Franz Schrempf

Biografie als PDF mit Quellen und Literatur:

Lehrer, Maler

* 13. September 1870 in Bad Ischl, Oberösterreich

† 8. August 1953 in Bad Goisern, Oberösterreich

Straßenbenennung: Franz-Schrempf-Straße, beschlossen am 30. Juli 1965

Lage: Elsbethen/Glasenbach; kurzer Straßenzug an der Stadtgrenze östlich der Ursulinenschule.

 

Franz Schrempf kam am 13. September 1870 in Perneck, einem Ortsteil von Bad Ischl (Bezirk Gmunden, OÖ), zur Welt; am darauffolgenden Tag wurde er in der dortigen Pfarrkirche katholisch getauft. Er war der Spross einer Familie, deren Vorfahren aus dem Geschlecht der Edlen von Schrempf aus Hall in Tirol stammten und die eng mit dem Bergbau verbunden waren. Das Taufbuch der Pfarre Bad Ischl vermerkt als Beruf des Vaters von Franz Schrempf, Josef Schrempf, „k.k. Bergschaffer“, also Berg- oder Schichtmeister in der Saline in Ebensee. Auch der Vater von Schrempfs Mutter Sofia (mitunter auch: Sophia), Johann Georg Ramsauer, sowie sein gleichnamiger Taufpate Franz Schrempf waren als Bergmeister bzw. Materialaufseher bei der Saline in Ebensee tätig.

 

Lehrer und Maler

Bereits in jungen Jahren kam Franz Schrempf nach Salzburg, da sein Vater eine Anstellung in der Saline am Dürrnberg bei Hallein erhielt. Franz Schrempf besuchte die Realschule in der Stadt Salzburg, wo er 1888 maturierte. Anschließend absolvierte er ein Jahr an der Kunstgewerbeschule in Wien. Im Wintersemester 1889 trat Schrempf an die Akademie der bildenden Künste über, in der er vier Jahre die Allgemeine Malschule unter Christian Griepenkerl besuchte und von den Historienmalern August Eisenmenger und Franz Rumpler beeinflusst wurde. Wohl aus ökonomischen Überlegungen belegte Schrempf parallel zu seiner künstlerischen Ausbildung das Studium der Mathematik mit Schwerpunkt auf geometrischem Zeichnen an der Universität Wien. Er schloss 1894 seine Ausbildung mit der Lehrbefähigung als Mittelschullehrer für Zeichnen und Mathematik ab. Der Weg von Franz Schrempf als Pädagoge führte ihn durch mehrere Kronländer der Habsburgermonarchie. 1894 begann er seinen Schuldienst als Supplent (Aushilfslehrer) an der Staatsrealschule in Triest. Von dort wurde er als Lehrer für Freihandzeichnen im Herbst 1898 an das „Communal-Gymnasium“ in Bregenz versetzt und mit 1. September 1899 definitiv angestellt. Die „Vorarlberger Landes-Zeitung“ meldete im Juli 1904, dass Schrempf im Herbst an das Staatsgymnasium in Cilli (heute Celje, Slowenien) wechseln werde, tatsächlich trat er diese Stelle aber nicht an. Die Gründe dafür sind nicht bekannt, möglicherweise lagen sie im Privaten, denn am 30. Oktober 1906 heiratete Franz Schrempf in Bad Ischl die um knapp 16 Jahre jüngere Paula Ramsauer. Ein Jahr später wurde die gemeinsame Tochter Margarethe in Bregenz geboren. Im September 1907 trat Franz Schrempf vom Kommunalgymnasium an das Staatsgymnasium in Bregenz über. Ein Jahr später schließlich setzte das Ministerium für Unterricht und Kultus den Mittelschulprofessor auf die Lehrstelle an der Staatsrealschule in Salzburg ein. Damit endete nach zehn Jahren Schrempfs Zeit in Vorarlberg, wo erste Landschaftsaquarelle wie „Bodensee“, „Blick zum Martinsturm in Bregenz“, „Gebhardsberg bei Bregenz“ oder „Im Bregenzerwald“ entstanden waren. Ein Teil dieser frühen Arbeiten des Lehrers und Malers fand außerdem Eingang in das Buch „Vorarlberg und Liechtenstein. Land und Leute“ des Schweizer Schriftstellers Jakob Christoph Heer.

