Alois Schmiedbauer
Lehrer, Ausstellungsgestalter und Fotograf, Fachinspektor für Kunst- und Werkerziehung 1949–1967, Präsident des Salzburger Stadtvereins 1954–1977
* 24. April 1902 in Mattsee
† 27. Mai 1989 in Salzburg
Straßenbenennung: Alois-Schmiedbauer-Straße, beschlossen am 13. Mai 1992
Lage: Verbindungsstraße zwischen Elisabeth-Kai und Gebirgsjägerplatz.
Am 24. April 1902 kam Alois Anton Schmiedbauer in Mattsee als Sohn des Wagnermeisters Josef Schmiedbauer und dessen Frau Anna Maria, geborene Kummer, zur Welt. Nach seiner achtjährigen Volksschulzeit von 1908 bis 1916 „zwang die Notlage nach dem Ersten Weltkrieg zu verschiedenen Berufen wie Zimmermaler, Kellner und Maler“. Während seiner Militärzeit, die er als Pionier am 1. Juli 1921 in Salzburg begann und am 31. August 1927 in Krems beendete, absolvierte er autodidaktisch die Bürgerschule und den Vorbereitungslehrgang der Lehrerbildungsanstalt in Krems, wo er 1927 mit Auszeichnung maturierte. Im Anschluss erhielt er Unterricht an der Kunstgewerbeschule in Wien (Klasse Prof. Bertold Löffler) und von 1928 bis 1931 an der Akademie für bildende Künste (Klasse Prof. Carl Fahringer und Prof. Ferdinand Andri). „Mathematik besuchte er an der Technischen Hochschule, Darstellende Geometrie an der Universität und in Pädagogik holte er sich die Ausbildung im Pädagogischen Institut der Stadt Wien.“ In der Bundeshauptstadt legte er 1931 die Lehramtsprüfungen für Mittelschulen in Freihandzeichnen, Mathematik und Geografie und 1932 für Handarbeiten ab.
Lehrer und Volksbildner
Nachdem Alois Schmiedbauer sein Probejahr in Wien absolvierte hatte, wurde er 1932 in der Stadt Salzburg in den Schuldienst aufgenommen. Er unterrichtete kurze Zeit als Hilfslehrer am Akademischen Gymnasium und am Erzbischöflichen Gymnasium Borromäum, ehe er im darauffolgenden Jahr eine Anstellung an der Bundeslehrerbildungsanstalt erhielt; 1935 wurde er definitiv in den Bundesdienst übernommen. „Auf dem schulischen Nährboden konnte sich sein pädagogisches Talent besonders entfalten“, so eine posthume Würdigung. Ende 1935 erhielt er das Heimatrecht der Stadt Salzburg verliehen.
Alois Schmiedbauer, der am 10. August 1933 in Dürnstein Margarete Layr, die Tochter des Sparkassendirektors von Krems, geheiratet hatte, wohnte zunächst in der Reichenhaller Straße 7 und zog im September 1933 mit seiner Frau in die Weizensteinerstraße 11 im Stadtteil Maxglan. Dort kamen zwischen 1936 und 1944 zwei Söhne und eine Tochter zur Welt, ein Sohn starb im Kindesalter. Als Studienrat an der Lehrerbildungsanstalt in Salzburg war Alois Schmiedbauer neben seiner Mitgliedschaft in der Vaterländischen Front zudem Obmann der Kameradschaft der öffentlichen Mittelschullehrer in Salzburg und Obmann-Stellvertreter der Vereinigung der Salzburger Mittelschullehrer. Im Rahmen seiner Funktionen hielt er u. a. 1935/36 drei Vorträge über österreichische Kunst für das Kulturreferat im Frauenreferat der Vaterländischen Front. In der „Salzburger Chronik“ erschien im Oktober 1935 ein von Alois Schmiedbauer gezeichneter Bericht über den Wettbewerb zur Errichtung eines Denkmals für das Rainerregiment auf dem Kapitelplatz und die prämierten Einreichungen, in dem deutlich die ablehnende Haltung des Autors dem Projekt gegenüber zum Ausdruck kam.
