Karl Reisenbichler
Maler
* 2. März 1885 in Attersee, Oberösterreich
† 21. Dezember 1962 in Salzburg
Benennung: Karl-Reisenbichler-Straße, beschlossen am 30. Juli 1965
Lage: Aigen-Glas; von der Glaserstraße zur Franz-Schrempf-Straße.
Karl Borromäus Reisenbichler kam am 2. März 1885 in Attersee (Bezirk Vöcklabruck, OÖ) zur Welt. Seine Eltern Karl und Maria führten das Hotel „Attersee“, „unmittelbar am See mit prachtvoller Aussicht auf das Hochgebirge“, so eine zeitgenössische Annonce. Bereits drei Jahre zuvor war die Schwester Maria Theresia geboren worden. Unstet war Karl Reisenbichlers frühe Kindheit, führten die Eltern doch in den Sommermonaten 1887 und 1888 auch das Mattig-Bad in Mattighofen, ehe sie 1890 das Gasthaus „Zur Post“ in Ebensee und die Restauration für die Dampfschiffe auf dem Traunsee pachteten. Im Oktober 1892 zog die Familie nach Steyr, wo der Vater das Hotel „Schiff“ übernahm. Als sie nur drei Jahre später nach Vöcklabruck gingen, wusste die Linzer „Tages-Post“ über den Vater zu berichten: „Reisenbichler, eine in ganz Oberösterreich bekannte Persönlichkeit, hatte sich in Steyr viele Freunde erworben, welche ihn und seine liebwerte [sic] Familie ungern scheiden sehen.“ Eine Saison später taucht Reisenbichler als Pächter des Gasthofs „Zur Krone“ in Ebensee auf. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts übersiedelte die Familie nach Wien. In „Lehmanns Allgemeinem Wohnungsanzeiger“ für Wien scheint Karl Reisenbichler senior ab dem Jahr 1905 als „Hotel-Geschäftsführer“ mit der Wohnadresse Rechte Bahngasse 8 im III. Bezirk auf. Anlässlich der Silbernen Hochzeit von Karl und Maria Reisenbichler im November 1906 vermeldete die „Tages-Post“: „Herr Reisenbichler, jetzt Hotelverwalter in Wien, war früher Gasthofbesitzer am Attersee, Traunsee, in Steyr, Vöcklabruck und Mattighofen und ist eine in Oberösterreich sehr bekannte und beliebte Persönlichkeit.“
Die Schullaufbahn von Karl Reisenbichler junior lässt sich bislang nur bruchstückhaft nachzeichnen. Unklar ist, wo er die Volksschule und die ersten drei Jahre des Gymnasiums absolvierte. Von 1899 bis 1901 besuchte er nachweislich die vierte und fünfte Klasse am k.k. Akademischen Gymnasium in Wien. Ob die Mutter mit den Kindern bereits nach Wien gezogen war und der Vater in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts noch in Ebensee lebte, bleibt zu erheben. Karl Reisenbichler junior hatte zeitlebens eine enge Verbindung zum Salzkammergut, insbesondere zu Ebensee und Mondsee, wo die Großeltern mütterlicherseits, Karl und Theresia Gugg, geborene Raudaschl, eine Fleischhauerei betrieben.
Studium in Wien und erste künstlerische Arbeiten
In der Residenzstadt des Kaisers nahm Karl Reisenbichler nach Abschluss der Schule das Studium der Musik auf, wechselte jedoch 1902 an die Akademie der bildenden Künste, wo er Malerei und Grafik beim Historien- und Porträtmaler Christian Griepenkerl, dem Radierer und Kupferstecher William Unger und dem Porträt- und Genremaler Alois Delug belegte.
Ähnlich wie sein 1907 verstorbener Vater war auch Karl Reisenbichler ein geselliger Mann. Während seiner Studienzeit engagierte er sich im Verein der Oberösterreicher in Wien, wo er u. a. beim Ball in den Blumensälen im Februar 1904 Klavier spielte. Im November desselben Jahres wurde dem Vorstand des Vereins im Rahmen einer großen Feier anlässlich seines 80. Geburtstages „ein von einem kunstbegabten jungen Oberösterreicher, Kunstakademiker Karl Reisenbichler, gezeichnetes Gedenkblatt“ überreicht. Für das „Kostümkränzchen der Kunstakademiker“ im Frühjahr 1906 entwarf Reisenbichler die „Busch-Karikaturen“, mit denen der Gruppenumzug der Tänzerinnen und Tänzer, an dem er auch selbst teilnahm, eröffnet wurde. Unklar bleibt bislang, aufgrund welcher Verbindung Reisenbichler im selben Jahr bei der Wiedergründung des Schützenvereins Mittersill mitwirkte und als Schützenrat im Vorstand aktiv war.
Als Schüler der Akademie der bildenden Künste kann Karl Reisenbichler als durchaus erfolgreich bezeichnet werden. Am Ende der Studienjahre 1906/07 und 1907/08 waren Landschaftsarbeiten aus seiner Hand bei der Schulausstellung in den Räumlichkeiten der Akademie zu sehen. Zudem erhielt er für die besten Gesamtstudien der Klasse Unger den begehrten Gundel-Preis, den der kaiserliche Hofrat Paul Anton von Gundel 1782 der Akademie gestiftet hatte und der seit seiner Stiftung in Form einer Medaille jährlich jeweils an die besten Schüler der sechs Kunstklassen vergeben wurde. 1908 wurde Reisenbichler mit der Goldenen Füger-Medaille eine weitere Auszeichnung der Akademie zuerkannt, die er für die beste Lösung der Aufgabe „Es war einmal“ vom Professorenkollegium zugesprochen bekam.
Künstlerisch machte Karl Reisenbichler ab 1906 auch außerhalb der oben genannten Vereine und der Akademie auf sich aufmerksam. Für eine vom Lehrer und Schriftsteller Hans Fraungruber zusammengestellte Anthologie von Erzählungen für Kinder und Jugendliche mit dem Titel „Das lustige Buch“, erschienen in der Jugendbibliothek des Akademischen Verlages Wien, fertigte der 21-jährige Reisenbichler 60 Illustrationen an. Und er bewies noch vor Abschluss seiner Ausbildung Gespür für die künstlerischen Bedürfnisse der Zeitgenossinnen und Zeitgenossen. Aus Anlass des 60. Jahrestages des 60. Regierungsjubiläums von Franz Joseph I. brachte ein Wiener Kunstverlag im Mai 1908 einen „Original-Holzschnitt eines Kaiserbildes“ von Karl Reisenbichler heraus. „Ein Porträt des Kaisers in Original-Holzschnitt besteht nicht weiter. Es wurden nur wenige Abzüge gemacht. Von einer maschinellen Vervielfältigung wird, um die Wirkung des künstlerischen Holzschnittes zu erhalten, abgesehen. Das Kunstblatt, das in geschmackvoller Ausstattung zum Preise von 4 K[ronen] in den Handel kommt, dürfte gewiß Beifall finden.“ Im Zuge der Feierlichkeiten zum Kaiserjubiläum im gleichen Jahr gestaltete Reisenbichler gemeinsam mit seinem Kollegen Hugo von Preen, einem gebürtigen Braunauer, und dem Linzer Beamten Gustav Gattringer beim Huldigungsfestzug für Kaiser Franz Joseph den Zug der Oberösterreicher im Rahmen des Zugs der Kronländer. Mit 370 Personen, 30 Pferden und vier Wagen wurden Szenen zur Jagd (die Hofjagd des Kaisers in Bad Ischl befand sich ja in Oberösterreich), zur Bauernhochzeit und zum Glöckeln dargestellt. Über eine halbe Million Menschen verfolgte das Spektakel am 12. Juni 1908 auf der Prater- und Ringstraße. Der junge Künstler Reisenbichler, der im gleichen Jahr seine Ausbildung an der Akademie abschloss, war zwar prominent vertreten und sein Name in den Zeitungen der Monarchie genannt, offensichtlich ergab sich aus seiner Mitwirkung an diesem prestigeträchtigen Unternehmen jedoch kein längerfristiges künstlerisches Engagement. Der akademische Maler ging daher nach Mährisch-Ostrau (heute Ostrava, Tschechien), wo er von November 1908 bis November 1911 als Zeichenlehrer an der Deutschen Landesoberrealschule unterrichtete. Reisenbichler versuchte dort auch als Künstler wahrgenommen zu werden. So wurden im Dezember 1909 im Feuerwehrrüsthaus von Mährisch-Ostrau mehrere seiner Werke bei der VI. Kunst-Ausstellung des Industrie- und Gewerbemuseums gezeigt. Dass das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts für Reisenbichler in künstlerischer Hinsicht keine einfache Zeit war, legen auch andere Erwähnungen seiner Person in der zeitgenössischen Presse nahe. So finden sich etwa Notizen über ihn als Maler der Kaiserjubiläums-Gedenkscheibe für das Festschießen in Mittersill 1908, der Scheiben für das Freischießen in Unterach am Attersee 1909 oder für das Abschiedsschießen des Schützenmeisters von Gundertshausen 