Leopold John
Lehrer, Mitgründer des Turnvereins Morzg
* 16. August 1873 in Salzburg
† 18. November 1951 in Salzburg
Straßenbenennung: Johnweg, beschlossen am 29. September 1971
Lage: Morzg; Straßenzug südwestlich der Schule Morzg und parallel südlich des Dossenweges.
Leopold John wurde am 16. August 1873 in Salzburg-Mülln als Sohn von Leopold John (gest. 4. April 1906), Lehrer an der Volksschule Mülln, röm.-kath. und Rosina John (geb. Winkler, röm.-kath., gest. 27. Dezember 1893) geboren. Er absolvierte die Lehrerbildungsanstalt Salzburg mit Matura im Jahre 1892, ab demselben Jahr stand er im Schuldienst, zunächst in Nonntal, dann in Morzg, wo er 1913 zum Oberlehrer der Volksschule ernannt wurde. Seit seiner definitiven Anstellung war er in Morzg heimatberechtigt. Den Direktors-Titel erhielt er zu seiner Ruhestandsversetzung im Jahr 1933. Am 16. Februar 1897 heiratete er in Morzg Elisabeth Pletschacher (geb. 18. Mai 1876), sie hatten eine gemeinsame Tochter, Gertrude/Gertraud (geb. 13. November 1915). John wohnte in Morzg im Schulhaus, an der Adresse Hoherweg 110, sowie in der Gneiserstraße 36.
John war neben dem Schuldienst in diversen Vereinen und Vertretungskörpern aktiv, so war er etwa Rechnungsprüfer des Landeslehrervereins und Kassier der Feuerwehr Morzg. In Morzg war er besonders engagiert beim von ihm 1902 gegründeten Verschönerungsverein, dessen langjähriger Vorstand bzw. Obmann er war, als Mitglied, Leiter und Organist des Kirchenchors, als Obmann-Stellvertreter und Obmann des von ihm 1910 mitgegründeten Deutschen Schulvereines Morzg sowie als langjähriges Mitglied des Gemeindeausschusses Morzg, dem er seit 1908 angehörte und als Rechnungsprüfer der Gemeinde. In der Gemeindevertretung setzte er sich u.a. für die Errichtung einer Wasserleitung für Morzg und für einen Bebauungs-Regulierungsplan ein. Zudem war John von ihrer Gründung 1899 an über 50 Jahre ununterbrochen Zahlmeister der Raiffeisenkasse Morzg und gehörte später auch dem Vorstand der Raiffeisen-Zentralkasse Salzburg an.
Engagement für den Turnverein
Im Jahr 1923 war Leopold John führend an der Gründung des Turnvereines Morzg beteiligt. Noch im selben Jahr initiierte er den Bau einer Turnhalle. Das „Salzburger Volksblatt“ meldete am 16. November: „Es ist noch kein halbes Jahr her, daß in Morzg sich ein dem Deutschen Turnerbunde 1919 angehörender Turnverein gebildet hat. Heute können wir mitteilen, daß die Saat, die Oberlehrer John im Jahre 1916 gesät hat, herrlich aufgegangen ist. Der Turnverein Morzg, dem Oberlehrer John als erster Sprecher angehört, baut eine Turnhalle gestiftet dem Andenken an den Weltkrieg und die Helden unserer Heimat und des deutschen Vaterlandes. Der Turnverein Morzg hat ein kleines Grundstück erworben und sich im ehemaligen Niederalmer Lager [das ehemalige Flüchtlingslager oder Kriegsgefangenenlager aus dem Ersten Weltkrieg in Niederalm und Grödig; Anm. d. Verf.] eine Baracke gekauft, die von den Turnern in den freien Stunden abgetragen und unter der Leitung des Architekten Martin Knoll entsprechend zugeschnitten und jetzt aufgestellt wurde.“ Es war dies die erste Turnhalle zwischen der Stadt Salzburg und Hallein.
