ausgetreten, der er seit 1919 angehört hatte.

1934 wurde Ginzkey für die Berufsgruppe der Künstler Mitglied des „Staatsrats“, was er bis 1938 blieb, und agierte als Juror bei der Verleihung des Österreichischen Staatspreises. Da er seine „völkisch-nationale Gesinnung“ nicht verleugnete, beschrieb ihn Klaus Amann als „Brückenbauer“ zwischen Austrofaschismus und Nationalsozialismus. 1935 wurde er Vorsitzender der Adalbert-Stifter Gesellschaft. Ginzkey war Mitglied im „NS-Kampfbund für Deutsche Kultur“ und ab 1936 im „Bund deutscher Schriftsteller Österreichs“. Diese um die Jahreswende 1936/37 gegründete Organisation gab nach dem „Anschluß“ das „Bekenntnisbuch österreichischer Dichter“ heraus, zu dem Ginzkey einen Text beisteuerte.

 

NS-Zeit

Kurz nach dem „Anschluß“ wurde am 16. März 1938 Ginzkeys Salzburger Wohnung in der Imbergstraße 26 polizeilich durchsucht. Nach Meldung vom 22. März beruhte dies auf einer „irrigen Anzeige“. Ginzkey habe zur Untersuchungszeit in Wien an den „Empfangsfeierlichkeiten“ teilgenommen. Seine Tätigkeit als Staatsrat wurde Ginzkey im Nationalsozialismus von einigen negativ angerechnet, so schrieb Kurt Künkler im April 1938 in den „Wiener Neuesten Nachrichten“, dass Ginzkey als Dichter „konsequenter war als in seiner politischen Haltung, die mitunter schwankte“. Dagegen setzte sich Ginzkey, der „hierin einen schweren Vorwurf gegen meine nationale Ehre und meinen guten Ruf als deutscher Dichter und deutscher Mensch erblicke“, im „Salzburger Volksblatt“ zur Wehr. Er habe die Funktion nicht bekleiden wollen, sei aber berufen worden. „Ich bekannte mich im Staatsrat offen und rückhaltlos als nationaler Dichter.“ Die nationalen Staatsräte hätten im „Reich“ angefragt, es sei ihnen beschieden worden, dass es „für die deutsche Sache durchaus von Vorteil“ sei, „wenn Männer unserer Art im Staatsrat wären, weil sie manches verhindern und manches auch wieder gut machen könnten“. Daher habe er sich „die ganze Zeit hindurch, meiner nationalen Gesinnung gemäß“, betätigt. „Ich unterhielt auch rege Verbindung mit zahlreichen Männern nationaler und nationalsozialistischer Gesinnung, wofür ich jederzeit die nötigen Beweise erbringen kann.“ Zudem verwies Ginzkey auf seinen Beitritt zum „Bund der deutschen Dichter (recte: Schriftsteller) Österreichs“, der seine Gesinnung ausreichend belege.

Im April 1938 erschien im „Vorarlberger Tagblatt“ wie zur Bestätigung seiner Verteidigung eine Erzählung Ginzkeys, die in der „Verbotszeit“ in der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“ in Berlin publiziert worden war. Ginzkey schilderte darin, dass er als „Fähnrich in Braunau“ stationiert war, als Hitler drei Jahre alt gewesen sei und schwelgte in großdeutschen Überlegungen. Es sei die „Gewißheit des letzten geistigen Einverständnisses aller Stämme des großen deutschen Vaterlandes“, dass „wir alle (…) das gewaltige, geheimnisvolle, unsterbliche Erbgut der deutschen Seele zu verwalten“ hätten.

Im Mai/Juni 1938 übersiedelte Ginzkey zurück nach Wien. Obwohl er noch nicht Mitglied der NSDAP war, blieb er kommissarischer Leiter der Adalbert Stifter Gesellschaft, bei einer Lesung mit Bruno Brehm und Karl Hans Strobl im Dezember 1938 begrüßte Ginzkey „die Dichter, die von Anbeginn ihres Wirkens ihre Werke in den Dienst der idealen Förderung für das großdeutsche Vaterland gestellt hätten“. Den Vorsitz der Gesellschaft weiterführen zu können, nannte er später als ein Hauptmotiv seiner NSDAP-Mitgliedschaft.