1911. Dass Reisenbichler 1912, vier Jahre nach seinem Studienabschluss, noch einmal im Rahmen der Schulausstellung der Akademie Bilder zeigte und der Rezensent des „Deutschen Volksblatt“ ihn und seine Kollegen als „vielversprechende Künstler“ apostrophierte, stützt diese Vermutung. In Mondsee, wo er alljährlich seinen Urlaub verbrachte, organisierte der Maler mit einem Kollegen „im Nebenzimmer des Koflerschen Gasthauses“ eine Kunstausstellung, bei der vom 19. bis 21. Oktober 1912 rund 70 Exponate mit Motiven aus Mondsee zu sehen waren, darunter auch eigene Werke. „Ein kurzer Blick in die Ausstellung zeigt uns ein Bild emsiger, stiller Kunsttätigkeit, einer Kunst im wahren Sinne des Wortes, einer Kunst, die erfreut“, so das vieldeutige Resümee im „Linzer Volksblatt“. Eine der gezeigten Arbeiten von Reisenbichler war das Ölgemälde „Heimkehr“, das bereits den ästhetischen Kern seines späteren Schaffens – die Jahre unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg ausgenommen – vorwegnahm. „Es stellt eine schlichte Bauernfamilie dar, die nach getaner Feldarbeit talwärts steigt. Im Hintergrund glänzt in herrlicher Abendbeleuchtung der Mondsee mit der Drachenwand.“
Übersiedlung in die Stadt Salzburg
1912 oder 1913 übersiedelte der 27-jährige Karl Reisenbichler in die Stadt Salzburg, er bezog Quartier in der Vierthalerstraße 4, 4. Stock, wo er auch sein Atelier hatte. Der freischaffende Künstler hielt sich recht und schlecht über Wasser, so wurden etwa im Buch „Die Leonsteiner. Eine Mär vom Wörther See“ von Julian Raudnitz fünf Illustrationen von Reisenbichler abgedruckt. Der akademische Maler annoncierte in den lokalen Zeitungen und bot seine Nachhilfe im Zeichnen, Malen, Radieren, Modellieren, Holzschnitt, Aktzeichnen etc. an. Gesellschaftlichen Anschluss suchte Reisenbichler in der Akademischen Landsmannschaft der Salzburger zu Wien, der er 1912 beitrat und die ihm wichtige Verbindungen für sein späteres Leben bescherte. Eine künstlerische Heimat fand er im Salzburger Kunstverein, dem er seit 1913 als Mitglied mit der Anteilscheinnummer 816 angehörte. Bei der Osterausstellung im Künstlerhaus 1913 waren seine Werke erstmals öffentlich in Salzburg zu sehen; von diesem Zeitpunkt an blieb Reisenbichler bei den Ausstellungen ständig präsent. Wie das „Salzburger Volksblatt“ zu berichten wusste, waren im Oktober 1913 Radierungen und Ölbilder von Reisenbichler auch im Schaufenster der Firma Kreiselmayer in der Schwarzstraße zu sehen. „Ein lebendig gemaltes Blumenstück, eine Landschaft und ein paar Genrebildchen geben ein übersichtliches Bild von der künstlerischen Art Reisenbichlers.“ Nachdem bei der Osterausstellung des Kunstvereins 1914 fünf Exlibris-Stiche und eine winterliche Mondseelandschaft von Reisenbichler gezeigt worden waren, unterbrach der Ausbruch des Ersten Weltkriegs das langsame künstlerische Fußfassen jäh.
Im Ersten Weltkrieg
Das Grundbuchsblatt zu Karl Reisenbichler und seiner militärischen Dienstleistung im k. u. k. Infanterieregiment Nr. 59 Erzherzog Rainer liegt im entsprechenden Bestand im Salzburger Landesarchiv nicht ein, daher orientiert sich die Rekonstruktion dieser Zeitspanne an publizierter Literatur. Derzufolge war Karl Reisenbichler als Kriegsfreiwilliger 1914/15 in Russland eingesetzt. Die in Linz erscheinende „Tages-Post“ brachte im August 1915 folgende Kurzmeldung, die wohl die Stimmung an der „Heimatfront“ im beginnenden zweiten Kriegsjahr stützen sollte und dabei gleichzeitig auch antisemitische Stereotype bediente: „Der akademische Maler Karl Reisenbichler, ein Salzburger, teilt uns unterm 5. d. M. aus dem Felde folgendes heitere Erlebnis mit: ‚Ich sitze in einem Lubliner Gasthof beim Nachtmahl. Ein kleiner Junge bietet mir polnische Zeitungen zum Kaufe an, die ich als echter ‚Landler‘ natürlich nicht lesen kann. Ich sage ihm, daß ich nicht polnisch verstünde, worauf er mir ganz unverfroren – einen Teil der Linzer ‚Tages-Post‘ vom 22. Juli hinhält. Der findige jüdische Junge hatte das Blatt jedenfalls hinter durchziehenden Truppen auf der Straße aufgelesen. Meine zwei Kopeken steckte er grinsend ein. So ist die ‚Tages-Post‘ jedenfalls die erste österreichische Zeitung, die in dem von uns besetzten Lublin kolportiert und verkauft wurde.[‘]“ Wann Reisenbichler vom östlichen Kriegsschauplatz zurückkehrte, ist unklar . Als Kadettaspirant war er ab 1916 als Kriegsmaler beim Infanterieregiment Nr. 59, dem Salzburger Hausregiment, engagiert. Noch im selben Jahr wurde er als Maler an die Front in Südtirol versetzt. Eine Auswahl der dort entstandenen Bilder zeigte der Salzburger Kunstverein bei der 33. Jahresausstellung im Sommer 1918, darunter „Monte Cimone unter Trommelfeuer“, „Gebirgssattel“, „Stellung der Rainer an der italienischen Front“ und „Übergang am Revallasattel“. Der Rezensent der „Salzburger Chronik“ war voll des Lobes für den Maler: „Daß er malen kann, sehen wir in den kleineren Formaten von Porträts, Blumenstücken, Landschaften und Genrebildern; aber er bringt noch anderes. Seine Kriegsbilder sind von wuchtigem Eindruck. Er stellt die Handelnden mitten zwischen die Bergriesen und Schneekolosse. Das Vorgehen unserer Braven kennzeichnet sich hier als aufopfernde Tat, die durch die sichtbaren Strapazen und Gefahren im Kampfe mit der Natur noch vergrößert und so zum historischen Ereignis wird.“ Ist diese Hervorhebung der propagandistischen Bilder von der Front noch aus der Zeit heraus erklärbar, so verwundert das anschließende Lob. „Das Letzte und Großartigste sind seine Totentänze. Wir stehen hier vor etwas ganz hervorragendem [sic], so etwas war noch nie da, es fehlt jeder Vergleich. Es ist eine elementare Gährung [sic], die sich in den wildesten Bewegungen Luft macht, die Gerippe werden leidenschaftlich in ihren Windungen und Krümmungen. Ein brünstiger Traum qualmt aus der Tiefe und nimmt Gestaltung an. In unendlichen Linienverschlingungen der Gebeine, ihrer Schatten und Farben wälzt sich der wirbelnde Tanz an uns vorüber, und dabei ist es kein Wirrwarr, alles ist klar und deutlich und verständlich. Entschieden offenbart sich darin ein ungeheures Talent. Einen Maßstab für dieses Bild haben wir nicht, wir können nur unsere Bewunderung äußern und raten allen die Besichtigung.“ Ehrung erfuhr Reisenbichler jedoch nicht für eines der beschriebenen Motive, die Jury des Kunstvereins unter dem Vorsitz von Präsident Ludwig Schmederer erkannte dem Künstler für sein Ölbild „Bildnis Th. K.“ die Medaille der Stadt Salzburg zu. Darüber hinaus konnte Reisenbichler im Zuge der Ausstellung ein Stillleben in Öl verkaufen. Wenige Wochen vor Kriegsende waren Werke des Künstlers bei der Kriegsgräberausstellung, die unter dem Protektorat von Kaiser Karl stand, in der Aula Academica zu sehen. Seinem Regiment blieb er auch nach dem Umbruch von 1918 treu. 1924 gestaltete er für sein Stammregiment das Umschlagbild des Gefechtskalenders, das den Titel „Unsere Rainer im Weltkrieg“ trug. Etliche Werke des Malers aus dem und über den Ersten Weltkrieg befinden sich seit den 1920er Jahren im Rainermuseum auf der Festung Hohensalzburg. Für seinen Kriegseinsatz erhielt Reisenbichler die Bronzene Tapferkeitsmedaille und das Karl-Truppenkreuz. In seinem Personalfragebogen für die Gauhauptstadt Salzburg gab er 1944 als Dienstgrad „Fahnenj. Feldw. 1914–1918“ an. Tatsächlich existierte der Rang des Fahnenjunker-Feldwebels in der Armee der Habsburgermonarchie nicht, sondern war die Bezeichnung für den Feldwebel in der Deutschen Wehrmacht, der die Offizierslaufbahn anstrebte. Diese Angabe Reisenbichlers deckt sich mit der in der Literatur genannten Charge eines Kadettaspiranten.