Die Stadt Salzburg wurde nun erneut und endgültig der Lebensmittelpunkt von Franz Schrempf und seiner Familie. Hier kam im Mai 1909 der Sohn Franz zur Welt, hier erwarb der Lehrer und Künstler das 1893 in der Riedenburg erbaute Haus mit der Adresse Bucklreuthstraße 11, das er bis zu seinem Tod bewohnte und dessen Aussicht Richtung Süden ihn zu einer großen Zahl an stimmungsvollen Landschaftsbildern inspirierte. Der „Salzburger Chronik“ war es im Mai 1910 eine Meldung wert, dass eine Rehgeiß vom Mönchsberg auf Schrempfs Grundstück gefallen war und der Besitzer dies ordnungsgemäß zur Anzeige gebracht hatte. Franz Schrempf war in Salzburg erneut nicht nur als Lehrer tätig, sondern trat unmittelbar nach seiner Übersiedlung auch als Maler hervor. Bei der Weihnachtsausstellung im Künstlerhaus im Dezember 1908 stellte er erstmals hierorts aus, zu sehen war „eine Anzahl schöner Landschaften“, so der kulturkonservative Rezensent Vinzenz von Lychdorff im „Salzburger Volksblatt“. Laut einer Aufstellung jener Künstlerinnen und Künstler, deren Werke bei den Jahresausstellungen im Salzburger Künstlerhaus gezeigt wurden, war Franz Schrempf vor dem Ersten Weltkrieg 1910, 1911 und 1912 präsent. Zu Jahresbeginn 1912 waren außerdem etliche Aquarelle in den Schaufenstern des Rahmenfabrikanten und Kunsthändlers Wilhelm Kreiselmeyer ausgestellt, darunter „hübsch gearbeitete Motive aus Salzburgs näherer und fernerer Umgebung“. Schrempf verschrieb sich ganz seiner Heimat(-Stadt). Dass der Lehrer und Maler 1913 der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde beitrat, lag nahe. Im Jahresbericht der Staatsrealschule 1913/14 publizierte er über „Die romanischen Baureste der Stadt Salzburg“. Mit seinen Ausführungen wollte er erreichen, „auf den einschlägigen Werken der Fachliteratur und auf eigener Anschauung fußend, die Jugend zu verständigem Betrachten unserer altehrwürdigen Kunstdenkmale anzuleiten“. Zu Schrempfs Schülern in der Realschule zählten u. a. die späteren Maler Wilhelm Kaufmann und Rudolf Dimai. Schrempf wurde als Pädagoge hochgeschätzt. Noch 1940, Jahre nach seiner Pensionierung, schrieb ein Rezensent anlässlich der Weihnachtsausstellung des Kunstvereins: „Bei den Aquarellen von Prof. Franz Schrempf werden Erinnerungen an die eigene Schulzeit wach: Wieviele Schüler hat er die Umwelt, Natur und Farbe schauen gelehrt, und wie hat er sich selbst die eigene Besinnlichkeit, die Künstlernatur bewahrt.“ Der der Jugendbewegung nahestehende Lehrer engagierte sich auch außerhalb der Schule für die Bildung und die sportlichen Aktivitäten seiner Schülerinnen und Schüler. Im Schuljahr 1912/13 etwa erteilte er „Unterweisung für Anfänger im Skilauf auf der Gersbergalpe (60 Teilnehmer); unternahm ferner einen Skiausflug von Hallein über die Barmsteinlehen nach Schellenberg (20 Teilnehmer) und auf den Hohen Göll (2159 m) von der Vorderbrand durchs Alpeltal (8 Teilnehmer)“.

 