 

Der holprige Weg zur NSDAP-Mitgliedschaft

Offiziell wurde Ginzkey mit 1. Jänner 1942 Parteimitglied der NSDAP in der Ortsgruppe Alt-Lainz in Wien und erhielt die Nummer 8.751.771. Angesucht hatte er laut Gaukartei im März 1941. Allerdings hatte er wohl bereits 1939 einen Aufnahmeantrag in die Partei und in die Reichsschrifttumskammer gestellt, der jedoch blockiert worden war. Ginzkey war zunächst trotz seiner Mitgliedschaft in der Loge „Zukunft“, aus der er 1931 ausgetreten war, positiv beurteilt worden, als Verdienst wurde ihm angerechnet, dass er nationalsozialistisch eingestellte Schriftsteller aus dem Gefängnis befreit habe. Der Kreisleiter des Kreises Wien V zog seine positive Bewertung allerdings nach einem Gespräch mit dem Kreisleiter Wien I, Hans Berner, zurück, weil Ginzkey eine „Doppelrolle gespielt hat. Einerseits betätigte er sich schwer vaterländisch, um sich schließlich zum Staatsrat in der Aera Schuschnigg hochzukurbeln, andererseits betonte er seine nationale Einstellung in dem Augenblick, in dem er ins Altreich fuhr, um seine persönlichen Interessen dort wahrzunehmen.“ Das Gaupersonalamt forderte nun Berner um Abgabe seiner Beurteilung auf, welche negativ ausfiel. Berner fügte seinem Gutachten noch eine „persönliche Anmerkung“ hinzu und berichtete, dass bereits 1938 Gauleiter Julius Streicher über den stellvertretenden Gauleiter Karl Holz beim Wiener Gauleiter Odilo Globocnik für Ginzkey interveniert habe. Nach dem Gutachten der Kreisleitung habe Globocnik weitere Interventionen abgelehnt: „Dr. Ginzkey ist der Typus des konjunkturwitternden Salonliteraten und es ist nur bedauerlich, dass diese schöngeistelnde Kreatur, ähnlich wie der sattsam bekannte Perkonig, von gewissen altreichsdeutschen Blättern und leider auch vom V.B. [Völkischer Beobachter; Anm. d. Verf.], immer wieder als ‚deutscher’ Dichter hingestellt wird.“ Im eigentlichen „Gutachten“ führte Berner aus: „Dr. Ginzkey galt während der Kriegs- und Nachkriegszeit als Liberaler, der in seiner Dichtung einen gewissen schönheitlichen (sic) Geist verrät, ohne national bedingt zu sein. Dies offenbart sein Roman, Der von der Vogelweide, und seine Haltung als Schriftleiter der ‚Republik’, des nationaldemokratischen Abendblattes. In der Systemzeit wurde Ginzkey Staatsrat und genoß bei Schuschnigg so viel Vertrauen und Ansehen, daß er mit der Abfassung einer Staatshymne betraut, bei den verschiedenen Empfängen, Dichterabenden und auch bei der Dichterkrönung in Klosterneuburg besonders geehrt und als Dichter ihrer Richtung gefeiert wurde. Dr. Ginzkey ist ein sehr schmiegsamer und leisetretender Charakter und versucht, durch ein liebenswürdiges Benehmen nirgends anzustoßen. Aber unverhüllt war seine Vorliebe für die Juden. Er arbeitete ständig mit Stefan Zweig in Salzburg für die dortigen Festspiele zusammen und ermöglichte dort ein bolschewistisches Gastspiel, in Wien war sein ständiges Absteigquartier im 8. Bezirk, Hamerlingplatz 7, bei seinem innigsten Freunde Paul Stefan (Grünfeld), dem größten Hetzer gegen das Reich in der ‚Stunde’ usw. Seit dem Umbruche ist Ginzkey selbstverständlich auch Nationalsozialist und versucht, bei der Partei in Geltung zu kommen. Nur im letzten Augenblicke konnte es die Partei verhindern, daß im Vorjahre bei einer Universitätsfeier Ginzkey die Festrede hielt.“ Der Verdacht der Freimaurerei wegen seiner früheren Logenmitgliedschaft war im Verhältnis zu den geäußerten Vorwürfen somit bereits nachrangig. Das Gaupersonalamt zog nun seine Beurteilung an die Reichsschrifttumskammer zurück, die Ginzkey allerdings bereits aufgenommen hatte und schilderte Ginzkey nunmehr als „Konjunkturritter ärgster Sorte“. Der Präsident der Reichsschrifttumskammer ging den Vorwürfen nach und konnte „keine Anhaltspunkte“ finden, „die eine solche Belastung zuliessen“. Ginzkey habe sich, bevor er als Staatsrat tätig wurde, „beim Auswärtigen Amt darüber vergewissert (…), dass von hier aus diese Berufung gewünscht werde“. Zudem würden sowohl seine Mitgliedschaft beim „Bund der deutschen Schriftsteller Österreichs“ als auch sein „Schrifttum“ für ihn sprechen. Daher bat die Reichsschrifttumskammer um Unterlagen und Beweise für die aufgestellten Behauptungen. Mittlerweile war die Causa jedoch bereits vor dem Gaugericht der Partei gelandet. Dieses hatte selbst bis zum 70. Geburtstag Ginzkeys 1941 noch keine Entscheidung gefällt, weshalb unklar blieb, in welcher Form dieser öffentlich begangen werden sollte. Allerdings sei eine „aktive Gegnerschaft zur NSDAP (…) nicht nachzuweisen“. Ginzkey hatte nunmehr ein Gnadengesuch an die Kanzlei des Führers gestellt. Diese erließ am 14. Dezember 1941 einen Gnadenerlass, wonach Ginzkey „trotz früherer Logenzugehörigkeit (…) ohne Einschränkung der Mitgliedsrechte in die NSDAP aufgenommen wird“. Nachdem seine Aufnahme somit gestattet war, wurde das Verfahren vor dem Gaugericht eingestellt.