NS-Zeit
Sein berufliches Engagement im „Ständestaat“ versuchte Alois Schmiedbauer ungebrochen während der NS-Zeit fortzusetzen. Zwar war eine Mitgliedschaft nicht vorgeschrieben, doch trat er am 5. Juli 1938 in den Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) ein, er erhielt die Mitgliedsnummer 365.356. Außerdem verfasste er im September 1938 nicht nur eine „Kunstgeschichtliche Betrachtung“, sondern auch ein sprachlich den neuen politischen Gegebenheiten angepasstes Vorwort für den Bildband „Verborgene Schönheit. Bauwerk und Plastik der Ostmark“ seines Freundes, des Salzburger Fotografen Stefan Kruckenhauser. Darin führte Schmiedbauer u. a. aus: „Die Kunst der Ostmark ist gekennzeichnet durch die Grenzlage des Landes und die Blutzugehörigkeit seiner Bewohner.“
Im Herbst 1938 wurde der Pädagoge zur Wehrmacht eingezogen, da er im Jahr darauf angab, bei der „Sudetenlandbefreiung vom 15. 9. bis 24. 10. 1938“ militärisch aktiv gewesen zu sein. Erneut zur „Waffendienstleistung“ einrücken musste er laut eigenen Angaben vom 14. Juli bis zum 10. August 1939 und ab dem 1. November 1939. Im Nachruf von Friederike Prodinger auf Alois Schmiedbauer war zu lesen: „Im Zweiten Weltkrieg, 1939–1945, war er mehrfach eingerückt.“ Unklar ist, ob Schmiedbauer tatsächlich ab dem 1. November 1939 in der Wehrmacht aktiv war, da er zwei Wochen später, am 15. November 1939, seinen Antrag um Aufnahme in die NSDAP ausfüllte, der Parteibeitritt für Wehrmachtssoldaten laut geltendem Parteireicht jedoch nicht möglich war bzw. ihre Mitgliedschaft ruhte. Im Februar 1940 bestätigte der interimistisch mit der Leitung der zuständigen Ortsgruppe betraute Ortsgruppenleiter von Maxglan(-Süd), Franz Stengl, zunächst die Angaben von Schmiedbauer zu seiner Person, daraufhin führte er aus: „Genannter arbeitet jedoch in keiner Weise mit und kann mangels Verdienste dermalen für die Aufnahme in die NSDAP nicht vorgeschlagen werden.“ Damit war das weitere Procedere, das sich über 2 ½ Jahre hinzog, vorgezeichnet: Kreisleiter Georg Burggaßner nahm die Beurteilung am 20. März 1940 zur Kenntnis, in der Folge wurde Schmiedbauers Ansuchen dem Kreisgericht Salzburg der NSDAP vorgelegt. Dieses entschied in seiner Sitzung vom 3. Juli 1941 die Ablehnung des Aufnahmeantrags. Den Vorsitz führte Pg. Max Moser (Ortsgruppenleiter Schallmoos-West), 1. Beisitzer war Pg. Karl Schmid (Oberstudiendirektor am Staatsgymnasium und dessen kommissarischer Leiter im März 1938), als 2. Beisitzer fungierte Pg. Christian Straubinger (Abgeordneter zum Deutschen Reichstag, Gauhauptstellenleiter der Hauptstelle „Gauausbildungsleiter“ im Gauorganisationsamt). In der Begründung des Kreisgerichts war zu lesen: „Der umseits genannte Vg. (Volksgenosse; Anm. d. Verf.) sucht im Zuge der Lockerung der Mitgliedersperre um Aufnahme in die NSDAP an. Irgend eine Betätigung für die NSDAP, einer Gliederung oder einem angeschlossenen Verbande vermag der Aufnahmewerber nicht anzuführen. Von einem Vg., der zur NSDAP strebt, muss speziell im Kriege unbedingte Einsatzbereitschaft gefordert werden, denn nur dann kann er Anspruch auf Aufnahme in die Partei geltend machen. Eine solche Einsatzbereitschaft hat der Aufnahmewerber bis heute nicht bewiesen, er wird sie auch weiter nicht beweisen. Die NSDAP kann an solchen Vg. nicht interessiert sein, sie sind vielmehr eine Belastung für die Partei und keinesfalls ein Gewinn. Dem Antrage des zuständigen Hoheitsträgers auf Ablehnung war daher voll beizupflichten.“ Das Reichsschatzamt in München, das dortige Schiedsamt und auch das Gauschatzamt in Salzburg wurden über die Nichtaufnahme informiert und ergänzten ihre jeweiligen Karteien entsprechend.