Im Ersten Weltkrieg

Nachdem im Mai und Juni 1914 einige von Franz Schrempfs Arbeiten bei der Frühjahrsausstellung des Vereins der bildenden Künstler der Steiermark ausgestellt waren, bei der Salzburger Kollegen eingeladen waren, ihre Werke zu präsentieren, und ein „Kunstfreund“ Schrempfs Aquarell „Bergland“ erworben hatte, machten wenige Wochen später die Streitkräfte der Habsburgermonarchie mobil. Die Militärs zogen in den Krieg, unter ihnen Franz Schrempf, der mit 31. Dezember 1901 als Leutnant des 1. Landesschützen-Regiments des Tiroler Landsturmes in die Reserve versetzt worden war und nun reaktiviert wurde. Für den Offizier sollte der Krieg vorerst im September 1914 ein Ende haben, als er nach wenigen Wochen im Feld mit seiner Einheit in russische Gefangenschaft geriet. Von Kursk führte ihn der Weg nach Osten in das Lager nach Pensa. Über die Gefangennahme, den aktuellen Aufenthaltsort und die geplante Verlegung konnte Schrempf eine Mitteilung in die Heimat schicken, die in etlichen deutschsprachigen Zeitungen der Monarchie paraphrasiert wurde. Nur wenige Tage später war zu lesen, dass Schrempf durch einen Schuss am Fuß verletzt worden wäre und sich mit seinen Schicksalsgenossen nunmehr auf dem Weg nach Omsk befände, er aber wie alle Offiziere von den Russen gut behandelt würde. Dazu gehörte auch, dass er Zugang zu Malutensilien hatte, sodass er eine Reihe von skizzenhaften Eindrücken aus der russischen Gefangenschaft und der Landschaft rundum anfertigen konnte. Etliche dieser Kleinkunstwerke zeichnete er auf Postkarten, mit denen er meist gleichzeitig seinem Sohn „viele Busserln vom Papale“ nach Hause sandte. Nach einem längeren Lageraufenthalt in Kainsk (heute Kuybyshev, Russland), 350 km östlich von Omsk, landete Schrempf 1915 in Tschita in Transbaikalien, dem südöstlichsten Teil Sibiriens nahe der Grenze zur Mongolei. Im Frühjahr 1917 wurde er in das nahe Lager Dauria verlegt. Nach mehreren Fluchtversuchen mit Kommilitonen stellte die zaristische Armee Schrempf zunächst unter strengere Bewachung, doch schon bald sollte er als einer von Tausenden durch die Initiative von Elsa Brändström, dem „Engel von Sibirien“, im Austausch mit russischen Gefangenen freigelassen und in die Heimat überstellt werden. Einige in der Gefangenschaft entstandene Arbeiten zeigte Schrempf bei der Osterausstellung 1917 im Salzburger Künstlerhaus, „sie begründeten eigentlich seinen Ruf als Aquarellist“. Zu Jahresbeginn 1918 – also noch während der Kriegshandlungen – gab das Salzburger Infanterieregiment Nr. 59 im Selbstverlag die Heldenerzählung „Unsere Rainer im Weltkrieg 1914/18“ heraus, für die Franz Schrempf das Titelblatt gestaltete. Die Kriegslage wurde für die österreichisch-ungarische Monarchie immer aussichtsloser und noch einmal griff der habsburgische Militärapparat auf den 58-jährigen Schrempf zu. Als Kriegsmaler setzte die Armee ihn an der Südfront ein, die Gebirgslandschaft von Flitsch (heute Bovec, Italien) war eines seiner Motive. „Die dort entstandenen Aquarellskizzen verraten mit ihrem üppigen Schwung, daß sich Schrempf in den Südtiroler Bergen beträchtlich wohler fühlte“ als in Russland, so Nikolaus Schaffer.

 

Rückkehr ins bürgerliche Leben

Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte Franz Schrempf mit 1. Dezember 1918 als Lehrer für Freihandzeichnen in den Schuldienst an der Realschule in der Stadt Salzburg zurück. Künstlerisch schloss er sich der neugegründeten Salzburger Künstlergruppe „Wassermann“ an, die in Opposition zur konservativen Kunstpolitik des Kunstvereins die künstlerische Moderne in Salzburg zu propagieren suchte. Schrempf stellte bei der ersten Schau des „Wassermann“ in der „Neuen Galerie“ am Alten Markt aus, bei der auch Werke u. a. von Egon Schiele und Oskar Kokoschka zu sehen waren. „Die von expressionistischem Sturm- und Dranggebaren begleitete Skandalausstellung des Spätsommers 1919 sah ihn zwar noch nicht in den Reihen der Neuerer, wohl aber die bereits in ruhigeren Bahnen verlaufenden Nachfolge-Veranstaltungen von 1920 und 1921.“ Nachdem der „Wassermann“ nur von kurzer Dauer war, folgte Franz Schrempf dem Mitbegründer der Salzburger Avantgarde, Anton Faistauer, in den „Sonderbund bildender Künstler“, blieb gleichzeitig aber auch immer im Kunstverein präsent. Das Kunstverständnis von Franz Schrempf war nicht elitär geprägt, er war auch für die Illustration und die Gebrauchsgrafik offen. So entwarf er 1920 die Notgeldscheine zu 10, 20 und 50 Heller für die damals eigenständige Gemeinde Maxglan, auf denen er in Tuschfeder die Brücke über die Glan, die Pfarrkirche und die Stieglbrauerei abbildete. 1925 gestaltete er das Umschlagbild – eine Ansicht der Salzburger Altstadt vom Mönchsberg Richtung Festung Hohensalzburg – und weitere kleine Tuschfeder-Abbildungen für das von Otto Kunz zusammengestellte Buch „Stadt und Land Salzburg“, das im Verlag des Salzburger Landesverbandes für Fremdenverkehr erschien. Im Jahr darauf illustrierte er den Band 28 der Schulbuchreihe „Der Brunnen“ mit dem Titel „Vom Bodensee zum Burgenland. Schilderungen aus Österreich“ von Josef Ziegler und gestaltete das Titelblatt der 31. Nummer, „Was Peter Rosegger aus seiner Kindheit erzählt“. Karl M. Schnöll und Karl Springenschmid hatten dafür acht Episoden aus dem Buch „Waldheimat“ des steierischen Dichters ausgewählt.