Totentänze und Nähe zum „Wassermann“
Schuf Karl Reisenbichler im Ersten Weltkrieg vornehmlich Kunstwerke, die die Armee – insbesondere das Infanterieregiment Nr. 59 – in einem positiv-heroischen Licht darstellten, so beschäftigte ihn das Gesehene künstlerisch über das Kriegsende hinaus. „Nach dem Krieg begann er seine teilweise grauenhaften Erlebnisse seelisch aufzuarbeiten. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Radierungen zum Thema Totentanz und anderen, zum Teil mystischen Themen.“ In dieser Phase seines Schaffens ähneln seine Werke jenen von Alfred Kubin und Albin Egger-Lienz, mit Letzterem er auch in regem Briefkontakt war. Nach Nikolaus Schaffer ist Karl Reisenbichler als „wichtigster Kriegsmaler Salzburgs im eigentlichen Sinn“ anzusehen. „Er hat sich von allen genannten Künstlern, denen das Kriegsthema kein echtes künstlerisches Anliegen war und die den Krieg als unwillkommene Unterbrechung ihres Künstlerdaseins betrachteten, weitaus am stärksten mit dem Thema identifiziert.“
Karl Reisenbichler war in den unmittelbaren Nachkriegsjahren künstlerisch äußerst aktiv. Er stellte 1919 bei der Frühjahrausstellung der Secession in Wien und im Salzburger Künstlerhaus aus, kuratierte eine Schau Salzburger Künstlerinnen und Künstler im Oberösterreichischen Kunstverein in Linz, bei der u. a. Arbeiten aus seinem „Totentanz“-Zyklus zu sehen waren, zeigte 1920 eigene Bilder bei der Herbstausstellung des Kunstvereins in Wels, entwarf Tuschezeichnungen für seine „Salzburger Mappe“, gestaltete Künstlerpostkarten und Exlibris für unterschiedliche Auftraggeber und illustrierte Notgeldscheine für das Land Salzburg, die Gemeinden Badgastein, Golling, Grödig, Hofgastein, Neumarkt am Wallersee, Seekirchen-Markt, Mondsee, St. Wolfgang und Grödig. „Die Gemeinde Mondsee hat vor einiger Zeit Notgeldscheine in der Höhe von 10, 20 und 50 Heller nach prächtigen Entwürfen des Malers Reisenbichler anfertigen lassen. Aber ehe auch nur ein einziger Schein im Verkehr gekommen war, hatte ein Wiener Jude die ganze Auflage um den Preis von 28.000 K angekauft, um damit bei Sammlern Geschäfte zu machen. Die Gemeinde Mondsee hat nun vom Maler Reisenbichler neue Entwürfe anfertigen lassen und diese zweite Serie des Mondseer Notgeldes wird demnächst, wenn sie nicht wieder aufgekauft wird, in den Verkehr kommen“, so ein Bericht im „Salzburger Volksblatt“ vom Mai 1920 mit unverhohlen antisemitischem Unterton.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war Karl Reisenbichler künstlerisch in die Nähe der Moderne gerückt, die sich in Salzburg in der neu gegründeten Künstlergruppe „Wassermann“ vereinigte und in Opposition zur Führung des hiesigen Kunstvereins stand. Reisenbichler war zwar offiziell kein Mitglied des „Wassermann“ und war als Künstler auch nie bei den Ausstellungen der Gruppe präsent, pflegte aber enge Kontakte mit deren Exponenten wie Felix Albrecht Harta, Anton Faistauer und Emma Schlangenhausen. Letztere lud Reisenbichler auch für die oben angeführte Ausstellung in Linz ein, für die Reisenbichler das Plakat entwarf. Vinzenz von Lychdorff schrieb in der Linzer „Tages-Post“ über die Schau: „Es hat sich in der Stadt das Gerücht verbreitet, daß die äußerste Linke der hypermodernsten Malerei in den Volksgartensälen sich austobe, und da kommt die Menge, um zu schauen, bis zu welcher äußersten Grenze die Modernität in der Malerei zu gehen vermag. (…) Der Führer der Salzburger Bewegung ist K. Reisenbichler, der weder ein Kubist, noch Impressionist, noch sonst irgend ein überspannter Neuerer ist, der vielmehr nur als Maler, und zwar im besten Sinne der alten Meister, als solcher angesprochen werden kann.“
Eines der Hauptziele des „Wassermann“ war eine organisatorische Neupositionierung des Kunstvereins durch Personalaustausch. Bei der Jahreshauptversammlung des Kunstvereins im Mai 1919 kam es zum Eklat. „Unter der Führung der Maler Karl Reisenbichler und Albrecht Harta (‚Wassermann‘) hat sich eine oppositionelle Gruppe gebildet, die den Standpunkt einnimmt, daß ihr im Künstlerhause der genügende Einfluß fehle und daß sich innerhalb des Kunstvereins Zustände herausgebildet haben, die den ausübenden Künstlern Salzburgs nicht zum Vorteile gereichen.“ Ihren Forderung zufolge sollte der seit beinahe 30 Jahren amtierende Präsident Ludwig Schmederer „zum Ehrenpräsidenten degradiert und mit Leo Reiffenstein an der Spitze ein neuer stark nach links orientierter Ausschuß gebildet werden. Kurzum, im Künstlerhaus wehte Revolutionsluft!“ Doch es sollte anders kommen als von den Petenten erhofft. „Die Versammlung entschied mit erdrückender Mehrheit gegen die Opposition, sodaß sich diese auf eine Aufforderung Reisenbichlers hin veranlaßt sah, den Saal demonstrativ zu verlassen.“ Als Resultat dieses Konflikts innerhalb der Salzburger Künstlerschaft erfolgte im September 1919 die Gründung der „Freien wirtschaftlichen Vereinigung der bildenden Künstler des Landes Salzburg“ (1921 umbenannt in „Wirtschaftliche Vereinigung für Kunst und Kunstgewerbe in Salzburg“), die sich als Alternative zum Kunstverein sah, ihre Ausstellungen im Künstlersaal von Schloss Mirabell abhielt und – wie der Name schon anklingen lässt – insbesondere eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation und der künstlerischen Infrastruktur als ihr Ziel formulierte. Unter dem Vorsitz von Hubert Spannring gehörten dem Vorstand u. a. Harta, Reisenbichler und Schlagenhausen an. Formal war die Vereinigung keine Abspaltung vom Kunstverein, da die Künstler der Vereinigung auch weiterhin im Künstlerhaus ausstellten (und zum Teil dort ihr Atelier hatten und wohnten). So war Karl Reisenbichler formell bis Sommer 1937 Mitglied im Ausschuss des Kunstvereins, sein organisatorisches Engagement galt aber primär der obengenannten Vereinigung, in der er ab 1921 den Vorsitz übernahm. Zudem war er führender Funktionär im Landesausschuss Salzburg des Zentralverbandes bildender Künstler Österreichs und des Wirtschaftsverbandes bildender Künstler Salzburgs, der sich 1926 in Salzburg etablierte.
Ganz im Unterschied zur Wahrnehmung von Karl Reisenbichler als „linker“ Künstler ist er in der Salzburger Zeitgeschichtsschreibung bis heute primär für die künstlerische Gestaltung der Drucksorten zur Anschluss-Abstimmung im Mai 1921 bekannt. Dafür entwarf Reisenbichler sowohl das Plakat, mehrere Postkarten als auch Briefmarken, die für die Vereinigung des Bundeslandes Salzburg mit dem Deutschen Reich warben. Über welche Verbindungen der Künstler mit diesen Arbeiten betraut wurde, ist bislang nicht geklärt. Im Personalfragebogen von 1944 gab Reisenbichler an, Mitglied der Großdeutschen Volkspartei gewesen zu sein, ohne jedoch über den Zeitraum seiner Mitgliedschaft Genaueres anzuführen. Dass diese Schiene ausschlaggebend gewesen sein könnte, ist insofern fraglich, da sich alle Parteien für den Zusammenschluss ausgesprochen hatten.
Disparat präsentiert sich Karl Reisenbichlers Schaffen in den 1920er Jahren. Nachdem er 1923/24 drei Radierungen vom Bau des Strubklamm-Staudamms gemacht hatte, illustrierte er 1925 erneut ein Buch, „Salzburger Sagen“ von Grete Bekk. Außerdem saß er im künstlerischen Beirat für die Salzburger Dult, in der Salzburger Dult Zeitung jenes Jahres wurden etliche seiner Zeichnungen abgedruckt. 1929 erhielt er schließlich den Auftrag für einen wandbedeckenden Ölbilderzyklus im Gartensaal des Sternbräus, der aus elf Historienbildern zur Salzburger Geschichte bestand. Seit Mitte der 1970er Jahre befinden sich in den Stuben des Sternbräus in einer beschnittenen Form auch jene Wandbilder, die Reisenbichler 1927 für den „Platzlkeller“ angefertigt hatte. 1930 brachte die Zaunrith’sche Buchhandlung einen Katalog mit 74 Originalradierungen von Karl Reisenbichler heraus.
Das Neo-Sgraffito
Das Jahr 1927 sollte für die Nachwirkung des Schaffens von Karl Reisenbichler und seine bis heute anhaltende Bekanntheit und künstlerische Präsenz in der Stadt Salzburg von entscheidender Bedeutung sein. Im Oktober dieses Jahres wandte er erstmals die von ihm entwickelte Sgraffito-Technik an, deren Vielfarbigkeit und Tiefenwirkung aufgrund mehrerer Farbschichten eine Neuerung im künstlerischen Schaffen jener Zeit darstellte. Die erste derartige Arbeit realisierte er auf der Außenmauer des Kaufhauses Thalhammer (heute Modehaus Hämmerle) auf dem Rathausplatz, die die Tucherzeugung von der Schafschur bis zur fertigen Kleiderverarbeitung darstellt. Das ca. 25 m2 große Sgraffito (18 x 1,4 m) ergänzte Reisenbichler mit einem selbst verfassten Reim in einem Spruchband, das die einzelnen Bilder verbindet. Die Baugeschichte des Thalhammer-Hauses kratzte er in die Fassade des Hauses Sigmund-Haffner-Gasse 2 ein.
Weitere Arbeiten unter Verwendung der Sgraffito-Technik seien kursorisch aufgezählt:
- 1927: Sechs Spielkartenbilder, Reim in Spruchband (16 x 1,6 m), Café Lohr (heute Foot Lockers), Ecke Linzer Gasse 1 / Dreifaltigkeitsgasse 2.
