Albin Müller-Rundegg

Biografie als PDF mit Quellen und Literatur:

Kunstmaler

* 21. Juni 1891 in Obermais bei Meran (Tirol, heute Provinz Südtirol, Italien)

† 16. Februar 1975 in Salzburg

Straßenbenennung: Müller-Rundegg-Weg, beschlossen am 16. Juli 1979

Lage: Leopoldskron; von der Moosstraße vor Nr. 47 nach Osten abzweigend.

 

Der Kunstmaler Albin Müller(-Rundegg) wurde am 21. Juni 1891 in Obermais bei Meran als Sohn des Dekorationsmalers Albin Müller und der Klara Müller (geb. Brandmayer) geboren. Müller „verbrachte seine Jugend auf der nahegelegenen Burg Rundegg, nach der er sich später als Künstler benannte.“ Er besuchte die evangelische Schule in Meran und wurde im väterlichen Betrieb zum Dekorations- und Kirchenmaler ausgebildet. Um seine künstlerischen Fähigkeiten zu vertiefen, studierte er an der Kunstakademie in München und ging anschließend nach Paris. Im Ersten Weltkrieg diente er im Regiment der Tiroler Kaiserjäger, wurde an der Front verwundet, zum Artillerieregiment in Salzburg versetzt, wo er sich schließlich niederließ. Im Jänner 1921 heiratete Albin Müller Gretl Hintner, im September 1923 und im April 1930 wurden sie Eltern von Töchtern.

Ab dem 18. November 1917 war Müller offiziell ständig in Salzburg wohnhaft, blieb seiner Heimat jedoch noch eng verbunden. Die Salzburger Chronik vermerkte 1924, dass er sich „zumeist in Südtirol aufhält, woher auch die Motive seiner Bilder stammen“. Noch 1922 war Albin Müller bei der Freiwilligen Feuerwehr Obermais tätig, inserierte der nach wie vor auch auf Schloss Rundegg lebende akademische Maler in der Südtiroler Landeszeitung, dass er Rahmen, Malleinwand und Malutensilien ankaufen wolle und wollte der Obermaiser Gemeindeausschuss dem „strebsamen Obermaiser akad. Maler Albin Müller“ die „Gelegenheit“ bieten, „sein Können durch Anfertigung eines Porträts zu zeigen.“ 1926 bot er in Südtirol seine Dienste zur Restaurierung von Gemälden an. Nach eigenen Angaben wurde er „wegen österr. Gesinnung 1929 von den Faschisten in Meran eingesperrt“.

Albin Müller wurde 1918 Mitglied des Zentralverbandes bildender Künstler. Auch in Salzburg schlug er sich zunächst sehr bescheiden durch, suchte 1919 Malutensilien zu kaufen und bot seine Landschaftsbilder zum Verkauf an, „auch gegen Lebensmittel“. Der Kunstmaler schuf vornehmlich Landschaftsbilder „aus der Umgebung Salzburgs, die in der Tradition des Stimmungsimpressionismus“ standen und sich „großer Beliebtheit“ erfreuten und daher auch „in vielen örtlichen Haushalten“ zu finden waren.

Bereits 1921 war „Albin Müller (Meran)“ bei der Jahresaustellung im Künstlerhaus vertreten, vom Staatsamt für Inneres und Unterricht erhielt er eine  „belobende Anerkennung“ für seine Werke. Ab 1922 war Müller auch Lehrer an einem Salzburger Privatgymnasium und Mitarbeiter von Karl Reisenbichler.