Dr. Julius Leisching, Architekt und Direktor des Salzburger Museums Carolino Augusteum (heute Salzburg Museum), urteilte 1930 über den Künstler Franz Schrempf: „Der ausgezeichneten Schule Rumplers entstammen Franz Schrempf und Max v. Poosch. Ersterer vor allem Landschafter im lockerluftigen Impressionismus, von erstaunlicher Beweglichkeit, während langer russischer Gefangenschaft zum Aquarellisten entwickelt.“ Und 1934 äußerte sich der Salzburger Kunstkritiker und Pädagoge Dr. Ludwig Praehauser in dem nur ein Mal erschienenen Almanach „Kunst in Österreich“ folgendermaßen: „Franz Schrempf beherrscht in seinen Aquarellen die Landschaft als farbig wogendes Gewebe im Zauber der Atmosphäre.“ Im Jahr zuvor, 1933, war Franz Schrempf im Alter von 63 Jahren als Lehrer in Pension gegangen. 1935 verstarb sein gleichnamiger Sohn, der als Assistenzarzt am St. Johanns-Spital tätig war, an den Folgen eines Motorradunfalles.

 

NS-Zeit

Wie für den weitaus größten Teil der Salzburger Künstlerinnen und Künstler stellte auch für Franz Schrempf der „Anschluß“ keinen Bruch in seinem Schaffen dar. Der rüstige Rentner blieb weiterhin aktiv, hatte sein Atelier im Künstlerhaus und präsentierte seine Werke, so etwa 1938 bei der Sommerausstellung des Kunstvereins im Künstlerhaus. „Franz Schrempf, Rudolf Dimai, Alberto Susat zeigen schöne Aquarelle“, so das wenig aussagekräftige Urteil des Rezensenten des „Neuen Wiener Tagblattes“. Bei der Weihnachtsausstellung im selben Jahr stellte Reichsstatthalter Dr. Arthur Seyß-Inquart 5.000,- RM „für den staatlichen Ankauf von Kunstwerken“ zur Verfügung. Die Liste jener Salzburger Künstlerinnen und Künstler, von denen Werke erworben wurden, versammelt die zentralen lokalen Akteurinnen und Akteure jener Tage, darunter auch Franz Schrempf. Welches Werk für welche Institution angekauft wurde, ist nicht bekannt.