- 1928: „Aussaat und Ernte“ (7 x 9 m), Haus der Anker-Versicherung, Waagplatz 1; unter Mitarbeit von Robert Brandstätter, Albin Müller-Rundegg und Franz Pichler
- 1928: Hutmacher (8 x 1,7 m), Huthaus Bucsek, Steyr, Enge Gasse 22.
- 1928: Erzgewinnung und Erzverhüttung (2 Sgraffiti mit je 8 x 3 m), OKA-Turbinenhalle in Mitterberghütten.
- 1929: Wappendarstellung, im Auftrag des Arztes Dr. Scharinger, Erker Kaiser-Karl-Straße 4 / Franz-Huemer-Straße 12.
- 1930: Sonnenuhr und Postillion, Gasthof „Alte Post“, Weißenstadt in Oberfranken (Deutschland).
- 1931: Werdegang des Brotes (2 x 2 m), Erker der Bäckerei Bacher (später Bäckerei Wallner, heute Garde Manger – Weber Grill), Willibald-Hauthaler-Straße 12.
- 1931: Kriegerdenkmal in Bischofshofen (Die 2016 renovierte Arbeit stellt Karl Reisenbichlers einzige Gestaltung eines Kriegerdenkmals dar.)
- März bis April 1932: „Geschichte der Deutschen“, Platzl 5 (heute Kleider Bauer) – Das Sgraffito ist nicht erhalten.
- 1932/33: Pfarrkirche Ebensee, Arbeit „Weihnachtsfest“, heute übertüncht.
- 1933: Verlagshaus Kiesel, Porträt des Verlagsleiters Hans Glaser, Darstellung der Chefredakteure, Weg des Druckes (8 x 1,9 m). Im Zuge des Umbaus abgenommen, heute in der HTL in Itzling zwischengelagert.
- 1934: Grafisches Gewerbe (16 x 4 m), Druckerei Wagner, Innsbruck, Erlerstraße 5.
1930 erwähnte Julius Leisching, Direktor des Salzburger Museums Carolino Augusteum (heute Salzburg Museum), unter dem Titel „Salzburgs derzeitige Kunst“ in der Monatszeitschrift „Österreichische Kunst“ auch Reisenbichlers Sgraffito-Arbeiten: „Karl Reisenbichler hatte darin bei einigen Geschäftshäusern im Mittelpunkte Salzburgs den Anfang gemacht, so namentlich in der figurenreichen Ausstattung des ‚Thalhammerhauses‘ gegenüber dem Rathause, der erste interessante Beleg für die Wetterbeständigkeit seiner neuen Sgraffito-Technik, in der er soeben auch in Nürnberg tätig ist.“ Im Anschluss an Leischings Ausführungen gab Karl Reisenbichler selbst Auskunft über diese neue Technik: „Im Jahre 1927 vor die Aufgabe gestellt, an einer wetterseitigen Hauswand ein größeres Fresko anzubringen, erschien mir diese Art Außenmalerei für die klimatischen Verhältnisse Salzburgs zu unbeständig und ich dachte daran, die uralte Sgraffitotechnik so auszubauen, daß es möglich wäre, damit eine mehrfarbige malerische und zugleich plastische Wirkung zu erzielen. (…) Die notwendigen neuen Instrumente zur Bearbeitung waren bald gefunden und es entstand die erste derartige Arbeit am Tuchhause Thalhammer in Salzburg, die Entstehung und Bearbeitung des Tuches in zehn Bildern darstellend.“ Er beschrieb in weiterer Folge den Arbeitsvorgang und bot am Ende des kurzen Beitrages einen Überblick über seine bereits realisierten Werke: „Größere Sgraffitoarbeiten in allen möglichen Techniken sind bisher vorhanden in Salzburg: Tuchhaus Thalhammer, Café Lohr, Versicherungsgesellschaft ‚Der Anker‘; Kupferwerk Mitterberghütten: Zwei große Friesen in einer Maschinenhalle, Steyr: Huthaus Buczek, Engegasse, Portalfries, Weißenstadt in Oberfranken: Thurn und Taxischer Postillon und Sonnenuhr. Bis zum Herbst dieses Jahres wird auch in Wien an einem alten Hause eine solche Arbeit zu sehen sein.“ Laut Christian Haller gestaltete Karl Reisenbichler bis 1936 mindestens 13 derartige Sgraffiti, von denen der Großteil erhalten ist. „Anfänglich noch im Geiste des Secessionismus und Expressionismus mit Hang zu sozialem und bäuerlichen [sic] Pathos schaffend, tendierte er auch zur Kunst der Erd- und Volksverbundenheit der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre. Wesentlich intensiver neigt sich R[eisenbichlers] Liebe zur Darstellung von Ingenieur- und Industriebauten zu, die vor allem technisch-konstruktive Merkmale aufweisen und als Material Stahl, Beton und Glase bevorzugen. Die realistische Darstellung aller sozialen Schichten war R. wichtig, ebenso die genaue Wiedergabe der typischen Arbeitsvorgänge in einzelnen Berufen. Sein künstlerisch-soziales Engagement ist unverkennbar.“
Öffentliche Erregung um Reisenbichlers Kunst
In Kunstkreisen erreichte Karl Reisenbichler mit seinen Wandapplikationen Mitte der 1930er Jahre durchaus Bekanntheit, wie ein Eintrag zu seiner Person im Werk von Hans Vollmer, „Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart“ (Stand von 1934), beweist. Mit den öffentlich weithin sichtbaren, großflächigen und im Bewusstsein der Bevölkerung präsenten Sgraffiti-Arbeiten machte sich Karl Reisenbichler aber nicht nur Freunde. „Diese Großaufträge, die der Stolz der Salzburger Bürgerschaft waren, brachten nicht nur künstlerischen Erfolg, sondern auch viel Kritik aus der Salzburger Künstlerszene.“ Als instruktives Beispiel sei der im „Salzburger Volksblatt“ ausgeführte Disput um Reisenbichlers Arbeit am Haus Platzl 5 eingehender geschildert, der wohl auch als Lehrbeispiel für die Auseinandersetzung um Kunst im öffentlichen Raum bis in heutige Tage gelten kann. Im Frühjahr 1932 standen die Renovierung des besagten Hauses und damit auch die Realisierung des Sgraffitos bevor. Der Kulturredakteur des „Salzburger Volksblatts“, Dr. Otto Kunz, drückte in seinem ausführlichen Beitrag, der mit einer historischen Einordnung des Platzes anhob, seine Bedenken gegen das Projekt aus: „Das Eckhaus am Platzl wird nunmehr glatte Wände bekommen. Wandmalereien größeren Umfangs sollen einen Teil der Wandfläche vom ersten Geschoß bis zum Dachgesims verlebendigen. Die Öffentlichkeit kennt den Grundgedanken der geplanten Malerei, eine Art salzburgische Weltgeschichte, dargestellt in zahlreichen lebensgroßen Figuren von Sankt Rupertus bis zu dem sich der Fesseln entledigenden ‚Zukunftsmenschen‘ im obersten Geschoß, und die Öffentlichkeit kennt auch die gewichtigen Bedenken, die von zahlreichen unparteiischen Kreisen dagegen erhoben werden. Jeder Besonnene wird sich freuen, wenn Künstler – ihre Einkommenssteuerbekenntnisse sind angeblich wesentlich kürzer als die von Rothschild und Morgan – heutigentags zu Verdienst kommen, und der Hausherr, der die bildende Kunst zu sich ruft, gehört als rühmliche Sehenswürdigkeit unter einen Glassturz gestellt. Aber die Bemalung muß jedenfalls mit großem Geschmack besorgt werden, wenn sie nicht deplaciert wirken soll. Und diese Gefahr besteht einigermaßen.“ Kunz erklärte diese Forderung mit der Lage des Hauses. „Reisenbichlers Kunst (dieser Maler ist für die Fresken in Aussicht genommen) fußt ja gerade in ihrer schönen Erdverbundenheit. Sie hat etwas Bäuerliches (im besten Sinn des Wortes) an sich, sie steht mit festen Füßen im Volkstum, weiß es, das Geschichtliche und Kostümliche des Landes, Leid und Freud unserer Volkspsyche wiederzugeben und spricht – die glückliche Ausmalung im öffentlichen Raum beweist es – zur Masse des Publikums. Das soll keine geringschätzende Bemerkung sein, sondern zeigt im Gegenteil die richtige Zusammengehörigkeit zwischen Künstler und Volk. Bei den geplanten Fresken am Platzl liegt aber doch ein wesentlich anderer Aufgabenkreis vor. Die Stelle ist exponiert, es handelt sich hier nicht mehr um die Sprache zu bestimmten Volksschichten, sondern um eine Angelegenheit des gesamten, des internationalen Salzburg. Geradeso wie unsere Stadt nicht nur aus der Erdfestigkeit besteht, die in der umgebenden alpinen Landschaft wurzelt, sondern aus dem höheren geistigen Niveau, da im Laufe der Jahrhunderte aus der kirchlichen und weltlichen Bedeutung von Stadt und Land emporwuchs, so ist auch das Platzl nicht nur eine Verkehrsangelegenheit für die Menschenmassen, sondern ein bedeutender Repräsentant des gesamtarchitektonischen Salzburg überhaupt.“ Kunz schloss seine Abhandlung mit einem indirekten Appell: „Es wird reiflicher Überlegung zwischen Hausbesitzer, Künstler und besonnenen Beratern bedürfen, um hier eine vornehme und ruhige Lösung zu finden.