„Der strebsame Künstler“ stellte seine Werke wiederholt im Schaufenster der Buchhandlung Höllrigl aus, so auch 1925, spätestens ab diesem Zeitpunkt nannte er sich Müller-Rundegg. 1927 war er erneut bei der Jahresausstellung im Künstlerhaus vertreten, als Anerkennung erhielt er einen Geldpreis bzw. österreichische Staatspreis. Anlässlich einer weiteren Präsentation im Höllrigl-Schaufenster bemerkte das Volksblatt wohlwollend, der Künstler sei „von jeher dem reinen Experiment abhold“. Der Autor und Kulturredakteur Otto Kunz fand 1930 Lob für Müller-Rundegg, der erneut einige Ölbilder im Schaufenster der Buchhandlung Höllrigl ausgestellt hatte. Seine Landschaftsbilder seien „brave, von Stilrichtungen unbeeinflußte Stücke“ und der Künstler „ein Beweis“ dafür, „wie gegensätzlich die Kunstströmungen unserer Tage sind und wie neben der geistig-kollektivistischen Richtung diverser ‚-ismen’ Einzelgänger mit Erfolg tätig sind, die überkommenen Werte lebendig erhalten und fortentwickeln.“

In den 1930er Jahren wurde Müller-Rundegg Mitglied im Salzburger Kunstverein. Zu dieser Zeit veranstaltete er eine jährliche Weihnachtsausstellung in seinem Atelier bzw. seiner Wohnung in der Getreidegasse 47, später fanden diese Ausstellungen in der Vorweihnachtszeit im Künstlersaal Mirabell statt. Im Mai 1933 wirkte Müller-Rundegg an der Gestaltung der Ausstattung des Frühlings-Künstlerfestes im Stieglkeller mit.

Im Juni 1930 schenkte die Stadt Salzburg der Stadt Trier anlässlich der Rheinlandräumung ein Bild von Müller-Rundegg. Im März 1933 wurde erstmals eines seiner Werke in Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus erwähnt. Bei der Reichstags-Eröffnungssitzung in Potsdam am 21. März 1933, an der Ehrengäste aus Österreich teilnahmen, darunter aus Sallzburg der Führer der SA-Standarte 59 Fritz Patzelt und der Gauleiter Karl Scharizer, wurde ein Bild als Geschenk übergeben, wie das „Salzburger Volksblatt“ berichtete: „Die Standarte 59 der NSDAP widmet dem Reichskanzler Adolf Hitler anläßlich der Reichstag-Eröffnungssitzung ein Ölgemälde von Albin-Müller-Rundegg. (Das Bild ist bis Samstag abends in der Auslage der Blumenhandlung Kern, Alter Markt, ausgestellt.)“

1936 erhielt Müller-Rundegg die Medaille der Stadt Salzburg.

 

NS-Zeit

Für das nationalsozialistische Kunstverständnis stellten Landschaftsbilder wie jene von Müller-Rundegg gewissermaßen den „Gegensatz“ zur „entarteten Kunst“ dar, wie Kulturredakteur Otto Kunz im Salzburger Volksblatt in seiner Rezension der Weihnachtsausstellung im Künstlerhaus 1939 ausführte: „Gegen entartete Ausdrucksformen der bildenden Kunst gab es in Salzburg ein gutes Korrektiv: die Natur. Entartete Kunst war spekulative Kunst, spekuliert haben aber Salzburger Maler kaum jemals in nennenswertem Maß. (…) Von reinigendem Wind durchweht, macht die diesjährige Weihnachtsschau einen kernigen, lebendigen, sauberen Eindruck, beherrscht von einem einheitlichen Willen: Kunst von Qualität und Kunst, die echt in uns wurzelt.“ Die Arbeiten Müller-Rundeggs, die in der Ausstellung vertreten waren, gehörten für Kunz zu dieser verwurzelten Kunst.

Auch Reinhold Glaser sah 1940 Müller-Rundeggs Arbeit – er war mit dem Bild „Stauffen mit Glan“ vertreten – als Beispiel dieser „deutschen Kunst“, wenn er zur Einleitung seiner Rezension über die Jahresausstellung der Genossenschaft bildender Künstler im Künstlerhaus ausführte: „Aus aller großen Kunst redet die Seele zu uns. Je schlichter die Kunst ist – oder sagen wir: je deutscher – um so klarer ist diese Stimme zu vernehmen.“ Für neuartige Kunst sei auch vor dem „Umbruch“ „Salzburg kein Boden“ gewesen.