Trotz der noch ungeklärten Mitgliedschaft veröffentlichte Franz Karl Ginzkey weiter Werke in Zeitungen, veröffentlichte einen Gedichtband im „Bergland“-Verlag und war mit Lesungen aktiv, beispielsweise auch auf Einladung des NS-Lehrerbundes in Salzburg. Auch zu seinem 70. Geburtstag 1941 wurde er sowohl in der Presse als auch von Parteigranden gewürdigt. Propagandaminister Joseph Goebbels übermittelte telegraphisch seine Glückwünsche und in Wien wurde Ginzkey durch Stadtrat Dr. Leopold Tavs der Ehrenring der Stadt Wien überreicht. Da Ginzkey „dem Großdeutschen Reich und dem neuen Europa noch viel zu sagen habe“, wünschte Tavs „ungebrochene Schaffenskraft zum Ruhme der deutschen Dichtkunst“.

Ginzkey war Bestandteil der nationalsozialistischen Künstlerszene, nahm auf Einladung von Gauleiter Gustav Adolf Scheel 1942 an einem Künstlertreffen in Salzburg teil, veröffentlichte Texte und verfasste auch Propagandalyrik, etwa 1943 in der Zeitschrift „Oberdonau“ das Gedicht „Heimkehr des Panzerschützen“, in dem es hieß: „Treu der Pflicht das Äußerste zu wagen; Hieß er Schweigen seines Herzens Not; Tod zu säen war ihm aufgetragen; und er säte unerbittlich Tod.“

 