Die mit Sicherheit bedeutendste Würdigung des Malers Franz Schrempf durch das NS-Regime datiert in das Jahr 1939. Anlässlich des 50. Geburtstages von Adolf Hitler überreichte der Wiener Gauleiter Josef Bürckel dem Diktator ein 32 Blätter umfassendes „Sammelwerk von Originalaquarellen österreichischer Künstler, (…). Die Motive, Wien und den Gauen entnommen, zeigen durchweg Stadt- und Landschaftsbilder, die mit Persönlichkeit und Leben des Führers in Verbindung stehen. (…) Jedes einzelne Blatt ist von einer Blende handgeschöpfter Japanbütte mit handgeprägtem Goldrand geschützt und von Architekten Johannes Cech, der auch das Widmungsblatt: ‚Die Ostmark ihrem größten Sohn zum 50. Geburtstag‘ zeichnete, in prächtiger Fraktur beschriftet.“ Eines der Aquarelle des Albums stammte von Franz Schrempf, wobei aus dem Zeitungsbericht nicht hervorgeht, um welches Motiv die Arbeit darstellte. Da jene Werke mit politischem Inhalt im Artikel eingehender beschrieben wurden, ist davon auszugehen, dass es sich bei Schrempfs Bild um kein NS-verherrlichendes Kunstwerk handelte, wie überhaupt ein derartiges aus Schrempfs Œuvre (bislang) nicht bekannt ist. Der Verbleib des Geschenkalbums konnte nicht geklärt werden. Auffällig ist, dass der pensionierte Mittelschulprofessor und Maler Franz Schrempf im zeitlichen Umfeld des 50. Geburtstages von Adolf Hitler mit dem Aufnahmedatum 1. Mai 1938 und der Mitgliedsnummer 6.346.779 Mitglied der NSDAP wurde. Die Gründe für die Vergabe einer „Illegalennummer“ an Schrempf sind ebenso wenig bekannt wie ein eventuelles Engagement für die österreichische NSDAP in der Verbotszeit sowie der Zeitpunkt der Beantragung der Aufnahme in die Partei. Die Mitgliedskarte jedenfalls wurde ihm am 15. Juli 1939, also weniger als drei Monate nach Hitlers 50. Geburtstag, ausgestellt. Eine Verbindung zwischen der Überreichung des Albums an Adolf Hitler und der Aufnahme von Franz Schrempf in die NSDAP ist möglich, jedoch anhand der überlieferten Akten nicht nachweisbar. Schlussendlich sollte nicht nur Adolf Hitler mit einem Bild von Franz Schrempf bedacht werden, sondern 1941 auch der Oberbefehlsleiter der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV), Erich Hilgenfeldt, der bei seinem Besuch in Salzburg von Oberbürgermeister Anton Giger im Rathaus eine von Schrempf gefertigte Ansicht der Stadt Salzburg in Öl überreicht bekam. Offensichtlich ließ Hilgenfeldt das Gemälde zunächst in Salzburg, denn zwei Wochen nach seinem Besuch bedankte er sich bei Giger: „Mit der Übersendung des Bildes haben Sie meiner Frau und mir eine ganz besondere Freude bereitet. Ich danke Ihnen und Ihren Beigeordneten vielmals hierfür und benutze die Gelegenheit, um Ihnen auch für den herzlichen Empfang anlässlich meines Besuches in Salzburg meinen besten Dank auszusprechen.“

Während der NS-Zeit gehörte Franz Schrempf bei sämtlichen großen Ausstellungen in Salzburg zu den Fixstartern. Bei der Sommerausstellung des Kunstvereins 1940 war er mit zwei Landschaftsbildern in Öl vertreten, die zeitgleich von der DAF-Unterorganisation „Kraft durch Freude“ (KdF) organisierte Werks- und Wanderausstellung der bildenden Künstler Salzburgs, die in mehreren Orten des Gaues Station machte, enthielt ebenfalls eine seiner Arbeiten. Und auch bei der Weihnachtsausstellung im Künstlerhaus waren Arbeiten des Jubilars, der 1940 seinen 70. Geburtstag feierte, zu sehen. Anlässlich dieses Jubiläums brachte das „Salzburger Volksblatt“ eine kurze Meldung, der zufolge Schrempf „zu den hervorragendsten Mitgliedern der Salzburger Künstlergenossenschaft“ zähle. In der „Salzburger Landeszeitung“ erschien eine ausführliche Laudatio aus der Feder von Friedrich Welz, Inhaber der gleichnamigen Galerie und späterer Leiter der Landesgalerie des Reichsgaus Salzburg.

Arbeiten von Franz Schrempf waren bei der 1941 organisierten Schau der KdF-Organisation „Feierabend“, die den Titel „Salzburger Tracht, Brauchtum und Landschaft“ trug, zu sehen. Bei der Frühjahrsausstellung des Kunstvereins 1942, die unter dem Motto „Aquarell und Graphik“ stand, wurden u. a. Schrempfs „St. Wolfgang“ und „Seeufer“ gezeigt; letzteres erwarb im April 1942 das Städtische Museum (heute Salzburg Museum). Für die Jahresausstellung im September reichte er das Aquarell „Am Ufer der Traun“ ein. Und das bei der Weihnachtausstellung präsentierte Bild „Der Teufelssteg bei Lofer“ erwarb die Gauhauptstadt Salzburg um 500,- RM. Ähnlich unpolitische Kunstwerke zeigte Schrempf auch im darauffolgenden Jahr: Im Frühjahr präsentierte er Ansichten von Ferleiten und vom Watzmann, bei der Weihnachtsausstellung ein der „salzburgischen Heimat“ entnommenes Motiv.