Bereits bei der Weihnachtsaustellung 1938 hatte sich die Wertschätzung des Regimes auch monetär ausgedrückt, Werke von Müller-Rundegg und anderen wurden von Reichsstatthalter Seyß-Inquart staatlich angekauft.

Albin Müller-Rundeggs direkte Involvierung in den Nationalsozialismus dürfte sich auf eine Parteimitgliedschaft und die Beteiligung an einem Ausstellungsprojekt von „Kraft durch Freude“ (KdF), einer Organisation der Deutschen Arbeitsfront (DAF), beschränkt haben. Laut eigener Angaben war er ab 1939 bis 1943 Parteianwärter, dann wurde er zur Wehrmacht eingezogen. In seinem Wehrstammbuch wurde allerdings 1931 als Parteieintrittsjahr vermerkt. Erst im Juli 1940 war Müller-Rundegg im Zuge der Südtiroler „Option“ eingebürgert worden, bis zu diesem Zeitpunkt war er italienischer Staatsbürger gewesen. In einem Zeitungsbericht wurde Müller-Rundegg im Jahr 1940 als „Pg.“, also als Parteigenosse bezeichnet. Er beteiligte sich führend an einer von KdF in Zusammenarbeit mit der Reichskammer der bildenden Künstler zusammengestellten Wanderausstellung, die „in fast allen größeren Orten und Betrieben des Gaues gezeigt“ werden sollte. Präsentiert wurden 53 Werke Salzburger Künstler der Gegenwart (Grafik, Aquarelle, Ölgemälde, Plastiken). „Ausstellungsleiter ist Kunstmaler Pg. Müller-Rundegg.“ Als solcher gab er „jeweils dem Publikum fachliche Erklärungen und betreute mit seinem Begleiter Bramreiter die gesamte Wanderfahrt der Ausstellung.“ Im Zuge der Wanderausstellung, die von 7.000 Person besichtigt worden sein soll, wurde etwa ein Drittel der Kunstwerke verkauft.

Als „einer der wenigen“ Künstler aus Salzburg war Müller-Rundegg 1942 „mit seinem Gemälde ‚Salzburg mit Salzach’ bei der Großen Deutschen Kunstausstellung in München vertreten.“ Das Bild zeigt die Stadt Salzburg von Mülln aus gesehen. Im selben Jahr war der Maler auch mit dem Bild „Sonnenblumen“ im Haus der Deutschen Kunst in München vertreten.

Ab 1943 wurde es in den Zeitungen still um Müller-Rundegg, vermutlich wegen seiner Einziehung zur Wehrmacht. Er wurde im September 1943 erfasst, wegen seiner Kriegsdienstleistung im Ersten Weltkrieg als Unteroffizier übernommen und im November 1943 zunächst in Lienz, später in Spittal an der Drau und Salzburg als Zahlmeisteranwärter der Reserve (Wehrmachtsbeamter) eingesetzt. Gegen Ende des Krieges geriet er für viereinhalb Monate in Gefangenschaft.

 

Entnazifizierung

Als Südtiroler galt Albin Müller-Rundegg als österreichischer Staatsbürger. Er registrierte sich bei der NS-Registrierungsstelle im Stadtmagistrat Salzburg als Parteianwärter von 1939 bis 1943, Funktionen habe er keine ausgeübt. Damit stritt er eine tatsächliche Parteimitgliedschaft de facto ab. Er stellte, was eine absolute Ausnahme darstellt, kein Ansuchen um Abstandnahme von der Registrierung und wurde als minderbelastet eingestuft.