“ Im Anschluss an die Ausführungen von Otto Kunz erhob der Maler Georg Jung einen „Einspruch gegen die Bemalung des Hauses am Platzl (…). So sei es denn also offen herausgesagt, was sich die Mehrzahl der Salzburger längst schon denkt und nur durch die Erfordernisse des Alltags nicht Zeit und Anlaß findet, entschiedener auszusprechen: daß nämlich Herrn Reisenbichlers Fresken bereits hinlänglich im Salzburger Stadtbild vertreten sind.“ Für Jung hatten etwa Anton Faistauer und Theodor Kern es vorzüglich verstanden, ihre Werke im öffentlichen Raum unaufdringlich zu gestalten. „Wenn man dagegen die pompösen Fassaden des Café Lohr und des Ankers betrachtet, und wenn man nun gar erfährt, daß ein dies alles überbietendes wolkiges Getümmel gleichen Stils eine allen Blicken ausgesetzte Stelle unserer Stadt bedecken soll, so ist es wohl höchste Zeit, nachdrücklich Halt zu fordern. (…) Die Öffentlichkeit hat das Recht und die Pflicht, die entscheidenden Stellen zum Schutze anzurufen und eine geschmackvolle Lösung an so entscheidender Stelle zu verlangen.“ Der Besitzer des Hauses, Rechtsanwalt Dr. Viktor Wimmer, lieferte in der Ausgabe des „Salzburger Volksblattes“ am darauffolgenden Tag eine Replik: „Ich für meine Person bin der Meinung, daß organisierte Kunstrichtungen nicht den Geschmack anderer zu tyrannisieren berechtigt sind, sondern ebenso duldsam sein müßten, wie ich, und auch anderen zubilligen sollten, mindestens einen gewissen Geschmack zu besitzen. (…) Was die Ausführungen des Herrn Georg Jung betreffen, so kann ich seiner Meinung nicht folgen, daß die Werke von Faistauer und anderen gleicher Richtung das Alleinseligmachende sind. Viele Nichtkünstler, zu denen auch ich gehöre, denken darüber anders und lieben eher kraftvolle Gestalten, als kümmerliche und verbogene Neuzeitmenschen, ich glaube auch nicht, daß die Werke Reisenbichlers, die ich kenne, sich nur in Bierstübeln sehen lassen können, ich meinerseits möchte manches Bild, das ich schon ausgestellt sah, nicht einmal in einem Bierstübl vorfinden. (…) Wenn Herr Jung die Öffentlichkeit zum Schutze und für eine geschmackvolle Lösung anruft, so muß er mir zubilligen und nehme ich mir das Recht, daß auch ich ein Wort bezüglich der Ausführungen des Fassadenschmuckes mitzureden habe und daß ich mich nicht einem Diktat von Einzelbünden zu unterwerfen brauche, die meinen Geschmack schon heute verurteilen, obwohl das Werk noch gar nicht begonnen, und die Kritiker nicht einmal die großen Einzelheiten des Werkes kennen. Ich selbst werde mich in künstlerische Auseinandersetzungen nicht weiter einmengen, denn ‚wer sein Haus baut an der Straßen, muß die Leute reden lassen‘.“ Und auch Karl Reisenbichler bezog nun Stellung: „Daß wegen der beabsichtigten Wandmalereien am Platzl ein ‚Wirbel‘ gemacht werden müsse, stand bei gewissen Leuten bereits vor Wochen fest, bevor man noch wußte, was projektiert war, sondern lediglich, daß ich den Auftrag hiezu erhalten hätte. Wenn diese Herren nun auch betonen es richte sich ihr Angriff nicht gegen mich, so ist dennoch klar und deutlich zu ersehen, daß ich selbst und meine Kunst den Stein des Anstoßes bilden. Wie meine Herren Gegner über meine Kunst denken, ist mir vollständig gleichgültig. Ich begreife ihre Einstellung sehr gut und habe nichts anderes erwartet. Der Grund aber, warum gerade ich immer wieder diese Herren zum Angriff reize, liegt viel tiefer, als er nach außen hin den Anschein hat und es ist deshalb notwendig, diese Kluft etwas zu beleuchten.“ Reisenbichler führte in der Folge die Unterschiede zwischen seiner und der „modernen“ Kunst aus und erklärte schließlich in Bezug auf seine Pläne: „Ich habe das ehrliche Gefühl, damit das Stadtbild nicht nur nicht zu verschandeln, sondern an diese prominente Stelle etwas hinzusetzen, das, aus dem Bodenständigen herausgewachsen, sich auch dem ganzen Charakter Salzburgs einfügen wird. Freilich wird es nicht nach irgend welchen derzeit geltenden Normen sein, die sich ständig ändern, sondern aus einem eingewurzelten Heimatgefühl heraus geschaffen, das nicht nach dem Festspielpublikum schielt. (…) Ob ich fähig bin, das Problem, das ich mir selbst gestellt habe, entsprechend durchzuführen, wird sich ja weisen, und so viel Geduld müssen die Herrschaften schon noch aufbringen, um endlich den künstlerischen Stab über mich brechen zu können. Immerhin, für ihren Geschmack ist das Ganze nicht zugeschnitten und ich erwarte auch weiterhin keine Zustimmung von dieser Seite, denn es wird ihnen meine Arbeit auch gedanklich nicht nahekommen können, weil sie einem Volksbewußtsein entspringt, das ebenfalls nicht in ihr Programm paßt.“ Noch im Juni 1932 bat Reisenbichler den Chefredakteur des „Salzburger Volksblatts“, Reinhold Glaser, einen Duz-Freund, „um einen Freundschaftsdienst“. Er solle „auf das Gerüst am Platzl-Hause“ kommen, um sich die Arbeit anzusehen „und darüber eine kurze Notiz“ schreiben. „Es sind nämlich schon wieder gehässige Artikel angekündigt, sodaß es mir sehr am Herzen läge, denen von vornherein die Spitze abzubrechen. Du würdest mir damit einen sehr sehr großen Dienst erweisen. Ich bin überzeugt, daß Dir meine Arbeit gefallen wird“, so der Künstler an den Zeitungsmacher.
Es scheint, dass mit dieser Auseinandersetzung die Fronten ein für alle Mal klargestellt waren und sich Reisenbichler mit seiner Arbeit am Ladstädter-Haus an der Staatsbrücke nicht nur künstlerisch klar positionierte, sondern gleichzeitig auch ins Abseits manövrierte. In einer Zeit, in der die Geldreserven des Salzburger Bürgertums in Folge der Weltwirtschaftskrise dem Ende zugingen und die privaten Ausgaben für Kunst ausblieben, sollte dies für einen freischaffenden Künstler wie Reisenbichler bedrohlich werden. Zwei Jahre nach dem Schlagabtausch führte der einflussreiche Salzburger Kunstpädagoge und Zeitungskritiker Dr. Ludwig Praehauser die Arbeiten von Karl Reisenbichler im österreichweiten Künstleralmanach „Kunst in Österreich 1934“ vor, ohne Reisenbichler beim Namen zu nennen: „Man möchte meinen, daß eine in barocker Wucht redende alte Architektur wie die Salzburgs monumentale Gelüste vorsichtig machen müßte. Aber es ist ohne solche Hemmungen schon viel Untersberger Marmor vermeißelt worden: doch, was davon in Turnvereinen und auf Friedhöfen abgelagert ist, das ist alles nicht so böse, wie eine gewisse Freskomalerei, die sich leider – in totaler Verkennung altsalzburgischer Architekturwirkung – im letzten Jahrzehnt auf Hausfronten anmaßend breitgemacht hat und deren einzige Qualität eine technische und so die schlimmste all ihrer sämtlichen schlechten Eigenschaften ist: die Dauerhaftigkeit! Möge doch in Zukunft den alten Straßenfronten die Reinheit ihrer Sprache bewahrt bleiben!“
Übersiedlung nach München
Dass Karl Reisenbichler, wie er im Zuge seiner Entnazifizierung angab, 1935 aus „Arbeitsmangel“ Salzburg Richtung München verließ und nicht primär aus politischen Gründen, erscheint durchaus denkbar, diese These wird nicht nur durch oben Ausgeführtes, sondern auch durch die überlieferten Akten gestützt. Im Frühjahr 1936 legte er alle seine kulturpolitischen Funktionen in Salzburg zurück, so die Obmannschaft im Landesausschuss Salzburg des Zentralverbandes bildender Künstler Österreichs, die Stelle als Obmannstellvertreter im Wirtschaftsverband bildender Künstler Salzburgs und seine Mitgliedschaft im Ausschuss des Salzburger Kunstvereins. In letzterer Position folgte ihm der Maler Wilhelm Kaufmann nach. In einem Schreiben an die Verbände sprach er von einer „Tätigkeit in München“, die „voraussichtlich noch längere Zeit dauern wird“, führte diese jedoch nicht genauer aus.