Entnazifizierung

Nach 1945 stellte Franz Karl Ginzkey, der ab 1944 vor allem in Seewalchen am Attersee lebte, seine Parteimitgliedschaft als Reaktion auf die Angriffe gegen seine Person dar. Er habe sich vor weiteren „Verfolgungen“ schützen wollen. Der „Völkische Beobachter“ habe ihn geschnitten, später habe er von sich aus eine Mitarbeit abgelehnt. Vom Unterrichtsministerium sei ihm mitgeteilt worden, dass er nicht mehr gefördert werde. Zudem behauptete er in seiner Rechtfertigung, dass nationalsozialistische Buchhändler sich geweigert hätten, seine Werke zu führen und dass seine Gedichtsammlung „Vom tieferen Leben“ auf eine Verbotsliste gesetzt worden sei (an anderer Stelle schreibt er, sie sei nicht empfohlen worden), sie wurde jedoch vom Staackmann-Verlag Leipzig 1938 herausgegeben und in der Presse besprochen.

Ginzkey stellte sich als unpolitisch dar und folgte dem typischen Rechtfertigungsmuster vieler ehemaliger Nationalsozialisten, keine Vorteile aus seiner Mitgliedschaft gezogen zu haben. Er habe sich „als Mensch und Dichter von jeder Einmischung in parteiliche Bestrebungen“ freigehalten. Angesichts der wechselnden Regime zu seiner Lebenszeit sei er „immer der gleiche geblieben“. Er habe lediglich „eine innerliche (friedliche) Verständigung zwischen Oesterreich und dem Reiche“ ersehnt, „um unserer tausendjährigen kulturellen Verbindung willen“, allerdings bald „eine schlimme Bedrohung österreichischer Wesensart“ erkannt. Die Parteimitgliedschaft habe ihm ermöglicht, „meiner inneren Stimme treu bleiben und meine bisherige Tätigkeit im Dienste der österreichischen Heimat so ziemlich ungestört fortsetzen“ zu können.

 

Nachkriegszeit

Die vom späteren VdU-Gründer Herbert Kraus herausgegebene Zeitschrift „Berichte und Informationen“ bescheinigte Ginzkey 1946, sein Schaffen sei „unbeeinflußt vom Zeitgeschehen“. „Das berechtigte Mißtrauen der Öffentlichkeit allen Dichtern gegenüber, deren Werke während der NS-Zeit weiterverlegt wurden, hat sich bei Ginzkey nicht bestätigt.“ Ginzkeys Bücher wurden nach 1945 neu aufgelegt, er hatte lediglich ein Schreibverbot für Zeitschriften, das jedoch 1947 auslief. In Korrespondenzen mit Verlegern bezeichnete er sich selbst als „ein sogenannter kleiner Nazi“ und meinte offenkundig etwas larmoyant, es sei „besser, vorerst noch in freiwilliger Zurückgezogenheit ein wenig ‚Buße’ zu tun und mich in Wiener Zeitungen noch nicht zum Worte zu melden. Ich möchte gewissen Kollegen der Feder nicht Gelegenheit geben, an mir eine kleine journalistische Prügelstrafe zu vollziehen.“ Seine Werke erschienen nach 1945 u. a. im Wiener Verlag sowie beim bekannt deutsch-völkischen Leopold Stocker Verlag Graz, darunter 1948 das autobiografische Buch „Der Heimatsucher“. Sein Werk, in dem sich „Indifferenz gegenüber den aktuellen zeitgeschichtlichen Erfahrungen ausdrückt“, erfreute sich bis in die 1970er Jahre großer Beliebtheit. Ginzkey erhielt in der Zweiten Republik zahlreiche Ehrungen, darunter den Professorentitel (1951), den Preis der Stadt Wien für Literatur (1954), erneut den Ring der Stadt Wien (1956), den Kunstpreis für Dichtung des Bundesministeriums für Unterricht und den Großen Österreichischen Staatspreis (1957), den Ehrenpreis für Wissenschaft und Kunst (1957) und den Wappenring der Stadt Salzburg (1956).