 

Nachkriegszeit

Albin Müller-Rundegg war weiterhin in Salzburg als Kunstmaler tätig, bereits im Mai 1945 trat er der Berufsvereinigung bildender Künstler bei. Das „Amtsblatt der Landeshauptstadt Salzburg“ brachte anlässlich des 70. Geburtstages des Malers in seiner Ausgabe vom 5. Juli 1961 eine längere Notiz: „Rundegg ist ein Künstler der alten Schule, er malt wie er sieht unter besonderer Betonung des Stimmungscharakters. Viele seiner künstlerischen Aussagen befassen sich mit dem Untersberger Moor.“ Er sei „gebürtiger Südtiroler“ und habe „das typische Leben seiner Generation mitgemacht: in zwei Weltkriegen eingerückt (verwundet im Ersten, gefangen im Zweiten Krieg), verlor er all seine Habe und schuf doch wieder Neues, und seine Schaffensfreude erhielt ihn jung und ungebrochen.“ Im Herbst 1961 war eine Kollektivausstellung seiner Werke in der Residenz zu sehen. Zu seinem 80. Geburtstag 1971 wiederholten die „Salzburger Nachrichten“ die biografischen Eckdaten des Jubilars, der „auf Schloß Rundegg bei Meran geboren“ sei.

Albin Müller-Rundegg wurde mehrfach ausgezeichnet, er erhielt u. a. die Medaille der Stadt Salzburg und den Österreichischen Staatspreis.

Albin Müller-Rundegg heiratete im März 1972 in zweiter Ehe Renate Müller. Kulturamtsleiter Walter Strasser gratulierte den Hochzeitspaar „namens des Kulturamtes und in meinem eigenen Namen (…). Ich verbinde dies mit dem aufrichtigen Wunsch, daß Ihnen noch viele gemeinsame Jahre der Zufriedenheit und eines erfüllten Lebens beschieden sein mögen. Ich darf Ihnen auch mitteilen, daß Ihr von uns im Vorjahr angekauftes Salzburg-Ölbild einen schönen Platz im neuerrichteten Pensionistenheim in Itzling gefunden hat.“ Albin Müller-Rundegg verstarb drei Jahre später am 16. Februar 1975 in Salzburg.

 

Straßenbenennung

In der Besprechungsunterlage des Unterausschusses für Straßenbenennung vom 25. April 1979 wurde als „Vorgang 6“ festgehalten: „Zwischen den Häusern Moosstraße 45 und 47 geht eine größere Wohnsiedlung, bestehend aus sechs Reihenhäusern, ihrer Vollendung entgegen. Die Aufschließung dieser Anlage erfolgt durch zwei Privatstraßen von der Moosstraße. Nach Rücksprache mit der Bauherrschaft, der Wohn- und Siedlungsgesellschaft ‚Wohnungseigentumsbau‘, wird um die Benennung MÜLLER-RUNDEGG-WEG und FIEBINGER-Weg gebeten. Albin Müller Rundegg (1891–1975) war viele Jahre in Salzburg ansäßig und genoß in Künstlerkreisen einen guten Ruf als Landschaftsmaler (Österr. Staatspreisträger, Werke im Museum C.A.).“ Der genannte Fiebinger-Weg folgt der Flurbezeichnung des dortigen Fiebingergrabens. Diese Besprechungsunterlage fand in der Folge als Entscheidungsgrundlage der politischen Gremien, als „inoffizieller“ Amtsbericht Verwendung. Wortident referierte ihn Gemeinderätin Olga Irnberger (SPÖ) in der Sitzung des Kulturausschusses am 5. Juni 1979, wo sämtliche Benennungsvorschläge einstimmig beschlossen wurden, ebenso in der Sitzung des Stadtsenats am gleichen Tag. Einstimmig (10 SPÖ, 5 ÖVP, 6 FPÖ, 2 BL) war auch das Votum am 16. Juli 1979 im Gemeinderat der Landeshauptstadt Salzburg über die vorgeschlagene Benennung des „Müller-Rundegg-Weges“.