Seinen Weggang in das nationalsozialistische Deutschland erleichterte sicherlich die Tatsache, dass Reisenbichler am 13. März 1933, also rund sechs Wochen nach der „Machtübernahme“ Adolf Hitlers in Deutschland, in Salzburg der (österreichischen) NSDAP beigetreten war. Reisenbichler hatte die Mitgliedsnummer 1.527.425 erhalten. In München wohnte der Maler zunächst in der Leopoldstraße 187, 1936 zog er in die Herzogstraße 97/III. Offensichtlich hatte sich Karl Reisenbichler in München auch beim Flüchtlingshilfswerk der NSDAP gemeldet, von der er die Nummer 26.437 zugewiesen bekam. Am 10. Juni 1937 wandte sich SS-Standartenführer Herbert Parson, Stellvertreter von Karl Scharizer als (illegaler) Gauleiter von Salzburg vor dem Parteiverbot im Juni 1933 und nach seiner Flucht nach Deutschland Leiter des Mitgliedschaftsamtes des NSDAP-Flüchtlingshilfswerks, in der Angelegenheit Karl Reisenbichler an das Mitgliedschaftsamt der Reichsleitung der NSDAP in München. Er fragte an, „ob Obengenannter als Parteimitglied in der Reichskartei“ geführt werde. Als Nachsatz war hinzugefügt: „Es wird darauf hingewiesen, dass Obengenannter angibt, die Mitgliedsnummer 1 537 425 [sic] zu besitezn [sic].“ Der Brief erreichte vier Tage später die Reichsleitung, wo er am Tag darauf wiederum wie erbeten mit der Bestätigung von Reisenbichlers korrekter Mitgliedsnummer, Eintritts- und Geburtsdatum versehen an das Flüchtlingshilfswerk zurückgesandt wurde. Herbert Parson hielt die Antwort am 5. Juli 1937 in Händen. Wofür er die Information so dringend benötigte, geht aus den Akten nicht hervor, es dürfte sich wohl um die Auszahlung eines Unterstützungsbeitrages an Karl Reisenbichler durch das Flüchtlingshilfswerk gehandelt haben. Bemerkenswert an diesem Schriftverkehr erscheint, dass Parson den in Salzburg populären Künstler und NS-Parteigenossen Reisenbichler offenbar nicht kannte, obwohl Parson zu jener Zeit, in der Reisenbichler nicht nur künstlerisch in Salzburg aktiv war, sondern auch der NSDAP beigetreten war, in leitender Parteifunktion war.
Im August 1937 sandte die Ortsgruppe-Mitglieder-Sammelstelle in Berlin ein Schreiben an Reisenbichler in München, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass er mit dem oben genannten Eintrittsdatum und der Mitgliedsnummer in der Reichskartei geführt werde. Er wurde ersucht „anher bekannt zu geben, ob Sie im Erwerbsleben stehen, damit zutreffendenfalls die Überweisung an die für Ihren Wohnsitz zuständige reichsdeutsche Ortsgruppe durchgeführt werden kann“. Erst Mitte September 1937 antwortete Reisenbichler auf dieses Schreiben. „Zufolge längerer Abwesenheit von München komme ich erst heute dazu, Ihre Zuschrift vom 10. 8. l. J. zu beantworten. Ich teile mit, daß ich zwar im Erwerbsleben stehe, daß es mir aber bis heute noch nicht gelungen ist, mich als Künstler in München so durchzusetzen, daß ich auschließlich [sic] davon leben könnte. Nichtsdestoweniger ersuche ich um meine Überweisung an die zuständige Ortsgruppe in München und bitte um Ihre Verständigung, damit ich mich dort anmelden kann. Heil Hitler! Karl Reisenbichler, akad. Kunstmaler. München, Herzogstraße 97/III.“ Reisenbichler wurde am 12. Oktober 1937 an die Ortsgruppe München überwiesen, mit November desselben Jahres wurden dort erstmals seine Mitgliedsbeiträge fällig. Der Künstler blieb nur mehr wenige Monate in München und übersiedelte im Frühjahr 1938 nach Grassau in den oberbayerischen Landkreis Traunstein. Die Gründe für die Übersiedlung sind nicht bekannt. Im Mai 1938 informierte die Kartenabteilung der Reichsleitung der NSDAP die Mitgliedersammelstelle der NSDAP in Berlin, dass Reisenbichler nunmehr der Ortsgruppe Grassau, Petrinenhof zugeteilt wurde. Tatsächlich lebte Reisenbichler zu dieser Zeit bereits in Salzburg, wo er sich am 1. April 1938 behördlich angemeldet hatte. Laut Meldekarte war er von „Ob. Bayern“ [Oberbayern, Anm. d. Verf.] zugezogen. Als Wohnadresse gab er das Künstlerhaus in der Hellbrunnerstraße 3 an. Alle diese Angaben decken sich auch mit den Einträgen in Reisenbichlers Karteikarte der Ortsgruppenkartei der NSDAP im Bundesarchiv Berlin, wo in der Rubrik „Bemerkungen“ u. a. die Zuordnungen für die Zeit ab „11/37“ nach München, ab „3/38“ nach Grassau und ab „6/38“ nach Salzburg eingetragen wurden. Im Feld „Anschrift“ war „Salzburg, Hellbrunnerstr. 3“, also das Künstlerhaus, gestrichen. Die beiden Einträge im darunter liegenden Feld „Neue Anschrift“, „München, Herzogstr. 97/III“ und „Grassau Petrinenhof“, wurden ebenfalls gestrichen. Als aktuelle Anschrift galt laut Ortsgruppenkartei „Salzburg, Künstlerhaus“, hier hatte Reisenbichler die NS-Zeit hindurch sein Atelier.
NS-Funktionär in Salzburg
Bereits wenige Tage nach dem „Anschluß“ tauchte Karl Reisenbichlers Name in einer Notiz im „Salzburger Volksblatt“ auf: „Führerbild von Karl Reisenbichler. Entgegen der Behauptung geschäftstüchtiger Agenten, daß das farbige Führerbildnis von Pg. Karl Reisenbichler bereits vergriffen sei, wird festgestellt, daß dieses anfangs der kommenden Woche im Kunsthandel erscheint.“ Doch Karl Reisenbichler war nicht nur als Künstler, der dem NS-Geschmack zuarbeitete, aktiv. Dass er im Frühjahr 1938 bereits eine offizielle Funktion in Salzburg ausübte, geht aus einer Aufforderung hervor, die das Gaukulturamt Mitte April 1938 in der „Salzburger Chronik“ und im „Salzburger Volksblatt“ drucken ließ: „An alle bildenden Künstler. Zur genauen Standeserhebung werden alle bildenden Berufskünstler (Maler, Bildhauer, Grafiker und Kunstgewerbler) des Landes Salzburg aufgefordert, unverzüglich ihre Anschrift, Personaldaten, Mitgliedschaft bei der NSDAP (Mitgliedsnummer), Reichskunstkammer, Zentralverband bildender Künstler Österreichs, sowie anderer Kunst- und Künstlervereinigungen an den Fachschaftsleiter für bildende Kunst, akad. Maler Karl Reisenbichler, Salzburg, Künstlerhaus, bekannt zu geben.“ Wie die Berufung von Karl Reisenbichler zum Fachschaftsleiter vonstattenging, ist anhand archivarischer Quellen nicht rekonstruierbar. Organisatorisch war sein Amt dem Gaukulturamt Salzburg der NSDAP zugeordnet, er unterstand dem Gaukulturamtswalter Sepp Piffrader. Möglich ist, dass Reisenbichler von Gauleiter Anton Wintersteiger, ebenfalls Landsmannschafter der Salzburger in Wien, mit dieser Position betraut wurde. Diese Verbindung würde auch das bislang nicht datierbare Ausscheiden Reisenbichlers aus dieser Funktion nach der Übernahme des Gauleiterpostens durch Dr. Friedrich Rainer Ende Mai 1938 und der Umstrukturierung auf Gauebene, im Zuge derer das Gaukulturamt aufgelöst und in die Reichskulturkammer eingegliedert wurde, erklären. Für eine kulturpolitische Funktion von Karl Reisenbichler in den kommenden Monaten gibt es keine Belege. Am 30. Juni 1939 trat er aus der Katholischen Kirche aus – ein Jahr nach dem großen, politisch motivierten Austrittswelle des Frühjahrs und Sommers 1938. Reisenbichler bezeichnete sich fortan als gottgläubig. Im März 1939 wurde der Maler und Parteigenosse Richard Spitz, der im Jänner 1939 noch als Landesbeauftragter aufschien, offiziell zum Salzburger Landesleiter der Reichskammer für bildende Künste berufen. Doch das Regime benötigte Richard Spitz wegen seiner NS-Karriere seit den frühen 1930er Jahren bald für andere Aufgaben. Nachdem Spitz seit Beginn des Krieges als Kompaniechef einer Pionierkompanie in der Wehrmacht aktiv gewesen war, folgte er Gauorganisationsleiter Karl Feßmann im August 1941 als stellvertretender Kreisleiter von Hallein und avancierte im März 1943 zum Kreisleiter von Zell am See. Aus diesem Grund wurde Karl Reisenbichler 1940 zum Stellvertreter für Spitz berufen, er übernahm Anfang 1942 schließlich offiziell die Funktion des Landesleiters und hatte sie bis Kriegsende inne. Bis heute wird die tatsächliche Funktion von Karl Reisenbichler im NS-Kunstbetrieb immer wieder unkorrekt, häufig auch exkulpierend dargestellt.