 

Entnazifizierung

Ende Mai 1946 füllte Franz Schrempf das Meldeblatt zur Registrierung der Nationalsozialisten aus und gab dieses bei der für ihn zuständigen Kartenstelle Riedenburg ab. Im Formular gab er an, von „April/Mai 1938“ bis „auf weiteres (April 1945?)“ Parteianwärter gewesen zu sein, denn eine „Verständigung über Aufnahme als Mitglied wurde nicht zugestellt“. Gleichzeitig suchte er um „Befreiung der Registrierung“ an, denn: „Die irrige Meinung, dass der Beitritt zahlreicher Gemäßigter und Besonnener einen beruhigenden Einfluss ausüben könnte, bewog mich um die Aufnahme anzusuchen. Ich glaube wieder an die Zukunft Österreichs!“ Bei der neuerlichen Registrierung 1947 wiederholte er seine Angaben über seinen Parteistatus. Er gab an, von „Mai 1938“ bis „unbekannt“ Parteianwärter gewesen zu. In der Rubrik „Mitglied der NSDAP“ notierte er: „Verständigung über Aufnahme als Mitglied (Parteibuch) nicht erhalten, betrachtete mich daher als ‚Anwärter‘“. Schrempf gab „gelb (?)“ als Farbe der Mitgliedskarte an, die Mitgliedsnummer war ihm „nicht mehr erinnerlich“. Der Registrierungsakt im Stadtarchiv Salzburg enthält außer den beiden Meldeblättern und dem handschriftlichen Ansuchen um Befreiung von der Registrierung keine weiteren Schriftstücke. Auf der Innenseite des Aktendeckels ist mit Bleistift vermerkt: „minderbel[astet] 29.8.47“.

 

Nachkriegsschaffen

Franz Schrempf blieb auch nach 1945 im künstlerischen Leben präsent. Im Sommer 1947 waren beispielsweise seine Werke „Waldbachstrupp bei Hallstatt“, „Am Gosausee“ und „Blick auf den Hallstättersee“ bei der vielbeachteten Ersten großen österreichischen Kunstausstellung im Wiener Künstlerhaus, die von mehr als 60.000 Menschen besucht wurde und das künstlerische Wiedererstehen Österreichs symbolisierte, zu sehen. Bei der Jahresausstellung 1950 im Salzburger Künstlerhaus wurde dem „Altmeister“ Franz Schrempf gar ein Ehrenplatz an einer eigenen Wand eingeräumt. Zwar scheint der Künstler auch nach 1945 als Ateliermieter im Künstlerhaus auf, ob er dies tatsächlich auch nutzte, ist unklar.

Franz Schrempf starb am 8. August 1953 in Bad Goisern, das Meldeamt der Stadt Salzburg wurde davon am 19. des Monats unterrichtet. Sein Leichnam wurde nach Salzburg überführt und am Kommunalfriedhof neben seinem Sohn im Familiengrab beigesetzt. Paula Schrempf starb acht Jahre nach ihrem Mann in Salzburg. Dem Maler, der zeitlebens mehrere Auszeichnungen erhalten hatte, darunter 1919 die Medaille der Stadt Salzburg und 1921 die Silberne Staatsmedaille sowie die Kunstmedaille der Stadt Graz, widmete der Salzburger Kunstverein 1961 in den damaligen Ausstellungsräumen in der Residenz eine Gedächtnisausstellung. „Seine Ölbilder, seine Graphiken und Radierungen, aber besonders seine Aquarelle – der gesamte Nachlaß besteht aus 80 Werken – sind eine geistige Reproduktion der innerlichen Naturverbundenheit des Künstlers“, so das „Demokratische Volksblatt“ anlässlich der Eröffnung der Schau.