Alois Schmiedbauer stand trotz der abgelehnten Aufnahme in die NSDAP in enger Fühlung mit führenden lokalen Repräsentanten. Im Mai 1942 gestaltete er für die „Salzburger Kulturtage der Hitlerjugend“ die Ausstellung „Der deutsche Holzschnitt“ im Carabinierisaal der Residenz, in diesem Jahr trat er auch der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde bei. 1943 erschien im Verlag der Salzburger Druckerei der Bildband „Salzburg. Gestalt und Antlitz“. Einem Bericht in der „Salzburger Zeitung“ zufolge hatte der Mittelschulprofessor Dr. Karl Fuchs, seit 1932 NSDAP-Mitglied, zum Zeitpunkt der Publikation des Bandes Gauhauptstellenleiter und Gaupresseamtsleiter des Reichsgaus Salzburg, die Idee zu diesem Werk, zu dem er auch den Text beisteuerte. Sämtliche Bilder stammten von Alois Schmiedbauer, der laut Impressum zudem die Buchgestaltung, den Einbandentwurf und den Schutzumschlag verantwortete. Das kurze Geleitwort von Gauleiter Dr. Gustav Adolf Scheel schloss mit folgendem Satz über die Intention des Bildbandes: „Möge er Zeugnis von der besonderen und schönen Eigenart Salzburgs und seiner durch diese Schönheit gegebenen Verpflichtung gegenüber dem nationalsozialistischen Großdeutschen Reich ablegen.“ Ist der von Karl Fuchs verfasste Textbeitrag ganz im Stil des NS-Jargons gehalten, so finden sich in den abgedruckten Fotografien keine politischen Anspielungen oder Insignien. Der Bildband erfuhr – ohne den Beitrag von Karl Fuchs – nach 1945 mehrfach neue Auflagen unter dem gleichen Titel und wurde 1973 mit englischer und französischer Übersetzung der kurzen Textpassagen versehen. Ebenfalls 1943 kuratierte Schmiedbauer laut eigenen Angaben die Ausstellung „Schaffende Erzieher“ im Rahmen des Gauerziehertags, bei der Werke junger Maler*innen im Stadtsaal des Festspielhauses zu sehen waren und zeichnete im Oktober desselben Jahres für die Ausstellung „Bergvolk – Soldatenvolk“ verantwortlich, die von der „Salzburger Zeitung“ als „eine große Werbeausstellung für die Gebirgstruppe“ bezeichnet wurde. Die vom Stellvertretenden Kommandierenden General und Befehlshaber im Wehrkreis XVIII, General der Infanterie Friedrich Materna, im Beisein von Gauleiter Scheel und anderen hohen Funktionären und Militärs eröffnete Schau sollte „die Aufmerksamkeit der Jugend aus unseren Gebirgsgauen auf ‚ihre‘ Truppe [hinlenken], die die weiße Bergblume auf Ärmel und Mütze trägt, das Siegeszeichen von Narvik und Kreta, das Symbol unserer aus dem Boden gewachsener Wehrkraft, die sich an allen Fronten dieses Krieges aufs höchste bewährt hat“. Nachdem er 1942 bereits von Oberbürgermeister Ing. Anton Giger als Kunstsachverständiger für den neu ins Leben gerufenen Kulturpreis der Gauhauptstadt Salzburg eingesetzt worden war, wurde Alois Schmiedbauer 1944 in den ebenfalls neu gegründeten „Zweckverband Salzburger Museum“ berufen, der entsprechend den Vorstellungen von Gauleiter Scheel unter Leitung von Dr. Bruno Grimschitz, dem Direktor der Österreichischen Galerie in Wien, „die Zusammenfassung und Neuaufstellung aller in den verschiedenen Salzburger Museen und Sammlungen befindlichen Kunstschätzen (sic)“ vorbereiten sollte. Kriegsbedingt konnte der Verband keine umfassenderen Aktivitäten mehr entwickeln. Alois Schmiedbauer wurde vermutlich aufgrund seiner Kenntnisse der lokalen Kunstlandschaft in den Zweckverband berufen.