Karl Reisenbichler taucht ab Herbst 1938 weder in den bislang bekannten einschlägigen Akten noch in Zeitungsberichten als NS-Funktionär auf. Aufgrund dieses Mangels können über seine Amtsführung keine belegbaren Aussagen getroffen werden. Welche kunstpolitischen Entscheidungen zwischen 1940 bzw. 1942 und 1945 von Reisenbichler getroffen wurden, ist nicht bekannt. Die Fragen, welche Künstlerinnen und Künstler in dieser Zeit in Salzburg die Aufnahme in die Kammer für bildende Künste beantragten und welche Beurteilung Reisenbichler in diesen Fällen abgab, können nicht beantwortet werden. Akten, die darüber Auskunft geben könnten, sind nicht bekannt bzw. haben sich in den Beständen nicht erhalten. So lässt sich auch nicht eruieren, ob Karl Reisenbichler ein politisch sehr strikter Landesleiter war. Die Malerin Helene von Taussig war bereits Anfang 1940 von der Gestapo verhaftet und nach Wien abgeschoben worden. Von dort wurde sie 1942 nach Izbica gebracht. Der Ort in Polen, südöstlich von Lublin gelegen, diente während der NS-Okkupation als Durchgangsghetto für die Deportation von Jüdinnen und Juden, die in die Vernichtungslager weitertransportiert werden sollten. Helene von Taussig wurde in Izbica getötet. Während von Taussig also vor Reisenbichlers Eintritt in die Landesleitung ein Opfer der NS-Rassenpolitik wurde, konnte die Familie des Malers Eduard Bäumer bis Kriegsende im Reichsgau Salzburg überleben. Bäumer war 1933 mit seiner jüdischen Frau Valerie, geb. Feix, und der 1932 geborenen Tochter Angelica aus Deutschland emigriert und in die Stadt Salzburg zugezogen, er stellte während der NS-Zeit immer wieder im Künstlerhaus aus. Um 1943 verfasste ein Teil der in Salzburg tätigen Künstler – erhalten sind Schreiben von Karl Reisenbichler, Wilhelm Kaufmann, Karl Weiser und Eduard Bäumer – kurze biografische Angaben. Der Grund hierfür ist unklar. Eduard Bäumer führte u. a. aus: „Seit etwa 10 Jahren Salzburg Wahlheimat. Arbeitsgebiet: freie Malerei, Zeichnung, daneben Kinder-Bilderbücher (im Atlantis Verlag)[,] zur Zeit Schlachtenbilder für die Wehrmacht.“ Bäumer stellte nachweislich bis 1943 im Künstlerhaus aus, ehe er zur Wehrmacht eingezogen wurde. Valerie Bäumer konnte mit den beiden Kindern – 1940 war die Tochter Bettina geboren worden – nach Großarl übersiedeln, wo sie das Kriegsende erlebten. Es ist davon auszugehen, dass Reisenbichler in Kenntnis über die familiäre Situation von Eduard Bäumer – seine „jüdische Versippung“ – war, sein Verhalten als NS-Funktionär in dieser Angelegenheit ist jedoch nicht dokumentiert.
Ausstellungen und Arbeiten in der NS-Zeit
In den Zeitungsberichten der NS-Jahre fand der Künstler Karl Reisenbichler, der am 29. Mai 1942 am Standesamt Berchtesgaden die Stadt Salzburgerin Mathilde Plempel (geb. 15. 10. 1894) heiratete, regelmäßig Erwähnung. Reisenbichler war bei den Ausstellungen des Kunstvereins bis 1944 präsent und seine Werke wurden von höchsten offiziellen Stellen angekauft. Ende 1938 waren Arbeiten Reisenbichlers bei der Weihnachtsausstellung des Kunstvereins zu sehen. Reichsstatthalter Dr. Arthur Seyß-Inquart stellte 5.000,- RM „für den staatlichen Ankauf von Kunstwerken“ aus dieser Ausstellung zur Verfügung, darunter auch eines oder mehrere Bilder von Karl Reisenbichler. Seine Arbeit „Dietrichshorn in Loferer Alm“, das bei der Jahresausstellung 1940 im Künstlerhaus gezeigt wurde, erwarb die Salzburger Gauleitung. Zumindest ein weiteres Werk, „Heufuhrwerk im Salzkammergut“, war ebenfalls ausgestellt. Dieses kaufte im Sommer 1941 das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. Reisenbichlers Arbeiten „Pinzgauer Bauer“, „Salzburger Bauernmädchen“ und „Rauris im Winter“ erstand das Haus des Deutschen Fremdenverkehrs in Berlin. „Ab 1938/39 wendet sich R[eisenbichler] wieder der Heimatkunst zu, Darstellungen von Bauernhöfen, der bäuerlichen Bevölkerung, von Trachten und Landschaften in Öl, Mischtechnik oder Radierungen und Genrebilder überwiegen. Dazu kommen Arbeiten mit zeitbezogenen Themen wie ‚Mann mit Sturmhelm‘, ‚BdM-Mädchen‘ und ‚Trommler der HJ‘ (alle Pastell).“ Über den Verbleib dieser NS-propagandistischen Werke ist nichts bekannt, ebenso wenig konnte ein Exemplar des oben angeführten „Führerbildes“ eruiert werden. Seinem ehemaligen Salzburger Metier, der Sgraffito-Technik, konnte sich Reisenbichler in der NS-Zeit nur bedingt widmen. Aus jenen Jahren datieren zwei Entwürfe in Rotbraun, Grau und Weiß für die Offiziersbauten in der Reichenhaller Straße 17–19 mit dem Spruchband „Was durch die Reichenhallerstraße kommt und geht“. Tatsächlich an die Wand appliziert wurde nur das Sgrafitto am Haus Nr. 19, das Reisenbichler gemeinsam mit Leonhard Stemeseder ausführte und das Szenen aus dem Arbeitsalltag der Salzburger Bevölkerung der vergangenen Jahrhunderte darstellt und bis heute erhalten, jedoch von einem hohen Baum verdeckt ist.
Als Oberbürgermeister Anton Giger 1942 den Kulturpreis der Gauhauptstadt Salzburg initiierte, bat er den Vorsitzenden der Genossenschaft bildender Künstler Salzburgs, Viktor Kuschel, zwei Kunstsachverständige namhaft zu machen, die über vorgeschlagene Preisträger aus der Kategorie der bildenden Kunst urteilen könnten. Kuschel nannte neben dem Radstädter Maler Leo Miller den „akad. Maler Karl Reisenbichler, Künstlerhaus, Hellbrunnerstr. 3“. Im Dezember desselben Jahres wiederholte er seine Empfehlung in einem Schreiben an Bürgermeister Dr. Franz Lorenz. Offensichtlich trat in weiterer Folge aber ein Missverständnis ein, denn Giger führte Miller und Reisenbichler fortan nicht als Mitglieder des Beirates, sondern als Vorgeschlagene für den Kulturpreis 1943. Schlussendlich machte dies jedoch keinen Unterschied, denn Reisenbichler wurde weder in den Beirat berufen, noch bekam er den Preis zuerkannt, der 1943 an den Schriftsteller Karl Heinrich Waggerl ging. In der weiteren Korrespondenz zum Kulturpreis taucht sein Name nicht mehr auf. Dennoch zeigt diese Episode, dass Reisenbichler an höchsten Stellen als bedeutend in beiden Bereichen erachtet wurde, sowohl als Künstler als auch als Kunstpolitiker.
Am 23. Oktober 1944 forderte Anton Giger die Zuweisung von Karl Reisenbichler für die Gauhauptstadt an, da Genannter „dringend beim Stadtbauamt Abt. Stadtplanung benötigt wurde“. Am gleichen Tag legte das Personalamt der Gauhauptstadt ein Personalblatt für den Künstler an, auf dem als Amtsbezeichnung „Aushilfsangestellter (Akad. Maler)“ angegeben wurde. Per 24. Oktober 1944 wurde Reisenbichler im Stadtbauamt, Abteilung VI/1 Stadtplanung als Zeichner „längstens für die Dauer des Krieges“ für monatlich RM 502,90 angestellt und als „Gefolgschaftsmitglied im öffentlichen Dienst“ auf Adolf Hitler vereidigt. Worin seine Tätigkeit bestand, geht aus dem wenige Seiten umfassenden Personalakt im Stadtarchiv Salzburg nicht hervor. Darin enthalten ist ein Schreiben von Giger an den Gaupresseamtsleiter Karl Fuchs vom Dezember 1944, demzufolge Fuchs Giger gebeten hatte, Reisenbichler „auf einige Tage“ freizugeben, „um für den Volkssturm Bildentwürfe für ein Volkssturmheft zu machen“. Reisenbichler dürfte tatsächlich nur wenige Tage für das Gaupressamt tätig gewesen sein, da er bezüglich seines Gehalts Anfang 1945 einen handschriftlichen Bericht an das Personalamt der Gauhauptstadt Salzburg sandte, der im Präteritum verfasst war. Noch vor Kriegsende wurde Reisenbichlers Dienstverhältnis per 1. April 1945 gelöst. „Von der Einhaltung der vertraglich festgesetzten Kündigungsfrist habe ich über Ersuchen Abstand genommen“, so Giger in seiner Dienstverfügung. Die Gründe für das Ausscheiden Reisenbichlers aus dem Dienstverhältnis mit der Gauhauptstadt sind nicht bekannt.
Entnazifizierung
Über Karl Reisenbichlers Leben in der Zeit von April 1945 bis Ende Mai 1946 ist wenig bekannt. Rigobert Funke, Maler und provisorischer Leiter des Salzburger Kunstvereins nach der Befreiung, hielt in einem Bericht fest, dass er nach Ende der NS-Herrschaft bei „einer Besprechung mit dem früheren Landesleiter akad. Maler Karl Reisenbichler und dem Büroleiter Ludwig Häufler wegen Übergabe der Geschäfte der Landesstelle Salzburg erfuhr (…), daß weder ein Vermögen, noch Inventargegenstände vorhanden seien. (…) Auch die Aktenbestände konnten nicht mehr aufgefunden werden, lediglich ein Mitgliederverzeichnis wurde von Maler Reisenbichler übergeben.“ Sein Atelier im Künstlerhaus musste Reisenbichler nach Beschluss der provisorischen Leitung der Genossenschaft bildender Künstler vom November 1945 wegen seiner politischen Vergangenheit räumen.