Das Urteil der (lokalen) Kunstgeschichte über Franz Schrempf ist durchwegs positiv. Nach Anton Gugg war der Maler eine „der populärsten Persönlichkeiten des Salzburger Kunstlebens der Zwischenkriegszeit und wurde auch nach 1945 von Publikum und Kritikern hoch geschätzt“. Gugg bezeichnete Schrempf als „den einstigen Liebling der Salzburger Kunstszene“, der „mit impressionistischer Sichtweise erfrischend auf die lokale Aquarellistik gewirkt“ habe. Zu einem ähnlichen Urteil kam Nikolaus Schaffer: „So kann es vorkommen, daß ein Künstler von relativ unscheinbarem Kaliber auf ‚seinem‘ Gebiet Spitzenleistungen zustande brachte, vor denen auch der anspruchvollste Betrachter den Hut ziehen muß. Das ist dem Salzburger Franz Schrempf gelungen, der frühzeitig seine Sonderbegabung für das Aquarell erkannte und sich mit großer Eindringlichkeit vornehmlich in diesem Metier profiliert hat. Mit ihm war sozusagen eine Nebenrolle erstklassig besetzt.“ Schaffer hob Franz Schrempf damit aus der vielfach vom kommerziellen Nostalgie- und Folklorekitsch dominierten Salzburger Aquarellschwemme seit dem frühen 19. Jahrhundert heraus. „Die Arbeiten von Schrempf bedeuten in ihrer formalen Lockerheit und relativen Unabhängigkeit vom Motiv einen Ausbruch aus diesem herkömmlichen Klischee des Aquarellierens, gegenüber der pedantisch konservierenden Auffassung wirken sie wie Dokumente unmittelbar angetroffenen Lebens. Durch sie hindurch spürt man den frischen Atem der Natur. (…) Schrempf war in Salzburg der erste, der nicht mehr in herkömmlicher Weise nach gefälligen Motiven Ausschau hielt, sondern sich fast ausschließlich dem wechselhaften Fluidum von Licht und Farbe zuwandte. Der bläßlichen, steifen Art biedermeierlichen Aquarellierens mit ihrer Detailversessenheit setzte er eine schwungvolle Auffassung entgegen, die das sinnliche Pulsieren der Erscheinungen in lockeren Pinselzügen nachvollzieht. (…) So verdient er es allemal, Salzburgs führender Aquarellist der Zwischenkriegszeit genannt zu werden, was in Anbetracht des hohen Stellenwerts, den diese künstlerische Branche hier genießt, schon einiges besagen will.“ Schaffers Fazit: „Wenn er auch in mancher Hinsicht nicht mehr als regionale Bedeutung erreicht haben mag – auf seinem Hauptgebiet, dem Aquarell, erklomm er zweifellos eine hohe Sprosse der Vollendung.“

 

Straßenbenennung

Rund 30 Benennungsvorschläge im gesamten Stadtgebiet beriet in seiner Sitzung vom 5. Februar 1965 der Unterausschuss für Straßenneubenennungen, bestehend aus Dr. Herbert Glaser (ÖVP, Vorsitz), Gemeinderat Hermann Ingram (FPÖ), Gemeinderat Adolf Merz (SPÖ), Amtssekretär Josef Schaubeder (Vermessungsamt), Oberstaatsarchivar Dr. Herbert Klein (Direktor des Salzburger Landesarchivs), Dr. Heinz Klier als Vorstand der Magistratsabteilung II und Amtsrat Walter Strasser als Schriftführer. Der Name des Künstlers Franz Schrempf fand dabei Eingang in den „Vorgang X (Elsbethen-Glasenbach)“, bei dem „4 kurze Straßenzüge an der Stadtgrenze“ nach Malern benannt wurden. Neben Franz Schrempf waren dies Franz Jung-Ilsenheim, Karl Reisenbichler (beide ebenfalls ehemalige NSDAP-Mitglieder) und Michael Ruppe. In der der Liste beigelegten Legende wurde über Schrempf angeführt: „Salzburger Kunstmaler; er widmete sich vorwiegend der Landschaftsmalerei und bevorzugte Aquarelle; in zahlreichen Bildern stellte er Motive aus der Salzburger Landschaft dar.“ Nachdem sich der Kulturausschuss am 2. Juli und in der Folge der Stadtsenat am 12. Juli für diese Benennung ausgesprochen hatten, beschloss der Gemeinderat in seiner Sitzung am 30. Juli 1965 die vorgelegte Liste von Straßenneubenennungen einstimmig (14 SPÖ, 6 ÖVP, 6 FPÖ, 1 KPÖ).