Nachkriegszeit
Aufgrund der abgelehnten Aufnahme in die NSDAP konnte Alois Schmiedbauer seine Karriere nach 1945 ungebrochen fortsetzen. Nachdem er seit Oktober 1946 in Seeham gewohnte hatte, zog er im September 1947 wieder nach Salzburg. Von 1949 bis 1967 war er Fachinspektor für Kunst- und Werkerziehung für Salzburg, Tirol und Vorarlberg. Zudem war er Präsident des Salzburger Stadtvereins von 1954 bis 1977 und ab 1955 Mitglied und zeitweiliger Vorsitzender des Fachbeirats für Stadtplanung und Baugestaltung. In dieser Funktion „hatte er ein gewichtiges Wort mitzureden: So weiß heute kaum noch jemand, daß er es war, dem es gelungen ist, die völlige Demolierung des ‚Alten Borromäums‘ zu verhindern oder die prächtige Attika des ehemaligen Marstalles, die zur Pferdeschwemme am Sigmundsplatz schaut, zu retten und in die Fassade des Neuen Festspielhauses zu integrieren; damit wurde ein traditionsreiches Bauelement unserer Stadt der Nachwelt erhalten“, so der Stadtverein, dessen Ehrenpräsident Schmiedbauer ab 1977 war. Mit 31. August 1967 beendete Schmiedbauer seine berufliche Tätigkeit. Im Zuge der Pensionierung wurde ihm von Bundespräsident Adolf Schärf (SPÖ) der Titel Hofrat verliehen. Zu Lebzeiten erhielt Alois Schmiedbauer unzählige Ehrungen, darunter – hier in chronologischer Reihenfolge angeführt – das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich 1962, das Bürgerrecht der Stadt Salzburg 1966, das Silberne Verdienstzeichen des Landes Salzburg 1977, die Wappenmedaille der Landeshauptstadt Salzburg in Silber 1977, das Goldene Verdienstzeichen des Landes Salzburg 1982, das Ehrenzeichen der Kameradschaft der Pioniere und Sappeure 1983 sowie das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1986.
Der Meldekartei zufolge wohnte Alois Schmiedbauer seit September 1947 in der Kleingmainer Gasse 3, ehe er im Juli 1949 zu seiner Frau in die Sigmund-Haffner-Gasse 14 übersiedelte. 1971 zog das Ehepaar in das neu erbaute Einfamilienhaus Malerweg 9 in Morzg, in dem Alois Schmiedbauer bis zum März 1989 lebte. Der Pädagoge starb am 27. Mai 1989 um 20 Uhr im Städtischen Altersheim in der Karl-Höller-Straße 4, wo er zwei Monate zuvor aufgenommen worden war. Sein künstlerischer, fotografischer und schriftstellerischer Nachlass, der 19 Kartons umfasst, befindet sich im Salzburger Landesarchiv.
Straßenbenennung
Nach Vortrag durch Gemeinderat Erich-Franz Peyerl (SPÖ) stimmte der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 13. Mai 1992 einstimmig (18 SPÖ, 9 ÖVP, 6 FPÖ, 4 BL) für die Benennung die Alois-Schmiedbauer-Straße.