Franz Karl Ginzkey starb am 11. April 1963 in Wien im Alter von 92 Jahren. Sein Ehrengrab am Zentralfriedhof wurde am 24. Februar 2015 von der Stadt Wien in ein „Historisches Grab auf Friedhofsdauer mit Obhut“ umgewidmet. Der Wiener Gemeinderat hatte diese Kategorie historischer Gräber 2012 eingeführt, um Grabstätten bedeutender Persönlichkeiten, deren Wirken umstritten ist, ohne Ehrbekundung zu erhalten. In Wien erinnert zudem eine Gedenktafel am ehemaligen Militärgeographischen Institut an seine dortige Tätigkeit. Die städtische Wohnhausanlage in der Johannesgasse 9–13, in dem er von 1956 bis zu seinem Tod wohnte, wurde 1964 nach dem Dichter „Ginzkeyhof“ benannt. Im „Bedenkjahr“ 1988, gleichzeitig das 25. Todesjahr Ginzkeys, wurde in der Gemeinde Seewalchen, deren Ehrenbürger der Schriftsteller seit 1950 war, nach einer öffentlichen Diskussion verhindert, dass das Seewalchener Schulzentrum nach Ginzkey benannt wurde.

 

Straßenbenennung

Im Zusammenhang mit der Abstimmung einer Reihe von Straßenbenennungen regte Stadtrat Heinrich Salfenauer (SPÖ) in der Sitzung des Stadtsenates am 8. Mai und des Gemeinderates der Landeshauptstadt Salzburg am 23. Mai 1967 an, „eine Straße nach Franz Karl Ginskey (sic) zu benennen. Wie Gemeinderat Dr. Jonak vorschlug, sollte es ein Straßenzug in Leopoldskron sein.“ Offensichtlich blieb der Name als Vorschlag beim Kulturamt vorgemerkt, die geografische Lage sollte sich jedoch ändern. In der „Übersicht zur Straßenbenennungs-Besprechung des Unterausschusses am 11.6.1968“ war unter „XI Alpensiedlung“ vermerkt: „Straße 5 (von Obuskehre ostwärts). Straßen 1 bis 4 wurden bereits im Vorjahr benannt.“ Namensvorschlag für diese „Straße 5“ findet sich in der Unterlage noch keiner, doch im Amtsbericht der Kulturabteilung, der aus der Besprechung hervorging, war als „Vorschlag“ für die „Straße 5 (lt. Plan), die von Obuskehre ostwärts führt und eigentlich bereits die Breite eines Platzes einnimmt“, der „Ginzkeyplatz“ formuliert. In den beiliegenden Erläuterungen wurde Ginzkey als „österreichischer Dichter“, der „einen großen Teil seines Lebens in Salzburg (Seewalchen am Attersee)“ verbracht hatte, bezeichnet. Ginzkey war „als Lyriker und Erzähler weit über Österreich hinaus bekannt“, hatte „zahlreiche Gedichtbände, Dichtungen für Kinder, Novellen und Romane“ publiziert. Ein „Teil seines dichterischen Werkes zeugt von seiner tiefen Verbundenheit mit der Stadt Salzburg. Zweimal Zuerkennung des Bauernfeldpreises, Träger des Wappenringes der Stadt Salzburg (1956), Ehrendoktor der Universität Wien.“ Der Kulturausschuss stimmte diesem Vorschlag in seiner Sitzung vom 15. Oktober 1968 zu und leitete ihn an den Stadtsenat weiter. Die Liste der Straßenbenennungen scheint vom Senat akzeptiert worden zu sein, wobei von einer entsprechenden Sitzung kein Protokoll vorhanden ist. In seiner Sitzung vom 18. Oktober 1968 beschloss der Gemeinderat der Stadt Salzburg die Benennung des „Ginzkeyplatzes“ einstimmig (17 SPÖ, 9 ÖVP, 7 FPÖ).