NS-Zeit
Leopold John setzte seine zahlreichen Vereinstätigkeiten während der NS-Zeit ungebrochen fort. Anlässlich der Überleitung des Landeslehrervereins in den NS-Lehrerbund erhielt John wie alle langjährigen Mitglieder eine Urkunde. Im September 1938 wurde er Mitglied des NS-Lehrerbundes. Bei der Eingliederung des Verschönerungsvereines Morzg in den Stadtverschönerungsverein Salzburg 1941 wurde John in die Vereinsführung berufen. Die Verbindung Johns zum Nationalsozialismus bestand jedoch wohl vor allem im Rahmen der Turnerschaft. So wurde er nach der Übernahme der Turnvereine der eingemeindeten Vororte in den Salzburger Turnverein und bei dessen Eingliederung in den Reichsbund für Leibesübungen als Gruppenführer der Gruppe Morzg des Salzburger Turnvereines bestätigt. 1943 erhielt er als Würdigung den Ehrenbrief des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen (NSRL). Im selben Jahr wurde sein Engagement für den Turnverein anlässlich seines 70. Geburtstages besonders gewürdigt: „In den schwierigen Jahren des völkischen Kampfes während der Systemzeit hielt Turnobmann John stets das deutsche Banner hoch. Heute noch ist er als Führer der Gruppe Morzg des Turnerbundes Salzburg tätig, von 1928 bis 1938 war er überdies auch Führer der Turner-Sängerriege.“
Seit 1. Mai 1938 war Leopold John Mitglied der NSDAP mit der Mitgliedsnummer 6,384.889. Wie bei etlichen anderen Salzburgern verweisen sowohl Nummer als auch Eintrittsdatum in diesem Fall wohl weniger auf eine Anerkennung „illegaler Verdienste“, sondern auf eine von John durchaus gern angenommene Vereinnahmung einer lokal prominenten Persönlichkeit durch das Regime. Im Rahmen der NS-Registrierung gab John allerdings lediglich an, „Parteianwärter“ von Juli 1938 bis 1944 gewesen zu sein. Da er kein wirkliches Mitglied geworden sei, ersuchte er „um Abstandsnahme von der Registrierung“. Der Magistrat kam dem als Registrierungsstelle nicht nach, John wurde als „minderbelastet“ eingestuft und rechtskräftig registriert.
Leopold John verstarb am 18. November 1951 in Salzburg.
Straßenbenennung
Der Direktor der Volksschule Morzg, Max Leibetseder, schlug dem Vermessungsamt der Stadt Salzburg im Mai 1970 vor, aufgrund der „regen[n] Bautätigkeit im Schulsprengel Morzg-Gneis“ und den dadurch notwendigen Benennungen von neuen Straßen und Wegen die „Gneiserstraße in ‚Leopold Johnstraße‘ umzubenennen oder einer anderen neuen Straße in unmittelbarer Nähe des Schulhauses den Namen des verdienten Schulmannes zu geben“. In seinem Schreiben führte er die Leistungen Leopold Johns ausführlich aus. Da für die Benennung der Verkehrsflächen jedoch nicht das Vermessungsamt, sondern die Kulturabteilung zuständig war, wurde der Brief amtsintern weitergeleitet. Parallel dazu sprach Leibetseder mit Amtsrat Walter Strasser aus der Kulturabteilung und unterbreitete ihm telefonisch den Benennungsvorschlag, den er im Jänner 1971 noch einmal brieflich festhielt. Es handelte sich nunmehr um eine konkrete Verkehrsfläche, nämlich „den der Turnhalle und der Volksschule gegenüberliegenden, vom Dossenweg nach Süden führenden unbenannten Weg“.
Der Unterausschuss für Straßenbenennungen debattierte am 13. Juli 1971 rund 30 Neubenennungen von Verkehrsflächen. Der Amtsbericht der Kulturabteilung hielt die Ergebnisse fest, darunter findet sich in Morzg der „Johnweg: Straßenzug südwestl. der Schule Morzg und parallel südl. des Dossenweges“. In den beigefügten Erläuterungen wurde die Aufzählung der Verdienste von Leopold John wiederholt: „Lehrer und Direktor an der Volksschule Morzg von 1885 bis 1933. Sehr verdienstvoll als langjähriger Erzieher an dieser Schule; er schuf nach dem Ersten Weltkrieg die damals einzige Turnhalle zwischen Hallein und Salzburg. Als Chorregent der Pfarrkirche Morzg wirkte er von 1895 bis 1950. Er war auch Initiator und Gründer der Raiffeisenkasse Morzg. (Der Benennungsantrag erfolgte durch die derzeitige Schulleitung Morzg).“ Der Kulturausschuss stimmte dem Amtsvorschlag in seiner Sitzung vom 10. August, der Stadtsenat am 16. August einstimmig zu. Der Gemeinderat beschloss in seiner Sitzung vom 29. September 1971 einstimmig (18 SPÖ, 11 ÖVP, 8 FPÖ) die Benennung des „Johnweges“.