Vorschriftsmäßig gab Karl Reisenbichler am 31. Mai 1946 sein Meldeblatt zur Registrierung der Nationalsozialisten bei der Kartenstelle Nonntal ab. Seine Angaben waren äußerst dürftig. Von „13.3.1933 bis zum Verbot“ sei er Mitglied der NSDAP gewesen, „dann in Österr. von 1938 bis 1945“. Er habe keine Funktion in der NSDAP gehabt und sei „nirgends“ Mitglied (SS, SA, NSKK, NSFK) gewesen. Gleichzeitig ersuchte er in einem Brief um Entregistrierung, denn er habe sich „am 12. März 1933 zu der damals erlaubten NSDAP angemeldet, in Österreich aber bis zum Jahr 1938 nie einen Mitgliedsbeitrag geleistet. Als ich im Jahre 1935 wegen Arbeitsmangel in Österreich nach München gieng [sic], legte man mir bei der Anmeldung zur Kunstkammer nahe, mich um meine Parteinummer zu kümmern, die ich dann erst erfuhr. Im Mai 1938 kehrte ich nach Salzburg zurück, wo ich noch meine Wohnung und meine Arbeitsstätte im Künstlerhaus hatte. Ich hatte während meiner Zugehörigkeit zur NSDAP keinerlei politische Funktion und war auch nie Mitglied irgendeiner Gliederung der Partei.“ Hinsichtlich seiner Tätigkeit als Landesleiter der Kulturkammer für bildende Künste im Reichsgau Salzburg versuchte sich Reisenbichler möglichst unpolitisch darzustellen: „Da ich lange Jahre der Vertreter der Salzburger Künstler im Zentralverbande der Künstler Österreichs war, und die Verhältnisse in der Künstlerschaft am besten kannte, wurde ich im Jahre 1940 für den zur Wehrmacht eingezogenen und nicht bodenständigen Landesleiter der Reichskammer d. bild. Künste zu dessen Stellvertreter von der Landeskulturwaltung kommandiert. Schon nach einem Jahre ersuchte ich um Enthebung von dieser ehrenamtlichen Stellung, weil ich durch meinen Einsatz für die Salzburger Künstler mit Gauleiter Dr. Rainer in Konflikt kam. Meine Demission wurde jedoch nicht zur Kenntnis genommen und ich wurde unter Hinweis auf die Parteidisziplin gezwungen, die Vertretung der Künstlerschaft bis zum Zusammenbruche beizubehalten.“ In der Folge führte er aus, dass ihm nach seiner Enthebung im Juni 1945 Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Neumayr für sein Wirken gedankt habe, ebenso besäße er ein „Dankschreiben mehrerer ukrainischer Künstler“ und eines der Salzburger Künstler, das die Bestätigung enthalte, „daß ich mich ohne Rücksicht auf ihre politische Einstellung stets nur für sie eingesetzt und mein Amt nie zum Nachteile der Kollegen verwaltet habe, sodaß ich mit bestem Gewissen behaupten kann, mein Wirken als Leiter dieser Standesorganisation sei nur zum Vorteile der Kollegen gewesen“. Seine Forderung folgte auf den Fuß: „Da ich mir keiner Schuld bewußt bin, ersuche ich, meinem Ansuchen um Entregistrierung stattzugeben.“ Ein letztes, viertes Blatt liegt dem NS-Registrierungsakt von Karl Reisenbichler im Stadtarchiv Salzburg ein. Im Februar 1948 forderte der Stadtmagistrat als Registrierungsbehörde den Künstler, als dessen Anschrift offiziell noch immer die Hellbrunnerstraße 3, also das Künstlerhaus, galt, auf, drei Fragen bezüglich seiner Staatsbürgerschaft, seiner Berufe und Wohnsitze zu beantworten. Die Felder blieben leer, dafür war mit Bleistift am oberen Rand des A5-Zettels „verzogen nach: Wald / Pzg.“ notiert worden. Auch auf dem Aktendeckel wurde „verzogen“ vermerkt. Laut Meldekarte meldete sich Karl Reisenbichler am 2. Oktober 1946 nach Neukirchen am Großvenediger ab. Wie das Verfahren wegen seiner NS-Registrierung weiter verlaufen ist, lässt sich (bislang) nicht rekonstruieren, da im entsprechenden Bestand im Salzburger Landesarchiv weder eine Karteikarte noch ein Akt zu Karl Reisenbichler vorhanden ist. Auf der Innenseite des Aktendeckels seines NS-Registrierungsaktes im Stadtarchiv Salzburg wurde mit Bleistift vermerkt: „Verfügung: Minderbelastet 28.8.47“.
Nachkriegszeit
Offenbar verbrachte Karl Reisenbichler einige Zeit erneut in Mondsee, wo er an der Metzgerei Gugg, die seine Verwandten mütterlicherseits betrieben, 1948 ein Fresko über die Viehwirtschaft und Jagd ausführte. Drei Jahre nach seinem Weggang aus der Stadt Salzburg zog Karl Reisenbichler am 21. Oktober 1949 wieder in die Landeshauptstadt. Als Adresse gab er die Festungsgasse 11 an, seine Quartiergeberin war Karoline Tischler. Am 17. Oktober 1950 verließ Reisenbichler die Stadt erneut und ließ sich endgültig in Großgmain nieder. Häufig finden sich in der Beschreibung von Reisenbichlers Übersiedlung verharmlosende Formulierungen wie die folgende: „Nach dem verheerenden WK II zog sich der Künstler nach Großgmain zurück, politisch gebrandmarkt und verbittert.“ In seinem neuen Heimatort schuf er 1954 als Auftragswerk der Gemeinde Großgmain das Sgraffito „Das Bauernjahr“ an der Außenwand der Volksschule. „Der nach 1945 als ‚persona non grata‘ abgestempelte Reisenbichler überwand die öffentlichen Demütigungen nie, dazu kam noch, daß er seine früheren – künstlerisch hochwertigen Arbeiten – auch nicht mehr an den Mann und die Frau brachte. Armut, die damit verbundene Existenznot und das Angewiesensein auf lebensnotwendige Spenden und Almosen von Freunden schlossen sich an. Sein künstlerisches Feuer erlosch buchstäblich, das handwerkliche Können alleine konnte nicht mehr darüber hinwegtäuschen. Aber auch die stark angegriffene Gesundheit (Arteriosclerose, Myocardschwielen, Lungenemphysen), hervorgerufen durch schlechte Ernährung, ungeheizte Zimmer in den kalten Jahreszeiten, tat das ihrige [sic] zum Erscheinungsbild des Sgriffito in Großgmain dazu.“ Eines seiner letzten Werke findet sich erneut in Mondsee, wo er 1957 für die Neugestaltung des Kriegerdenkmals verantwortlich zeichnete und motivisch zu seinen Totentanz-Arbeiten der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg zurückkehrte. Karl Reisenbichler starb am 21. Dezember 1962 im Landeskrankenhaus in Salzburg.
Nach Nikolaus Schaffer war Reisenbichler „[f]ührender Salzburger Exponent einer völkisch-monumentalisierenden Richtung, einflußreich als Präsident des Wirschaftsverbandes bild[ender] Künstler und nach 1938 als oberster Kunstfunktionär im Gau Salzburg.“ Der Einträge in der zweiten und dritten Auflage des „Salzburger Kulturlexikons“ heben primär Reisenbichlers mehrfarbige Neosgraffiti hervor. Vielfach wird ausschließlich auf Reisenbichlers künstlerisches Schaffen verwiesen: „Seiner Heimatkunst, den Darstellungen der bäuerlichen Bevölkerung, der Landschaftsmalerei, der Tracht und anderen volkskundlichen Themen blieb er durch kräftige Farbgebung ein Leben lang treu.“
Straßenbenennung
In seiner Sitzung vom 5. Februar 1965 beriet der Unterausschuss für Straßenneubenennungen, bestehend aus Dr. Herbert Glaser (ÖVP, Vorsitz), Gemeinderat Hermann Ingram (FPÖ), Gemeinderat Adolf Merz (SPÖ), Amtssekretär Josef Schaubeder (Vermessungsamt), Oberstaatsarchivar Dr. Herbert Klein (Leiter des Salzburger Landesarchivs), Dr. Heinz Klier als Vorstand der Magistratsabteilung II und Amtsrat Walter Strasser als Schriftführer rund 30 Benennungsvorschläge im gesamten Stadtgebiet. Der Name des Künstlers Karl Reisenbichler fand dabei Eingang in den „Vorgang X (Elsbethen-Glasenbach)“, bei dem „4 kurze Straßenzüge an der Stadtgrenze“ nach Malern benannt wurden. Neben Karl Reisenbichler waren dies Franz Schrempf, Franz Jung-Ilsenheim (beide ebenfalls ehemalige NSDAP-Mitglieder) und Michael Ruppe. In der der Liste beigelegten Legende wurde über Reisenbichler ausgeführt: „Salzburger Kunstmaler; sein Hauptgebiet waren die Figur- und Landschaftsmalerei, aber auch Zeichnungen und Sgraffittoarbeiten. Zahlreiche seiner Bilder hatten die Salzburger Landschaft und die Stadt Salzburg zum Thema.“ Nachdem sich der Kulturausschuss am 2. Juli und in der Folge der Stadtsenat am 12. Juli für diese Benennung ausgesprochen hatten, beschloss der Gemeinderat in seiner Sitzung am 30. Juli 1965 die vorgelegte Liste von Straßenneubenennungen einstimmig (14 SPÖ, 6 ÖVP, 6 FPÖ, 1 KPÖ).